Das Anti-Müller-Hormon ist ein wichtiger Indikator für deine Eizellreserve und deine Fruchtbarkeit. Mit einem Bluttest kannst du deinen AMH-Wert ganz einfach bestimmen.
Key Facts
- Der Wert des Anti-Müller-Hormons korreliert mit deiner Eizellreserve
- Ein hoher Wert bedeutet viele Eizelle und kann auf PCOS hindeuten
- Ein niedriger Wert deutet auf eine geringe Eizellreserve oder die Wechseljahre hin
- Der AMH-Wert kann mittels Bluttest bestimmt werden
- AMH spielt eine wesentliche Rolle bei der Geschlechtsdifferenzierung
Einleitung
Das Anti-Müller-Hormon (AMH) spielt eine entscheidende Rolle beim Schwangerwerden, da es ein wichtiger Indikator für die Eizellreserve einer Frau ist. Die Eizellreserve oder auch ovarielle Reserve bezieht sich auf die Anzahl und Qualität der Eizellen, die in den Eierstöcken einer Frau vorhanden sind.
Wenn du wissen möchtest, wie viele Eizellen in deinen Eierstöcken vorhanden sind, kann ein Bluttest zur Bestimmung deines AMH-Werts sinnvoll sein. Denn neben den Hormonen Östrogen und Progesteron ist der AMH-Wert einer der wichtigsten Werte, um deine Chancen auf eine Schwangerschaft einzuschätzen.
In diesem Artikel erfährst du, warum der AMH-Wert getestet wird, was er über deine Fertilität aussagt – und warum er nicht immer als alleinige Referenz herangezogen werden kann.
Darum ist das Anti-Müller-Hormon so wichtig
- Prädiktor für die Eizellreserve: AMH wird von den Granulosazellen in den heranwachsenden Follikeln in den Eierstöcken produziert. Je mehr Follikel vorhanden sind, desto höher ist der AMH-Wert. Ein hoher AMH-Wert deutet auf eine grössere Anzahl befruchtungsfähiger Eizellen hin, während ein niedriger Wert auf eine verminderte ovarielle Reserve hinweist.
- Einfluss auf die natürliche Empfängnis: Eine verminderte ovarielle Reserve kann die Wahrscheinlichkeit einer natürlichen Empfängnis verringern, da weniger befruchtungsfähige Eizellen zur Verfügung stehen.
- Vorhersage des Erfolgs bei künstlicher Befruchtung: Der AMH-Wert gibt Aufschluss über die ovarielle Funktionsreserve und darüber, wie eine Frau auf eine Kinderwunschbehandlung wie die In-vitro-Fertilisation (IVF) reagieren könnte. Frauen mit niedrigeren AMH-Werten reagieren möglicherweise weniger gut auf eine ovarielle Stimulation und produzieren weniger Eizellen für die Befruchtung.
- Timing der Familienplanung: Der AMH-Wert kann Frauen dabei helfen, Entscheidungen über den Zeitpunkt ihrer Familienplanung zu treffen. Ein niedriger AMH-Wert könnte darauf hinweisen, dass die Eizellreserve bereits abnimmt, was bedeuten könnte, dass es schwieriger wird, auf natürliche Weise schwanger zu werden oder man sich bei der Erfüllung seines Kinderwunsches nicht zu viel Zeit lassen sollten. Falls du noch etwas Bedenkzeit benötigst, könntest du dich auch für das Social Freezing entscheiden.
- Geschlechtsdifferenzierung: AMH wird während der Embryonalentwicklung bei männlichen Föten in den Sertoli-Zellen des embryonalen Hodens produziert. Dies führt zur Rückbildung der Müller-Gänge, die sich sonst zu den inneren weiblichen Geschlechtsorganen entwickeln würden. Dadurch wird die normale Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane sichergestellt. Fehlt AMH, bilden sich die Müller'schen Gänge aus, was zur Ausbildung von inneren weiblichen Geschlechtsorganen führt, selbst wenn der Fötus männliche Chromosomen (XY) besitzt.
Dazu empfehlen wir dir auch die Podcastfolge Der AMH-Wert - was er aussagt und welche Bedeutung er für den Kinderwunsch und ovarielle Reserve hat! von Dr. med. Sarah Plack.
Was bedeutet ein hoher AMH-Wert?
- Große Eizellreserve: Ein hoher AMH-Wert deutet darauf hin, dass eine Frau eine große Anzahl reifungsfähiger Eizellen in ihren Eierstöcken hat. Dies wird oft als positives Zeichen für die Fruchtbarkeit gesehen, da es mehr potenzielle Eizellen für eine Befruchtung gibt.
- Mögliches polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS): In einigen Fällen kann ein sehr hoher AMH-Wert auf PCOS hinweisen, eine hormonelle Störung, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Das PCO-Syndrom ist eine hormonelle Störung, die häufig mit Zyklusstörungen wie unregelmässigen oder ausbleibenden Blutungen einhergeht. Bei PCOS reifen viele Eibläschen (Follikel) heran, aber es kommt nicht zum Eisprung, was zu Zystenbildung führen kann.
Was bedeutet ein niedriger AMH-Wert?
- Verminderte Eizellreserve: Ein niedriger AMH-Wert zeigt an, dass die Anzahl der Eizellen in den Eierstöcken geringer ist als erwartet. Dies kann die Wahrscheinlichkeit einer natürlichen Schwangerschaft verringern und auf eine verminderte ovarielle Reserve hinweisen.
