Erfahre mehr über den Ablauf und die Kosten von Social Freezing und was du unbedingt über das Einfrieren deiner Spermien wissen solltest.

Dass die Fruchtbarkeit von Frauen mit dem Alter abnimmt, ist bekannt. Doch wie steht es um die Fruchtbarkeit von Männern jenseits des 35. Lebensjahrs und weshalb lassen sich manche Männer ihr Sperma einfrieren? In diesem Artikel gehen wir auf diese Fragen ein und klären über die Rahmenbedingungen für das Sperm Freezing in der Schweiz auf.

Was ist Sperm Freezing?

Sperm Freezing ist ein Verfahren der Reproduktionsmedizin, wobei Spermien zwecks einer allfälligen späteren Familienplanung eingefroren werden. Beim Sperm Freezing unterscheidet man zwischen Social Freezing und dem Medical Freezing.

Social Freezing Medical Freezing
Ausgangslage Einige Männer und Frauen entscheiden sich, ihre Keimzellen einzufrieren, weil sie sich gegen eine mögliche Unfruchtbarkeit in Zukunft absichern möchten, ohne dass dafür eine medizinische Indikation besteht. Beim Medical Freezing steht einer Person eine medizinische Behandlung bevor, die eine Unfruchtbarkeit als Konsequenz haben kann. Vor allem Krebspatient*innen, die sich einer Chemo- oder Strahlentherapie unterziehen, laufen Gefahr, ihre Zeugungsfähigkeit zu verlieren. Mit Sperm Freezing kann ein Patient seine Chance auf eine Familie mit biologischen Kindern aufrechterhalten – trotz allfälliger Unfruchtbarkeit nach der medizinischen Behandlung.
Kosten Die Kosten für das Social Freezing werden nicht von der Krankenkasse übernommen und müssen somit vollständig von der Privatperson übernommen werden. Seit 2019 übernehmen die Krankenkassen für Männer bis zum vollendeten 40. Lebensjahr die Kosten für die Kryokonservierung von Spermien, wenn beim Patienten ein mehr als 20-prozentiges Risiko einer Azoospermie (vollständiges Fehlen von Spermien im Ejakulat) besteht.

Die Spermiengewinnung und das Einfrieren erfolgen beim Social und Medical Freezing auf gleiche Art und Weise. Man unterscheidet hauptsächlich aus einem rechtlichen und finanziellen Aspekt (Medical Freezings werden oftmals von den Krankenkassen übernommen).

Weshalb lassen manche Männer ihre Spermien einfrieren?

Es gibt folgende Gründe, warum Männer ohne medizinische Indikation ihre Spermien einfrieren lassen:

  • Alter: Auch die männliche Fruchtbarkeit nimmt mit dem Alter ab. Sie ist bei Männern über 35 Jahren halb so hoch wie bei Männern über 25 Jahren. Grundsätzlich fällt die Fruchtbarkeit der Männer aber erst in ihren 70ern oder 80ern auf einen Nullpunkt. Viel wichtiger für die Familienplanung ist die Tatsache, dass die Qualität der Spermien mit dem Alter abnimmt. Ein erhöhtes väterliches Alter ist mit einer höheren Fehl- und Frühgeburtsrate sowie Präeklampsie bei der Frau verbunden.
  • Abwesenheit bei künstlicher Befruchtung: Für eine künstliche Befruchtung benötigt es das Ejakulat des Mannes zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt. Dafür begibt sich ein Mann normalerweise in das Kinderwunschzentrum und masturbiert vor Ort, um eine frische Spermaprobe abzugeben. Sollte dies aber beispielsweise aus terminlichen Gründen nicht möglich sein (z. B. weil der Mann am Tag der künstlichen Befruchtung geschäftlich verreisen muss), kann er im Voraus eine Spermaprobe abgeben und einfrieren lassen.
  • Gefährliche Berufe: Männer, die beruflich einer Strahlung oder Giften ausgesetzt sind, ziehen das Social Freezing ebenfalls in Betracht. In manchen Ländern lassen sich sogar Soldaten das Sperma einfrieren, damit, falls sie im Krieg fallen, ihre Ehefrauen post mortem ein Kind zeugen können. In der Schweiz dürfen keine Keimzellen von verstorbenen Partnern für eine künstliche Befruchtung verwendet werden. Mehr dazu liest du in unserem Artikel über die rechtlichen Grundlagen von künstlichen Befruchtungen in der Schweiz.
  • Samenspende: Männer, die ihre Samen spenden, durchlaufen den gleichen Prozess wie beim Social Sperm Freezing, da ihre Spermien so lange kryokonserviert werden, bis sie vielleicht von einem Paar ausgesucht werden. Gemäss Fortpflanzungsmedizingesetz dürfen Spendersamen in der Schweiz maximal fünf Jahre, allerhöchstens zehn Jahre eingefroren werden.

Wie läuft das Sperm Freezing ab?

