Unfruchtbarkeit nimmt in vielen Teilen der Welt immer weiter zu, insbesondere in Nordamerika und Europa. Statistisch gesehen sind 15 % der Paare von Unfruchtbarkeit betroffen.

Key Facts:

  • 1 von 6 Paaren weltweit ist ungewollt kinderlos
  • Weltweit sind 50-80 Millionen Menschen von Unfruchtbarkeit betroffen
  • Unfruchtbarkeit wird auch als Infertilität oder Sterilität bezeichnet
  • In vielen Fällen ist Unfruchtbarkeit ein vorübergehender Zustand
  • Man spricht von ungeklärter Unfruchtbarkeit (idiopathische Sterilität), wenn keine offensichtlichen Ursachen für die Unfruchtbarkeit gefunden werden.

Ab wann spricht man von Unfruchtbarkeit?

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt als unfruchtbar, wer seit zwölf Monaten trotz regelmässigem ungeschützten Geschlechtsverkehr während der fruchtbaren Tage der Frau keinen Erfolg hat, ein Kind zu zeugen.

Bei Frauen über 35 Jahren, die nach einem Jahr regelmässigem ungeschützten Geschlechtsverkehr nicht schwanger werden, spricht man bereits ab sechs Monaten von Unfruchtbarkeit.

Unfruchtbarkeit hat weltweit zugenommen

Die weltweite Gesamtfruchtbarkeitsrate (TFR) hat in den letzten 70 Jahren einen dramatischen Rückgang erlebt: Von etwa fünf Kindern pro Frau im Jahr 1950 sank sie auf nur noch 2,2 Kinder im Jahr 2021.

  • Mehr als die Hälfte aller Länder und Gebiete (110 von 204) liegt bereits unter der Reproduktionsrate von 2,1 Geburten pro Frau, was langfristig zu einem Bevölkerungsrückgang führen wird.
  • Besonders besorgniserregend ist die Situation in Ländern wie Südkorea und Serbien, wo die Geburtenrate auf weniger als 1,1 Kinder pro Frau gesunken ist.
  • Die Fruchtbarkeitsrate in Westeuropa befindet sich im langfristigen Sinkflug. Prognosen zufolge wird sie von 1,44 im Jahr 2050 auf 1,37 im Jahr 2100 weiter zurückgehen.
  • Mit 2,09 bis 1,40 Kindern pro Frau werden Israel, Island, Dänemark, Frankreich und Deutschland am Ende des Jahrhunderts voraussichtlich die höchsten Geburtenraten in Westeuropa haben. Im übrigen Europa und in Teilen Asiens hingegen dürften die Raten deutlich niedriger ausfallen.

Risikofaktor Alter

Eine Studie mit 12’000 Frauen aus den USA zeigte deutlich, dass das Risiko der Unfruchtbarkeit mit zunehmendem Alter der Frau steigt:

  • Bei Frauen von 15 bis 34 Jahren lag die Unfruchtbarkeitsrate zwischen 7,3 und 9,1 %.
  • Bei Frauen von 35 bis 39 Jahren stieg die Unfruchtbarkeitsrate auf 25 %.
  • Bei Frauen von 40 bis 44 Jahren lag die Wahrscheinlichkeit der Unfruchtbarkeit bei 30 %.

Fruchtbarkeit nimmt bei Frauen ab 35 rapide ab

Während man biologisch gesehen in den Zwanzigern die grösste Chance pro Zyklus hat, schwanger zu werden, ist eine Schwangerschaft mit 45 praktisch ausgeschlossen.

So ist die Wahrscheinlichkeit pro Zyklus schwanger zu werden:

  • 25 % bei Frauen zwischen 18-24 Jahren
  • 20 % bei Frauen zwischen 25-30 Jahren
  • 15 % bei Frauen zwischen 30-35 Jahren
  • 10 % bei Frauen zwischen 36-39 Jahren
  • 5 % bei Frauen zwischen 40-44 Jahren
  • unter 5 % bei Frauen ab 45 Jahren

Rückgang der Spermienzahl bei Männern

In einer Studie wurden Daten zur Spermienkonzentration und zur Gesamtspermienzahl bei Männern aus allen Kontinenten analysiert.

Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Rückgang sowohl der Spermienkonzentration als auch der Gesamtspermienzahl zwischen 1973 und 2018:

  • Die durchschnittliche Spermienzahl sank um 51,6 %
  • Die durchschnittliche Gesamtspermienanzahl sank um 62,3 %

Doch nicht nur die Spermienanzahl, sondern auch die Spermienqualität spielt eine entscheidende Rolle bei der Zeugungsfähigkeit.

Welche Werte im Spermiogramm sind normal?

2021 wurden die Referenzwerte für die Analyse der Spermienparameter durch die WHO aktualisiert. Weicht ein Spermiogramm leicht resp. signifikant von diesen Werten ab, kann die Zeugungsfähigkeit des Mannes beeinträchtigt sein.

Männlicher vs. weiblicher Faktor: Wer ist schuld?

Keiner der beiden Partner ist “schuld” daran, wenn das Wunschkind länger auf sich warten lässt als geplant. Allerdings lassen sich in den meisten Fällen die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch auf einen oder beide Partner zurückführen. In 10-15 % der Fälle jedoch bleibt die Ursache ungeklärt.

Ursachen der Unfruchtbarkeit bei Mann und Frau

Die Ursachen für eine Unfruchtbarkeit können vielfältig sein und sowohl bei der Frau als auch beim Mann liegen.

Im Jahr 2022 war die häufigste Indikation für die In-vitro-Fertilisation (IVF) Unfruchtbarkeit beim Mann mit 33,8 %. Bei 25,3 % der Paare war eine Infertilität der Frau Grund für eine IVF-Behandlung.

Die am häufigsten durchgeführte Kinderwunschbehandlung in der Schweiz ist die IVF mit einer Erfolgsquote von bis zu 40 % pro Zyklus.

Bei Frauen können hormonelle Störungen, Erkrankungen der Eierstöcke oder Eileiter, Endometriose oder auch das Alter die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Beim Mann sind häufig eine verminderte Spermienqualität oder -anzahl, Hormonstörungen, Erkrankungen der Hoden oder auch genetische Faktoren für eine Unfruchtbarkeit verantwortlich.

Machen Geschlechtskrankheiten unfruchtbar?

Ja, Geschlechtskrankheiten (sexuell übertragbare Infektionen, STI) wie Chlamydien, Gonorrhoe, Tripper und Syphilis können in einigen Fällen Unfruchtbarkeit verursachen, sowohl bei Männern als auch bei Frauen.

Bei Frauen:

Bei Männern:

Welche Voraussetzungen für eine Schwangerschaft müssen erfüllt sein?

Eine Empfängnis ist wie ein Puzzle, bei dem alle alle Puzzleteile zusammenpassen müssen, um am Ende ein Gesamtbild zu ergeben. Daher müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

  • Eisprung: jeden Monat reift im Eierstock der Frau eine Eizelle heran. Manchmal können jedoch auch zwei Eizellen heranreifen, woraus zweieiige Zwillinge entstehen können.
  • Eileiterdurchlässigkeit: Wenn die Eizelle freigesetzt wurde, muss sie den Eileiter passieren, um dort von den Spermien befruchtet zu werden. Wenn der Eileiter blockiert ist, kann keine Befruchtung stattfinden.
  • Spermien: Das Wichtigste ist, dass im Ejakulat des Mannes Spermien vorhanden sein müssen. Wenn keine Spermien in der Samenflüssigkeit vorhanden sind, spricht man von Azoospermie. Dann ist eine Befruchtung und folglich eine Schwangerschaft nicht möglich. Doch auch die Anzahl und die Qualität der Spermien muss stimmen. Wenn es nach über einem Jahr immer noch nicht mit einer Schwangerschaft geklappt hat, sollte der Mann ein Spermiogramm durchführen lassen.
  • Gebärmutterschleimhaut: Hat ein Spermien die Eizelle erfolgreich befruchtet, wandert die befruchtete Eizelle in die Gebärmutter, wo es im Idealfall zur Einnistung kommt. Allerdings muss hierfür die Gebärmutterschleimhaut rezeptiv (aufnahmefähig) sein und gut aufgebaut sein. Ist dies nicht der Fall, kann sich die Eizelle nicht einnisten.
  • Hormonhaushalt: Hormone spielen nicht nur eine wesentliche Rolle bei der Eizellreifung und der Spermienproduktion, sondern unterstützen ebenfalls eine Schwangerschaft, wie das Hormon Progesteron. Er sorgt dafür, dass die Schwangerschaft stabil ist und sich der Embryo optimal entwickeln kann.

