Was sind die Gründe, wenn es mit dem schwanger werden nicht klappt und wie kannst du mit deinen Gefühlen umgehen? All das erfährst du in diesem Artikel.
Key Facts
- Bei etwa 85 % der Paare tritt im ersten Jahr nach dem Absetzen der Verhütung eine Schwangerschaft ein
- Für die restlichen 15 % dauert es länger, was aber als normal gilt
- Zyklusstörungen, Zysten, Infektionen, Alter - die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch können vielfältig sein
- Antioxidantien, ballaststoffreiche Ernährung und ein gesundes Körpergewicht können die Fruchtbarkeit verbessern
- Nach einem Jahr ungeschützten Geschlechtsverkehr ohne Schwangerschaft sollte ein Arzt konsultiert werden
Einleitung
Fragst du dich manchmal, warum alle schwanger werden ausser dir? Oder ist vielleicht gerade deine beste Freundin schwanger und du fragst dich, warum es bei allen um dich herum scheinbar so mühelos klappt, nur du wirst einfach nicht schwanger? Dabei versuchst du es doch schon viel länger, aber dein Schwangerschaftstest wird einfach nicht positiv.
Das Thema Kinderwunsch kann zu Frustration, Enttäuschung oder sogar Neid führen. Nicht wenige Frauen ziehen sich zurück und meiden soziale Kontakte mit Schwangeren. Im englischsprachigen Raum wurde sogar ein neuer Begriff für dieses Gefühl geprägt, baby envy (“Babyneid”).
In diesem Artikel wollen wir klären, warum einige Frauen schneller schwanger werden als andere, was du tun kannst, um natürlich schwanger zu werden und welche Wege dir zur Verfügung stehen, wenn die Schwangerschaft auf sich warten lässt.
Ist es normal, dass man nicht direkt schwanger wird?
Wenn Paare aufhören zu verhüten, hoffen sie, dass sie am besten schon im ersten Zyklus schwanger werden. Doch das ist tatsächlich nur selten der Fall. Alles bis zu einem Jahr ist völlig normal. Während es bei ca. 85 % der Paare im ersten Jahr zu einer Schwangerschaft kommt, warten 15 % noch auf ihr Wunschkind.
In diesem Video spricht unsere unsere Gynäkologin Dr. Corinna Heitmann, wie man mit seinen Gefühlen umgehen kann, wenn es mit dem Schwanger werden nicht (sofort) klappt (zum Abspielen auf das Bild klicken):
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden?
Mit dem Alter der Frau nimmt die monatliche Chance auf eine Schwangerschaft ab. In ihren 20ern sind Frauen am fruchtbarsten. Hier liegt die Wahrscheinlichkeit auf eine spontane Schwangerschaft bei 25 %. Mit Ende 30 sind es nur noch 10 % und mit Ende 40 sogar nur noch 5 %.
Erfahre, wie du dir deinen Kinderwunsch erfüllen kannst
In dem Webinar mit Dr. med. Maddalena Masciocchi erfährst du, welche Faktoren deine Fruchtbarkeit beeinflussen, welche Rolle das Alter spielt und wie du dir deinen Kinderwunsch erfüllen kannst. Im Anschluss kannst du deine persönlichen Fragen völlig anonym im Live Q&A stellen.
Welche Voraussetzungen müssen für eine Schwangerschaft erfüllt sein?
- Eisprung
- Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen
- Gute Eizellqualität
- Bewegliche, normal geformte Spermien
- Durchlässige Eileiter
- Gesunde Gebärmutter
- Gut aufgebaute Gebärmutterschleimhaut
Wie du aus dieser Liste erkennen kannst, müssen viele Faktoren zusammenspielen, damit eine Schwangerschaft überhaupt eintreten kann. Wenn kein Eisprung stattfindet oder es zu keinem Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen kommt, ist eine Schwangerschaft nicht möglich.
Ausserdem kann dein Zyklus durch Alkohol, Rauchen, ungesunde Ernährung, zu wenig Schlaf oder chronischen Stress gestört werden. Denn diese Einflussgrössen wirken sich auf deinen Hormonhaushalt aus und können den Eisprung verhindern oder den Aufbau deiner Gebärmutterschleimhaut stören.
