Hormonstörungen kommen häufiger vor als gedacht und können sowohl die Fruchtbarkeit als auch die Psyche beeinflussen.
Alles Wichtige zu Hormonstörungen bei Frauen
- Hormonstörungen sind häufig und betreffen Frauen in verschiedenen Lebensphasen, z. B. Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahre.
- Einer der häufigsten hormonellen Störungen bei Frauen ist das PCO-Syndrom.
- Auch Stimmungsschwankungen und psychische Symptome können durch hormonelle Veränderungen auftreten.
- Gewichtszunahme oder -verlust sind oft mit Schilddrüsenproblemen oder Insulinresistenz verbunden.
- Bluttests und Ultraschall können Hormonstörungen identifizieren.
Hormonstörungen sind nicht selten
Der Hormonhaushalt einer Frau ist ein fein abgestimmtes System – und bereits kleine Veränderungen können spürbare Auswirkungen auf Körper und Psyche haben. Hormonstörungen sind deshalb keine Seltenheit, besonders im gebärfähigen Alter, während der Wechseljahre oder im Zusammenhang mit Erkrankungen wie dem PCO-Syndrom. Doch woran erkennt man eine hormonelle Störung überhaupt?
Was sind Hormonstörungen?
Hormonstörungen – auch als hormonelle Dysbalancen oder hormonelles Ungleichgewicht bezeichnet – entstehen, wenn der Körper zu viele oder zu wenige Hormone produziert. Besonders betroffen sind dabei die bekanntesten Hormone: Geschlechtshormone wie Östrogen, Progesteron, aber auch Testosteron, sowie Schilddrüsenhormone und Stresshormone wie Cortisol.
Die Ursachen reichen von Schilddrüsenerkrankungen über Erkrankungen der Eierstöcke oder Nebennieren bis hin zu starken Hormonschwankungen durch bestimmte Lebensphasen wie Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause. Auch die Einnahme oder das Absetzen bestimmter Medikamente – etwa antihormonellen Medikamenten – kann den weiblichen Zyklus beeinflussen.

Typische Symptome einer Hormonstörung
Hormonstörungen äussern sich bei betroffenen Frauen sehr unterschiedlich. Die folgenden verschiedenen Symptome treten besonders häufig auf:
Zyklusstörungen und Probleme mit der Regelblutung
Unregelmässige Menstruationszyklen, Zwischenblutungen, ein ausbleibender Eisprung oder Schmerzen bei der Regelblutung sind oft Anzeichen für hormonelle Probleme. Besonders junge Frauen mit PCO-Syndrom zeigen häufig keinen normalen Zyklus. Hier kommt es durch eine chronische Stimulation der Eierstöcke zur Bildung vieler kleiner Follikel, aber ohne Eisprung – was zu Unfruchtbarkeit führen und den Kinderwunsch erschweren kann.
Stimmungsschwankungen und emotionale Symptome
Plötzliche Stimmungsschwankungen, Verstimmungen, Reizbarkeit oder depressive Phasen – all das kann auf hormonelle Veränderungen hinweisen, etwa im Rahmen des Prämenstruellen Syndroms (PMS) oder der Wechseljahre. Studien zeigen, dass hormonelle Schwankungen, insbesondere der Abfall von Östrogen, das Risiko für psychische Erkrankungen bei erkrankten Frauen deutlich erhöhen können.

Hitzewallungen und Schweissausbrüche
Typisch für die Hormonumstellung bei Frauen in den Wechseljahren sind Hitzewallungen, Schweissausbrüche und Schlafprobleme. Ursache ist häufig der sinkende Östrogenspiegel, der auch weitere hormonelle Veränderungen im Körper auslösen kann.
Libidoverlust
Ein Ungleichgewicht der Sexualhormone wie Progesteron oder Östrogen kann die Lust auf Sex verringern. Häufige Begleiterscheinungen sind vaginale Trockenheit oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie).
Stoffwechselveränderungen
Hormonstörungen betreffen auch den Stoffwechsel. Eine Schilddrüsenunterfunktion, oft durch Hashimoto-Thyreoiditis, führt zu Gewichtszunahme, Müdigkeit, Konzentrationsproblemen und Depressionen. Umgekehrt kann eine Überfunktion zu ungewolltem Gewichtsverlust führen. Auch Diabetes mellitus, der eng mit dem Insulinhaushalt zusammenhängt, zählt zu den hormonellen Erkrankungen und kann in Zusammenhang mit dem PCO-Syndrom auftreten.
Haarausfall, Akne und Hautprobleme
Ein erhöhter Anteil an männlichen Hormonen (Androgenen) kann bei Frauen zu Haarausfall, Akne oder verstärkter Körperbehaarung führen. Besonders bei PCOS ist dies ein häufiges Symptom – verursacht durch einen unausgeglichenen Hormonspiegel.

