Erfahre, wie viele Eizellen eine Frau hat und mit welchen Methoden deine Eizellreserve bestimmt werden kann.

Habt ihr einen unerfüllten Kinderwunsch? Haben dir deine Ärzt:innen einen Test zur Bestimmung der Eizellreserve vorgeschlagen? In diesem Artikel erfährst du, was die ovarielle Reserve ist, warum diese Tests durchgeführt werden und was du erwarten kannst. Tests zur Bestimmung der Eizellreserve sind einfache Verfahren, die viel über das Fortpflanzungspotenzial aussagen können.

Tests zur Bestimmung der Eizellreserve und Fruchtbarkeit

Mit dem Test zur Bestimmung der Eizellreserve können deine Ärzt:innen die Menge und Qualität der Eizellen (Oozyten) in deinen Eierstöcken abschätzen (die sogenannte ovarielle Reserve) und dein Fruchtbarkeitspotenzial beurteilen. Diese Tests können auf verschiedene Weise durchgeführt werden, aber letztlich helfen sie dabei, festzustellen:

  • wie viele Eizellen in deinen Eierstöcken vorhanden sind und wie gut ihre Qualität ist warum du möglicherweise Probleme mit dem Eisprung hast,
  • warum du Schwierigkeiten hast, schwanger zu werden, vor allem wenn du über 35 Jahre alt bist und in den letzten 6–12 Monaten nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht schwanger werden konntest,
  • wenn du eine nicht diagnostizierte Grunderkrankung hast.

Was ist die ovarielle Reserve? Von maximaler Anzahl zur verminderten Eierstockreserve

Schon bei deiner Entstehung im Mutterleib (Embryogenese) beginnt der Prozess der Bildung deiner Eizellen. Während dieser Zeit befinden sich die Eizellen in einem sehr unreifen Zustand und werden als Keimzellen bezeichnet. Bereits in der 22. Schwangerschaftswoche besitzt du im Mutterleib mit 6– 7 Millionen Keimzellen die höchste Anzahl an Eizellen. Diese Keimzellen teilen sich in einzelne Zellen und werden als Primordialfollikel bezeichnet, was das früheste Stadium einer Eizelle ist. Wenn du geboren wirst, hast du deinen lebenslangen Vorrat an Eizellen. Zu diesem Zeitpunkt ist dein Eizellenvorrat bereits auf etwa 1–2 Millionen Follikel gesunken. Dieser Rückgang setzt sich ab der Pubertät bis hin zu den Wechseljahren fort.

Wenn du zu Beginn der Pubertät und während deines gesamten Erwachsenenlebens bis zur Menopause über einen guten und gesunden Vorrat an Eizellen verfügst, hast du gute Chancen, auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Verschiedene Krankheiten, genetische und umweltbedingte Faktoren können jedoch deine natürliche Eierstockreserve gefährden und zu einem frühzeitigen Rückgang der Eizellen führen, die Eizellproduktion stören oder die Sexualhormone beeinflussen, die den Eisprung steuern. Dies alles kann sich auf deine Fruchtbarkeitschancen auswirken.

Die ovarielle Reserve ist entscheidend für deine fruchtbaren Jahre. Leider kann der weibliche Körper keine neuen Eizellen erzeugen und mit zunehmendem Alter nimmt sowohl die Zahl als auch die Qualität der vorhandenen Eizellen ab.

Es ist wichtig, dass du regelmässig deine Frauenärzt:innen aufsuchst, um deine ovarielle Reserve und den allgemeinen Zustand deines Fortpflanzungssystems, einschliesslich deiner Eileiter, untersuchen zu lassen. Bei Menschen mit einer geringen ovariellen Reserve können häufiger unreife Eizellen auftreten, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und Schwierigkeiten beim Schwangerwerden verursachen können.

Eine Kinderwunschbehandlung, insbesondere die intrazytoplasmatische Spermien-Injektion (ICSI), kann eine Lösung sein, wenn du eine niedrige ovarielle Reserve hast. Mit der ICSI-Technik wird ein einzelnes Spermium direkt in eine Eizelle injiziert, was die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung erhöht.