Was sind mögliche Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch?
Die Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch können vielfältig sein. Im folgenden Video erfährst du, welche Ursachen dahinterstecken können (zum Abspielen auf das Bild klicken):
- Alter der Frau: Mit zunehmendem Alter der Frau nimmt die Qualität und Quantität der Eizellen ab, was die Empfängnis erschweren kann.
- Zyklusstörungen: Unregelmässige Zyklen oder das Ausbleiben des Eisprungs können die Chancen auf eine Schwangerschaft verringern.
- Hormonstörungen: Ungleichgewichte in Hormonen wie Östrogen und Progesteron können die Empfängnis beeinträchtigen. Auch das Schilddrüsen-stimulierende Hormon (TSH) spielt eine wichtige Rolle in der Regulation der Hormone.
- Endometriose: Endometriose ist eine Erkrankung, bei der sich Gewebe ähnlich der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter ansiedelt, was zu Entzündungen und Verwachsungen führen und die Befruchtung beeinträchtigen kann.
- Myome: Gutartige Tumore in der Gebärmutter können die Einnistung einer befruchteten Eizelle behindern.
- Zysten: Zysten in den Eierstöcken können den Eisprung beeinträchtigen oder andere Probleme verursachen, die eine Schwangerschaft erschweren.
- Infektionen: Sexuell übertragbare Infektionen oder Infektionen des Fortpflanzungssystems können die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.
- Organische Ursachen: Angeborene Anomalien der Fortpflanzungsorgane oder strukturelle Probleme können die Empfängnis behindern. Die häufigsten Ursachen für verschlossene Eileiter sind eine Chlamydieninfektion, Eileiterschwangerschaften, vorausgegangene Operationen oder Endometriose.
- Spermienqualität: Eine geringe Spermienanzahl, schlechte Beweglichkeit oder abnorme Formen der Spermien können die Befruchtung erschweren. Mindestens 40 % der Spermien im Ejakulat sollten dabei beweglich sein. Ausserdem sollten sie normal geformt sein mit einem ovalen Kopf und einem langen Schwanz, damit sich die Spermien zur Eizelle bewegen und in sie eindringen können.
- Varikozele: Eine Erweiterung der Venen im Hodensack kann die Spermienproduktion beeinträchtigen.
- Lebensstilfaktoren: Übermässiger Alkoholkonsum und Rauchen können die Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen beeinträchtigen und das Risiko von Fehlgeburten erhöhen.
In einigen Fällen bleibt die Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch ungeklärt (idiopathische Sterilität). Es wird davon ausgegangen, dass bei ca. 30 % der Paare weltweit keine Ursache gefunden werden kann.
Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
In der Regel solltest du einen Arzt oder eine Kinderwunschklinik aufsuchen, wenn du nach über einem Jahr ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht schwanger geworden bist. In einigen Fällen kann es aber auch sinnvoll sein, dass du dir bereits früher professionelle Unterstützung holst:
- wiederholte Fehlgeburten
- du bist über 35 Jahre alt
- du hast bekannte Erkrankungen (z. B. Endometriose), die eine Schwangerschaft erschweren können
Was hilft, um schwanger zu werden?
Bevor du dich mit Schwangerschaftsvitaminen eindeckst, gibt es zuerst einige einfache Mittel, um deine Fruchtbarkeit ganz natürlich zu steigern und deine Hormone wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Im Folgenden geben wir die einige Tipps :
Antioxidantien
Antioxidantien wie Folsäure und Zink können die Fruchtbarkeit bei Männern und Frauen verbessern. Sie deaktivieren die freien Radikale in Ihrem Körper, die sowohl Spermien als auch Eizellen schädigen können.
Eine Studie aus dem Jahr 2012 mit jungen, erwachsenen Männern ergab, dass der Verzehr von 75 Gramm antioxidantienreicher Walnüsse pro Tag die Spermienqualität verbessert.
Eine Studie mit 232 Frauen zeigte, dass eine höhere Folataufnahme mit einer höheren Einnistungsrate, einer klinischen Schwangerschaft und einer Lebendgeburt verbunden war.
