Es gibt viele Ursachen und Risikofaktoren für eine Fehlgeburt. In den meisten Fällen lässt sich eine Fehlgeburt jedoch nicht vermeiden.
Key Facts:
- Die meisten Fehlgeburten ereignen sich in den ersten 12 Wochen
- Der häufigste Grund für eine Fehlgeburt im ersten Trimester ist eine Chromosomenstörung
- Zwischen der 12. und 20. Woche sind Fehlgeburten seltener und oft auf eine Gebärmutterhalsschwäche zurückzuführen
- Bei zwei oder mehr Fehlgeburten spricht man von wiederholten Fehlgeburten
- Die meisten Frauen können nach einer Fehlgeburt gesunde Schwangerschaften haben
Einleitung
Die Ursache für eine Fehlgeburt (Abort) lässt sich in vielen Fällen nicht eindeutig benennen. In den allermeisten Fällen liegt es an genetischen Auffälligkeiten des Embryos, wodurch die Weiterentwicklung gestoppt wird. Je nach Schwangerschaftswoche variieren die Ursachen für eine Fehlgeburt.
In diesem Artikel beleuchten wir die häufigsten Gründe und Risikofaktoren für eine Fehlgeburt.
Was ist eine Fehlgeburt?
Eine Fehlgeburt (Abort) ist definiert als ein spontaner Verlust (Spontanabort) einer Schwangerschaft vor der 23. Schwangerschaftswoche (gerechnet ab dem ersten Tag der letzten Menstruation). Eine frühe Fehlgeburt (Frühabort) tritt im ersten Schwangerschaftsdrittel auf ist die häufigste Form der Fehlgeburt.
Eine späte Fehlgeburt (Spätabort) tritt zwischen der 13. und 22. Schwangerschaftswoche auf und ist seltener. Wenn der Fetus nach der 23. Schwangerschaftswoche im Mutterleib verstirbt und/oder ein Geburtsgewicht von 500 Gramm hat, spricht man von einer Totgeburt oder stillen Geburt.
Was sind die möglichen Ursachen für eine Fehlgeburt?
- Genetische Anomalie des Fötus oder Embryos: Eine Chromosomenstörung des Fötus oder Embryos, die dazu führt, dass er sich nicht normal weiterentwickeln kann, ist die häufigste Ursache für eine Fehlgeburt. Sie ist die Ursache für 40-50 % der Fehlgeburten im ersten Trimester. Da die Ursache genetisch bedingt ist, ist es nicht möglich, sie zu verhindern. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle handelt es sich um einen spontane Störung während der Entwicklung des Fötus, für die keiner der Elternteile verantwortlich ist.
- Bestimmte gesundheitliche Probleme der werdenden Mutter: Dazu gehören hormonelle Störungen, Blutgerinnungsstörungen, Myome, Fibrome, Polypen, eine Fehlbildung der Gebärmutter oder eine Gebärmutterhalsschwäche (Zervixinsuffizienz). Weitere Ursachen können Diabetes mellitus, Erkrankungen der Schilddrüse, bestimmte Immunerkrankungen wie Lupus oder Zöliakie (Glutenallergie) sein.
- Infektionen: Auch Infektionen wie z. B. Toxoplasmose, Röteln, Parovirus B19, Listeriose sowie eine Salmonellen- oder Cytomegalievirus-Infektion können eine Fehlgeburt auslösen.
- Ablösung der Plazenta (Mutterkuchen): Eine Plazentaablösung kann durch einen schweren Sturz, einen Autounfall oder Gewalteinwirkungen verursacht werden. Wenn sich die Plazenta frühzeitig ablöst, kann das Ungeborene nicht mehr versorgt werden.
- Alter der Mutter: Das Risiko einer Fehlgeburt steigt mit zunehmendem Alter der schwangeren Frau. Mehr als die Hälfte aller Schwangerschaften (53 %) im Alter von 45 Jahren endet mit einer Fehlgeburt, während nur 10 % der 20-jährigen Schwangeren eine solche erleben.