Es ist wichtig zu wissen, dass deine fruchtbaren Tage und der erfolgreiche Prozess des Einnistens der befruchteten Eizelle in die Gebärmutter durch das Hormon Progesteron unterstützt werden. Dieser Prozess ist entscheidend für die Entwicklung des Fötus. Trotz der Herausforderungen, die eine geringe ovarielle Reserve mit sich bringt, bieten moderne Reproduktionstechnologien Hoffnung für Menschen, die einen Kinderwunsch haben.

Was wir nicht wissen, ist, warum bei manchen Frauen die die Eizellreserve schneller abnimmt als bei anderen und warum die Anzahl der Eizellen, die jede Frau bei der Geburt hat, sehr unterschiedlich ist. Tests der Eierstockreserve können helfen, die Antworten auf diese Fragen zu ergründen.

Warum hast du möglicherweise eine verminderte Eierstockreserve?

Wissenschaftler:innen wissen, dass bestimmte Krankheiten, genetische Faktoren und Umweltfaktoren die Eierstockreserve beeinflussen können:

  • Genetische oder chromosomale Faktoren: Erkrankungen wie das Turner-Syndrom führen typischerweise zu einer drastischen Verringerung der Eizellenzahl in den ersten Lebensjahren. Einige Frauen mit dem Turner-Syndrom können schon vor der Pubertät in die Wechseljahre kommen. Andere genetische oder chromosomale Erkrankungen, die die Eierstockreserve beeinträchtigen können, sind das Fragile-X-Syndrom (Mutation im FMR1-Gen) und das Triple-X-Syndrom (auch als Trisomie X bekannt).
  • Medikamentöse Therapie: Es ist bekannt, dass Chemo- und Strahlentherapie die Eierstockreserve einer Frau verringern können. Wenn eine Frau diese medizinischen Behandlungen durchläuft, besteht das Risiko, dass ihre Eierstockreserve dadurch abnimmt.
  • BRCA1- und 2-Genmutationen: Eine Kombination aus den beiden oben genannten Faktoren: Frauen mit Brustkrebs, der mit den BRCA1- oder 2-Genmutationen zusammenhängt, werden ebenfalls mit einer verminderten Eierstockreserve in Verbindung gebracht. Eine Studie ergab, dass BRCA1-Patientinnen, die sich vor der Chemotherapie einer einer Behandlung zur Erhaltung der Fruchtbarkeit (Eizelllagerung) unterzogen, ein höheres Risiko für eine primäre Ovarialinsuffizienz (POI) und eine geringere Anzahl reifer Eizellen hatten, die sich für die Kryokonservierung eignen. Wie sich diese Mutationen genau auf die Eierstockreserve auswirken, ist unbekannt.
  • Vorzeitige Menopause oder POI: Die Menopause ist der natürliche Rückgang der Eizellen und das Ausbleiben der Regelblutung. Sie tritt für gewöhnlich bei Frauen im Alter von über 45 Jahren auf, das Durchschnittsalter liegt bei 51 Jahren. Von einer vorzeitigen Menopause spricht man, wenn Frauen zwischen 40 und 45 Jahren in die Wechseljahre kommen. Es gibt jedoch auch Frauen, die schon vor dem 40. Lebensjahr unter Unfruchtbarkeit und menopausenähnlichen Symptomen leiden, die als primäre Ovarialinsuffizienz (POI) bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der die Quantität und Qualität der Eizellen deutlich reduziert ist. Für Frauen mit POI ist es schwierig, auf natürlichem Wege schwanger zu werden, da der Eisprung unregelmässig ist und das hormonelle Gleichgewicht gestört ist. Wie bereits erwähnt, kann POI bei Frauen mit BRCA1- oder 2-Mutationen auftreten, aber es gibt auch andere Ursachen.
  • Operationen: Bestimmte Formen von Operationen im Unterleib können das Eierstockgewebe schädigen oder sogar zerstören und die Eierstockreserve verringern. Zu solchen Eingriffen gehören chirurgische Laparoskopien zur Behandlung von Endometriose oder zur Entfernung von Eierstockzysten oder Gebärmuttermyomen sowie die operative Entfernung eines Eierstocks (Oophorektomie).
  • Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS): PCOS ist eine häufige hormonelle Erkrankung, die zu unregelmässigen Perioden, Unfruchtbarkeit und anderen gesundheitlichen Problemen führen kann. Es ist gekennzeichnet durch eine Störung des Eisprungs (Anovulation), Anzeichen eines Androgenüberschusses und multiple Eierstockzysten (bestätigt durch >10 Follikel pro Eierstock), die jedoch nicht zur Reifung und zum Eisprung gelangen und daher im Eierstock verbleiben. Zur Diagnose der Erkrankung kann ein Test zur Bestimmung der Eizellreserve durchgeführt werden.
  • Autoimmunerkrankungen: Erkrankungen wie Schilddrüsenentzündung (Hashimoto-Syndrom) und systemischer Lupus erythematodes (SLE) können eine verminderte Eierstockreserve bedingen. In einer systematischen Übersichtsarbeit wurde festgestellt, dass Frauen mit SLE niedrigere Werte des Anti-Müller-Hormons (AMH) aufwiesen. Ausserdem kann die Behandlung der Erkrankung die Eierstockreserve weiter schädigen. In einer anderen systematischen Übersichtsarbeit wurde festgestellt, dass Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter mit Hashimoto-Thyreoiditis ein verringertes AMH und ein höheres Risiko für eine verminderte Eierstockreserve haben.
  • Umweltfaktoren: Die Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien in der Umwelt, wie z. B. Pestiziden und endokrinen Disruptoren, wird mit einem Rückgang der Eierstockreserve in Verbindung gebracht. Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Frauen, die im Schichtdienst arbeiten oder körperlich anstrengende Berufe ausüben, bei der kontrollierten ovariellen Hyperstimulation, einer Hormonbehandlung, weniger Eizellen entnommen werden können.

