Erfahre, wann eine IVF ohne Hormone für dich Sinn machen kann und welche Voraussetzungen du dafür erfüllen solltest.

Key Facts

  • Bei der IVF ohne Hormone reift nur eine Eizelle im natürlichen Zyklus heran
  • Somit entfallen auch die Nebenwirkungen der Hormonstimulation
  • Die Erfolgschancen pro Zyklus liegen bei etwa 10-15 %
  • Um die Erfolgsraten der klassischen IVF zu erreichen, sind oft 2-3 Zyklen notwendig
  • Eine IVF ohne Hormone eignet sich nur für Frauen mit regelmässigem Zyklus und Eisprung

Einleitung

Es gibt viele Namen: IVF ohne Hormone, IVF Naturelle oder Natural Cycle IVF - doch alle meinen das Gleiche: Eine In-vitro-Fertilisation (IVF), die ohne Hormone auskommt und sich am natürlichen Zyklus der Frau orientiert.

Die In-Vitro-Fertilisation (IVF) hat bereits vielen Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch den Weg zum eigenen Kind geebnet. Die klassische IVF-Behandlung beinhaltet jedoch eine hormonelle Stimulation der Eierstöcke, um mehrere Eizellen gleichzeitig zu gewinnen. Diese Methode ist zwar effektiv, kann aber auch körperlich und psychisch belastend für die Frau sein.

Im Folgenden erfährst du, wann genau eine IVF ohne Hormonbehandlung in Frage kommt, wie hoch die Chancen auf eine Schwangerschaft sind und welche Vor- und Nachteile diese Methode bietet.

Was genau ist eine IVF ohne Hormone?

Im Gegensatz zur konventionellen IVF verzichtet die IVF ohne Hormone komplett auf Hormone und Injektionen (die einzige Ausnahme ist das Auslösen des Eisprungs mit einer hCG-Injektion). Stattdessen orientiert sie sich am natürlichen Zyklus der Frau und nutzt die Reifung einer einzelnen Eizelle. Diese Eizelle wird dann zum optimalen Zeitpunkt entnommen und im Labor mit den Spermien des Partners befruchtet. Der entstehende Embryo wird anschliessend wie bei der konventionellen IVF in die Gebärmutter übertragen.

Auch eine ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) kann im natürlichen Zyklus durchgeführt werden.

Vor- und Nachteile einer IVF ohne Hormone

Die Vorteile der hormonfreien IVF

  • Schonende Behandlung: Der Verzicht auf Hormone reduziert die körperliche und emotionale Belastung für die Frau. Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Übelkeit, Brustspannen, Kopfschmerzen oder eine mögliche Überstimulation, eine mögliche Komplikation der hormonellen Stimulation, entfallen.
  • Geringere Kosten: Durch den Wegfall der Hormonstimulation und der engmaschigen Kontrollen, die bei der klassischen IVF notwendig sind, fallen die Kosten für diese Form der Kinderwunschbehandlung deutlich geringer aus. In etwa werden so CHF 1’000 an Medikamenten eingespart.
  • Reduziertes Mehrlingsrisiko: Da nur eine Eizelle befruchtet wird, ist das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft, die mit erhöhten gesundheitlichen Risiken für Mutter und Kinder verbunden ist, deutlich geringer.

