Ursachen, Symptome und Folgen für die Fruchtbarkeit: Erfahre alles über die Nebenhodenentzündung (Epididymitis) und wie man sie behandeln kann.

Eine Nebenhodenentzündung kann plötzlich auftreten und Männer jeden Alters betreffen. Neben Schmerzen kann sie unbehandelt zu Komplikationen führen, die die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen können. In diesem Artikel befassen wir uns mit den Ursachen, den verschiedenen Symptomen sowie möglichen Folgen einer Nebenhodenentzündung. Ausserdem bekommst du einen Überblick über die gängigen Diagnoseverfahren, Behandlungswege und mögliche Vorbeugungsmassnahmen.

Was ist eine Nebenhodenentzündung?

Eine Nebenhodenentzündung, in der Urologie als Epididymitis bezeichnet, ist eine Erkrankung der männlichen Geschlechtsorgane, die den Nebenhoden betrifft. Männer haben normalerweise zwei Nebenhoden, die schlauchförmig sind und direkt an den Hoden anliegen. Sie sind für den Transport, die Reifung und die Speicherung der Spermien verantwortlich. Die Entzündung kann sowohl einseitig als auch beidseitig auftreten und führt zu unangenehmen Symptomen, die von leichten Beschwerden bis hin zu starken Schmerzen reichen können.

Nebenhodenentzündungen können bei Männern jeden Alters auftreten, obwohl die meisten Fälle von Nebenhodenentzündungen bei jüngeren Männern im Alter von 20 bis 39 Jahren auftreten und am häufigsten mit sexuell übertragbaren Krankheiten in Verbindung gebracht werden.

Von der Epididymitis abzugrenzen ist die seltenere Hodenentzündung (Orchitis). Eine Orchitis tritt auf, wenn die Hoden (die die Spermien produzieren) selbst entzündet sind. In einigen Fällen kann eine starke Nebenhodenentzündung auf die Hoden übergreifen und eine Epididymorchitis verursachen, bei der sowohl die Nebenhoden als auch die Hoden betroffen sind.

Was sind die Ursachen einer Epididymitis?

Der Auslöser einer Nebenhodenentzündung kann auf eine infektiöse Ursache, wie eine bakterielle oder eine nicht-bakterielle Infektion, zurückzuführen sein sowie auf eine nicht-infektiöse Ursache.

Infektiöse bakterielle Ursachen

  • Harnwegsinfekt: Eine der häufigsten bakteriellen Ursachen für eine Nebenhodenentzündung ist eine Harnwegsinfektion. Sie tritt vor allem bei älteren Männern auf. Hierbei gelangen Bakterien über die Harnwege in den Harntrakt und können von dort aus in den Nebenhoden aufsteigen.
  • Sexuell übertragbare Krankheiten: Bestimmte sexuell übertragbare Infektionen können ebenfalls zu einer Nebenhodenentzündung führen. Chlamydien  oder Gonokokken (Tripper) sind die häufigsten Erreger in diesem Zusammenhang. Die Infektion gelangt durch ungeschützten Geschlechtsverkehr in den Genitaltrakt und kann sich von dort aus auf den Nebenhoden ausbreiten. Auch Darmbakterien, wie zum Beispiel Enterokokken, können Auslöser sein.
  • Folge einer fortgeschrittenen Tuberkulose: Eine seltene Ursache für eine Nebenhodenentzündung ist eine fortgeschrittene Tuberkulose. Hierbei können Tuberkulose-Bakterien über den Blutkreislauf in den Nebenhoden gelangen und dort eine Entzündung auslösen.

Infektiöse nicht-bakterielle Ursachen

  • Viren: Obwohl bakterielle Infektionen die häufigste Ursache für eine Nebenhodenentzündung sind, können auch Viren eine Rolle spielen. Zum Beispiel können einige Viren, wie das Mumps-Virus, eine Epididymitis verursachen.
  • Parasiten und Pilze: In selteneren Fällen können Parasiten oder Pilzinfektionen eine Nebenhodenentzündung auslösen, insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem.

