In diesem Artikel erfährst du, ob ein unregelmässiger Zyklus deine Chancen auf eine Schwangerschaft beeinflusst und welche Arten von Zyklusstörungen es gibt.

Key Facts

  • Ein normaler Menstruationszyklus dauert zwischen 21 und 35 Tage
  • Zyklusstörungen treten auf, wenn Perioden über mehrere Zyklen hinweg ausbleiben, oder wenn der Menstruationsfluss ungewöhnlich stark oder schwach ist
  • Frauen mit unregelmässigem Zyklus können schwanger werden
  • Allerdings kann es schwieriger sein, den Eisprung zu bestimmen
  • Der Eisprung kann durch NFP, Zyklus-Apps, Zykluscomputer, Ovulationstests oder professionelles Zyklusmonitoring bestimmt werden

Einleitung

Du versuchst gerade schwanger zu werden und deine Periode lässt auf sich warten? Wenn du an deinen fruchtbaren Tagen Geschlechtsverkehr hattest, dann stehen deine Chancen gut, dass du vielleicht schwanger bist. Wenn der Schwangerschaftstest jedoch negativ ausfällt, hat sich womöglich dein Zyklus verschoben und deine Regelblutung setzt etwas verzögert ein. Zyklusstörungen sind gar nicht so selten; 14-25 % der Frauen im gebärfähigen Alter haben unregelmässige Zyklen.

In diesem Artikel erklären wir dir, wie der weibliche Zyklus funktioniert, wann man von einem unregelmässigen Zyklus spricht und wie sich Zyklusstörungen auf deinen Kinderwunsch auswirken können.

Wie kommt die Monatsblutung zustande?

Ein neuer Monatszyklus beginnt immer mit Einsetzen der Periode. Die erste Zyklushälfte wird als Follikelphase bezeichnet, die am ersten Tag der Menstruation beginnt und bis zum Eisprung dauert. In dieser Phase entwickeln sich in den Eierstöcken mehrere Follikel, von denen einer zum Leitfollikel heranreift.

Gleichzeitig steigt der Spiegel des Hormons Östrogen allmählich an. Dieses Hormon stimuliert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, um sich auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten.

Die Eizelle innerhalb des Leitfolikels reift während der ersten Zyklushälfte heran, bis sie schliesslich zum Zeitpunkt des Eisprungs freigesetzt wird, was den Übergang zur zweiten Zyklushälfte markiert. Der Eisprung findet normalerweise etwa in der Mitte des Menstruationszyklus statt.

Nach dem Eisprung beginnt die Lutealphase, in der der Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereitet wird. Es kommt zu Veränderungen im Hormonspiegel, insbesondere einem Anstieg des Hormons Progesteron.

Wenn es nicht zur Einnistung kommt, wird die Gebärmutterschleimhaut mit der nächsten Regelblutung abgestossen, wodurch der nächste Zyklus beginnt.

Ab wann ist ein Zyklus unregelmässig?

Der Menstruationszyklus einer Frau wird durch komplexe hormonelle Interaktionen im Körper gesteuert und variiert dabei von Frau zu Frau. Die ersten Zyklen nach Einsetzen der Periode können noch sehr grosse Abstände haben. Auch in den Wechseljahren werden die Abstände zwischen den einzelnen Zyklen wieder grösser.

Normalerweise ist die Zyklusdauer einer Frau zwischen 21 und 35 Tage lang. Die durchschnittliche Zykluslänge sind dabei 28 Tage. Unter Umständen kann deine Zykluslänge auch 40 Tage betragen. Wenn dein Zyklus immer etwas länger ist, besteht kein Grund zur Sorge. Wenn er allerdings abrupt kürzer oder länger wird, solltest du dich gründlich durchchecken lassen, um der Ursache auf den Grund zu gehen.

In folgendem Video erklärt unsere Gynäkologin Dr. Corinna Heitmann, was man unter einem regelmässigen Zyklus versteht (zum Abspielen einfach auf das Bild klicken):

Von einer Unregelmässigkeit spricht man, wenn die Zyklusstörungen über mehrere Zyklen hinweg auftreten, mindestens drei Perioden ausgeblieben sind oder der Menstruationsfluss ungewöhnlich stark oder schwach ist.

Arten von Zyklusstörungen

Eine Zyklusstörung tritt auf, wenn der regelmässige Zyklus unterbrochen wird, sei es durch Veränderungen in der Zykluslänge, Blutungsstärke oder Ausbleiben der Periode. Im Folgenden geben wir dir einen Überblick zu den verschiedenen Zyklusunregelmässigkeiten:

  • Amenorrhö: Amenorrhö bezeichnet das Ausbleiben der Menstruation über mehrere aufeinanderfolgende Zyklen hinweg. Dabei unterscheidet man zwischen der primären Amenorrhö, bei der eine Frau noch nie eine Menstruation hatte, und der sekundären Amenorrhö, bei der die Menstruation nach einer Zeit der Regelmässigkeit plötzlich ausbleibt.
  • Oligomenorrhö: Oligomenorrhö tritt auf, wenn der Menstruationszyklus länger als 35 Tage dauert oder wenn die Blutungsdauer verkürzt ist.
  • Menorrhagie: Menorrhagie ist durch langanhaltende oder übermässig starke Blutungen während der Menstruation gekennzeichnet.
  • Metrorrhagie: Metrorrhagie beschreibt unregelmässige, unvorhersehbare Blutungen zwischen den Menstruationsperioden (Zwischenblutung). Sie kann auch als Schmierblutung auftreten.
  • Hypermenorrhö: Hypermenorrhö bezieht sich auf eine übermässig starke oder langanhaltende Menstruationsblutung während der Periode. Frauen, die an Hypermenorrhö leiden, haben im Allgemeinen Blutungen, die viel stärker sind als normal und die länger als sieben Tage andauern können.
  • Hypomenorrhö: Das Gegenteil der Hypermenorrhö ist die Hypomenorrhö. Dies bezeichnet eine ungewöhnlich leichte oder sehr schwache Blutung während der Menstruation mit einem Blutverlust von weniger als 25 Milliliter. Dabei ist die Blutungsdauer oft verkürzt.
  • Polymenorrhö: Polymenorrhö bezeichnet eine Menstruationsstörung, die durch sehr häufige Menstruationszyklen gekennzeichnet ist. Frauen, die an Polymenorrhö leiden, haben häufiger als normal ihre Menstruationsblutungen, wobei die Zeitspanne zwischen den Perioden verkürzt ist (unter 21 Tagen).

Ursachen für einen unregelmässigen Zyklus

Hormonstörungen

Veränderungen in den Hormonen Östrogen und Progesteron, aber auch TSH oder Prolaktin können den Menstruationszyklus beeinflussen. Einige der häufigsten hormonell bedingten Erkrankungen sind:

  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS): Das PCO-Syndrom ist eine häufige Erkrankung, die durch einen unausgeglichen Hormonhaushalt und Eierstockzysten gekennzeichnet ist. Es kann zu fehlendem Eisprung, einer unregelmässigen Periode, überschüssigem Haarwuchs, Akne und Unfruchtbarkeit führen.
  • Schilddrüsenstörungen: Eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse kann den Menstruationszyklus stören. Hypothyreose (Unterfunktion) und Hyperthyreose (Überfunktion) können zu unregelmässigen Perioden, längeren oder kürzeren Zyklen führen.
  • Hyperprolaktinämie: Ein erhöhter Prolaktinspiegel im Blut (das Hormon, das normalerweise während der Stillzeit produziert wird) ausserhalb der Stillzeit kann den Menstruationszyklus stören und zu Amenorrhö oder unregelmässigen Perioden führen.
  • Adrenogenitales Syndrom (AGS): AGS ist eine angeborene Störung der Nebennierenrinde, die zu einem Überschuss an männlichen Sexualhormonen (Androgenen) führen kann, was wiederum den Menstruationszyklus beeinträchtigen kann.

Organische Ursachen

Neben Hormonstörungen können auch organische Ursachen Auswirkungen auf den Menstruationszyklus haben und einer Schwangerschaft im Wege stehen.

  • Anomalien der Gebärmutter: Anomalien in der Gebärmutter, wie ein Septum (Trennwand innerhalb der Gebärmutter) oder andere Fehlbildungen der Geschlechtsorgane können zu unregelmässigen Blutungen oder schwereren Menstruationsperioden führen.
  • Uterusmyome: Myome sind gutartige Tumore oder Wucherungen, die sich innerhalb oder ausserhalb der Gebärmutterwand bilden können. Sie können die Blutungsstärke und -dauer beeinflussen und zu Zyklusstörungen führen.
  • Polypen in der Gebärmutter: Polypen sind Wucherungen, die sich in der Gebärmutter bilden können. Sie können ebenfalls zu unregelmässigen oder verstärkten Blutungen während des Menstruationszyklus führen.

Endometriose

Eine Endometriose zeichnet sich nicht nur durch schmerzhafte Perioden aus, sondern kann auch mit einer starken Regelblutung einhergehen. Ebenso ist es möglich, dass der Zyklus von Betroffenen verlängert oder verkürzt ist. Die durch die Endometriose entstandenen Vernarbungen können zudem die normale Funktionsweise der Gebärmutter, der Eileiter oder der Eierstöcke behindern und so ebenfalls den Menstruationszyklus beeinträchtigen.

Infektionen

Bestimmte Infektionen im Fortpflanzungstrakt, wie Geschlechtskrankheiten oder Entzündungen, können den Menstruationszyklus beeinträchtigen und ebenfalls zu unregelmässigen Blutungen führen.

Krebs oder andere ernsthafte Erkrankungen

In seltenen Fällen können Zyklusstörungen durch ernsthafte Erkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs, Gebärmutterschleimhautkrebs oder andere seltene Tumore im Fortpflanzungstrakt verursacht werden.

Psychische Belastung

Psychische Belastungen wie Stress, Angstzustände oder Depressionen können den Menstruationszyklus ebenfalls beeinflussen und zu Zyklusstörungen führen. Stark erhöhter Stress kann den Eisprung verzögern oder sogar verhindern. Dies kann zu unregelmässigen Zyklen, Ausbleiben der Menstruation oder zu längeren oder kürzeren Zyklen führen.

Ernährung und Gewicht

Eine unausgewogene Ernährung, extrem niedriges oder hohes Körpergewicht, beispielsweise in Folge einer Essstörung, können den Hormonspiegel beeinflussen. Eine Übersichtsarbeit ergab, dass die Hälfte aller Frauen mit einer Essstörung unter Zyklusstörungen leiden. Durch eine ausgewogene Ernährung und eine Gewichtsreduktion kann sich der Zyklus oftmals wieder von allein stabilisieren.

Ich habe einen unregelmässigen Zyklus - was hilft?

Keine Panik, ein unregelmässiger Zyklus lässt sich gut behandeln. Oftmals sind es nur ein paar kleine Stellschrauben, die justiert werden müssen, damit sich dein Zyklus wieder stabilisiert. Eine erste Anlaufstelle ist deine Frauenärztin bzw. dein Frauenarzt. Gemeinsam könnt ihr besprechen, welche Behandlungsoptionen für dich in Frage kommen:

  • Mönchspfeffer: Mönchspfeffer ist eine kleine Beere, die auch als Keuschlammfrucht bezeichnet wird. Sie wird oft als Kapsel oder Tee verkauft und zur Behandlung des Prämenstruellen Syndroms (PMS) oder eines unregelmässigen Zyklus eingesetzt. Mönchspfeffer wird normalerweise gut vertragen, aber wie bei jeder Behandlung können Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden, Kopfschmerzen oder allergischer Reaktionen auftreten.
  • Änderungen deines Lebensstils: Zu viel Stress, ungesundes Essen und zu wenig Bewegung und schon spielen die Hormone verrückt. Kommt dir das bekannt vor? Effektive Methoden zur Stressbewältigung wie Entspannungsübungen oder Yoga sowie gesunde Ernährung und Bewegung können manchmal Wunder wirken und deine Hormone wieder ins Lot bringen.
  • Hormonelle Therapien: Was liegt näher, als ein hormonelles Ungleichgewicht durch die Gabe von Hormonen in den Griff zu bekommen? Durch die (temporäre) Verwendung eines hormonellen Verhütungsmittels oder anderer Hormonpräparate kann der Zyklus wieder reguliert werden. Gelegentlich wird auch vor einer Kinderwunschbehandlung kurzfristig die Pille verschrieben, um die Hormone wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
  • Medikamente: Um die zugrunde liegenden Erkrankungen wie PCOS oder Schilddrüsenstörungen zu behandeln, können Myo-Inositol für die Behandlung von PCOS oder L-Thyroxin (Schilddrüsenunterfunktion) oder Thyreostatika (Schilddrüsenüberfunktion) verschrieben werden.
  • Operationen: In einigen Fällen können chirurgische Eingriffe notwendig sein, um Gebärmuttermyome, Endometrioseherde oder Polypen zu entfernen.

Kann man trotz unregelmässigem Zyklus schwanger werden?

Ja, du kannst auch trotz unregelmässigem Zyklus schwanger werden. Wenn du nicht genau weisst, wie lang dein Zyklus ist, ist es zwar schwieriger deinen Eisprung zu berechnen, aber eine Schwangerschaft ist dennoch möglich. Entscheidend ist nur, dass du während deiner fruchtbaren Tage Geschlechtsverkehr hast.