Die Nachteile der hormonfreien IVF

  • Geringere Erfolgschancen pro Zyklus: m Gegensatz zur klassischen IVF, bei der mehrere Eizellen entnommen werden, bietet die Entnahme nur einer Eizelle pro Zyklus weniger Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung und Einnistung. Dies liegt daran, dass bei der klassischen IVF mehrere befruchtete Eizellen zur Auswahl stehen, während bei der Entnahme einer einzigen Eizelle die gesamte Behandlung von dieser einen Eizelle abhängt. Die Erfolgschancen pro Zyklus liegen bei dieser Methode bei etwa 10-15%, verglichen mit 20-40% pro Zyklus bei einer konventionellen IVF.
  • Eisprung nicht immer vorhersehbar: Auch bei einem regelmässigen Zyklus kann der Eisprung früher als üblich einsetzen. Kommt es zu einem verfrühten Eisprung, kann die Punktion und somit der Transfer nicht mehr durchgeführt werden. Um den Eisprung kontrollierbarer zu machen wird Frauen, die sich eine IVF ohne Hormone wünschen, dennoch zu einer hCG-Injektion geraten.
  • Mehrere Zyklen: Um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen und die Erfolgsraten der klassischen IVF zu erreichen, sind bei der Entnahme nur einer Eizelle in der Regel mehrere Behandlungszyklen notwendig. Erfahrungsgemäss sind 2-3 Zyklen erforderlich, um eine vergleichbare Erfolgsquote zu erzielen.
  • Eingeschränkte Anwendbarkeit: Die IVF Naturelle eignet sich nicht für alle Frauen. Voraussetzungen sind ein regelmässiger Zyklus mit einem regelmässigen Eisprung und ein ausgeglichener Hormonhaushalt.
  • Höherer Zeitaufwand: Die engmaschige Überwachung des Zyklus erfordert mehrere Ultraschalluntersuchungen und Blutentnahmen. Der genaue Zeitpunkt der Eizellentnahme lässt sich schwerer vorhersagen, was eine flexible Zeitplanung erfordert.

Für wen ist die IVF ohne Hormone geeignet?

  • Frauen, die eine hormonelle Stimulation ablehnen oder nicht vertragen.
  • Frauen mit geringer Eizellreserve, die auf eine hormonelle Stimulation nicht ausreichend ansprechen.
  • Frauen mit erhöhtem Risiko für ein Überstimulationssyndrom.
  • Paare, die eine sanfte und kostengünstigere Alternative zur klassischen IVF suchen.
  • Paare, die ethische Bedenken gegenüber der Entstehung "überzähliger" Embryonen haben.

Ablauf der IVF im natürlichen Zyklus

Zyklusmonitoring

Zu Beginn des Zyklus wird die Frau engmaschig überwacht, um den natürlichen Reifungsprozess der Eizelle und den bevorstehenden Eisprung genau zu verfolgen. Dies geschieht in der Regel durch:

  • Ultraschalluntersuchungen: Regelmässige Ultraschalluntersuchungen geben Aufschluss über die Grösse und Entwicklung des Follikels (Eibläschen), in dem die Eizelle heranreift sowie über die Gebärmutterschleimhaut. Der erste Kontrolltermin wird je nach Zykluslänge zwischen dem 7. und 12. Zyklustag vereinbart.
  • Hormonbestimmungen: Durch Blutuntersuchungen werden die Hormonspiegel (z.B. Östradiol, LH, FSH) bestimmt, die wichtige Informationen über den Eisprung liefern.

Dieses Monitoring ermöglicht es, den optimalen Zeitpunkt für die Entnahme der Eizelle präzise zu bestimmen.

Eizellentnahme (Follikelpunktion)

Kurz vor dem erwarteten Eisprung erfolgt die Eizellentnahme, auch Follikelpunktion genannt. Dabei wird die reife Eizelle unter Ultraschallkontrolle mit einer dünnen Nadel durch die Scheide (transvaginal) aus dem Follikel entnommen. Der Eingriff ist in der Regel schmerzarm und dauert nur 15-20 Minuten.

Befruchtung

Die gewonnene Eizelle wird im Labor mit den aufbereiteten Spermien des Partners zusammengebracht. Die Befruchtung der Eizelle kann auf zwei Arten erfolgen:

  • IVF (In-vitro-Fertilisation): Die Eizelle und die Spermien werden in einer Kulturschale zusammengebracht, wo die Befruchtung auf natürliche Weise erfolgt.
  • ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion): Bei dieser Methode wird ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle injiziert. ICSI wird häufig bei männlicher Unfruchtbarkeit oder nach erfolglosen IVF-Versuchen angewendet.

Embryotransfer

Zwei bis drei Tage nach der Befruchtung wird der Embryo in die Gebärmutter übertragen. Der Embryotransfer erfolgt mittels eines dünnen Katheters, der durch den Gebärmutterhals eingeführt wird. Der Eingriff ist in der Regel schmerzfrei und erfordert keine Narkose.