Wie kann ich meine Fruchtbarkeit testen?

Paare oder Einzelpersonen, die sich ein Bild von ihrer Fruchtbarkeit machen möchten, können eine Fruchtbarkeitsanalyse durchführen lassen. Dazu gehören:

Anamnese:

  • Bisherige Krankengeschichte und Operationen
  • Erkrankungen, die die Fruchtbarkeit beeinflussen (Endometriose, PCOS, Erektionsstörungen etc.)
  • Familiäre Vorbelastungen
  • Bisherige Schwangerschaften, Fehlgeburten
  • Medikamente
  • Zyklus der Frau

Gynäkologische Untersuchung auf:

Spermiogramm:

  • Spermienanzahl
  • Spermienkonzentration
  • Beweglichkeit (Motilität) der Spermien
  • Form (Morphologie) der Spermien
  • Vitalität der Spermien
  • pH-Wert
  • Leukozyten

Daneben können noch weitere Untersuchungen bei der Frau durchgeführt werden, wie:

Bessere Chancen durch künstliche Befruchtung?

Der Anteil der Mütter zwischen 35 und 40, die natürlich schwanger werden und ein Kind zur Welt bringen, liegt lediglich bei 19 %. Dies verdeutlicht den hohen Bedarf an künstlichen Befruchtungen.

In der Schweiz kommen knapp 3% der Lebendgeborenen in Folge einer In-vitro-Fertilisation (IVF) zur Welt (2’370 Babys in 2022).

  • 46 % der IVF-Behandlungen führten zu einer Schwangerschaft
  • Knapp 35 % der IVF-Behandlungen führten zu einer Geburt
  • 12,3 % der Paare nahmen ein Präimplanationsscreening in Anspruch (mehr als 3,3 % im Vorjahr)
  • 102 Paare haben eine IVF mit Samenspende durchgeführt
  • 9’934 Inseminationen führten Reproduktionsmediziner 2021 durch.

Von den 8'291 Embryotransfers im Jahr 2022 führten 27,6% zu einer Geburt. Dieser Anteil ist im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Im Jahr 2021 lag er bei 26,4%. Im Jahr 2017 führten nur 23,0% aller Embryotransfers zu einer Geburt.

Fazit

Unfruchtbarkeit hat in den letzten Jahrzehnten weltweit zugenommen. In Zukunft dürfte sich dieser Trend wohl weiter fortsetzen. Insbesondere Lebensstilfaktoren und das zunehmende Alter der Personen mit Kinderwunsch spielen eine wesentliche Rolle. Aus diesem Grund nehmen Kinderwunschbehandlungen einen immer grösseren Stellenwert ein, auch wenn der Zugang zu ihnen in vielen Ländern erschwert wird.

Bei Cada setzen wir uns dafür ein, dass jeder Zugang zu Kinderwunschbehandlungen erhalten soll, um sich seinen Traum vom eigenen Kind zu erfüllen. Wenn du mehr wissen möchtest, schau gern auf unserer Website vorbei und erfahre, was uns von anderen Kinderwunschzentren unterscheidet.