Ballaststoffe
Ballaststoffe helfen dem Körper, überschüssige Hormone auszuscheiden und den Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht zu halten. Bestimmte Ballaststoffe können helfen, überschüssiges Östrogen zu entfernen, indem sie es im Darm binden. Das überschüssige Östrogen wird dann als Abfallprodukt aus dem Körper entfernt.
Laut einer Studie können Ballaststoffe, z. B. aus Avocados, Süsskartoffeln, Hafer und Obst den Östrogen- und Progesteronspiegeln optimieren. Einige Beispiele für ballaststoffreiche Lebensmittel sind Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Bohnen. Die empfohlene Tagesdosis an Ballaststoffen liegt für Frauen bei 25 Gramm und für Männer bei 31 Gramm.
Eine Studie aus dem Jahr 2009 ergab, dass der Verzehr von 10 Gramm mehr Ballaststoffe pro Tag mit einem um 44 % geringeren Risiko für ovarielle Unfruchtbarkeit bei Frauen über 32 Jahren verbunden war.
Gesundes Körpergewicht
Das Gewicht ist einer der einflussreichsten Faktoren, wenn es um die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen geht. Denn sowohl Unter- als auch Übergewicht können zu Unfruchtbarkeit führen.
Der Grund dafür ist, dass die Menge des im Körper gespeicherten Fetts die Menstruationsfunktion beeinflusst. Übergewicht kann zum Ausbleiben des Eisprungs und zu Zyklusunregelmässigkeiten führen, aber auch mit einer gestörten Eizellentwicklung einhergehen.
Um Ihre Chancen auf eine Schwangerschaft zu verbessern, solltest du daher ein gesundes Körpergewicht anstreben.
Bewegung
Bewegung hat viele Vorteile für deine Gesundheit, einschliesslich einer erhöhten Fruchtbarkeit. Moderate körperliche Aktivität wirkt sich positiv auf die Fruchtbarkeit von Frauen und Männern aus, insbesondere bei Übergewicht.
Jedoch kann übermässiger Sport mit hoher Intensität die Fruchtbarkeit bei Frauen reduzieren. Exzessives Training kann das Energiegleichgewicht im Körper verändern und sich negativ auf dein Fortpflanzungssystem auswirken.
Alkohol vermeiden
Alkoholkonsum kann sowohl die Spermienqualität beeinflussen als auch den Zyklus der Frau. Zwar ist nach Studienlage unklar, wie viel Alkohol letztendlich einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat - Fakt ist, dass Alkohol ein Zellgift ist und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann.
Wann sollte ich über eine Kinderwunschbehandlung nachdenken?
Wenn sich dein Traum vom Wunschkind nicht auf natürlichem Wege erfüllt, kannst du dennoch mit etwas Unterstützung durch die moderne Reproduktionsmedizin schwanger werden. Bevor du eine Kinderwunschbehandlung durchführen lässt, solltest du vorab deine Fruchtbarkeit testen. Dies geht ganz einfach über einen Hormontest, eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke, Eileiter und Gebärmutter für die Frau und ein Spermiogramm für den Mann.
Abhängig von deinem Alter, olgende Optionen der Kinderwunschwundbehandlung zur Verfügung:
- Hormonbehandlung: Streng genommen ist die Hormontherapie keine klassische Kinderwunschbehandlung, sondern eher eine sanfte Unterstützung deiner Eizellreifung und des Eisprungs. Insbesondere wenn keine genaue Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch festgestellt werden kann, kann eine Hormonbehandlung eine gute Wahl sein.
- Intrauterine Insemination (IUI): Bei der IUI werden Spermien direkt in die Gebärmutter eingeführt, um die Chancen einer Befruchtung zu erhöhen. Dies kann durch den natürlichen Zyklus der Frau oder nach hormoneller Stimulation erfolgen.
- In-vitro-Fertilisation (IVF): IVF ist ein Verfahren zur künstlichen Befruchtung, bei dem Eizellen ausserhalb des Körpers einer Frau in einem Labor mit Spermien befruchtet werden. Die entstandenen Embryonen werden dann in die Gebärmutter der Frau übertragen, um eine Schwangerschaft herbeizuführen.
- Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI): Eine ICSI läuft ähnlich zu einer IVF ab. Nur wird hier ein ausgewähltes Spermium direkt in die Eizelle injiziert. Dieses Verfahren wird oft verwendet, wenn die Spermienqualität niedrig ist oder andere Faktoren eine herkömmliche IVF erschweren.