Wie wird die ovarielle Reserve getestet?

Es gibt keinen idealen Test zur Bestimmung der ovariellen Reserve. Daher können deine Ärzt:innen einen der unten genannten Tests oder eine Kombination davon durchführen, um die ovarielle Reserve zu bestimmen. Sie bestehen zunächst aus Bluttests, bei denen verschiedene Hormonwerte als Marker für die Eierstockfunktion gemessen werden, und ggf. einer anschliessenden Bildgebung (vaginaler Ultraschall). Beide Untersuchungen sind relativ schmerzfrei und minimalinvasiv.

Messung der Hormone: AMH wird von den sich entwickelnden Eizellen produziert, und hohe AMH-Werte deuten auf eine gute Anzahl von Eizellen hin. Der AMH-Spiegel gilt als guter Indikator für die ovarielle Reserve, da er während des Menstruationszyklus nicht schwankt. Tatsächlich halten 51 % von 796 Kinderwunschkliniken weltweit einen AMH-Test für die beste Messung der Eierstockreserve.

Das follikelstimulierende Hormon (FSH) wird ebenfalls zur Bestimmung der ovariellen Reserve verwendet. Allerdings gaben nur 6 % der Kliniken in der oben genannten Studie an, dass der FSH-Wert als guter Indikator für die ovarielle Reserve gilt. FSH treibt die Reifung der Eizellen an, aber es schwankt während des Zyklus. Aus diesem Grund wird die Blutuntersuchung zur Analyse des FSH-Wertes in der Regel am dritten Tag des Zyklus einer Frau durchgeführt. Manche Ärzt:innen testen auch den Östradiolspiegel (eine Form von Östrogen) und Inhibin B (ein Hormon, das ebenfalls von den Eizellen freigesetzt wird).

Transvaginale Ultraschalluntersuchung: Dies ist ein Ultraschall über die Scheide, mit dem die Eierstöcke vom Gebärmutterhals aus sichtbar gemacht werden können. Damit können deine Frauenärzt:innen eine Antralfollikelzählung (AFC) durchführen. Antrallfollikel sind mit Flüssigkeit gefüllte Säckchen, die in beiden Eierstöcken sichtbar sind. Das ärztliche Fachpersonal zählt alle Antralfollikel mit einem Durchmesser von 2–10 mm, um einen Hinweis auf die Eierstockreserve und das Fruchtbarkeitspotenzial einer Frau zu erhalten.