- Bluthochdruck: Auch wenn Bluthochdruck nicht direkt eine Fehlgeburt auslöst, kann er ein möglicher Faktor sein. Bluthochdruck kann die Blutgefässe verengen und die Durchblutung der Plazenta beeinträchtigen. Dadurch erhält das Ungeborene möglicherweise nicht genügend Sauerstoff und Nährstoffe, was zu einer Fehlgeburt führen kann.
- Rauchen: Rauchen während der Schwangerschaft erhöht das Risiko einer Fehlgeburt um 24-32 %. Ebenso wurde festgestellt, dass Passivrauchen das Risiko für eine Fehlgeburt um 11 % erhöht.
- Alkohol: In einer gross angelegten dänischen Studie fanden Forscher heraus, dass Frauen, die im ersten Trimester fünf oder mehr alkoholische Getränke pro Woche konsumierten, ein 5-fach erhöhtes Risiko für einen Spontanabort im ersten Trimester hatten.
- Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese): Etwa 1 % der Amniozentesen können eine Fehlgeburt auslösen.
Mehr über Gründe, Risiko und Symptome bei einer Fehlgeburt erfährst du in diesem Video von Dr.med. Konstantin Wagner:
Kann Stress eine Fehlgeburt auslösen?
Ob Stress tatsächlich eine Ursache für eine Fehlgeburt sein kann, ist wissenschaftlich nicht ausreichend belegt. Eine Meta-Analyse ergab jedoch, dass Frauen, die vor oder zu Beginn der Schwangerschaft gestresst waren, ein um 42 % erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt hatten.
Wenn du mehr zum Einfluss von Stress wissen möchtest, solltest du auch unseren Artikel “Stress & unerfüllter Kinderwunsch” lesen.
Was sind die Risikofaktoren für eine Fehlgeburt?
Neben chronischen Erkrankungen oder Anomalien der Gebärmutter gibt es weitere Faktoren, die einer erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt bergen können:
Alter der Eltern:
- Mütterliches Alter: Das Risiko einer Fehlgeburt steigt mit zunehmendem Alter der Mutter. Bei Frauen unter 30 Jahren liegt es bei etwa 10 %, während es bei Frauen über 45 Jahren auf über 50 % ansteigen kann.
- Väterliches Alter: Auch das Alter des Vaters spielt eine Rolle. Bei Männern über 40 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit für Spermien mit Chromosomenanomalien, was das Fehlgeburtsrisiko erhöhen kann.
Wiederholte Fehlgeburten:
- Eine Fehlgeburt: Eine einzelne Fehlgeburt hat in der Regel keinen Einfluss auf den Erfolg zukünftiger Schwangerschaften.
- Zwei oder mehr Fehlgeburten: Bei zwei aufeinanderfolgenden Fehlgeburten mit demselben Partner steigt das Risiko einer weiteren Fehlgeburt. Ab drei Fehlgeburten spricht man von wiederholten Fehlgeburten (habituelle Aborte), die eine umfassende Untersuchung der Ursachen erfordert.
In welcher Woche kommt es am häufigsten zu Fehlgeburten?
Die meisten Fehlgeburten (80 %) ereignen sich in der Frühschwangerschaft, in den ersten 12 Wochen. Studien belegen jedoch, dass das Risiko einer Fehlgeburt in der 8. Schwangerschaftswoche auf etwa 3 % sinkt, wenn der Herzschlag des Embryos nachgewiesen wird.
Von der 12. bis zur 20. Schwangerschaftswoche ist der Verlust des Babys eher selten und meist auf ein Problem mit dem Gebärmutterhals zurückzuführen.
Wann kann ich nach einer Fehlgeburt wieder schwanger werden?
Nach einer Fehlgeburt ist es oft möglich, recht schnell wieder schwanger zu werden, besonders wenn die Fehlgeburt früh und ohne Komplikationen auftrat. Es ist jedoch empfehlenswert, bis zur ersten normalen Regelblutung zu warten, damit sich der Hormonhaushalt wieder normalisiert.
Dieser Prozess kann unterschiedlich lange dauern. Auch nach einer Ausschabung ist in der Regel keine spezielle Wartezeit nötig. Wenn du eine erneute Schwangerschaft planst, solltest du weiterhin Folsäure einnehmen. Bei einer fortgeschrittenen Schwangerschaft kann eine Pause von einigen Monaten sinnvoll sein, um dem Körper Erholung zu ermöglichen.
Was sind die Anzeichen für eine Fehlgeburt?
Einige Anzeichen für eine Fehlgeburt sind:
- vaginale Blutungen
- Unterleibsschmerzen
- plötzliches Verschwinden einiger Schwangerschaftssymptome, z. B. keine Brustschmerzen mehr und keine Übelkeit und Erbrechen
- Kontraktionen bzw. Wehen wie bei einer Geburt
Ausserdem kann der Frauenarzt Blut abnehmen, um das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin) zu überprüfen. Dies sollte sich in der Anfangszeit alle 2 Tage verdoppeln.
Mehr über die Anzeichen einer Fehlgeburt erfährst du in dem Artikel Anzeichen für eine Fehlgeburt: Worauf kann ich achten?.
Was passiert bei einer Fehlgeburt?
Jede Fehlgeburt ist individuell und kann unterschiedlich verlaufen. Bei leichten oder starken Blutungen sowie Schmerzen während der Schwangerschaft solltest du umgehend deinen Gynäkologen oder deine Gynäkologin aufsuchen.
Die meisten Frauen, die eine Fehlgeburt hatten, können in Zukunft gesunde Schwangerschaften haben. Es gibt verschiedene Arten von Fehlgeburten, die sich in ihrem Verlauf und den damit verbundenen Symptomen unterscheiden:
- Missed Abortion (verhaltene Fehlgeburt): Der Embryo stirbt ab, aber der Körper stösst ihn nicht ab. Es treten keine Blutungen oder Schmerzen auf, die Schwangerschaftssymptome können jedoch nachlassen. Eine Missed Abortion wird oft erst bei einer Ultraschalluntersuchung festgestellt.
- Drohender Abort: Bei einer drohenden Fehlgeburt treten leichte Blutungen und/oder Unterleibsschmerzen treten auf. Der Muttermund ist geschlossen und die Schwangerschaft kann möglicherweise noch erhalten werden.
- Unvollständiger Abort: Der Embryo resp. Gewebereste wie die Gebärmutterschleimhaut werden teilweise ausgestossen. Es kommt zu starken Blutungen und Krämpfen. Eine Ausschabung oder medikamentöse Therapie kann notwendig sein, um verbliebenes Gewebe zu entfernen.
- Vollständiger Abort: Der Embryo und das Schwangerschaftsgewebe werden vollständig ausgestossen. Eine Ausschabung ist in der Regel nicht erforderlich.
- Septischer Abort: Infolge einer Infektion der Gebärmutter kommt es zu Fieber und Schmerzen. Eine sofortige Behandlung mit Antibiotika und gegebenenfalls eine Ausschabung sind notwendig.
Wie verarbeite ich eine Fehlgeburt?
Eine Fehlgeburt ist ein einschneidendes Ereignis für Betroffene. Aus diesem Grund sollten sich Frauen oder Paare nach einer Fehlgeburt so viel Zeit wie nötig lassen, bevor sie es erneut probieren. Auch professionelle Hilfe durch einen Psychotherapeuten können dabei helfen, das Erlebte zu verarbeiten.
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du dich nach einer Fehlgeburt erholen kannst, empfehlen wir dir unseren Artikel Erholung nach Fehlgeburt.
Fazit
Fehlgeburten treten häufig völlig unerwartet auf und können verschiedene Ursachen haben. Im ersten Trimenon ist die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt am höchsten. Der Grund hierfür sind chromosomale Anomalien beim Embryo. Im weiteren Verlauf kann eine Gebärmutterhalsschwäche zu einer Frühgeburt oder einer Fehlgeburt führen.
Eine Fehlgeburt lässt sich in den meisten Fällen nicht vermeiden. Allerdings gibt es einige Faktoren, die das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen können. Dazu zählt das Alter der Eltern. So enden über die Hälfte der Schwangerschaften bei Frauen über 45 in einer Fehlgeburt.
Wenn du bereits eine oder mehrere Fehlgeburten erlebt hast, können wir bei dir eine ausführliche Fruchtbarkeitsanalyse durchführen, um die möglichen Ursachen herauszufinden.