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Hormone

Hormone wirken als chemische Botenstoffe, die in den Blutkreislauf abgegeben werden, und steuern eine Vielzahl von Körperfunktionen, darunter Wachstum, Stoffwechsel, Fortpflanzung, Stimmung und Schlaf-Wach-Rhythmus. Obwohl Hormone alle Teile des Körpers erreichen, sind nur Zielzellen mit kompatiblen Rezeptoren in der Lage darauf zu reagieren.

Zwar werden Hormon vorrangig von den Hormondrüsen gebildet, können jedoch praktisch überall im Körper produziert werden. So produziert der Darm Gastrin. Leptin wird von Fettzellen gebildet, und sogar Knochen können Hormone herstellen.

Welche Aufgaben haben Hormone im Körper?

Hormone wirken wie ein komplexes Kommunikationssystem im Körper. Sie werden von hormonproduzierenden Zellen oder Drüsen gebildet und zu ihren Zielorganen transportiert, wo sie spezifische Reaktionen auslösen. Beim Menschen und anderen Wirbeltieren wurden über 50 Hormone identifiziert. Hier sind einige wichtige Hormone und ihre Funktionen:

  • Schilddrüsenhormone (T3 und T4): Regulieren den Stoffwechsel, die Energieproduktion und die Körpertemperatur.
  • Insulin und Glucagon: Kontrollieren den Blutzuckerspiegel. Insulin senkt den Blutzucker, während Glucagon ihn erhöht.
  • Östrogen und Progesteron (weibliche Geschlechtshormone): Steuern den weiblichen Zyklus, die Entwicklung der weiblichen Geschlechtsmerkmale und die Schwangerschaft.
  • Testosteron (männliches Geschlechtshormon): Fördert die Entwicklung der männlichen Geschlechtsmerkmale, den Muskelaufbau und die Libido.
  • Kortisol (Stresshormon): Hilft dem Körper, mit Stress umzugehen, indem es den Blutzucker erhöht und die Immunantwort unterdrückt.
  • Melatonin (Schlafhormon): Reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus.

Wo werden Hormone gebildet?

Hormone werden von speziellen Drüsen, den sogenannten Hormondrüsen, oder als Gewebshormone in bestimmten Zellen in unterschiedlichen Geweben und Organen produziert. Die wichtigsten Hormondrüsen sind:

  • Hirnanhangdrüse: Die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ist die "Hauptdrüse" im Gehirn, die viele andere Hormondrüsen steuert. Hier werden unter anderem das Nebennierenrinden-stimulierende Hormon, das Wachstumshormon Somatotropin, das Schilddrüsen-stimulierende Hormon (TSH), das follikelstimulierende Hormon (FSH), das luteinisierende Hormon (LH) und Prolaktin gebildet.
  • Hypothalamus: Das antidiuretische Hormon (ADH), auch Vasopressin genannt, ist ein Hormon, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Wasserhaushalts im Körper spielt. Es wird im Hypothalamus produziert und in der Hypophyse gespeichert und freigesetzt. Ein weiteres wichtiges Hormon, das vom Hypothalamus produziert wird, ist das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH), welches die Freisetzung von LH (Luteinisierendes Hormon) und FSH (Follikelstimulierendes Hormon) aus der Hypophyse bewirkt.
  • Schilddrüse: Die Schilddrüse produziert drei verschiedene Schilddrüsenhormone. Dazu zählen Trijodthyronin (T3), das den Stoffwechsel und viele Körperfunktionen reguliert, Thyroxin (T4) und Calcitonin, das eine Rolle bei der Knochenbildung spielt.
  • Nebenschilddrüsen: In den Nebenschilddrüsen wird das Parathormon (PTH) gebildet, das eine entscheidende Rolle für den Kalziumstoffwechsel im Körper spielt.
  • Bauchspeicheldrüse: Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) produziert mehrere wichtige Hormone, die in spezialisierten Zellen, den sogenannten Langerhans-Inseln, gebildet werden. Dazu zählen Insulin, Glucagon und Somatostatin.
  • Nebennieren: Die Nebennieren bestehen aus dem Nebennierenmark und der Nebennierenrinde. Im Nebennierenmark werden die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin produziert. In der Nebennierenrinde werden die Hormone Aldosteron, Kortisol und DHEA gebildet.
  • Eierstöcke (bei Frauen): Die Eierstöcke der Frau produzieren Östrogene (Östradiol, Östron und Östriol), Gestagene (Progesteron) und in geringen Mengen auch männliche Hormone (Androgene).
  • Hoden (bei Männern): Die Leydig-Zellen in den Hoden des Mannes produzieren hauptsächlich Testosteron, das wichtigste männliche Sexualhormon.
  • Zirbeldrüse: Die Zirbeldrüse (Epiphyse) produziert das Hormon Melatonin. Sie sitzt im Epithalamus, einem Teil des Zwischenhirns.

Wie kommt es zu einer Hormonstörung?

