Hier erfährst du, warum Folsäure in der Schwangerschaft und bereits davor so wichtig für die kindliche Entwicklung sind.

Wenn du dich bereits mit den Themen Kinderwunsch und Schwangerschaft beschäftigt hast, hast du sicherlich schon von Folsäure gehört. Wenn du dir noch nicht ganz sicher bist, was Folsäure eigentlich ist und warum du sie unbedingt zu dir nehmen solltest, dann lies unbedingt weiter. Hier erfährst du alles über das Thema Folsäure und seine Bedeutung während der Schwangerschaft. Wir erklären dir, in welchen Formen man es vorfindet und wie es deine Fruchtbarkeit steigern und Fehlbildungen bei deinem Baby vorbeugen kann.

Was ist Folsäure?

Folsäure ist die synthetisch hergestellte Form von Vitamin B9, einem lebenswichtigen Mikronährstoff, den der Körper nicht selbst herstellen kann. Vitamin B9 ist entscheidend für eine Reihe von Funktionen und Vorgängen im Körper, darunter die Verdopplung des Erbguts, die Bildung roter Blutkörperchen und die allgemeine Entwicklung und Funktion der Körperzellen.

Als Folsäure bezeichnet man die synthetisch hergestellte Form des Vitamins B9, während Folat die natürliche Form ist, die mit der Nahrung aufgenommen wird.

Folsäure wird vom Körper besser aufgenommen als Folat, weshalb häufig empfohlen wird, mit Folsäure angereicherte Lebensmittel zu essen und/oder Folsäurepräparate einzunehmen. Im Weitern erfährst du, warum Folsäure und Folat besonders für Frauen mit Kinderwunsch oder Frauen, die schwanger werden könnten, wichtig sind, um Geburtsfehler wie Neurolrohrdefekte zu verhindern.

Bereits bei Kinderwunsch sollte Folsäre eingenommen werden. Warum, erfährst du in diesem Video:

Wo sind Folat und Folsäure enthalten?

Wenn keine Schwangerschaft vorliegt, genügt bei den meisten Menschen eine ausgewogene Ernährung, um ausreichend davon aufnehmen.

Am meisten Folat ist in folgenden Lebensmitteln enthalten:

  • frisches Obst
  • grünes Blattgemüse, wie Spinat, Romana Salat, Broccoli und Rosenkohl
  • Müsli und Vollkornprodukte
  • Hülsenfrüchte
  • Weizenkeime
  • Eier
  • Leber
  • Meeresfrüchte

Folsäure ist häufig enthalten in:

  • Orangensaft, Frühstücksflocken, Brot, Nudeln und Reis
  • Nahrungsergänzungsmitteln mit Folsäure
  • Kombipräparate, einschliesslich Folsäure-Tabletten und Schwangerschaftsvitamine
Schon gewusst? Nicht alle Länder reichern Lebensmittel mit Folsäure an. Während dies in den USA, Kanada und Chile verpflichtend ist, ist die Anreicherung mit Folsäure in vielen anderen Ländern wie Deutschland und der Schweiz freiwillig.

Zusammenhang zwischen Folsäure und Fruchtbarkeit

Es ist unklar, ob Folsäure eine Auswirkung auf die männliche und weibliche Fruchtbarkeit hat. Einigen Einzelstudien und Übersichtsarbeiten zufolge könnte Folsäure bei Männern die Spermienzahl und -qualität verbessern. Dagegen ergab eine Studie bei Frauen mit ungeklärter Unfruchtbarkeit, die sich einer In-vitro-Fertilisation (IVF) unterzogen, dass eine Folsäuresupplementierung sowie ein ausreichender Folsäurespiegel im Blut nicht zu besseren Ergebnissen nach einer IVF-Behandlung führten.

Allerdings kann Folsäure die weibliche Fruchtbarkeit durch die Wirkung auf die Eierstöcke beeinflussen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2008 leistet Folsäure einen wichtigen Beitrag zur Verringerung des Risikos ovarieller Unfruchtbarkeit (bei der Frauen aufgrund von unregelmässigen oder ausbleibenden Eisprüngen nicht schwanger werden können). Eine spätere Studie bestätigte den Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Folsäure und einem geringeren Risiko für unregelmässige Eisprünge (Anovulation).

Die Bedeutung von Folsäure in der Schwangerschaft

Bei Schwangeren trägt eine folatreiche Ernährung zur Verhinderung von Neuralrohrdefekten (NRD) beim Ungeborenen in der Frühschwangerschaft bei.

Neuralrohrdefekte treten auf, wenn sich Teile des sich entwickelnden Gehirns und Rückenmarks, die in einem bestimmten Stadium der pränatalen Entwicklung als Neuralrohr bezeichnet werden, während der Entwicklung des Embryos nicht richtig ausbilden und schliessen.

Beispiele für NRD sind die Anenzephalie, bei der Teile des Gehirns und des Schädels fehlen, und die Spina bifida ("offener Rücken"), bei der sich die Wirbelsäule nicht richtig verschliesst. Die Anenzephalie ist so schwerwiegend, dass das ungeborene Kind nicht überleben kann, während die Spina bifida zu Behinderungen führen kann, ohne dabei tödlich zu sein. Das Risiko eines NRD besteht bei potenziell jeder Schwangerschaft. Jedoch können einige Faktoren wie mütterliche Adipositas oder Diabetes das Risiko erhöhen.

