Erfahre mehr über Bluttests zur Bestimmung der wichtigsten Hormone wie AMH, FSH und LH, um einen umfassenden Überblick über deine Fruchtbarkeit zu erhalten.
Key Facts
- Hormonstörungen unsere Fruchtbarkeit beeinflussen
- Bluttests zur Hormonanalyse werden an verschiedenen Tagen im Zyklus durchgeführt
- Hormontests werden in den meisten Fällen von der Krankenkasse erstattet
- Die Testergebnisse liegen in der Regel innerhalb einer Woche vor
- Heimtests bieten keine fachkundige Beratung und sind unter Umständen weniger aussagekräftig
Einleitung
Hast du einen unerfüllten Kinderwunsch und fragst dich, ob deine Hormone eine Rolle spielen könnten? Ein Hormontest kann kein guter Weg sein, um mögliche Ursachen für deine Unfruchtbarkeit aufzudecken.
Hormone sind Botenstoffe und werden von verschiedenen Drüsen oder Geweben im Körper gebildet. Wird die Hormonausschüttung gestört, können viele Prozesse wie Wachstum, Stoffwechsel, Emotionen, aber auch die Fortpflanzung beeinträchtigt werden.
Wir erklären dir in diesem Artikel, welche Hormone für die Fruchtbarkeit eine Rolle spielen, wie ein Hormontest abläuft und was du von den Ergebnissen erwarten kannst. So bist du bestens informiert und kannst gemeinsam mit deinem Arzt oder deinem Gynäkologen die nächsten Schritte planen.
Welche Hormone werden im Blut getestet?
Es gibt eine Reihe von Bluttests, die deine Kinderwunschexpert:innen zur Messung deines Hormonspiegels und zur Feststellung möglicher Fruchtbarkeitsprobleme anwenden kann. In diesem Abschnitt gehen wir auf 10 der gängigsten Blut- und Hormontests ein.
Wichtig dabei ist, dass der normale Hormonspiegel von einer Reihe von Faktoren wie Geschlecht und Alter abhängt. Ausserdem sind die Ergebnisse einer Blutuntersuchung allein kein Mass für deine Fruchtbarkeit.
1) Follikelstimulierendes Hormon (FSH)
Das follikelstimulierende Hormon (FSH) wird sowohl bei Männern als auch bei Frauen von der Hirnanhangdrüse produziert.
FSH bei Frauen: Bei Frauen regt FSH das Wachstum der Follikel (Eibläschen) in den Eierstöcken an und reguliert den Menstruationszyklus. Ein abnormer FSH-Wert kann auf das polyzystische Ovar-Syndrom (PCOS), primäre Ovarialinsuffizienz (POI), Eierstocktumor, Turner-Syndrom oder vorzeitige Wechseljahre hindeuten.
FSH bei Männern: Bei Männern stimuliert FSH das Hodenwachstum und reguliert die Spermienproduktion. Ungewöhnliche Hormonwerte können auf eine geringe Spermienzahl oder das Klinefelter-Syndrom hinweisen.
2) Luteinisierendes Hormon (LH)
Das luteinisierende Hormon (LH) wird bei Männern und Frauen von der Hypophyse produziert und spielt eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung.
LH bei Frauen: Bei Frauen löst LH den Eisprung aus und stimuliert die Bildung des Gelbkörpers (Corpus luteum), der die Gebärmutter auf eine Schwangerschaft vorbereitet. Ungewöhnliche LH-Werte können auf PCOS hinweisen, Anovulation (ausbleibender Eisprung), vorzeitige Wechseljahre oder eine hypothalamische Dysfunktion (eine Fehlfunktion des Hypothalamus, der die Hypophyse und das Nervensystem mitreguliert) hinweisen könnte.
LH bei Männern: Bei Männern regt LH die Testosteronproduktion in den Hoden an, was für die Spermienproduktion wichtig ist. Wird zu wenig LH gebildet, kann die Spermienzahl beeinträchtigt sein.
3) Anti-Müller-Hormon (AMH)
Das Anti-Müller-Hormon (AMH) wird in den Eierstöcken und Hoden gebildet. Während AMH eine Komponente der männlichen Sexualfunktion ist, wird ein AMH-Test in erster Linie zur Beurteilung der weiblichen reproduktiven Gesundheit und Fruchtbarkeit verwendet.
