Erfahre welche Gründe hinter einer erfolglosen IVF stecken können und welche Möglichkeiten du hast, um trotzdem schwanger zu werden.
Key Facts
- Weniger als die Hälfte der Frauen werden nach dem ersten IVF-Zyklus schwanger
- Eine erfolglose IVF kann viele Gründe haben, von Eizell- und Spermienqualität über Gebärmutterprobleme bis hin zu genetischen Faktoren und Immunreaktionen
- Myome, Polypen, Endometriose und hormonelle Ungleichgewichte können die Einnistung des Embryos verhindern
- Chromosomendefekte in Eizellen oder Spermien können zu nicht lebensfähigen Embryonen führen
- Das Immunsystem kann den Embryo abstossen, und Gerinnungsstörungen können die Einnistung behindern
Einleitung
Eine gescheiterte IVF ist emotional sehr belastend und es ist verständlich, wenn du dich jetzt traurig, wütend oder hilflos fühlst.
Es ist wichtig, dass du dir Zeit nimmst, um deine Gefühle zu verarbeiten und dich nicht unter Druck setzt. Sprich mit deinem Partner, Freunden oder Familie über deine Sorgen und Ängste. Vielleicht hilft es dir auch, dich an eine Selbsthilfegruppe oder einen Therapeuten zu wenden, um deine Erfahrungen zu teilen und Unterstützung zu finden.
Auch wenn es im Moment schwerfällt, versuche positiv zu bleiben. Eine gescheiterte IVF bedeutet nicht, dass dein Kinderwunsch unerfüllbar ist.
Die häufigsten Ursachen für eine erfolglose IVF
Für viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch ist die In-vitro-Fertilisation (IVF) eine vielversprechende Behandlung, die den Traum vom eigenen Kind wahr werden lassen kann. Doch die Realität zeigt, dass eine IVF nicht immer beim ersten Versuch zum Erfolg führt.
Tatsächlich werden weniger als die Hälfte der Frauen bereits nach dem ersten Transfer schwanger. Oftmals sind mehrere IVF-Zyklen notwendig, bis sich ein Embryo erfolgreich einnisten kann.
Eine erfolglose IVF kann viele Ursachen haben und ist oft ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren.
Grund 1: Eierstöcke reagieren nicht optimal auf die hormonelle Stimulation
Die hormonelle Stimulation ist ein wichtiger Teil der IVF-Behandlung. Sie sorgt dafür, dass mehrere Eizellen gleichzeitig heranreifen. Jeder Körper reagiert aber anders auf die Hormone. Wird im Laufe der Kontrolluntersuchungen festgestellt, dass keine oder nur sehr wenige Eizellen heranreifen, kann die Dosierung oder Art der Medikamente angepasst werden.
Grund 2: Die Eibläschen enthalten keine Eizellen
Manchmal enthalten die Eibläschen (Follikel), die während der IVF-Behandlung heranwachsen, keine Eizelle. Dies nennt man Empty-Follicle-Syndrom (EFS) und betrifft ca. 1-7 % der Zyklen.
Die genauen Ursachen sind noch unklar, wahrscheinlich spielen aber genetische und hormonelle Faktoren eine Rolle. Oft kann durch eine angepasste Hormonstimulation die Wahrscheinlichkeit für EFS reduziert werden.
Grund 3: Die "Auslösespritze", die den Eisprung auslöst, wurde zum falschen Zeitpunkt gegeben
Der Eisprung muss genau abgestimmt sein, damit die Eizellen zum richtigen Zeitpunkt entnommen werden können. Für gewöhnlich wird die Auslösespritze 36 Stunden vor dem geplanten Transfer verabreicht. Den genauen Zeitpunkt erfährst du von deinem behandelnden Arzt.
Grund 4: Die Eizellreserve ist vermindert
In manchen Fällen ist es schwer, überhaupt eine ausreichende Anzahl an Eizellen zu gewinnen – das passiert besonders häufig bei Frauen mit einem verminderten ovariellen Reserve. Bei einer niedrigen Anzahl an entnommenen Eizellen sind die Chancen auf einen erfolgreichen Embryotransfer leider reduziert.
Mit zunehmendem Alter der Frau nimmt die Qualität der Eizellen und die Eizellreserve natürlich ab, wodurch eine Empfängnis bei Frauen ab 35 schwieriger wird.
Manchmal kommt es vor, dass bei einer IVF-Behandlung weniger Eizellen als erwartet oder gar keine Eizellen gewonnen werden können.
Grund 5: Eizellen lassen sich nicht befruchten
Auch wenn die Follikelpunktion erfolgreich war und Eizellen entnommen werden konnten, ist die Befruchtung im Labor nicht immer garantiert. In 10-20 % der Fälle kommt es vor, dass bei der klassischen IVF, bei der die Eizellen und Spermien zusammen in einer Kulturschale gegeben werden, keine Befruchtung stattfindet.