- Beginnende Menopause: Bei Frauen, die sich der Menopause nähern, sinkt der AMH-Spiegel auf natürliche Weise, da die Eizellreserve abnimmt.
- Mögliche Ursachen für eine verminderte ovarielle Reserve: Neben dem Alter können auch andere Faktoren wie Chemotherapie, Bestrahlung, Operationen an den Eierstöcken oder bestimmte genetische Erkrankungen zu einer verminderten ovariellen Reserve und einem niedrigen AMH-Wert führen.
Wie wird der AMH-Wert bestimmt?
In der Regel wird dir in deiner gynäkologischen Praxis oder in einem Labor Blut aus einer Armvene entnommen. Die Blutprobe wird in ein Labor geschickt, wo die Konzentration des Anti-Müller-Hormons im Blutserum gemessen wird.
Der AMH-Wert ist relativ stabil und kann an jedem Tag des Menstruationszyklus bestimmt werden. Es gibt jedoch einige Empfehlungen, die Blutabnahme in der ersten Zyklushälfte (Follikelphase) durchzuführen, da die AMH-Konzentration zu diesem Zeitpunkt am höchsten ist. Hat der Eisprung stattgefunden, fällt der AMH-Wert leicht ab.
Wenn du mit der Pille verhütest, fällt der AMH-Wert ca. 30 % geringer aus. Dann solltest du 2-3 Monatszyklen nach dem Absetzen abwarten, bevor du deinen der AMH-Wert testen lässt.
Worüber kann der AMH-Wert keinen Aufschluss geben?
Obwohl der AMH-Wert ein hilfreicher Indikator für die weibliche Fruchtbarkeit ist, gibt es einige wichtige Einschränkungen zu beachten:
- Nicht der einzige Faktor: Die Fruchtbarkeit einer Frau hängt von vielen Faktoren ab, nicht nur von der Eizellreserve. Der AMH-Wert liefert zwar Anhaltspunkte zur Quantität der Eizellen, die Qualität der Eizellen, die Gesundheit der Gebärmutter und andere gesundheitliche Aspekte spielen jedoch auch eine wichtige Rolle.
- Individuelle Unterschiede: Jede Frau ist anders und die Interpretation des AMH-Werts sollte immer im Kontext individueller Umstände erfolgen. Eine geringe Konzentration des Anti-Müller-Hormons bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine Frau unfruchtbar ist.
- Zeitliche Veränderungen: Der AMH-Wert kann sich im Laufe der Zeit verändern. In jungen Jahren liegt bedingt durch die grosse Anzahl an Follikeln höher, mit zunehmendem Alter nimmt er dann immer weiter ab, was völlig normal ist.
Häufig gestellte Fragen
Wie hoch sollte der AMH-Wert sein?
Der Normalwert entspricht etwa 0.7-8 Nanogramm pro Milliliter. Dieser kann aber aufgrund des Alters der Frau schwanken und ist von Frau zu Frau unterschiedlich. In der nachfolgenden AMH-Wert Tabelle findest du die ungefähren Normwerte nach Alter:
Alter | AMH-Wert |
---|---|
25 Jahre | 3.0 ng/ml |
30 Jahre | 2.5 ng/ml |
35 Jahre | 1.5 ng/ml |
40 Jahre | 1.0 ng/ml |
45 Jahre | 0.5 ng/ml |
Welche weiteren Blutwerte sollten getestet werden?
Neben dem AMH-Wert sollten auch Östrogen, Progesteron, das follikelstimulierende Hormon (FSH) sowie das luteinisierende Hormon (LH) getestet werden, um dir eine umfassende Einschätzung zu deiner Fruchtbarkeit zu geben. Auch andere Werte wie Eisen, Vitamin D oder der TSH-Wert (Schilddrüse) könnten getestet werden.
Wie hoch ist der AMH-Wert in den Wechseljahren?
Bei einem AMH-Wert von weniger als 0,1 Nanogramm pro Milliliter spricht man von den Wechseljahren.
Fazit
Falls du wissen möchtest, ob ein geringer oder zu hoher AMH-Wert, etwa durch das PCO-Syndrom, Grund für deinen unerfüllten Kinderwunsch sind oder ob du noch etwas mit deinem Kinderwunsch warten kannst, kann dir ein Fruchtbarkeitstest in dem die wesentlichen Blutwerte (Östrogen, Progesteron, AMH, FSH und LH) getestet werden, wichtige Informationen liefern.
Der AMH-Wert ist ein wichtiger Indikator, der bei der Beurteilung der weiblichen Fruchtbarkeit hilfreich sein kann. Er gibt Einblicke in die Eizellreserve einer Frau und kann bei der Entscheidung über Familienplanung und eine Kinderwunschbehandlung unterstützen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der AMH-Wert nur ein Teil des Gesamtbildes ist und nicht alle Aspekte der Fruchtbarkeit abdeckt. Auch die Durchgängigkeit der Eileiter und die Spermienqualität des Mannes spielen eine entscheidende Rolle. Frauen, die Fragen oder Bedenken hinsichtlich ihrer Fruchtbarkeit haben, sollten sich immer an Fachleute im Bereich der Reproduktionsmedizin wenden, um eine umfassende Beratung zu erhalten.