Nicht infektiöse Ursachen

  • Physisches Trauma: Ein plötzliches Trauma oder eine Verletzung im Bereich des Hodensacks kann eine Nebenhodenentzündung auslösen. Stösse, Schläge oder andere Verletzungen können zu Entzündungen im Nebenhoden führen, weil das Gewebe gereizt wird. Sportliche Aktivitäten oder Unfälle können solche Verletzungen verursachen.
  • Autoimmunreaktion: Manchmal kann das Immunsystem des Körpers fehlerhaft reagieren und die eigenen Gewebe als fremd erkennen, was zu einer Autoimmunreaktion führt. In seltenen Fällen kann das Immunsystem den Nebenhoden als Eindringling wahrnehmen und eine Entzündungsreaktion gegen das Gewebe auslösen. Dies führt dann zu einer nicht infektiösen Nebenhodenentzündung.
  • Amiodaron: Amiadaron ist ein Medikament, das zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen eingesetzt wird. Bei einigen Männern kann die Einnahme von Amiodaron zu einer Nebenhodenentzündung führen. Die genaue Ursache dafür ist nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass das Medikament das Immunsystem beeinflussen und eine Entzündungsreaktion auslösen kann.
  • Ungeklärte Ursachen: In einigen Fällen kann eine Nebenhodenentzündung auftreten, ohne dass eine klare Ursache gefunden werden kann. Solche Fälle machen jedoch nur einen kleinen Teil der Nebenhodenentzündungen aus.

Welche Auswirkungen kann eine Nebenhodenentzündung auf die Zeugungsfähigkeit haben?

Infektionen des Genitaltrakts, wie die Nebenhodenentzündung, sind laut Studie bei 6–10 % der Fälle die Ursache für männliche Fruchtbarkeitsstörungen. Wenn die Behandlung der Nebenhodenentzündung nicht vollständig anschlägt oder nicht ausreichend lange durchgeführt wurde, besteht die Möglichkeit, dass die Nebenhodenentzündung chronisch wird und sich die Behandlung über Monate erstreckt. Folgende Auswirkungen kann sie auf die Fruchtbarkeit haben:

  • Spermienqualität: Eine Nebenhodenentzündung kann die Qualität der Spermien beeinträchtigen. Entzündungen können zu Schäden an den Spermien führen, was ihre Beweglichkeit und Fähigkeit, eine Eizelle zu erreichen und zu befruchten, reduzieren kann.
  • Verstopfung der Samenwege: Die Entzündung kann zu Schwellungen führen, die den Durchgang der Spermien blockieren oder erschweren können. Dies kann die Samenwege beeinträchtigen und den Spermientransport von den Hoden zur Harnröhre behindern.
  • Verminderte Spermienzahl und Azoospermie: Es kann zu einer geringeren Spermienzahl kommen, wenn zum Beispiel infolge einer Nebenhodenentzündung Vernarbungen auftreten und die Spermien dann nur eingeschränkt oder gar nicht passieren können. Laut einer Studie sind 30 % der Männer, die eine akute Epididymitis hatten, davon betroffen. Als Folge von Azoopermie sind keine Spermien mehr im Sperma vorhanden. Dies soll in rund 10 % aller Fälle von akuter Nebenhodenentzündung vorkommen.
  • Schädigung der Hoden: In einigen Fällen kann eine unbehandelte oder schwerwiegende Nebenhodenentzündung zu einer Entzündung der Hoden selbst führen (Orchitis). Dies kann zu Hodenschäden führen, wodurch die Samenproduktion beeinträchtigt werden kann.

Es ist wichtig anzumerken, dass die meisten Fälle von Nebenhodenentzündung nicht zu dauerhaften Schäden oder einer dauerhaften Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit führen. Wenn die Entzündung frühzeitig erkannt und angemessen behandelt wird, stehen die Chancen auf eine vollständige Genesung und die Wiederherstellung der normalen Fruchtbarkeit sehr gut. Patienten mit Kinderwunsch können einige Wochen nach der Genesung einen Fruchtbarkeitstest (zum Beispiel ein Spermiogramm) durchführen, um Informationen zu ihrer Fruchtbarkeit zu bekommen.

Mit welchen Symptomen kann sich eine Nebenhodenentzündung bemerkbar machen?