Psychische Symptome durch Hormonfluktuationen
Frauen sind überdurchschnittlich häufig von Depressionen und Angststörungen betroffen. Studien zeigen eine Lebenszeitprävalenz von bis zu 33.7 % für Angststörungen und 20.6 % für depressive Erkrankungen.
Östrogen und Progesteron, die zentralen weiblichen Sexualhormone, wirken nicht nur auf die Eierstöcke und den Menstruationszyklus, sondern haben auch eine starke Wirkung auf das Gehirn. Sie beeinflussen Stimmung, Gedächtnis, Stressverarbeitung und sogar die Schmerzwahrnehmung.
Hier erklärt Dr. med. Konstantin Wagner wie Depressionen bei Frauen und Hormone zusammenhängen:
Knochenschwund (Osteoporose)
Ein dauerhaft niedriger Östrogenspiegel kann langfristig zu Osteoporose führen – vor allem nach der Menopause. Hier kann eine Hormontherapie mit bioidentischen Hormonen helfen, den Knochenabbau zu verlangsamen. Studien betonen den Nutzen von bioidentischen Hormonen, wenn sie gezielt und unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden.
Dazu sagt Dr. Anneliese Schwenkhagen, Gynäkologin im Vorstand der deutschen Menopause Gesellschaft:
Dabei handelt es sich um Hormone, deren Struktur den Hormonen entspricht, die der weibliche Körper selbst bildet.
Ursachen hormoneller Störungen
Neben genetischen Faktoren und Lebensphasen (z. B. Stillzeit oder Wechseljahre) gehören zu den häufigsten Ursachen:
- PCO-Syndrom
- Schilddrüsenerkrankungen (z. B. Hashimoto)
- Störungen der Nebennieren und Eierstöcke
- Tumore in Hypophyse oder Hypothalamus
- bestimmte Medikamente, darunter auch antihormonelle Medikamente
- starke Stressbelastung mit erhöhter Produktion von Stresshormonen
- Absetzen hormoneller Verhütung (z. B. Antibabypille)

Diagnostik & Behandlung: Wann zur Gynäkologin oder Endokrinologin?
Bei länger anhaltenden Beschwerden wie Zyklusstörungen, Haarausfall, Akne oder Stimmungstiefs empfiehlt sich der Gang zur Gynäkologin oder einer spezialisierten Fachärztin für gynäkologische Endokrinologie. Entscheidend ist eine umfassende Diagnostik, um die Ursache des hormonellen Ungleichgewichts zu identifizieren.
Im Rahmen einer Hormondiagnostik werden je nach Symptomatik folgende Parameter im Blut bestimmt:
- Zyklusrelevante Hormone wie FSH (Follikelstimulierendes Hormon), LH (Luteinisierendes Hormon), Östrogen, Progesteron
- Schilddrüsenwerte: TSH, fT3, fT4 – bei Verdacht auf Hashimoto zusätzlich Antikörper (TPO-AK, TG-AK)
- Androgene wie Testosteron, DHEA-S (besonders bei Verdacht auf PCOS oder Haarausfall)
- Prolaktin bei Zyklusstörungen oder Milchfluss
- Cortisol und ggf. ACTH bei chronischer Erschöpfung oder Verdacht auf Nebennierenstörung
- ggf. Insulin und Blutzuckerwerte, wenn ein Zusammenhang mit Diabetes mellitus oder PCOS vermutet wird
Auch ein Zyklusmonitoring sowie eine Ultraschalluntersuchungen der Eierstöcke können zur Diagnostik beitragen. Je nach individueller Situation können weitere Werte ergänzt werden.

Hormonstörungen sind komplex – aber behandelbar
Ob es um das PCO-Syndrom, den Kinderwunsch, Zyklusstörungen oder psychische Symptome geht – entscheidend ist eine individuelle, ganzheitliche Abklärung.
Hormonelle Veränderungen betreffen dabei nicht nur den Körper – sondern auch die Psyche. Wer unter anhaltender Erschöpfung, innerer Unruhe oder Stimmungsschwankungen leidet, sollte auch die hormonelle Ebene mitdenken. Der richtige Ansprechpartner ist hier meist der Gynäkologe oder ein Facharzt für Endokrinologie bzw. gynäkologische Endokrinologie.
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