In solchen Fällen kann eine Not-ICSI durchgeführt werden. Dabei wird ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle injiziert. Dies kann die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung erhöhen, wenn Probleme mit den Spermien oder der Eizelle vorliegen.
Grund 6: Eizellen teilen sich nicht weiter
Nach der Befruchtung sollte sich die Eizelle in mehrere Zellen teilen und zu einem Embryo entwickeln. Wenn dieser Prozess nicht stattfindet oder stoppt, kann dies verschiedene Gründe haben.
Eizellen, die genetisch beeinträchtigt sind, haben es schwerer, sich nach der Befruchtung zu einem lebensfähigen Embryo zu entwickeln. Manchmal kommt es vor, dass sich die befruchteten Eizellen nicht weiterentwickeln und der Transfer deshalb gar nicht erst stattfinden kann.
- Qualität der Eizellen und Spermien: Chromosomale Anomalien in der Eizelle oder im Spermium können die Zellteilung verhindern. Die Qualität und Anzahl der entnommenen Eizellen ist ein zentraler Faktor für den Erfolg einer künstlichen Befruchtung. Dabei spielen das Alter der Frau oder bestimmte Vorerkrankungen eine wesentliche Rolle für die Abnahme in der Qualität der Eizellen.
- Bedingungen im Labor: Auch die Bedingungen im Labor, wie z.B. Temperatur und Nährmedien, müssen optimal auf die Embryonalentwicklung abgestimmt sein. In manchen Fällen lässt sich jedoch die Ursache für den Stillstand der Zellteilung nicht genau feststellen.
Grund 7: Embryo nistet sich nicht ein
- Veränderungen in der Gebärmutter und Gebärmutterschleimhaut: Damit sich ein Embryo erfolgreich einnisten kann, benötigt er eine gesunde Gebärmutterschleimhaut. Häufige Hindernisse bei der Einnistung sind anatomische Veränderungen wie Myome oder Polypen, die den Embryo daran hindern können, sich in die Schleimhaut einzubetten.
Auch versteckte Entzündungen in der Gebärmutter können ein möglicher Grund für eine erfolglose Einnistung sein. Mehr darüber erfährst du im Video von Dr. Darja Wagner:
- Progesteronwert zu niedrig: Ein fein abgestimmtes hormonelles Gleichgewicht ist essenziell für den Erfolg einer künstlichen Befruchtung. Progesteron spielt eine Schlüsselrolle bei der Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung. Wenn das Progesteron-Level zu niedrig ist, wird die Schleimhaut möglicherweise nicht ausreichend vorbereitet.
- Endometriose: Auch Endometriose – eine chronische Entzündung der Gebärmutterschleimhaut, die sich ausserhalb der Gebärmutter ansiedelt – kann die Erfolgschancen einer IVF-Behandlung senken. In solchen Fällen empfiehlt sich eine sorgfältige Diagnostik und gegebenenfalls eine operative oder medikamentöse Behandlung, bevor ein neuer Behandlungszyklus begonnen wird.
- Autoimmunerkrankungen und Gerinnungsstörungen: Auch das Immunsystem und die Blutgerinnung können Einfluss auf die Einnistung des Embryos nehmen. Bestimmte Autoimmunerkrankungen oder Gerinnungsstörungen können dazu führen, dass der Embryo vom Körper als ‚fremd‘ erkannt und abgestossen wird. Thrombophilie, eine veränderte Gerinnungsneigung, kann die Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut einschränken und so die Einnistung erschweren.
- Genetische Anomalien: In manchen Fällen sind die Chromosomen der Eizellen oder Spermien strukturell verändert, was zur Entstehung von Embryonen mit genetischen Defekten führt. Diese Embryonen haben oft Schwierigkeiten, sich in die Gebärmutterschleimhaut einzunisten oder eine stabile Schwangerschaft aufrechtzuerhalten.
Grund 8: Frühe Fehlgeburt
Auch wenn die IVF erfolgreich war und der Schwangerschaftstest ein positives Ergebnis gezeigt hat, kann es wie auch bei einer spontanen Schwangerschaft zu einer Fehlgeburt kommen. Das Risiko einer Fehlgeburt nimmt dabei mit steigendem Alter der Frau zu.
Allerdings zeigte eine Studie, dass Frauen nach einer frühen Fehlgeburt oder einer biochemischen Schwangerschaft im darauffolgenden Zyklus sogar höhere Schwangerschaftsraten haben können als Frauen ohne vorherigen Schwangerschaftsverlust (37.3 % vs. 27.3 %).
Eine weitere Studie ergab, dass Spermien von Männern, deren Partnerinnen wiederholt Fehlgeburten erlitten hatten, doppelt so viele DNA-Schäden aufwiesen wie die Spermien von Männern in der Kontrollgruppe. Dies zeigt, dass auch die Spermienqualität einen Einfluss auf den Erfolg einer Schwangerschaft haben kann. Daher ist es wichtig, bei wiederholten Fehlgeburten die Ursachen sowohl bei der Frau als auch beim Mann zu untersuchen.
Was kann ich nach einer gescheiterten IVF tun?
Häufig sind mehrere IVF-Versuche notwendig, um eine Schwangerschaft zu erreichen. Die Schwangerschaftsrate pro IVF-Zyklus liegen bei 25-45 %.
Sprich mit deinem Arzt
Ein ausführliches Gespräch mit deinem Arzt kann helfen, die nächsten Schritte zu planen und mögliche Ursachen für die negative IVF zu identifizieren. Weiterführende Untersuchungen können dabei helfen, deine Erfolgschancen für den nächsten Versuchen zu steigern.
Diagnosemöglichkeiten nach einer gescheiterten IVF
- Genetische Tests: Bei der Präimplantationsdiagnostik (PID) werden die Embryonen vor dem Transfer in die Gebärmutter auf genetische Auffälligkeiten untersucht. So können Embryonen mit Chromosomenstörungen oder genetischen Defekten identifiziert und ausgeschlossen werden. Die PID kann die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft erhöhen, insbesondere bei Frauen über 35 Jahren, Paaren mit wiederholten Fehlgeburten oder bei bekannten genetischen Risikofaktoren.
- Hormonanalyse: Obwohl du wahrscheinlich schon einen Hormontest hattest, kann eine erneute Überprüfung deines Hormonspiegels sinnvoll sein, um eventuelle Schwankungen oder Ungleichgewichte festzustellen, die die Einnistung beeinträchtigen könnten.
- Überprüfung des Immunsystems: Manchmal kann eine übermässige Aktivität des Immunsystems dazu führen, dass der Körper den Embryo abstösst. Dazu gehören beispielsweise natürliche Killerzellen. Ist deren Aktvitiät erhöht, wird der Embryo möglichweise als "Fremdkörper" erkannt und angegriffen. Spezielle Bluttests können helfen, solche Immunreaktionen zu identifizieren.
- Gebärmutterspiegelung: Bei der Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) wird ein dünnes, flexibles Endoskop in die Gebärmutter eingeführt, um die Gebärmutterschleimhaut genau zu untersuchen und gegebenenfalls Gewebeproben zu entnehmen.
Alternativen und weitere Wege zum Kinderwunsch
- Anpassung des Stimulationsprotokolls: Dein Arzt kann das Stimulationsprotokoll anpassen, um die Eizellreifung zu optimieren und die Anzahl und Qualität der Eizellen zu verbessern. Dies kann die Verwendung anderer Medikamente, eine andere Dosierung oder einen anderen Zeitplan für die Medikamentengabe beinhalten.
- ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion): Bei der ICSI wird ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle injiziert. Diese Methode kann besonders hilfreich sein, wenn die Spermienqualität eingeschränkt ist oder bei früheren IVF-Versuchen keine Befruchtung stattgefunden hat.
- Samenspende: Die Samenspende kommt für Paare infrage, bei denen der Mann keine Spermien produziert oder die Spermienqualität stark eingeschränkt ist.
- Eizellspende: Die Eizellspende ist eine Option für Frauen, bei denen keine eigenen Eizellen mehr gewonnen werden können oder deren Eizellen qualitativ minderwertig sind. Die Eizellspende ist derzeit in der Schweiz verboten.
- Embryonenspende: Die Embryonenspende ist eine weitere Möglichkeit, um eine Schwangerschaft zu erreichen. Dabei werden Embryonen, die von anderen Paaren nach einer Kinderwunschbehandlung nicht mehr benötigt werden, gespendet. Auch diese Methode ist in der Schweiz nicht erlaubt.
- Lebensstiländerungen: Rauchen reduziert die Fruchtbarkeit sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Übergewicht oder Untergewicht können die Hormonproduktion und den Eisprung beeinträchtigen. Chronischer Stress kann sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen.
- Komplementärmedizin: Einige Paare nutzen ergänzende Therapien wie Akupunktur, Homöopathie oder traditionelle chinesische Medizin (TCM), um die Fruchtbarkeit zu unterstützen. Obwohl die wissenschaftliche Evidenz für diese Methoden begrenzt ist, berichten viele Paare von positiven Erfahrungen.
Fazit
Wann der richtige Zeitpunkt für einen erneuten Versuch ist und ob du noch einmal eine IVF möchtest, entscheidest ganz allein du. Die meisten Frauen benötigen mehr als einen IVF-Versuch, um schwanger zu werden. Dein Arzt oder deine Ärztin wird dir empathisch und kompetent zur Seite stehen und gemeinsam mit dir einen Weg suchen, um deine Chancen beim nächsten Versuch zu steigern.