Typischerweise zeigt sich eine Epididymitis durch Entzündungsanzeichen am Hodensack (Skrotum), wobei die Symptome meist einseitig auftreten. Die häufigsten Symptome sind:

  • Rötung, Schwellung und Überwärmung: Die betroffene Seite des Skrotums kann gerötet, geschwollen und überwärmt sein. Diese lokalen Anzeichen sind typisch für eine Nebenhodenentzündung und können relativ leicht bemerkt werden.
  • Schmerzen: Die Schmerzen können von mild bis stark variieren und das alltägliche Leben beeinträchtigen. Sie können bis in die Leistengegend oder den Unterbauch ausstrahlen. Auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können auftreten.
  • Regionale Lymphknotenschwellung: Manchmal können auch die Lymphknoten in der Leistengegend anschwellen, da der Körper auf die Entzündung reagiert.
  • Dysurie: Dysurie bezeichnet Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen. Manchmal kann auch ein Ausfluss aus der Harnröhre austreten.
  • Fieber: Das Auftreten von Fieber oder sogar Schüttelfrost zeigen an, dass die Entzündung schon weiter fortgeschritten ist.
  • Positives Prehn-Zeichen: Ein wichtiges diagnostisches Merkmal ist das sogenannte Prehn-Zeichen. Wenn bei einem Patienten, der an einer Epididymitis leidet, das Skrotum auf der betroffenen Seite angehoben wird, nimmt der Schmerz in der Regel ab. Dies unterscheidet die Epididymitis von anderen Zuständen, wie einer Verdrehung der Hoden (Hodentorsion), bei der das Prehn-Zeichen negativ ist (der Schmerz nimmt nicht ab).

Die Symptome einer Nebenhodenentzündung können von Person zu Person variieren. Wenn eines oder mehrere der oben genannten Symptome auftreten, ist es ratsam, umgehend eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen, um eine Diagnose zu erhalten und gegebenenfalls die geeignete Behandlung einzuleiten. Eine rechtzeitige medizinische Versorgung kann dazu beitragen, Komplikationen zu verhindern und eine schnelle Genesung zu fördern.

Wie wird eine Nebenhodenentzündung festgestellt?

Die Diagnose einer Nebenhodenentzündung basiert auf verschiedenen Untersuchungsmethoden, die es der Ärztin oder dem Arzt ermöglichen, die Entzündung zu erkennen und die zugrunde liegende Ursache zu ermitteln. Zu den wichtigsten Diagnoseverfahren gehören:

  • Anamnese und Tastuntersuchung

Die Urologin oder der Urologe wird zunächst die Krankengeschichte des Patienten erfragen und eine Tastuntersuchung durchführen. Typische Symptome wie Schmerzen, Schwellung und Überwärmung im Bereich des Skrotums sowie eventuelle Begleiterscheinungen wie Fieber oder Dysurie werden berücksichtigt. Auch das Abtasten im Bereich der Hoden kann erste Hinweise liefern.

  • Urinuntersuchung

Eine Urinuntersuchung kann helfen, bakterielle Infektionen im Harntrakt zu identifizieren, die möglicherweise die Ursache der Nebenhodenentzündung sind.

  • Harnröhrenabstrich

Bei Verdacht auf sexuell übertragbare Infektionen kann ein Harnröhrenabstrich entnommen werden, um mögliche Erreger wie Chlamydien oder oder Gonokokken nachzuweisen.

  • Blutuntersuchung

Durch diese Untersuchung können spezifische Laborwerte ermittelt werden, die auf eine Entzündungsreaktion im Körper hinweisen. Die Blutuntersuchung kann zum Beispiel erhöhte Entzündungswerte, wie eine Leukozytose (erhöhte Anzahl weisser Blutkörperchen), ein erhöhtes C-reaktives Protein (wird von der Leber als Reaktion auf eine Entzündung gebildet) oder eine beschleunigte Blutsenkungsgeschwindigkeit (kann auf eine Infektion hinweisen) anzeigen.

  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Hodensacks

Die Sonografie des Skrotums ist eine wichtige bildgebende Untersuchung, um die Schwellung und Entzündung des Nebenhodens zu visualisieren. Dadurch können auch andere mögliche Ursachen wie eine Hodentorsion ausgeschlossen werden.

  • Duplexsonografie des Skrotums

Die Messung der Geschwindigkeit des Blutflusses mittels Ultraschall (Duplexsonografie) wird durchgeführt, um die Blutversorgung der Hoden und des Nebenhodens zu beurteilen. Bei einer Nebenhodenentzündung kann die Durchblutung im betroffenen Bereich erhöht sein.

Welche Behandlungmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie hängt von der Ursache der Entzündung ab und kann verschiedene Ansätze umfassen.

  • Allgemeine Massnahmen

Zu Beginn der Behandlung werden oft allgemeine Massnahmen ergriffen, um die Beschwerden zu lindern und den Heilungsprozess zu unterstützen. Dazu können das Kühlen der betroffenen Stelle sowie das Vermeiden von Sport oder Geschlechtsverkehr zählen. Bettruhe kann ebenfalls empfohlen werden, um die Belastung zu minimieren.