Hormonstörungen entstehen, wenn der Körper zu viel oder zu wenig von einem bestimmten Hormon produziert oder wenn die Hormone nicht richtig wirken können. Dies kann verschiedene Ursachen haben:

Störungen im Hormonsystem

  • Fehlende oder zerstörte Hormondrüsen: Bestimmte Erkrankungen oder Operationen können dazu führen, dass die endokrinen Drüsen nicht mehr richtig funktionieren oder ganz fehlen. So greifen bei der Autoimmunerkrankung Morbus Addison Antikörper die Nebennieren an und zerstören sie, wodurch ein Mangel an Kortisol und Aldosteron entsteht.
  • Gestörte Hormonbildung: Genetische Defekte oder Erkrankungen können die Produktion von Hormonen sowie die Hormonausschüttung beeinträchtigen. Bei der Krankheit PCOS (Polyzystisches Ovarsyndrom) produzieren die Eierstöcke vermehrt männliche Geschlechtshormone (Androgene), was zu Zyklusstörungen und anderen Symptomen führen kann.
  • Resistenz gegen Hormone: Manchmal reagieren die Zielzellen im Körper nicht auf die Hormone, was zu einem Mangel an Hormonwirkung führt. Dies ist beispielsweise der Fall bei einer Insulinresistenz, wenn Körperzellen nicht mehr ausreichend auf Insulin reagieren, was zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel und Diabetes führen kann.
  • Störungen in der Hormonkette: Die verschiedenen Hormondrüsen im Körper arbeiten zusammen. Eine Störung in einer Drüse kann Auswirkungen auf andere Drüsen und den gesamten Hormonhaushalt haben.

Erkrankungen und äussere Einflüsse

  • Tumore: Gutartige oder bösartige Tumore in Hormondrüsen können zu einer Über- oder Unterproduktion von Hormonen führen. Ein gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse (Hypophysenadenom) kann zu einer Überproduktion von Wachstumshormon führen und Akromegalie verursachen.
  • Autoimmunerkrankungen: Das Immunsystem kann fälschlicherweise Hormondrüsen angreifen und ihre Funktion beeinträchtigen. Bei Hashimoto-Thyreoiditis greift das Immunsystem die Schilddrüse an und zerstört sie allmählich, was zu einer Unterfunktion führt.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente, wie z.B. Kortison, können den Hormonhaushalt beeinflussen. Die langfristige Einnahme von Kortisonpräparaten kann die körpereigene Cortisolproduktion unterdrücken und zu einer Nebennierenrindeninsuffizienz führen.
  • Umweltschadstoffe: Einige Pestizide und Industriechemikalien wirken wie Hormone (endokrine Disruptoren) und können den Hormonhaushalt stören.
  • Stress: Chronischer Stress kann zu einer erhöhten Cortisolproduktion führen, was langfristig negative Auswirkungen auf den Körper haben kann und sich auch auf die Funktion der Geschlechtsorgane auswirken kann.

Weitere Faktoren

  • Alter: Mit zunehmendem Alter verändert sich die Hormonproduktion auf natürliche Weise. So nimmt in den Wechseljahren die Produktion weiblicher Geschlechtshormone allmählich ab.
  • Genetische Veranlagung: Manche Menschen haben eine genetische Veranlagung (z. B. Diabetes Typ 1) für bestimmte Hormonstörungen.
  • Ernährung und Lebensstil: Eine ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel können das Risiko für Insulinresistenz und Diabetes erhöhen.

Wie äussert sich eine Hormonstörung?

Die Symptome einer Hormonstörung hängen davon ab, welches Hormon betroffen ist und ob es im Überschuss oder Mangel vorliegt. Einige häufige Symptome sind:

  • Gewichtsveränderungen: Ungewollte Gewichtszunahme oder -abnahme kann ein Zeichen für eine Schilddrüsen- oder Insulin-Störung sein. So können Personen, die an einer Schilddrüsenüberfunktion leiden, trotz gesteigerten Appetits immer weiter abnehmen.
  • Müdigkeit und Erschöpfung: Können auf eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Nebenniereninsuffizienz hinweisen.
  • Stimmungsschwankungen und Depressionen: Können durch Störungen im Schilddrüsen- oder Geschlechtshormonhaushalt verursacht werden.
  • Schlafstörungen: Können ein Zeichen für einen Melatoninmangel sein.
  • Zyklusstörungen (bei Frauen): Können auf eine Störung im Östrogen- oder Progesteronhaushalt hinweisen.
  • Potenzprobleme (bei Männern): Können durch einen Testosteronmangel verursacht werden.

Welche Hormone kommen bei einer künstlichen Befruchtung zum Einsatz?

Eine Kinderwunschbehandlung kann in einigen Fällen ganz ohne künstlichen Hormone auskommen. So kann eine Insemination (IUI) oder eine IVF naturelle auch ohne hormonelle Stimulation der Eierstöcke ablaufen. In den meisten Fällen jedoch, insbesondere wenn mehr als ein bis zwei Eizellen gewonnen werden sollen, müssen zusätzliche Hormone eingesetzt werden.

Bei einer Insemination oder einer Hormonbehandlung wird in der Regel eine leichte hormonelle Stimulation mit Clomifencitrat (Clomifen), Letrozol oder niedrig dosiertem FSH durchgeführt, um das Wachstum mehrerer Eibläschen (Follikel) zu fördern. Der Eisprung kann darüber hinaus mit humanem Choriongonadotropin (hCG) ausgelöst werden.

Bei einer IVF oder ICSI werden daneben GnRH-Agonisten resp. GnRH-Antagonisten eingesetzt, um den Eisprung zu kontrollieren.

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