AMH bei Frauen: AMH hilft bei der Regulierung der Entwicklung der Eierstockfollikel vor dem Eisprung. Mit einem AMH-Test kann die Anzahl der Eizellen in den Eierstöcken bestimmt werden, was als Indikator für die Eizellreserve dient und Aufschluss darüber gibt, ob in den Eierstöcken Eizellen produziert werden, die befruchtet werden können. Hohe AMH-Werte können ein Indikator für PCOS sein, während niedrige AMH-Werte auf eine verminderte Fruchtbarkeit hindeuten können.
4) Östradiol (E2)
Östrogen, insbesondere Östradiol (E2), wird hauptsächlich von den Eierstöcken und Hoden produziert.
Östradiol bei Frauen: Während des Menstruationszyklus bewirkt E2 einen Anstieg von LH und löst den Eisprung aus. Es stimuliert das Gewebewachstum der Fortpflanzungsorgane, einschliesslich der Gebärmutterschleimhaut. Niedrige E2-Werte können auf frühe Menopause oder Fruchtbarkeitsprobleme hinweisen, während hohe Werte auf Erkrankungen wie PCOS hindeuten können.
Östradiol bei Männern: Östradiol ist wichtig für die Spermienproduktion, Libido und Erektionsfähigkeit. Hohe E2-Spiegel können zu Erektionsstörungen und Unfruchtbarkeit führen, während niedrige E2-Werte auf hormonelle Störungen hinweisen, die die sexuelle Funktion und Fruchtbarkeit beeinträchtigen können.
5) Prolaktin
Prolaktin wird ebenfalls in der Hirnanhangdrüse gebildet und ist bei Männern sowie Frauen, die nicht schwanger sind oder stillen, in der Regel niedrig. Aus diesem Grund sind niedrige Prolaktinwerte für gewöhnlich kein Grund zur Sorge.
Prolaktin bei Frauen: Prolaktin steuert die Milchproduktion (Laktation) bei schwangeren oder stillenden Frauen und spielt eine Rolle bei der Regulierung des Eisprungs. Ein hoher Prolaktinspiegel (Hyperprolaktinämie) kann auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse, PCOS oder ein Prolaktinom (ein in der Regel gutartiger Tumor, der die Hormonproduktion beeinflussen kann) hinweisen.
Prolaktin bei Männern: Prolaktin ist wichtig für die Libido und die Erektionsfähigkeit eines Mannes. Ein hoher Prolaktinspiegel kann unter anderem auf Störungen der Schilddrüsenfunktion oder auf ein Prolaktinom hinweisen.
6) Progesteron
Progesteron wird hauptsächlich im Gelbkörper (Corpus luteum) nach dem Eisprung und während der Schwangerschaft in der Plazenta gebildet. Bei Männern werden sie in den Leydig-Zellen gebildet.
Progesteron bei Frauen: Progesteron trägt zum Aufbau der Gebärmutterschleimhaut bei, damit sie bestmöglich auf die Einnistung des Embryos vorbereitet ist. In geringen Mengen wird es in den Nebennieren produziert.
Ein hoher Progesteronspiegel ist in der Regel nicht besorgniserregend, kann aber in manchen Fällen auf ein Problem mit den Nebennieren oder Eierstockzysten hinweisen. Niedrige Progesteronwerte können darauf hindeuten, dass der Eisprung unregelmässig stattfindet, was das Schwangerwerden erschweren kann.
Progesteron bei Männern: Progesteron fungiert als Vorläufer von Testosteron und trägt zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen Östrogenen und Testosteron bei. Da Progesteron an der Regulierung anderer Hormone beteiligt ist, können sich Werte ausserhalb der Norm auf die Libido, die Spermienproduktion und die Erektionsfähigkeit auswirken.
7) Schilddrüsenstimulierendes Hormon (TSH)
Mit der Bestimmung des Schilddrüsenstimulierenden Hormons (TSH) wird die Funktion der Schilddrüse überprüft. Das Hormon TSH steuert die Produktion von Schilddrüsenhormonen, die für viele Körperprozesse wichtig sind, einschliesslich der Fruchtbarkeit.