  • Medikamentöse Therapie

Die medikamentöse Therapie der Epididymitis umfasst in der Regel verschiedene Ansätze:

Antiphlogistische Therapie: Entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen können dazu beitragen, Schwellung und Schmerzen zu reduzieren.

Antibiotische Therapie: Wenn die Nebenhodenentzündung durch eine bakterielle Infektion verursacht wird, ist eine antibiotische Therapie erforderlich. Es ist wichtig, das Antibiotikum wie verordnet einzunehmen, auch wenn sich die Symptome bereits bessern, um eine vollständige Heilung sicherzustellen.

  • Urologische Verlaufskontrollen

Insbesondere bei schwereren Fällen kann es notwendig sein, regelmässige urologische Verlaufskontrollen durchzuführen, um mögliche Komplikationen wie eine Eiteransammlung auszuschliessen.

  • Operativer Eingriff

Im Verlauf einer Nebenhodenentzündung können sich bei einigen Männern eitrige Beulen bilden, die als Abszesse bezeichnet werden. In solchen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um einer Blutvergiftung durch das Austreten von Eiter vorzubeugen. Der Arzt wird die Beule chirurgisch entfernen. Des Weiteren kann ein operativer Eingriff ratsam sein, wenn Zysten festgestellt werden.

Wenn die Ursache der Nebenhodenentzündung eine sexuell übertragbare Infektion ist, ist es wichtig, dass auch die Partnerin oder der Partner behandelt werden, um eine erneute Infektion zu verhindern und die Ausbreitung der Erreger zu stoppen.

Wie kann einer Nebenhodenentzündung vorgebeugt werden?

Es gibt einige präventive Massnahmen, die dazu beitragen können, das Risiko einer Nebenhodenentzündung zu reduzieren:

  • Sich vor Geschlechtskrankheiten schützen: Geschlechtskrankheiten  sind häufig die Ursache für Nebenhodenentzündungen. Ein Kondom zu verwenden, kann dazu beitragen, das Risiko einer Infektion mit diesen Krankheiten zu minimieren. Sich auf Geschlechtskrankheiten untersuchen zu lassen, insbesondere bei wechselnden Sexualpartnerinnen oder Sexualpartnern, kann als vorbeugende Massnahme ebenfalls sinnvoll sein.
  • Genitalbereich schützen: Beim Sport oder anderen Aktivitäten, die möglicherweise das Risiko von Schlägen oder Verletzungen im Genitalbereich bergen, ist es ratsam, Schutzkleidung zu tragen.
  • Gute Hygiene: Eine angemessene Hygiene im Genitalbereich ist wichtig, um das Risiko von Infektionen zu verringern. Es wird empfohlen, den Intimbereich regelmässig mit Wasser und milder Seife zu reinigen. Nach dem Waschen sollte der Bereich gründlich abgetrocknet werden, um Feuchtigkeit zu vermeiden, die das Wachstum von Bakterien begünstigen könnte.
  • Vermeidung von Harnwegsinfektionen: Um Harnwegsinfektionen vorzubeugen, ist es wichtig, ausreichend Wasser zu trinken, die Blase regelmässig zu entleeren und bei einem Infekt, diesen sofort zu behandeln.
  • Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen: Regelmässige Gesundheitsuntersuchungen und -screenings können dazu beitragen, mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, bevor sie sich zu einer Nebenhodenentzündung entwickeln.

Fazit

Eine Nebenhodenentzündung ist eine entzündliche Erkrankung, die den Nebenhoden betrifft und in verschiedenen Altersgruppen auftreten kann. Die Entzündung kann durch infektiöse oder nicht-infektiöse Ursachen ausgelöst werden und verursacht Symptome wie Schmerzen, Schwellungen und Überwärmung im Hodensack. Wird die Entzündung nicht rechtzeitig und angemessen behandelt, können ernsthafte Komplikationen auftreten, die die Fruchtbarkeit des Mannes beeinträchtigen können.

Es ist ratsam bei Verdacht auf eine Nebenhodenentzündung sofort einen Arzt aufzusuchen, um eine korrekte Diagnose und eine gezielte Behandlung zu erhalten. Eine rechtzeitige medizinische Versorgung kann das Risiko von Komplikationen verringern und die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Genesung erhöhen, sodass langfristige Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit vermieden werden können.

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