Lerne hier, was Unfruchtbarkeit wirklich heisst und was die möglichen Gründe für euren unerfüllten Kinderwunsch sind.

Wie lange ist ein unerfüllter Kinderwunsch normal? Können unfruchtbare Paare eigene Kinder bekommen? Und wie kommt man mit der Situation am besten klar?

Einige Paare werden auch nach mehrmaligem Versuchen nicht schwanger. Manchmal können Ärztinnen mit unterschiedlichen Tests und Untersuchungen die Ursache für die Fruchtbarkeitsstörung herausfinden, manchmal identifizieren sie jedoch keine körperlichen Besonderheiten. In solchen Fällen spricht man von einer ungeklärten oder auch idiopathischen Unfruchtbarkeit. Das ist aber noch kein Grund zur Sorge, denn unfruchtbar zu sein, bedeutet nicht, dass das Paar keine Chance auf ein eigenes Kind hat.

In diesem Artikel erfährst du, was die möglichen Gründe für euren unerfüllten Kinderwunsch sein könnten und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Was ist eine ungeklärte Unfruchtbarkeit?

Als unfruchtbar gilt gemäss Weltgesundheitsorganisation, wer seit zwölf Monaten bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr während den fruchtbaren Tagen der Frau ohne Erfolg versucht, ein Kind zu zeugen. Bei Frauen über 35 Jahren spricht man bereits ab sechs Monaten von einer Unfruchtbarkeit. Eine ungeklärte Unfruchtbarkeit liegt dann vor, wenn die Ursache für die erfolglosen Zeugungsversuche von Fachärzten nicht gefunden werden kann. Man geht davon aus, dass dies bei 15 Prozent der unfruchtbaren Paare der Fall ist.

Solltet ihr es noch nicht so lange wie gemäss obiger Beschreibung versuchen, empfehlen wir euch, den Tag des Eisprungs zu identifizieren und es mit regelmässigem Geschlechtsverkehr in den fruchtbaren Tagen zu versuchen. Wenn dir der Tag deines Eisprungs nicht bekannt ist, kannst du in unserem separaten Artikel nachlesen, wie du deinen Eisprung berechnest oder welche Hilfsmittel dir für die genaue Angabe zur Verfügung stehen.

Frauen, die das 40. Lebensjahr erreicht haben und all jene, die wissen, dass bei ihnen Fruchtbarkeitsprobleme bestehen könnten, sollten ohne Wartefrist ärztliche Beratung herbeiziehen.

Mit einer detaillierten Fruchtbarkeitsanalyse kannst du herausfinden, ob bei dir eventuell eine hormonelle Störung vorliegt. Auch die Spermienqualität kann anhand eines Fruchtbarkeitstests beurteilt werden. Mehr darüber erfährt du hier.

Unfruchtbar, steril oder infertil?

Ein anderes Wort für Unfruchtbarkeit ist Sterilität, also wenn Mann oder Frau auf natürlichem Wege nicht schwanger werden können. Geht die Sterilität vom Mann aus, spricht man auch von Zeugungsunfähigkeit. Kann eine Frau nicht schwanger werden, spricht man von Empfängnisunfähigkeit. Wird eine Frau zwar schwanger, aber bricht die Schwangerschaft wegen einer Fehlgeburt ab, so ist die Rede von Infertilität. Impotenz hingegen bezieht sich auf die Unfähigkeit einiger Männer, eine Erektion aufrechtzuerhalten, deren Konsequenz oft mit einem unerfüllten Kinderwunsch einhergeht.

Die Begriffe werden oftmals synonym verwendet, jedoch sind deren Unterscheidung und das Verständnis über sie für alle Paare mit unerfülltem Kinderwunsch wichtig, um mehr Klarheit über die eigene Situation zu erlangen. Frage bei Fachpersonen immer nach, wenn du unsicher bist, wie sie die Begriffe verwenden.

Ursachen & Diagnose

Eine ungeklärte Unfruchtbarkeit ist per se keine Diagnose, da die Ursache für das Problem unbekannt bleibt. Man spricht daher von einer Ausschlussdiagnose, das heisst, alle möglichen diagnostischen Verfahren wurden durchgeführt, aber eine Krankheit konnte nicht identifiziert werden.

Vor allem bei Paaren, bei denen die Frau über 35 Jahre und der Mann über 40 Jahre alt ist, kann es länger dauern, bis ein Kind gezeugt wird. Die Fruchtbarkeit respektive die Qualität der Keimzellen nimmt aufgrund von natürlichen, körperlichen Vorgängen im Alter ab. Es könnten aber auch Erkrankungen oder Störungen der sexuellen Organe zugrunde liegen, die das erfolglose Versuchen erklären.

Bevor euer Arzt von einer ungeklärten Unfruchtbarkeit spricht, wird er folgende Erkrankungen ausschliessen müssen:

  • Hormonstörungen. Frauen mit hormonellen Störungen haben möglicherweise anovulatorische Zyklen. Das sind Zyklen, in denen unregelmässig oder gar kein Eisprung stattfindet. Viele Frauen bemerken die Anovulation nicht, da sie trotzdem ihre Monatsblutung bekommen. Auch können die Hormonstörungen die Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut verhindern. Die ärztliche Fachperson wird hierfür Bluttests vornehmen, um die Werte der relevanten Hormone, zum Beispiel FSH oder Prolaktin, zu überprüfen. Auslöser für hormonelle Störungen können eine vorzeitige Menopause, Störungen der Hypophyse, das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS), Hyperprolaktinämie, Schilddrüsenerkrankungen oder funktionelle hypothalamische Amenorrhoe sein.
  • Blockierte Eileiter. Damit eine Samenzelle die Eizelle befruchten kann, müssen die Eileiter frei sein, ansonsten treffen die Keimzellen möglicherweise nicht aufeinander. Infektionen, frühere Eileiterschwangerschaften, durch Operationen verursachtes Narbengewebe oder auch Endometriose können blockierte Eileiter verursachen. Es gibt unterschiedliche Verfahren zur Eileiterdurchgängigkeitsprüfung. Eine davon ist das Uterusröntgen, eine sogenannte Hysterosalpino-Kontrastsonografie. Dabei wird über die Vagina ein Katheter in die Gebärmutterhöhle eingeführt und darin anschliessend Kontrastmittel verteilt. Kontrastmittel ist eine Flüssigkeit, die es ermöglicht, bestimmte Stellen im Körper, die mit normalen Röntgenaufnahmen nicht sichtbar sind, sichtbar zu machen. Eine weitere Option ist eine Laparoskopie, also eine Bauchspiegelung. Das Verfahren findet unter Narkose statt. Bevor eine aufwändige Operation angeordnet wird, sollte jedoch definitiv ausgeschlossen werden, dass die reproduktive Einschränkung nicht von deinem Partner ausgeht.
  • Probleme der Gebärmutter. Die Ursache der Unfruchtbarkeit kann auch von der Gebärmutterhöhle oder dem Gebärmutterhals ausgehen. Denkbar sind Deformationen, Verengungen, gutartige Polypen oder Zysten (Myome oder Fibrome), die die Einnistung verhindern, eine für die Spermien hinderliche Qualität des Zervixschleims, Beckenverklebungen oder bestimmte Krebsarten. Der Zustand der Gebärmutter wird meistens über einen vaginalen Ultraschall, einem Röntgen mit Kontrastmittel (Hysterosalpino-Kontrastsonografie) oder einer Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) überprüft.
  • Beeinträchtigung der Samenparameter. Möglicherweise ist die Anzahl, Beweglichkeit oder Form der Spermien beeinträchtigt. Für die Untersuchung wird ein Spermiogramm durchgeführt.  Dafür gibt der Mann eine Spermaprobe ab, die im Labor analysiert wird. Die Spermienbildung kann beeinflusst werden durch eine Krankheit wie Nierenversagen oder Diabetes, Infektionen, einen Hodenhochstand oder genetische Defekte. Auch Varikozelen, also geschwollene Venen im Hodensack, blockierte Samenleiter, retrograde Ejakulationen (bei denen das Sperma in die Blase fliesst), Hormonstörungen, bestimmte Medikamente oder Antikörper, die die Spermien angreifen, können die männliche Unfruchtbarkeit verursachen.
In diesen Artikeln erfährst du noch mehr über die weibliche Unfruchtbarkeit und die männliche Unfruchtbarkeit.

Behandlungsmöglichkeiten bei ungeklärter Unfruchtbarkeit

Es gibt eine Reihe an Behandlungsoptionen, die unfruchtbaren Paaren in Kinderwunschzentren zur Verfügung stehen.

  • Hormonbehandlung. Bei hormonellen Störungen der Frau wird mittels ovarieller Stimulation die Eizellproduktion in den Eierstöcken angekurbelt, womit idealerweise mehrere Follikel (Eibläschen) pro Zyklus heranreifen. Der Prozess geht mit Risiken wie dem seltenen ovariellen Hyperstimulationssyndrom einher. Um deine Sicherheit zu gewährleisten, wirst du dich deshalb regelmässigen gynäkologischen Untersuchungen unterziehen.

    Auch bei ungeklärter, männlicher Unfruchtbarkeit werden Hormonbehandlungen, beispielsweise mit dem Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) oder Choriogonadotropin (hCG), durchgeführt. Es gibt Studien, die von einer positiven Wirkung auf die Spermatogenese bei einer Verabreichung von FSH berichten. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass die aktuelle Studienlage dazu sehr gering ist und weitere Untersuchungen nötig sind, um eine definitive Aussage zur Wirkung von FSH machen zu können.
Eine Hormonbehandlung ist eine mögliche Option für Paare mit ungeklärter Unfruchtbarkeit. Sichere dir dein kostenloses Beratungsgespräch und lass dich von unseren medizinischen Fruchtbarkeitsexperten beraten. 
  • Operationen. Vor allem für die Behandlung von Problemen, die von einer ungewöhnlich geformten Gebärmutter ausgehen, wird häufig ein chirurgischer Eingriff angeordnet.
  • Assistierte Reproduktionstechnik (ART). Zur assistierten Reproduktionstechnik gehören unterschiedliche Methoden wie die intrauterine Insemination (IUI) oder die künstliche Befruchtung im Reagenzglas durch die In-Vitro-Fertilisation (IVF) respektive die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Die IUI wird vor allem dann eingesetzt, wenn die reproduktive Einschränkung vom Mann ausgeht. Der Mann gibt dafür eine Probe seines Ejakulats im Kinderwunschzentrum ab, welches im Anschluss auf geeignete Spermien hin analysiert wird. Diese werden am Tag des Eisprungs mit einem dünnen Schlauch direkt in die Gebärmutter platziert. So haben die Spermien einen vereinfachten Weg bis zur Eizelle.

    Nicht selten wird gleichzeitig eine Hormonbehandlung bei der Frau durchgeführt. Da die IVF und ICSI zeit- und kostenaufwändiger sind als die IUI, werden sie erst dann eingesetzt, wenn die IUI nicht erfolgreich war oder schwere Verwachsungen der Eileiter vorhanden sind, oder die Spermienqualität extrem eingeschränkt ist.

So könnt ihr eure Fruchtbarkeit steigern

Bis zu eurem Termin in der Kinderwunschklinik oder einer Behandlung gibt es bereits einiges, was ihr als Paar gemeinsam für eure Fruchtbarkeit unternehmen könnt.

  • Integriert viele ausgewogene und gesunde Rezepte in euren Alltag
  • Reduziert so viele Stressfaktoren wie möglich
  • Achtet darauf, genügend Schlaf zu bekommen
  • Versucht, einen BMI von <25 respektive >18.5 zu halten
  • Vermeidet Alkohol, Tabak und Drogen
  • Baut ausreichend, aber nicht übertrieben viel Sport in euren Alltag ein

In unserem Artikel über Fruchtbarkeitsbooster gehen wir noch detaillierter auf die einzelnen Massnahmen ein.