Wie gehe ich bei unerfülltem Kinderwunsch am besten mit Neid und Schuldgefühlen um?
Die Kinderwunschzeit kann sehr steinig und belastend sein, denn niemand kann einem sagen, wie lange es bis zum eigenen Kind dauert. Paare probieren oft jahrelang schwanger zu werden und werden mit einer Vielzahl von Emotionen konfrontiert, von Hoffnung und Freude bis hin zu Frustration und Verzweiflung. Eine Studie aus den USA hat gezeigt, dass ein langer Kinderwunsch häufig mit Angst oder Depressionen einhergehen kann.
Es ist wichtig, dass du deine Gefühle anerkennst und sie auf gesunde Weise verarbeitest. Hier sind einige Tipps, wie du mit deinen Gefühlen umgehen kannst:
- Suche Unterstützung: Sprich mit deinem Partner, deiner Partnerin, deiner Familie, Freunden oder Freundinnen über deine Gefühle. Vielleicht findest du online oder in deiner Stadt eine Selbsthilfegruppe oder Gleichgesinnte, mit denen du über deine Gefühle und Erfahrungen sprechen kannst.
- Achte auf dich selbst: Nimm dir Zeit für dich selbst und tu Dinge, die dir guttun und dich entspannen. Das kann Sport, Meditation, Lesen oder einfach nur ein entspannendes Bad sein. Stress solltest du nach Möglichkeit vermeiden, denn es ist erwiesen, dass langanhaltender chronischer Stress einen Einfluss auf deine Fruchtbarkeit haben kann.
- Sei ehrlich: Du kannst momentan keine Babybäuche sehen und möchtest daher den Kontakt zu schwangeren Freundinnen oder Bekannten vorerst einschränken? Sie werden sicherlich Verständnis haben, wenn du ihnen mitteilst, wie du dich fühlst. Auch wenn du gerade nicht über deine Familienplanung sprechen möchtest, solltest du dies offen kommunizieren.
- Bleibe positiv: Versuche, positiv zu bleiben und an dein Wunschkind zu glauben. Auch wenn es nicht auf natürlichem Wege klappen sollte, gibt es einige Möglichkeiten, um deinen Kinderwunsch mit Hilfe einer Kinderwunschklinik zu unterstützen.
- Suche professionelle Hilfe: Wenn du das Gefühl hast, dass deine Gefühle dich überwältigen oder du Schwierigkeiten hast, mit ihnen umzugehen, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Therapeut:innen oder Psycholog:innen können dir helfen, Klarheit über deine Gefühle zu gewinnen und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Fazit
Ein unerfüllter Kinderwunsch kann viele Emotionen auslösen, von Neid, Eifersucht, Wut oder Angst, dass es vielleicht nie klappen wird. Häufig stellen sich dann Betroffene die Fragen, warum es denn bei allen anderen klappt und nur bei einem selbst nicht. Die Gründe hierfür sind verschieden und in vielen Fällen ist es einfach “Pech”, wenn es länger dauert. Denn damit eine Schwangerschaft eintritt, müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein.
Eine gesunde Ernährung, Bewegung und Entspannung können dabei helfen, die Fruchtbarkeit zu steigern und schwanger zu werden. Dennoch bleibt nach einem Jahr 1 von 6 Paaren kinderlos. Dann lohnt es sich, die Ursachen genauer zu erforschen.
Ein erster Schritt kann dabei eine Fruchtbarkeitsanalyse sein, die von vielen Krankenversicherungen übernommen wird. Danach können mit den Ärzt:innen die nächsten Schritte, wie etwa eine künstliche Befruchtung, besprochen werden.
Wichtig ist, dass du in dieser Zeit über deine Gefühle, Sorgen und Ängste sprichst, entweder mit Freunden und Familie oder mit einem Therapeuten. Sei offen und ehrlich und beschäftige dich mit Dingen, die dir gut tun.
Wir bei Cada unterstützen dich auf allen Ebenen. Dabei nehmen wir uns auch Zeit für deine Gefühle und Sorgen und begleiten dich empathisch bei deinem Kinderwunsch.