Erfahre, welche Faktoren die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit beeinflussen und wie du deine Chancen realistisch einschätzen kannst.
Wenn der Wunsch nach einem Kind wächst, stellt sich für viele Paare früher oder später die Frage: Wie wahrscheinlich ist es eigentlich, dass wir schwanger werden? Vor allem dann, wenn es nicht sofort klappt, kann diese Frage verunsichern oder sogar belasten. Auch bei gesunden Paaren ist es ganz normal, wenn es einige Monate dauert.
Statistische Chancen für Paare unter 35
Laut aktuellen Studien liegt die Chance auf eine Schwangerschaft pro Zyklus bei etwa 20 bis 25 %, wenn beide Partner unter 35 Jahre alt und gesund sind. Innerhalb eines Jahres werden etwa 80 bis 85 % dieser Paare auf natürlichem Weg schwanger.

Mit zunehmendem Alter sinken die Chancen
Das Alter – insbesondere der Frau – hat einen grossen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Während Frauen in ihren Zwanzigern eine monatliche Empfängniswahrscheinlichkeit von rund 25 % haben, sinkt diese bei Frauen über 40 auf etwa 5 %.
Doch auch wenn es nicht sofort klappt, gibt es heute viele Möglichkeiten, die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Moderne Kinderwunschbehandlungen wie die In-vitro-Fertilisation (IVF) können die Erfolgsaussichten deutlich verbessern – insbesondere, wenn bestimmte körperliche Ursachen vorliegen oder die Zeit drängt.

Auch andere Faktoren spielen eine Rolle
Zusätzlich spielen weitere Faktoren eine Rolle, etwa der richtige Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs während der fruchtbaren Tage, die Spermienqualität sowie der allgemeine Gesundheitszustand beider Partner. Auch ein bewusster Lebensstil kann sich positiv auswirken.
Das sagt dein Zyklus über deine Fruchtbarkeit aus
Um die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden zu verstehen, solltest du dich unbedingt mit deinem Zyklus auseinandersetzen. Der Menstruationszyklus einer Frau dauert durchschnittlich 28 Tage, kann aber zwischen 21 und 35 Tagen variieren. Der Eisprung findet normalerweise etwa 14 Tage vor der nächsten Regelblutung statt. Während dieses Prozesses wird eine reife Eizelle aus den Eierstöcken freigesetzt und wandert durch die Eileiter in Richtung Gebärmutter.
Wann bin ich am fruchtbarsten?
Die fruchtbarsten Tage erstrecken sich über etwa fünf bis sechs Tage pro Zyklus. Diese Phase umfasst die drei bis fünf Tage vor dem Eisprung sowie den Tag des Eisprungs selbst und bis zu 24 Stunden danach.
Forschungsdaten zeigen, dass die höchste Empfängniswahrscheinlichkeit am Tag der Ovulation mit 33% liegt. Die Samenzellen können bis zu fünf Tage im weiblichen Körper überleben, weshalb ungeschützter Sex auch einige Tage vor dem Eisprung zu einer Schwangerschaft führen kann. Die Eizelle selbst ist nur etwa 12-24 Stunden befruchtungsfähig.

So erkennst du deine fruchtbaren Tage
Frauen können ihre fruchtbaren Tage durch verschiedene Methoden bestimmen. Die Beobachtung des Zervixschleim ist eine bewährte natürliche Methode: Vor dem Eisprung wird der Schleim klarer und dehnbarer. Die Basaltemperatur steigt nach dem Eisprung um etwa 0.2-0.5 Grad Celsius an. Ovulationstests messen den Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH) im Urin und können den Eisprung 24-36 Stunden im Voraus vorhersagen.
Mehr über die Bestimmung deines Eisprungs erfährst du in unserem Artikel zur Natürlichen Familienplanung.
Ausserdem können Eisprungrechner und Fertilitäts-Apps ebenfalls dabei helfen, den optimalen Zeitpunkt des Eisprungs zu bestimmen.