Hier sind ein paar Tipps, wie du deinen Eisprung trotz unregelmässigem Zyklus bestimmen kannst:

Natürliche Familienplanung (NFP)

Die natürliche Familienplanung kannst du zur Verhütung, aber auch zur Bestimmung deiner fruchtbaren Tage anwenden. Anders als bei Ovulationstests achtest du bei der natürlichen Familienplanung auf verschiedene Anzeichen:

  • Temperatur: Jeden Morgen wird die Basaltemperatur (Temperatur nach dem Aufstehen) gemessen. Ein Temperaturanstieg deutet auf den Eisprung hin. Bleibt die Temperatur nach dem Eisprung über mehrere Tage erhöht, kann dies ein Zeichen für eine Schwangerschaft sein.
  • Zervixschleim: Im Laufe deines Zyklus verändert sich dein Zervixschleim. Wenn du fruchtbar bist, wird er klar und hat eine Konsistenz von flüssigem Eiweiss.
  • Muttermund: Auch die Lage deines Muttermunds verändert sich während deines Zyklus und ist ein Indikator für deine fruchtbaren Tage. Zum Eisprung hin wird dein Muttermund weicher.

Mehr über die natürliche Familienplanung erfährst du hier.

Zyklus Apps, Zykluscomputer und Zyklustracker

  • Zyklus App: Eine Zyklus App kannst du dir oft kostenlos oder gegen eine minimale monatliche Gebühr herunterladen und kann eine gute Möglichkeit, um herauszufinden, wie lang deine Zyklen sind. Wenn du dir sechs Zyklen im Verlauf anschaust, kannst du bereits ungefähr einschätzen, wann dein Eisprung stattfinden könnte. Bei einem durchschnittlichen Zyklus von 28 Tagen findet dein Eisprung ca. in der Zyklusmitte statt (zwischen dem 12. und 16. Zyklustag).
  • Zykluscomputer: Ein Zykluscomputer oder Fertilitätsmonitor nutzt verschiedene Methoden und Sensoren, um Daten über den weiblichen Menstruationszyklus zu sammeln und so deine fruchtbaren Tage zu bestimmen. Hier werden Hormone im Urin, insbesondere das luteinisierende Hormon (LH), das eine bevorstehenden Eisprung anzeigt. Basierend auf den gesammelten Daten und den eingegebenen Informationen zum Menstruationszyklus verwendet der Zykluscomputer komplexe Algorithmen, um den Zeitpunkt des Eisprungs und die fruchtbaren Tage zu berechnen.
  • Zyklustracker: Daneben gibt es auch einen immer grösser werdenden Markt an sogenannten “Wearables”. Das können Armbänder oder kleine Ringe sein, die in die Vagina eingeführt werden. Diese messen verschiedene Fruchtbarkeitsparameter und werten diese aus. Die Ergebnisse und der bevorstehende Eisprung werden in einer App angezeigt.

Hier erfährst du im Detail, wie du deinen Eisprung berechnen kannst.

Professionelles Zyklusmonitoring

Professionelles Zyklusmonitoring wird normalerweise von medizinischem Fachpersonal wie Gynäkolog:innen, gynäkologischen Endokrinolog:innen oder Reproduktionsmediziner:innen durchgeführt, um den Menstruationszyklus einer Frau genau zu überwachen, insbesondere wenn sie schwanger werden möchte. Dabei werden Ultraschalluntersuchungen und Bluttests zur Bestimmung der Hormone kombiniert:

  • Ultraschalluntersuchungen: Durch Ultraschalluntersuchungen können die Eierstöcke und die Gebärmutter untersucht werden. Diese Untersuchungen können Informationen über die Follikelentwicklung, den Zeitpunkt des Eisprungs, den Zustand der Gebärmutterschleimhaut und eventuelle Anomalien liefern.
  • Hormonhaushalt: Bluttests werden durchgeführt, um die Konzentration bestimmter Hormone insbesondere Östrogen, Progesteron, das luteinisierende Hormon (LH) und das follikelstimulierende Hormon (FSH) zu kontrollieren.

Fazit

Ein unregelmässiger Zyklus muss nicht gleich Grund zur Sorge darstellen und oftmals stehen deine Chancen auf eine Schwangerschaft dennoch gut. Wenn jedoch nach einem Jahr bzw. nach einem halben Jahr bei Frauen ab 35 trotz regelmässigem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft eintritt, kann es sinnvoll sein, dich genauer untersuchen zu lassen. Dabei solltest du auf jeden Fall deinen Zyklus mit Intensität und Länger deiner Blutung in einem Zykluskalender notieren oder über eine App tracken, um deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen so viele Informationen wie möglich zu liefern. Mithilfe einer gynäkologischen Untersuchung und Bluttests könnt ihr herausfinden, wie es um deine Fruchtbarkeit steht und welche Ursachen sich hinter deinem unregelmässigen Zyklus verbergen.

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