Umgang mit der psychische Belastung

Eine ungewollte Kinderlosigkeit kann nicht nur für sich selbst, sondern auch für eine Partnerschaft äusserst belastend sein. Die Frustration wird erst recht verstärkt, wenn die diagnostischen Methoden keinen Aufschluss über die Ursachen geben können. Das kann eine Reihe an Emotionen auslösen – von Wut, Traurigkeit, Schuldgefühle bis zu Scham. Hier geben wir euch einige Tipps, die euch hoffentlich bei der Bewältigung eurer Situation helfen können:

  • Erlaubt euch zu weinen und wütend zu sein. Versucht nicht, eure Gefühle zu unterdrücken.
  • Erlaubt eurem Partner:in, dass er/sie sich vielleicht anders fühlt oder anders damit umgeht.
  • Besprecht gemeinsam, auf welche Art ihr euch Hilfe wünscht. Eine klare und offene Kommunikation über die eigenen Bedürfnisse ist wichtig, damit das Gegenüber richtig agieren kann.
  • Holt euch mehr Informationen. Die Ungewissheit ist wohl einer der schlimmsten Aspekte der ungeklärten Unfruchtbarkeit. Wenn ihr euch über die vielen Möglichkeiten von Fruchtbarkeitsbehandlungen informiert, könnt ihr Unsicherheiten vielleicht besser bewältigen.
  • Sucht Gleichgesinnte in Selbsthilfegruppen oder in Online Communities, die in der gleichen oder ähnlichen Situation sind, wie ihr.
  • Verspürt ihr das Bedürfnis auf eine fachliche Unterstützung, so könnt ihr auch eine psychologische Betreuung für diese schwierige Zeit aufsuchen. Es gibt Coaches und Therapeuten, die sich speziell auf die Begleitung von unfruchtbaren Paaren spezialisiert haben. So hat sich gezeigt, dass z.B. eine Psychotherapie oder eine Unfruchtbarkeitsberatung dazu beitragen kann, den mit der Unfruchtbarkeit und der Behandlung verbundenen Stress zu verringern.

Vergesst nicht: Statistiken sind wichtig und gut, aber seid vorsichtig bei der Interpretation bestimmter Zahlen oder Prozentwerte. Jeder Fall ist individuell und mit den Massnahmen weiter oben habt ihr die Möglichkeit, eure Chancen auf ein Kind zu erhöhen.

Fazit

Bevor bei euch eine ungeklärte Unfruchtbarkeit festgestellt werden kann, müssen Hormonstörungen, Krankheiten und Probleme mit den Sexualorganen ausgeschlossen werden. Es ist völlig verständlich, dass dieser Prozess viele negative Emotionen auslöst. Holt euch die nötige Unterstützung: Redet offen miteinander oder nehmt psychologische Beratung in Anspruch, wenn das Bedürfnis besteht.

Eine ungeklärte Unfruchtbarkeit ist eine sehr belastende Situation für betroffene Paare. Allerdings ist es insofern positiv, als bei euch kein medizinisches Problem oder gar eine Krankheit identifiziert wurde. Das Wichtigste ist nun, euch auf die vielen Möglichkeiten der modernen assistierten Reproduktionstechnik zu konzentrieren und vielleicht einige Lebensstil-Anpassungen vorzunehmen. Bei der Auswahl der Kinderwunschbehandlung werdet ihr diverse Faktoren mit der ärztlichen Fachperson berücksichtigen, wie zum Beispiel die Untersuchungsergebnisse, die allgemeine Familienplanung des Paares und die gewünschte Anzahl Kinder.

Unser empathisches Team unterstützt euch auf dem Weg zum Familienglück. Sichert euch noch heute eurer kostenloses Beratungsgespräch.