Schwangerschaftswahrscheinlichkeit nach Alter
Die abnehmende Eizellreserve und -qualität
Das Alter ist der wichtigste Faktor für die Fruchtbarkeit der Frau. Frauen werden mit allen Eizelle geboren, die sie jemals haben werden - etwa eine Million bei der Geburt. Bis zur Pubertät reduziert sich diese Zahl auf etwa 300’000, und die Anzahl sowie Qualität der Eizellen nimmt kontinuierlich ab. Mit zunehmendem Alter verschlechtert sich nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Eizellen, was zu einer höheren Rate von Fehlgeburten und chromosomalen Anomalien führt.
Monatliche Chancen in Abhängigkeit vom Alter
Aktuelle Studien zeigen deutliche altersbedingte Unterschiede in der monatlichen Empfängniswahrscheinlichkeit. Frauen im Alter von 20-30 Jahren haben eine Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft bei bis zu 25% pro Zyklus.
Mit 30-35 Jahren sinkt die Wahrscheinlichkeit auf etwa 20%. Der deutlichste Rückgang zeigt sich ab 35 Jahren: Die monatliche Konzeptionsrate fällt auf unter 15% und bei Frauen zwischen 37-40 Jahren auf nur noch etwa 5%. Nach dem 40. Lebensjahr liegt die Wahrscheinlichkeit bei unter 5% pro Zyklus, und ab 45 Jahren bei weniger als 1%.

Langzeit-Schwangerschaftsraten im Altersvergleich
Eine grosse dänische Studie mit 2’820 Frauen bestätigt diese Trends auch für längere Zeiträume. Von den Frauen im Alter von 25-29 Jahren wurden 84 % innerhalb von zwölf Zyklen schwanger, bei den 30-34-Jährigen waren es 88 %, während bei den 35-40-Jährigen nur noch 73 % innerhalb eines Jahres konzipierten.
Diese Daten zeigen, dass die Fruchtbarkeit zwar ab 35 Jahren deutlicher abnimmt, aber die meisten Frauen in ihren späten Dreissigern durchaus noch natürlich schwanger werden können.
Welche Faktoren beeinflussen die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit?
Neben dem Alter beeinflussen zahlreiche weitere Faktoren die Chance auf eine Schwangerschaft.
Einfluss der männlichen Fruchtbarkeit und Ernährung
Die Spermienqualität des Partners spielt eine entscheidende Rolle. Faktoren wie Alter, Rauchen, übermässiger Alkoholkonsum und Stress können die Spermienanzahl und -beweglichkeit beeinträchtigen. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Folsäure, Vitamin D und Antioxidantien kann sowohl die weibliche als auch die männliche Fruchtbarkeit unterstützen.

Bedeutung von Körpergewicht und Lebensstil
Der Body-Mass-Index (BMI) hat ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Sowohl Unter- als auch Übergewicht können den Hormonhaushalt stören und zu unregelmässigen Zyklen führen. Ein BMI zwischen 18.5 und 24.9 gilt als optimal für die Empfängnis. Regelmässige körperliche Aktivität verbessert die allgemeine Gesundheit und kann die Fruchtbarkeit fördern, allerdings kann exzessiver Sport bei Frauen zu Zyklusstörungen führen.
Gesundheitliche Bedingungen und Zyklusgesundheit
Gesundheitszustände wie das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS), Endometriose oder Schilddrüsenerkrankungen können die Fruchtbarkeit erheblich beeinträchtigen. Diese Erkrankungen sollten von einem Gynäkologen diagnostiziert und behandelt werden. Die Zykluslänge und Regelmässigkeit des Zyklus geben wichtige Hinweise auf die hormonelle Gesundheit. Unregelmässige Zyklen können das Timing für ungeschützten Geschlechtsverkehr erschweren und auf hormonelle Ungleichgewichte hindeuten.
Erschwert Stress das Schwangerwerden? Erfahre mehr darüber im Podcast mit Dr. med. Elena Leineweber.
Kinderwunschbehandlungen und ihre Erfolgsraten
Wenn nach zwölf Monaten regelmässigen, ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eintritt, spricht man von Unfruchtbarkeit. Bei Frauen über 35 Jahren wird bereits nach sechs Monaten eine Untersuchung empfohlen.
Unabhängig von den gängigen Empfehlungen kannst du dich in unserer Kinderwunschklinik in Zürich jederzeit an uns wenden und bereits frühzeitig deine Fruchtbarkeit überprüfen lassen.
Intrauterine Insemination (IUI): Ablauf und Erfolgschancen
Die intrauterine Insemination (IUI) ist oft der erste Schritt der künstlichen Befruchtung. Bei dieser Methode werden aufbereitete Spermien direkt in die Gebärmutter eingeführt. Deutsche Studien zeigen, dass die Schwangerschaftsrate pro IUI-Zyklus bei etwa 9.4-11.7% liegt, wobei bei 29.2% der Patientinnen innerhalb mehrerer Zyklen eine Schwangerschaft erreicht werden kann. Die Erfolgsraten sind stark altersabhängig und bei jüngeren Frauen deutlich höher.