Der Zusammenhang zwischen Folsäure und NRD wurde erstmals in den 1960er Jahren vermutet. Eine erste Studie, die diesen Zusammenhang nachwies, wurde 1991 veröffentlicht. Dabei wurde festgestellt, dass die Einnahme von Folsäure vor der Empfängnis das Auftreten von NRD reduziert.

Idealerweise startest du bereits einen Monat vor einer Schwangerschaft mit der Einnahme von Folsäure, damit sich das Neuralrohr vollständig schliesst. Dies geschieht am 21. bis 28. Tag der Schwangerschaft. Einige Frauen wissen dann noch nicht einmal, dass sie schwanger sind.

Wie viel Folsäure oder Folat benötige ich?

Nach den europäischen Leitlinien wird Erwachsenen empfohlen, täglich 250 Mikrogramm Folsäure zu sich zu nehmen. Bei Frauen im gebärfähigen Alter, die schwanger werden möchten, wird sogar eine Menge von 400 Mikrogramm (μg) empfohlen.

Werdende Mütter und Stillende haben einen erhöhten Folsäurebedarf und sollten täglich 600 μg einnehmen. Eine höhere Dosis wird auch für Personen empfohlen, die regelmässig Alkohol konsumieren, da Alkohol die Aufnahme von Folsäure beeinträchtigen kann.

Was passiert, wenn man nicht genug Folsäure zu sich nimmt?

Da Vitamin B9 eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung einer gesunden Entwicklung und Körperfunktion spielt, kann ein Folsäuremangel zu ernsthaften Erkrankungen führen.

Hierzu gehören unter anderem:

Wie häufig kommt es vor, dass man nicht genug zu sich nimmt?

Mediziner:innen unterscheiden zwischen Folatmangel, der zu Gesundheitsproblemen wie Anämie (einem Mangel an gesunden roten Blutkörperchen) führen kann, und Folatinsuffizienz, bei der das Risiko von Neuralrohrdefekten weiterhin besteht. Es wird geschätzt, dass insbesondere in Ländern mit niedrigem Einkommen mehr als 20 % der Frauen im gebärfähigen Alter an einem Folatmangel und mehr als 40 % an einer Folatinsuffizienz leiden könnten. Eine kürzlich in der Schweiz durchgeführte Studie ergab jedoch, dass etwa 20 % der nicht schwangeren Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter einen Folatmangel und ein weitaus höherer Prozentsatz (92 % der Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter und 52 % der schwangeren Frauen) eine Folatinsuffizienz aufweisen.

Häufig gestellte Fragen

Kann Folsäure mir dabei helfen, schwanger zu werden?

Frauen, die schwanger werden wollen, sollten vor allem deshalb auf eine ausreichende Folsäurezufuhr achten, um eine gesunde Entwicklung des Fötus zu fördern und Geburtsfehler zu vermeiden. Die Forschung zeigt jedoch auch, dass Folsäure einen positiven Effekt für Frauen haben kann, die keinen Eisprung haben.

Haben Folsäurepräparate Nebenwirkungen?

Es können einige leichte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Appetitlosigkeit und Blähungen auftreten.

Ist es möglich, zu viel Folsäure zu sich zu nehmen?

Die Obergrenze für die Aufnahme von Folsäure liegt bei 1.000 μg pro Tag. Obwohl schädliche Auswirkungen von Folsäure auf die Organe des Körpers (bekannt als Toxizität) selten sind, kann eine Überdosierung des Vitamins einen Vitamin B12-Mangel verschleiern, was schwerwiegende Folgen haben kann, einschliesslich neurologischer Schäden.

Wie lange sollte ich Folsäure einnehmen, bevor ich schwanger werde?

Häufig wird empfohlen, dass Frauen mindestens einen Monat vor einer Schwangerschaft mit der Einnahme von 400 μg Folsäure beginnen. Es gibt jedoch einige Forschungsarbeiten, die darauf hindeuten, dass dies nicht ausreicht und entweder ein längerer Zeitraum oder eine höhere Dosis erforderlich sind. Hierzu können dich deine Ärzt:innen ausführlich beraten.

Welche anderen Nahrungsergänzungsmittel sollte ich nehmen, wenn ich schwanger werden möchte?

Auch hier solltest du deinen Frauenarzt fragen, was für dich am besten geeignet ist. Es gibt jedoch gute Belege, dass eine angemessene Zufuhr (über Lebensmittel und/oder Nahrungsergänzungsmittel) von Nährstoffen wie Vitamin D und Selen förderlich sein können.

Fazit

Folat und Folsäure sind natürlich vorkommende bzw. ergänzende Formen von Vitamin B9, das für die Bildung neuer Zellen im Körper unerlässlich ist. Eine ausreichende Folsäurezufuhr trägt dazu bei, den Eisprung bei Frauen zu fördern und Neuralrohrdefekte während der Schwangerschaft zu verhindern. Es wird empfohlen, dass Frauen mindestens einen Monat vor der Schwangerschaft mit der Einnahme von Folsäurepräparaten beginnen. Männer und Frauen, die keine Schwangerschaft planen, sollten ebenfalls auf eine ausreichende Folsäurezufuhr achten. Wie bei allen Nahrungsergänzungsmitteln ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren, um sich individuell beraten zu lassen.

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