TSH bei Frauen: Schilddrüsenhormone regulieren die Fortpflanzungsorgane und das hormonelle Gleichgewicht. Hormonelle Ungleichgewichte können zu Zyklusstörungen führen und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Sowohl eine Schilddrüsenunterfunktion (z. B. bei Hashimoto-Thyreoiditis), als auch eine Schilddrüsenüberfunktion können die Fruchtbarkeit herabsetzen.
TSH bei Männern: Schilddrüsenhormone beeinflussen die Entwicklung der Hoden und die Spermienproduktion. TSH-Werte ausserhalb der Norm können zu Problemen bei der Spermienproduktion führen.
8) Testosteron
Testosteron ist sowohl für Männer als auch für Frauen wichtig und wird in den Hoden, den Eierstöcken und den Nebennieren produziert.
Testosteron bei Frauen: Bei Frauen ist Testosteron ein wichtiges Hormon für die Funktion der Eierstöcke und die Knochenstärke. Ein hoher Testosteronspiegel kann auf PCOS hinweisen, was die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Niedrige Werte können ein Indikator für Fehlfunktionen des Hypothalamus, der Hypophyse oder der Nebennieren sein.
Testosteron bei Männern: Als wichtigstes männliches Sexualhormon ist Testosteron für die sexuelle Entwicklung des Mannes, die Produktion von Spermien und die Zeugungsfähigkeit verantwortlich. Ein unausgewogener Testosteronspiegel kann zu Unfruchtbarkeit führen, da er die Spermienproduktion vermindert und die Beweglichkeit der Spermien (Motilität) beeinträchtigt.
9) Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG)
Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) wird nach einem Testosterontest gemessen, um mögliche Ursachen für verminderte Libido, erektile Dysfunktion (bei Männern) und Unfruchtbarkeit zu ermitteln.
SHBG ist ein Protein, das hauptsächlich von der Leber produziert wird und die Sexualhormone Testosteron, Östradiol (E2) und Dihydrotestosteron (DHT) reguliert. Es transportiert diese Hormone in inaktiver Form und setzt sie am Bestimmungsort frei, wo sie andere Prozesse anregen können.
Ein zu hoher oder zu niedriger SHBG-Spiegel kann zu einem hormonellen Ungleichgewicht führen, das Fruchtbarkeit und Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann.
SHBG bei Frauen: Bei Frauen kann ein hoher SHBG-Wert auf Lebererkrankungen, Hyperthyreose, Anorexia nervosa, einen erhöhten Prolaktinspiegel (Hyperprolaktinämie), einen niedrigen Testosteronspiegel oder Östrogenpräparate hinweisen. Ein niedriger SHBG-Wert kann auf PCOS, Hypothyreose, Steroidübergebrauch, Diabetes mellitus Typ 2, hohe Testosteronwerte oder Nebennierenprobleme hinweisen.
SHBG bei Männern: Bei Männern kann ein hoher SHBG-Wert auch auf eine Lebererkrankung, eine Schilddrüsenüberfunktion, Essstörungen, eine Hyperprolaktinämie und einen niedrigen Testosteronspiegel hinweisen. Niedrige SHBG-Werte können ein Indikator für eine Unterfunktion der Schilddrüse, Steroidübergebrauch, Typ-2-Diabetes oder Störungen der Nebennieren sein.
10) Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS)
Dehydroepiandrosteronsulfat (DHEAS) ist ein Steroidhormon und wird hauptsächlich von den Nebennieren und in geringerem Masse von den Hoden und den Eierstöcken produziert. Es ist ein Hormon, das der Körper in die zwei männlichen Sexualhormone (Androgene) Testosteron und Androstendion sowie in die weiblichen Geschlechtshormone (Östrogene) umwandelt. DHEAS wird in der Regel nach anderen Sexualhormontests und möglicherweise in Kombination mit anderen Tests, wie z. B. einem SHBG-Test, überprüft.
DHEAS bei Frauen: Bei Frauen kann ein erhöhter DHEAS-Spiegel zu Hyperandrogenismus führen, womit eine erhöhte Konzentration von männlichen Sexualhormonen beschrieben wird. Dies kann zu Zyklusstörungen, übermässigem Haarwuchs (Hirutismus), Akne, Haarausfall (Alopezie) und der Entwicklung männlicher Geschlechtsmerkmale (Virilisierung) führen. Hyperandrogenismus ist ein charakteristisches Merkmal von PCOS.