Eine Anzahl von 8–10 gilt als normal. Ausserdem kann das Volumen der Eierstöcke berechnet werden, das in der Regel bis zu den Wechseljahren stabil bleibt und dann abnimmt. Wenn deine Ärzt:innen also ein niedriges Eierstockvolumen feststellen, könnte dies auf eine geringe Eierstockreserve hinweisen.

Ausserdem können einige Tests durchgeführt werden, um festzustellen, wie deine Eierstöcke auf Fruchtbarkeitsmedikamente reagieren, die z. B. das Follikelwachstum und den Eisprung anregen:

Clomifen-Test: Bei diesem Test wird der FSH-Spiegel einer Frau am dritten Tag ihres Menstruationszyklus und dann noch einmal am zehnten Tag nach der Einnahme von Clomifencitrat ab dem fünften Zyklustag gemessen. Ein hoher FSH-Wert an Tag 10 gilt als Indikator für ein schlechtes Ansprechen auf die Stimulation der Eierstöcke. Dieser Test ist nützlich, wenn eine Frau eine In-vitro-Fertilisationsbehandlung (IVF) in Betracht zieht, da Clomifencitrat die Eierstöcke zur Eizellproduktion anregt.

Wenn das Medikament bei der Durchführung dieses Tests die Eierstöcke nicht dazu anregen kann, genügend Eizellen für die Entnahme zu produzieren, ist dies möglicherweise nicht der beste Weg für diese Frau. Einige Fruchtbarkeitsspezialist:innen sind jedoch der Meinung, dass dieser Test kein guter Prädiktor für das IVF-Ergebnis ist. Hormonelle (insbesondere AMH-Werte) und AFC sind genauere Methoden zur Vorhersage der ovariellen Reserve und der Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau gut auf Fruchtbarkeitsmedikamente ansprechen wird.

  • Es gibt auch exogene FSH-Tests und Stimulationstests mit Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) Agonisten, die häufig verwendet werden, um zu prüfen, wie deine Eierstöcke auf Fruchtbarkeitsmedikamente reagieren und ob du für eine IVF-Behandlung geeignet bist. Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2005 gibt einen umfassenden Überblick über Tests zur Eierstockreserve und IVF-Ergebnisse.

Was passiert nach einem Test zur Bestimmung der Eizellreserve?

Deine Ärzt:innen werden einen oder eine Kombination der genannten Tests durchführen. Anhand der Testergebnisse sowie deines Alters, deiner Fruchtbarkeitsgeschichte und deiner medizinischen Vorgeschichte (einschliesslich familiärer Vorbelastungen oder genetischer Erkrankungen) können sie dir einen guten Hinweis auf deine Eierstockreserve und dein Fruchtbarkeitspotenzial geben. Sie können dich auch über alle Erkrankungen informieren, die sie bei der Untersuchung festgestellt haben. Anhand dieser Informationen werden dir Behandlungsmöglichkeiten empfohlen, die auf deinen Zustand, deine Symptome oder deinen Wunsch, schwanger zu werden, abgestimmt sind.

Fazit

Die verschiedenen verfügbaren Tests zur Bestimmung der Eierstockreserve sind relativ schmerzlos und können einen guten Hinweis auf deine Eierstockreserve und dein Fruchtbarkeitspotenzial geben, indem sie die Anzahl und Qualität der in deinen Eierstöcken verbliebenen Eizellen bestimmen. AMH-Spiegel und AFC sind die wichtigsten Tests, die viel über die Funktionsfähigkeit deiner Eierstöcke aussagen können. Wenn deine ovarielle Reserve niedrig ist, kann das ein Hinweis auf eine geringere Aussicht auf eine natürliche Empfängnis oder eine erfolgreiche Fruchtbarkeitsbehandlung (z. B. IVF) sein. Wenn deine Ovarialreserve jedoch normal oder hoch ist, kann dir ein Test zur Bestimmung der Eizellreserve Gewissheit verschaffen und dich bei deinen Entscheidungen zur Familienplanung unterstützen.

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