  1. Vorabklärung: Wer sich Samenzellen entnehmen und einfrieren lassen möchte, geht zunächst in ein Kinderwunschzentrum. Dort wird eine Anamnese gemacht und über das Prozedere aufgeklärt. Ausserdem wird dir Blut abgenommen, um dich auf allfällige Infektionskrankheiten wie HIV oder Hepatitis C zu testen.
  2. Spermagewinnung: Anders als Frauen, die für das Social Freezing zuerst die Eizellproduktion in den Eierstöcken mittels hormoneller Stimulation ankurbeln und die Eizellen anschliessend operativ entfernen müssen, benötigt es bei den Männern in den meisten Fällen lediglich eine Samenprobe. Diese wird üblicherweise durch Masturbation gewonnen. Die Räumlichkeiten werden von der Kinderwunschklinik zur Verfügung gestellt. Es gibt auch Männer, die es bevorzugen, zu Hause zu masturbieren und die Probe anschliessend in der Klinik abzugeben. Dafür benötigst du jedoch einen speziellen Behälter und musst gleich im Anschluss die Probe in der Klinik abgeben. Leidet ein Mann an Anejakulation, das heisst, dass er trotz Orgasmus keinen Samenerguss hat, kann die Spermaprobe beispielsweise durch Elektroejakulation gewonnen werden. Bei einer Elektroejakulation werden diverse Nerven, die für den Samenerguss verantwortlich sind, stimuliert und erzeugen so eine Ejakulation. Wenn eine Elektroejakulation nicht erfolgreich war, ist die operative Entnahme von Hodengewebe (TESE) für die Gewinnung von Spermien möglich.
  3. Spermiogramm & Spermaaufbereitung: Das Sperma wird im Labor einem Spermiogramm unterzogen, wobei die Befruchtungsfähigkeit der Spermien kontrolliert wird. Konkret werden die Spermien auf ihre Anzahl, Beweglichkeit und ihr Aussehen hin analysiert. Sind die Spermien einwandfrei, werden sie präpariert. Konkret werden bei der Spermienkapazitation, wie das Verfahren auch genannt wird, nur die beweglichsten und qualitativ besten Spermien von hinderlichen Bestandteilen befreit und dem Sperma entnommen.
  4. Einfrieren & Lagerung: Nun werden die Spermien in flüssigem Stickstoff, normalerweise bei -196 Grad Celsius, eingefroren und in speziellen Behältern aufbewahrt. Die Behälter werden bis zur allfälligen Befruchtung in die sogenannte Kryobank gelegt. Nach Ablauf der zehn Jahre müssen die Keimzellen fachgerecht entsorgt werden. Bei Krebspatienten kann die Frist unter Umständen noch verlängert werden.

Was passiert nach dem Auftauprozess?

Wählt ein Paar die Spermien eines Samenspenders aus, oder wird es auf natürlichem Weg nicht schwanger, so werden die eingefrorenen Spermien aufgetaut. Die funktionsfähigen Spermien werden dann durch assistierte Reproduktionstechnik (ART) bei der Befruchtung unterstützt. Das geschieht teilweise durch eine intrauterine Insemination (IUI), wobei die Spermien direkt in die Gebärmutter injiziert werden. Häufig wird auch die In-Vitro-Fertilisation (IVF) oder deren Unterkategorie, die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI), für die Befruchtung im Reagenzglas verwendet. Weitere Informationen zu den einzelnen Methoden der Kinderwunschbehandlung findest du in unserem separaten Artikel.

Wie viel kostet Sperm Freezing in der Schweiz?

Die Kosten für das Sperm Freezing variieren je nach Kinderwunschklinik. Patienten können mit Kosten zwischen CHF 500.- und CHF 1’500.- für das Verfahren bis zum Einfrieren rechnen und mit jährlichen Kosten zwischen CHF 200.- und CHF 500.- für die Lagerung der Spermien in der Kryobank. Falls der Patient zusätzliche Leistungen, wie zum Beispiel eine Elektroejakulation, eine testikuläre Spermienextraktion (TESE) oder genetische Tests benötigt, korrigiert sich der Preis nach oben. Wichtig ist auch, dass du dir bewusst bist, dass nach dem Auftauen noch weitere Kosten für die assistierte Reproduktionstechnik folgen.

Wie kann ich den Prozess unterstützen?

Es gibt zahlreiche Massnahmen, die du zur Verbesserung deiner eigenen Fruchtbarkeit treffen kannst. In erster Linie solltest du darauf achten, deine Spermien vor dem 40. Lebensjahr einfrieren zu lassen, oder, wenn du das Alter überschreitest, dies so bald wie möglich zu tun.

Weiter kannst du dich für eine Reihe an Lebensstil-Veränderungen entscheiden, dazu gehören:

  • eine gesunde und ausgewogene Ernährung,
  • regelmässiger Sport,
  • ein Body-Mass-Index <25 respektive >18.5,
  • die Reduktion möglichst vieler Stress-Faktoren,
  • die Vermeidung von Zigaretten und Alkohol,
  • genügend Schlaf.

In unserem Artikel über die Spermienanzahl findest du ausführlichere Informationen zur Förderung der Fruchtbarkeit für den Mann. Beachte jedoch, dass auch die Qualität der Eizellen und der allgemeine gesundheitliche Zustand deiner Partnerin einen Einfluss auf den Erfolg einer späteren Befruchtung haben.