Neben Hyperandrogenämie und PCOS können hohe DHEAS-Werte auch auf Störungen der Nebennieren oder Eierstockkrebs hinweisen. Niedrige DHEAS-Werte können auf Morbus Addison oder einen Tumor in der Hypophyse hinweisen.
DHEAS bei Männer: Obwohl Männer mit aussergewöhnlich hohen DHEAS-Spiegeln möglicherweise keine Symptome zeigen, kann dies einen negativen Einfluss auf die Zeugungsfähigkeit haben. Hohe DHEAS-Werte können auf Störungen der Nebennieren hinweisen, während niedrige DHEAS-Werte auf Morbus Addison oder einen Tumor in der Hypophyse hindeuten können.
Häufig gestellte Fragen
Was kostet ein Hormon Bluttest in der Schweiz?
Ein Hormon-Bluttest in der Schweiz kostet je nach Umfang der Analyse und dem durchführenden Labor zwischen CHF 100.- und 300.-. Bei Cada ist der Hormontest fester Bestandteil der Fruchtbarkeitsanalyse. Die Fruchtbarkeitsanalyse wird in der Regel von der Krankenkasse erstattet.
Wie wird ein Hormontest durchgeführt?
Ein Hormontest wird in der Regel durch eine Blutentnahme durchgeführt. Dabei wird eine kleine Menge Blut aus einer Vene, meist am Arm, entnommen. Die Blutprobe wird dann ins Labor geschickt, wo die Hormonwerte analysiert werden.
Wann erhalte ich die Testergebnisse meines Hormontests?
Die Ergebnisse eines Hormontests sind normalerweise innerhalb einer Woche nach Probenentnahme verfügbar. Die genaue Dauer kann je nach Labor und den spezifischen Tests, die durchgeführt werden, variieren. Bei Cada besprichst du die Testergebnisse mit deinem Arzt, sobald sie verfügbar sind. Danach erhältst du sie in der App und kannst sie bequem jederzeit einsehen.
An welchem Zyklustag wird die Hormonanalyse durchgeführt?
An welchem Zyklustag deine Hormonanalyse durchgeführt wird, hängt davon ab, welche Hormone getestet werden sollen. Üblicherweise werden bestimmte Hormone wie FSH, LH, Östradiol und Progesteron am 2. bis 5. Zyklustag gemessen, während andere wie Progesteron auch in der Mitte der zweiten Zyklushälfte (ca. 21. Zyklustag) getestet werden können.
Kann ich einen Hormontest auch zu Hause durchführen?
Ja, es ist möglich, einen Hormontest zu Hause durchzuführen. Dabei kommen häufig Speicheltests oder Testkits zum Einsatz, die eine Blutentnahme aus dem Finger ermöglichen. Diese Kits können online bestellt werden. Die Blut- und Speichelproben werden dann an ein Labor geschickt, das die Analyse durchführt.
Allerdings solltest du beachten, dass Hormonspeicheltests für Zuhause oft umfassende Laboruntersuchungen in einer Praxis nicht ersetzen. Bei Cada erhältst du eine detaillierte Auswertung und Beratung zu deinen Testergebnissen.
Fazit
Bluttests zur Bestimmung deines Hormonhaushalts sind wichtig, um mögliche Ursachen für Unfruchtbarkeit zu finden und passende Behandlungen zu empfehlen.
Ein Hormonbluttest beim ersten Beratungstermin liefert wichtige Informationen für fundierte Entscheidungen. Informiert eure Ärzt:innen über alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die ihr einnehmt.
Frauen sollten auch angeben, in welcher Phase ihres Menstruationszyklus sie sich befinden. Die Blutabnahme dauert nur wenige Minuten, und die Ergebnisse liegen meist innerhalb einer Woche vor. Nach Erhalt der Ergebnisse besprecht ihr weitere Tests oder Behandlungsmöglichkeiten mit euren Kinderwunschexpert:innen.
Egal, ob ihr gerade mit der Familienplanung beginnt oder bereits in Behandlung seid, unsere Kinderwunschspezialist:innen begleiten euch durch Fruchtbarkeitstests und finden die besten Fruchtbarkeitsbehandlungen.