Lutealphasenunterstützung

Nach dem Embryotransfer kann die Gabe von Progesteron erfolgen, um die Einnistung des Embryos in die Gebärmutterschleimhaut zu unterstützen. Progesteron wird meist in Form von Vaginalzäpfchen oder -gel verabreicht

Häufig gestellte Fragen

Wie ist die Schwangerschaftsrate im Vergleich zur stimulierten IVF?

Obwohl pro Zyklus weniger Eizellen gewonnen werden, zeigen Studien, dass eine hormonfreie IVF vergleichbare Schwangerschaftsraten zur mild stimulierten IVF aufweist. Oft sind jedoch mehrere Zyklen einer IVF im natürlichen Zyklus nötig sind, um die Erfolgsraten der klassischen IVF zu erreichen.

Bei der IVF Naturelle findet die Eizellreifung im natürlichen Zyklus statt, ohne hormonelle Einflussnahme. Dies kann zu einer qualitativ hochwertigeren Eizelle führen, die eine höhere Chance auf Befruchtung und Einnistung hat.

Wie viele Zyklen der natürlichen IVF sind in der Regel notwendig?

Erfahrungsgemäss sind 2-3 Zyklen erforderlich, um eine vergleichbare Schwangerschaftsrate wie bei der klassischen IVF zu erreichen.

Ist die  IVF ohne Hormonbehandlung schmerzhaft?

Die Eizellentnahme kann leichte Schmerzen verursachen, ist aber in der Regel gut erträglich. Viele Frauen empfinden die Hormontherapie im Rahmen der klassischen IVF als belastender.

Welche Kosten entstehen bei der IVF ohne Hormone?

Die Kosten sind geringer als bei der klassischen IVF, da die Hormonstimulation und die damit verbundenen engmaschigen Kontrollen entfallen. Eine IVF ohne Hormone kostet in der Regel zwischen CHF 5’000 und CHF 7’000.

Kann ich die hormonfreie IVF auch durchführen lassen, wenn ich über 40 bin?

In der Regel wird Frauen über 40 von einer IVF ohne Hormone aufgrund der verminderten Anzahl und Qualität der Eizellen abgeraten. Die Erfolgschancen pro Zyklus betragen bei Frauen über 40 nur noch 5 bis 10 %.

Welche Alternativen gibt es zur IVF Naturelle?

Neben der IVF im natürlichen Zyklus besteht auch die Möglichkeit einer sogenannten Mini-IVF (auch bekannt als Minimal Stimulation IVF oder sanfte IVF). Der Unterschied zur IVF im natürlichen Zyklus besteht darin, dass bei der Mini IVF eine leichte hormonelle Stimulation der Eierstöcke erfolgt, um die Reifung der Eizellen (etwa 2-8) zu fördern.

Auch eine Insemination (IUI) kann je nach individuellen Voraussetzungen (gute Spermienqualität, Durchlässigkeit der Eileiter) ohne Hormongabe durchgeführt werden.

Andere Verfahren der künstlichen Befruchtung wie die klassischen IVF und die ICSI erfordern eine Hormonbehandlung, die sich zwar stärker auf den Körper auswirkt, bei der allerdings mehr Eizellen heranreifen und so auch mehr Embryos entstehen können.

Fazit

Die IVF ohne Hormone bietet eine sanfte und kosteneffiziente Alternative zur klassischen In-vitro-Fertilisation für Paare mit Kinderwunsch. Durch den Verzicht auf hormonelle Stimulation wird die körperliche Belastung für die Frau erheblich reduziert, während gleichzeitig das Risiko von Mehrlingsschwangerschaften minimiert wird. Allerdings sind die Erfolgschancen pro Zyklus geringer, sodass in der Regel mehrere Zyklen notwendig sind, um die Erfolgsraten der konventionellen IVF zu erreichen. Diese Methode eignet sich vor allem für Frauen mit einem regelmässigen Zyklus und für jene, die eine schonende Herangehensweise an die Kinderwunschbehandlung bevorzugen.

Möchtest du wissen, ob die IVF ohne Hormone für dich geeignet ist? Dann vereinbare gern ein kostenloses Beratungsgespräch, indem wir deine Wünsche und Vorstellungen individuell besprechen.