Was gibt es sonst noch zu berücksichtigen?

Tatsächlich wird in Fachkreisen über den Nutzen der Kryokonservierung für den Mann diskutiert. Wie eingangs erklärt, nimmt die Qualität der Spermien in fortgeschrittenem Alter ab. Es gibt Krankheiten, die auf das erhöhte Alter des Vaters zurückgeführt werden können. Am häufigsten werden Gaumenspalten, akute lymphoblastische Leukämie sowie Entwicklungsstörungen im Autismus-Spektrum und Schizophrenie mit einem hohen väterlichen Alter in Verbindung gebracht. Bisherige Forschungsergebnisse zeigen weiter, dass auch die Kryokonservierung negative Auswirkungen auf die Spermien haben oder sie sogar beschädigen kann. Allerdings hat dies keinen signifikanten Einfluss auf die Erfolgschancen einer Zeugung. Das belegte eine Studie, in der die Befruchtungsrate, Embryoqualität und Schwangerschaftsrate von aufgetautem und frischem Sperma bei ICSI-Behandlungen miteinander verglichen wurden. Grundsätzlich empfehlen wir dir im Voraus, mit den Fruchbarkeitsspezialist*innen abzuwägen, ob die altersbedingten Risiken die genetischen Risiken einer Kryokonservierung überwiegen.

Dasselbe gilt es vor einer Vasektomie (chirurgischer Eingriff, wobei die Samenleiter durchtrennt werden) zu berücksichtigen. Manche Ärzte empfehlen ihren Patienten, ihre Spermien vor der Unterbindung der Samenleiter einfrieren zu lassen. Eine internationale Studie mit 228 Urologen aus sechs europäischen Ländern hat gezeigt, dass kein einheitlicher Konsens herrscht, wenn es um die Empfehlung einer Konservierung von Spermien vor einer Vasektomie geht. Für dich heisst das, am besten mehrere Meinungen einzuholen und dich so gut wie möglich selbst über Risiken und Nebenwirkungen der Kryokonservierung zu informieren. Unsere Spezialist*innen stehen dir für eine Beratung stets zur Verfügung.

Ausserdem gilt es zu beachten, dass das weder Social Freezing noch irgendeine assistierte Reproduktionstechnik die Erfüllung des Kinderwunsches garantieren kann.

Häufig gestellte Fragen

Bis zu welchem Alter ist Sperm Freezing möglich?

Die medizinische Literatur berichtet von einer signifikanten Abnahme der Spermienqualität ab 40 Jahren. Entsprechend sollten die Spermien – wenn möglich – vorher eingefroren werden. Es gibt jedoch keine rechtliche Altersgrenze für das Sperm Freezing. Manche Kliniken legen selbst ein Höchstalter fest. Informiere dich deshalb am besten direkt in deiner Wunschklinik.

Muss ich für den Prozess einen Arbeitstag freinehmen?

Nein, grundsätzlich ist das nicht nötig, da die Abgabe der Spermaprobe nur etwa 30 Minuten dauert.

Kann ich das Sperm Freezing von den Steuern abziehen?

Die Kosten für Social Sperm Freezing sind nicht von den Steuern abziehbar. Bei Krebspatient*innen werden die Kosten für das Medical Freezing oftmals übernommen.

Hat Sperm Freezing Nebenwirkungen? Nein, es bestehen keine Nebenwirkungen für den Mann. Die Abgabe der Spermaprobe ist jedoch für einige ein Unbehagen, denn dafür ist die Masturbation oder eine Elektroejakulation in der Kinderwunschklinik nötig. Sei dir aber bewusst, dass das Fachpersonal täglich mit diesen Situationen beschäftigt ist und es daher nichts Unübliches für sie ist.

Fazit

Sperm Freezing ist eine gute Möglichkeit für Krebspatienten oder Männer in gefährlichen Berufen, um ihre Chancen auf ein biologisches Kind in Zukunft aufrechtzuerhalten.

Mit dem Verfahren der Kryokonservierung werden die Spermienparameter jedoch unweigerlich beeinträchtigt. Daher müssen Männer, die das Social Sperm Freezing aufgrund einer allfälligen Familienplanung zu einem späteren Zeitpunkt in Betracht ziehen, die genetischen Risiken des Alters und jene des Verfahrens selbst zusammen mit den ärztlichen Fachpersonen abwägen.

Obwohl die Studienlage rund um den Einfluss des väterlichen Alters auf die Gesundheit des Nachwuchses nicht so umfassend ist, wie diejenige über das Alter von Müttern, ist dennoch klar, dass auch das Alter des Vaters unbedingt in der Familienplanung berücksichtigt werden sollte.

Interessierst du dich für das Einfrieren deiner Spermien oder möchtest du wissen, wie es um deine Fruchtbarkeit steht? Unsere empathischen Spezialist*innen stehen dir gerne zur Verfügung. Sichere dir jetzt dein kostenloses Beratungsgespräch.