In-vitro-Fertilisation (IVF) und ICSI: Methoden und Erfolgsraten
Die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist eine komplexere Behandlungsmethode, bei der die befruchteten Eizellen ausserhalb des Körpers entstehen und dann in die Gebärmutter übertragen werden. Die Erfolgsraten der IVF variieren stark je nach Alter: Bei Frauen unter 35 Jahren liegt die Erfolgsrate pro Zyklus bei etwa 40-50 %, während sie bei Frauen über 40 auf 10-15 % sinkt. Die Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) wird bei männlicher Unfruchtbarkeit eingesetzt und hat ähnliche Erfolgsraten wie die IVF.
Hormontherapien zur Unterstützung der Fruchtbarkeit
Hormontherapien können bei verschiedenen Fruchtbarkeitsproblemen helfen. Progesteron wird häufig zur Unterstützung der Lutealphase verschrieben, während andere Hormone wie Clomifen oder das follikelstimulierende Hormon (FSH) die Eizellenreifung stimulieren können. Die Erfolgsraten hängen stark von der zugrundeliegenden Ursache der Unfruchtbarkeit ab.
Social Egg Freezing: Eine Option für die Familienplanung
Social Egg Freezing ermöglicht es Frauen, ihre Eizellen in jüngerem Alter einzufrieren und später für eine Schwangerschaft zu verwenden.
Der Prozess und die idealen Voraussetzungen
Diese Option wird zunehmend von Frauen in Anspruch genommen, die ihre Familienplanung aus beruflichen oder persönlichen Gründen verschieben möchten. Das optimale Alter für das Einfrieren von Eizellen liegt zwischen 25 und 35 Jahren, da die Eizellenqualität in diesem Zeitraum am besten ist. Aber auch danach können die Chancen noch gut stehen.
Die Überlebensrate eingefrorener Eizellen liegt bei etwa 85-95%, und die Befruchtungsrate bei etwa 70-80%. Experten empfehlen, etwa 15-20 Eizellen einzufrieren, um eine realistische Chance auf eine spätere Schwangerschaft zu haben.
Das richtige Timing und unterstützende Massnahmen
Das Timing ist entscheidend: Geschlechtsverkehr sollte idealerweise jeden zweiten Tag während der fruchtbaren Tage stattfinden. Zu häufiger Verkehr kann die Spermienqualität beeinträchtigen, während zu seltener Verkehr die Chancen verringert. Die Verwendung von Gleitmitteln sollte vermieden werden, da viele Produkte die Spermienbeweglichkeit beeinträchtigen können. Nach dem Geschlechtsverkehr ist es nicht nötig, längere Zeit liegen zu bleiben - Spermien erreichen den Gebärmutterhals innerhalb weniger Minuten.
Interessanterweise zeigen Studien, dass regelmässiger Geschlechtsverkehr auch unabhängig vom Zeitpunkt des Eisprungs die Empfängnis unterstützen kann. Eine Untersuchung des Kinsey Institute der Indiana University ergab, dass sexuell aktive Frauen immunologische Veränderungen aufweisen, die potenziell die Einnistung eines Embryos begünstigen können – auch ausserhalb der fruchtbaren Phase. Die Forscher beobachteten eine erhöhte Aktivität bestimmter Immunzellen und Antikörper, die auf eine verbesserte Empfängnisbereitschaft hinweisen könnten.
Fazit: Mit realistischen Erwartungen zum Wunschkind
Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft hängt von vielen Faktoren ab, wobei das Alter der Frau den grössten Einfluss hat. Während junge Paare gute Chancen auf eine natürliche Empfängnis haben, stehen auch älteren Paaren heute dank moderner Reproduktionsmedizin verschiedene Optionen zur Verfügung. Die meisten Paare werden innerhalb des ersten Jahres schwanger, und auch wenn es länger dauert, bedeutet dies nicht, dass der Kinderwunsch unerfüllbar ist.
Eine gründliche Untersuchung bei einem Spezialisten für Gynäkologie kann helfen, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und geeignete Behandlungsstrategien zu entwickeln. Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Reproduktionsmedizin verbessert ständig die Erfolgsaussichten für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch.