Erfahre, wie Übergewicht deine Fruchtbarkeit beeinflusst und was du als Frau oder als Mann tun kannst, um deine Chancen zu steigern.
Das Wichtigste zu Übergewicht und Kinderwunsch:
- Bereits moderate Gewichtsreduktion von 5-10% kann die Fruchtbarkeit signifikant verbessern
- Sowohl Über- als auch Untergewicht beeinträchtigen die Empfängnischancen
- Männliche Fruchtbarkeit wird durch Adipositas ebenso stark betroffen wie die weibliche
- Frühzeitige Intervention vor dem 35. Lebensjahr zeigt die besten Erfolge
- Interdisziplinäre Betreuung ist für optimale Ergebnisse unerlässlich
Übergewicht kann ein Grund für Unfruchtbarkeit sein
Ob sich ein Kinderwunsch erfüllt, hängt von vielen Faktoren ab: Alter, Hormonhaushalt, genetische Voraussetzungen, Lebensstil, Vorerkrankungen – und auch vom Körpergewicht. Letzteres ist nur ein Baustein im Gesamtbild, kann aber in manchen Fällen eine grössere Rolle spielen, als vielen bewusst ist.
In diesem Artikel möchten wir dir zeigen, wie sich Über- oder Untergewicht auf die Fruchtbarkeit auswirken können – bei Frauen ebenso wie bei Männern. Ziel ist es, dir fundierte Informationen und mögliche Handlungsoptionen an die Hand zu geben. So kannst du gemeinsam mit deinem Kinderwunschzentrum oder deiner Ärztin/deinem Arzt die nächsten Schritte planen, die zu dir und deiner Situation passen.
Aktuelle Zahlen und Entwicklungen
In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl der Menschen mit Übergewicht weltweit gestiegen. Laut Bundesamt für Statistik waren 2022 in der Schweiz 43 % der Bevölkerung ab 15 Jahren übergewichtig oder adipös. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist seit Jahren auf mögliche gesundheitliche Folgen hin – darunter nicht nur Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes, sondern auch Einflüsse auf die reproduktive Gesundheit.
Der Body-Mass-Index als Orientierung
Der Body-Mass-Index (BMI) berechnet sich aus dem Verhältnis von Gewicht zur Körpergrösse (kg/m²) und gibt einen groben Anhaltspunkt für mögliche gesundheitliche Einflüsse – auch in Bezug auf die Fruchtbarkeit.
- Normalgewicht: BMI 18.5-24.9 kg/m²
- Übergewicht: BMI 25.0-29.9 kg/m²
- Adipositas Grad I: BMI 30.0-34.9 kg/m²
- Adipositas Grad II: BMI 35.0-39.9 kg/m²
- Adipositas Grad III (extreme Adipositas): BMI ≥ 40 kg/m²
Für Paare mit Kinderwunsch zeigt sich in Studien: Frauen mit einem BMI zwischen etwa 19 und 24 haben statistisch die besten Chancen auf eine Schwangerschaft. Das bedeutet nicht, dass eine Empfängnis ausserhalb dieses Bereichs unmöglich ist – vielmehr kann es hilfreich sein, den BMI als Orientierung zu nutzen und gemeinsam mit medizinischem Fachpersonal zu prüfen, welche Anpassungen die Fruchtbarkeit zusätzlich unterstützen können.

Warum Übergewicht die Fruchtbarkeit beeinträchtigt
Viele wissen: Übergewicht kann die Gesundheit belasten. Weniger bekannt ist jedoch, wie stark sich überschüssige Kilos auf die Fruchtbarkeit auswirken – besonders bei Frauen mit Kinderwunsch. Der Grund liegt nicht nur im Hormonhaushalt, sondern auch in versteckten Entzündungen und einer gestörten Kommunikation zwischen Gehirn, Eierstöcken und Gebärmutter.
Fettgewebe – mehr als nur Energiespeicher
Fettzellen sind keine stummen Reserven. Sie verhalten sich wie ein eigenes Organ und produzieren verschiedene Botenstoffe, die in den Hormonhaushalt eingreifen. Bei starkem Übergewicht (Adipositas) ist diese Aktivität aus dem Gleichgewicht geraten – mit Folgen für den Zyklus und die Fruchtbarkeit.
Hormonelle Störungen bei Übergewicht
Bei Adipositas gerät die fein abgestimmte Hormonbalance durcheinander. Das führt unter anderem zu:
- Insulinresistenz: Fettzellen verringern die Insulinwirkung. Der Körper reagiert mit einer Überproduktion von Insulin.
- Zunahme männlicher Hormone (Androgene): Das viele Insulin regt die Eierstöcke dazu an, mehr Androgene zu bilden – was die Eizellreifung stört.
- Gestörtes FSH/LH-Verhältnis: Statt einer ausgewogenen Ausschüttung produziert der Körper vermehrt LH – das fördert zwar den Eisprung, hemmt aber die Follikelreifung, wenn FSH fehlt.
- Östrogenüberschuss: Im Fettgewebe werden Androgene in Östrogene umgewandelt. Ein Zuviel davon hemmt die Ausschüttung wichtiger Steuerhormone.
Die Folge: Zyklusprobleme und Eisprungstörungen. Durch diese hormonellen Verschiebungen kann es zu unregelmässigen Zyklen, ausbleibenden Eisprüngen und eingeschränkter Fruchtbarkeit kommen.
Leptin: Das unterschätzte Hormon aus dem Fettgewebe
Ein weiteres Hormon, das vom Fettgewebe produziert wird, ist Leptin – bekannt als „Sättigungshormon“. Es steuert das Hungergefühl, spielt aber auch eine Rolle im weiblichen Zyklus.
Bei Übergewicht ist das Hormon Leptin dauerhaft erhöht – doch der Körper reagiert nicht mehr richtig darauf (Leptinresistenz). Das stört:
- die GnRH-Ausschüttung im Gehirn (Grundimpuls für die gesamte Hormonsteuerung)
- die Gelbkörperfunktion, die wichtig für die Einnistung ist
- die Hormonproduktion in den Eierstöcken
Dauerentzündung im Körper
Fettgewebe produziert entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukin-6 (IL-6). Bei Übergewicht sind diese Werte oft dauerhaft erhöht, was ein „stilles Entzündungsgeschehen“ im Körper fördert – mit negativen Auswirkungen auf Eizellqualität, Gebärmutterschleimhaut und Spermienbildung.
Warum? Überladene Fettzellen senden entzündungsfördernde Botenstoffe aus und produzieren reaktive Sauerstoffverbindungen. Diese wirken sich negativ aus auf:
- die Qualität der Eizellen
- die Reifung der Follikel (durch Zellschädigung in den Eierstöcken)
- die Empfänglichkeit der Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung einer befruchteten Eizelle
Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit
Reduzierte Empfängnischancen
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Übergewichtige und adipösen Frauen sind häufiger von Unfruchtbarkeit betroffen. Im Vergleich zu normalgewichtigen Frauen ist ihre Fruchtbarkeit um 8 % (BMI 25–30) bzw. 18 % (BMI >30) reduziert.
Konkret bedeutet das:
- Nur 66.4 % der adipösen Frauen werden innerhalb von 12 Monaten schwanger – im Vergleich zu 81.4 % der normalgewichtigen Frauen
- Mit jedem BMI-Punkt über 29 kg/m² sinkt die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit um 4 %
- Übergewicht und Adipositas führen zu Menstruationsstörungen und Ovulationsstörungen (weniger oder keine Eisprünge).
Der Eintritt einer Schwangerschaft kann dadurch deutlich länger dauern – ein zusätzlicher Stressfaktor für viele Paare mit Kinderwunsch.
Erhöhtes Risiko für Fehlgeburten
Übergewicht und Adipositas erhöhen nicht nur das Risiko, überhaupt schwanger zu werden – sie erhöhen auch deutlich das Risiko für einen Schwangerschaftsverlust. Studien zeigen, dass adipöse Frauen ein um bis zu 37 % höheres Risiko für Fehlgeburten haben, unabhängig davon, ob die Schwangerschaft natürlich oder durch künstliche Befruchtung entstanden ist.
Vor allem Frühaborte im ersten Trimester treten bei übergewichtigen Frauen deutlich häufiger auf. Die Ursachen sind vielfältig: eine gestörte Eizellreifung, entzündliche Prozesse im Körper, hormonelle Dysbalancen sowie eine verminderte Empfänglichkeit der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) können die Einnistung und das frühe Überleben des Embryos beeinträchtigen.
Mehr über den Einfluss von Übergewicht auf die Fruchtbarkeit erfährst du im Podcast mit Dr. med. Elena Leineweber:
Beeinträchtigte Kinderwunschbehandlung
Auch bei einer künstlichen Befruchtung (IVF oder ICSI) ist Übergewicht ein nachteiliger Faktor. Die folgenden Punkte zeigen, wie sich Adipositas auf den Behandlungserfolg auswirkt:
- Höherer Hormonbedarf während der Stimulationsphase
- Längere Stimulationsdauer bis zur Eizellreifung
- Geringere Anzahl gewonnener Eizellen bei der Follikelpunktion
- Schlechtere Eizell- und Embryoqualität, was die Entwicklungschancen mindert
- Erhöhte Aneuploidierate, also mehr Chromosomenstörungen bei Embryonen
- Reduzierte Implantationsrate, also geringere Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Embryo erfolgreich einnistet
Diese Faktoren können die Erfolgsaussichten einer Kinderwunschbehandlung spürbar verringern – sowohl hinsichtlich der klinischen Schwangerschaft als auch einer späteren Lebendgeburt.
Eine aktuelle Studie fand heraus, dass adipöse Frauen nach dem Transfer kryokonservierter Embryonen (Frozen Embryo Transfer) eine um 11 % niedrigere Lebendgeburtenrate hatten – selbst wenn die Embryonen unter standardisierten Laborbedingungen kultiviert und ausgewählt wurden.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Übergewicht nicht nur den hormonellen Zyklus und die Einnistung beeinflusst, sondern möglicherweise auch direkte Auswirkungen auf die Embryoqualität und die Gebärmutterschleimhaut hat.
Männliche Fruchtbarkeit ebenfalls wichtig
Übergewicht beeinträchtigt auch die männliche Fertilität erheblich und kann sich massgeblich auf die Spermienqualität auswirken:
- Reduzierte Spermienkonzentration und -beweglichkeit
- Verminderte Spermienanzahl - bei adipösen Männern im Durchschnitt 40% weniger als bei normalgewichtigen
- Niedrigere Testosteronspiegel durch hormonelle Dysregulation
- Erhöhte Hodentemperatur
Paare mit übergewichtigen oder adipösen Männern und normalgewichtigen Partnerinnen brauchen im Schnitt länger, um schwanger zu werden. Studien zeigen zudem: Bei Kinderwunschbehandlungen sinken Schwangerschaftsraten und Fehlgeburten nehmen zu – vermutlich auch wegen geringerer Blastozystenentwicklung, reduzierter Spermienbindung und niedrigerer Befruchtungsraten.

Weitere Gesundheitsrisiken
Neben den hormonellen Veränderungen erhöht Übergewicht das Risiko für Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – auch das kann die Fruchtbarkeit beeinflussen:
- Bluthochdruck kann die Durchblutung der Gebärmutter beeinträchtigen und sich negativ auf die Einnistung auswirken
- Gefässveränderungen und erhöhte Entzündungswerte verschlechtern die Funktion der Eierstöcke und des Endometriums
- Bei Männern können kardiovaskuläre Risikofaktoren die Hormonproduktion, Erektionsfähigkeit und Spermatogenese beeinträchtigen
Untergewicht und Kinderwunsch – warum zu wenig Gewicht auch ein Hindernis sein kann
Nicht nur zu viele, auch zu wenige Kilos können die Fruchtbarkeit beeinflussen. Bei starkem Untergewicht – meist definiert als BMI unter 18.5 – kann der Körper in eine Art „Sparmodus“ schalten. Das bedeutet: Energie wird vor allem für lebenswichtige Funktionen eingesetzt, die Fortpflanzung hat dann keine Priorität.
Mögliche Folgen von Untergewicht:
- Ausbleibender Eisprung (Amenorrhoe), weil der Körper zu wenig Östrogen produziert
- Unregelmässige Zyklen, die das Timing für eine Schwangerschaft erschweren
- Verminderte Gebärmutterschleimhaut-Dicke, was die Einnistung erschwert
- Geringere Spermienqualität bei Männern, oft verbunden mit einem niedrigeren Testosteronspiegel
Ursachen für Untergewicht können sehr unterschiedlich sein – von genetischer Veranlagung über chronische Erkrankungen bis hin zu Essstörungen oder starkem sportlichen Training.
Eine Analyse von über 8'700 Kinderwunschbehandlungen zeigt: Frauen mit Untergewicht hatten deutlich niedrigere Schwangerschaftsraten als Frauen mit Normalgewicht (48.1 % vs. 53.8 %). Schon eine moderate Gewichtszunahme kann helfen, den Zyklus zu stabilisieren und die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
Besondere Herausforderung: PCO-Syndrom
Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) stellt die häufigste Manifestationsform der Adipositas in der gynäkologischen Praxis dar. 40-80 % der PCOS-Patientinnen sind übergewichtig oder adipös.
Das überschüssige Körperfett – insbesondere viszerales Fett – verstärkt die Insulinresistenz und fördert einen gestörten Fettstoffwechsel. Dies führt zu erhöhten Androgenspiegeln (männliche Sexualhormone), die den Zyklus zusätzlich beeinträchtigen und die Eizellreifung stören.
Die Kombination aus Adipositas, Insulinresistenz und hormonellem Ungleichgewicht kann die Fruchtbarkeit deutlich senken und erschwert nicht selten auch die Behandlung im Rahmen einer Kinderwunschtherapie.
Schwangerschaftsrisiken bei Übergewicht
Selbst wenn eine Schwangerschaft eintritt, sind die Risiken bei Übergewicht deutlich erhöht:
Schwangerschaftskomplikationen
- Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes): 3-4-fach erhöhtes Risiko, bei BMI >40 sogar 9-fach
- Präeklampsie: Das Risiko verdoppelt sich mit jedem BMI-Anstieg
- Thromboembolien: Deutlich erhöhtes Risiko, besonders im Wochenbett
- Kaiserschnittrate: Signifikant höher, insbesondere bei starker Gewichtszunahme im letzten Trimenon
Auswirkungen auf das Kind
- Makrosomie (hohes Geburtsgewicht): 3-fach höheres Risiko für Geburtsgewicht >4500g
- Totgeburtenrisiko: Ein Anstieg des mütterlichen BMI um 5 kg/m² führt zu einem 24 % erhöhten Risiko für intrauterinen Tod
- Langzeitfolgen: Erhöhtes Risiko für Übergewicht beim Kind
Schon kleine Schritte zeigen grosse Wirkung
Bereits eine moderate Gewichtsreduktion von 5–10 % kann spürbare Veränderungen bewirken:
- Normalisierung des Hormonhaushalts
- Regelmässige Zyklen und spontane Eisprünge
- Höhere Chancen auf natürliche Empfängnis
- Weniger Behandlungszyklen bei IVF
- Reduzierte Schwangerschaftskomplikationen
Eine kanadische Untersuchung im Rahmen des Fit-For-Fertility-Programms mit 108 adipösen Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch zeigte: Nach einem 6-monatigen strukturierten Lifestyle-Programm, das auf Ernährungsumstellung, mehr Bewegung und Verhaltensänderung setzte, kam es innerhalb von 18 Monaten bei 51 % der Teilnehmerinnen zu einer Lebendgeburt – im Vergleich zu 36.8 % in der Kontrollgruppe.
Besonders bemerkenswert: 33.3 % der Frauen in der Interventionsgruppe wurden ohne medizinische Unterstützung schwanger, gegenüber nur 12.3 % in der Kontrollgruppe.
Auch bei Männern wirkt sich ein Gewichtsverlust positiv auf die Fruchtbarkeit aus: Eine dänische Studie mit 56 stark übergewichtigen Männern zeigte eindrucksvoll, dass sich nach einer achtwöchigen Gewichtsabnahme die Spermienkonzentration um 50% und die Spermienzahl um 40% erhöhte.

Erfolgreiche Strategien zur Gewichtsreduktion
Bevor mit einer Gewichtsreduktion begonnen wird, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen, um zugrunde liegende Erkrankungen (z. B. Schilddrüsenfunktionsstörungen, hormonelle Unausgeglichenheit wie das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS), Insulinresistenz oder andere Stoffwechselerkrankungen) auszuschliessen bzw. gezielt zu behandeln. Diese können den Gewichtsverlust erschweren und die Fruchtbarkeit zusätzlich beeinträchtigen.
Der wichtigste Schritt: Lebensstil verändern
Eine ausgewogene Ernährung unterstützt nicht nur deine Fruchtbarkeit, sondern hilft dir auch, ein gesundes Gewicht zu erreichen und zu halten. Besonders wichtig sind folgende Nährstoffe:
- Folsäure: Grünes Blattgemüse, Bohnen, Linsen
- Omega-3-Fettsäuren: Fetter Seefisch, Leinöl, Walnüsse
- Antioxidantien: Beeren, dunkelgrünes Gemüse
- Vollkornprodukte: Für stabile Blutzuckerwerte
- Hochwertige Proteine: Fisch, Geflügel, Eier, Milchprodukte, Hülsenfrüchte
Für den Alltag hat sich die 50-25-25-Regel bewährt:
- 50 % Obst und Gemüse – vitamin- und ballaststoffreich
- 25 % komplexe Kohlenhydrate – am besten aus Vollkornprodukten
- 25 % Proteine – aus magerem Fleisch, Fisch, Eiern oder pflanzlichen Quellen
Kombiniert mit regelmässiger Bewegung ist dies eine der effektivsten Strategien, um langfristig Gewicht zu reduzieren und gleichzeitig die besten Voraussetzungen für eine Schwangerschaft zu schaffen.
Bewegung als zentraler Baustein
Die WHO empfiehlt mindestens 150–300 Minuten moderate körperliche Aktivität pro Woche. Geeignet sind u. a.:
- Regelmässiges Walken oder leichtes Joggen
- Schwimmen oder Radfahren
- Yoga oder Pilates
- Krafttraining zur Förderung der Muskelmasse und des Stoffwechsels
Bei Kinderwunsch besser vermeiden
- Radikale Diäten (führen oft zum Jo-Jo-Effekt)
- Längeres Fasten, da dies den Hormonhaushalt stören kann
- Übermässiger Alkoholkonsum
- Nikotin
- Stark zuckerhaltige Getränke und stark verarbeitete Lebensmittel
Alter oder Übergewicht – was beeinflusst die Kinderwunschchancen stärker?
Ob eine Gewichtsreduktion vor Beginn einer Kinderwunschbehandlung sinnvoll ist, hängt von mehreren Faktoren ab – vor allem vom Alter der Frau und eventuellen Begleiterkrankungen.
Eine Auswertung von 14’213 IVF- und ICSI-Zyklen zeigte, dass bei Frauen über 35 Jahren das Alter einen stärkeren Einfluss auf die Erfolgsrate hat als der BMI. Bei jüngeren Frauen kann hingegen eine moderate Gewichtsreduktion vor der Behandlung die Chancen verbessern – sowohl auf eine natürliche Empfängnis als auch auf den Erfolg einer assistierten Reproduktion.
Wann solltest du dir medizinische Hilfe suchen?
Manchmal reicht es nicht, allein an Ernährung oder Bewegung zu arbeiten – und das ist völlig normal. Hol dir ärztlichen Rat, wenn einer oder mehrere dieser Punkte auf dich zutreffen:
- Dein BMI liegt über 30 und dein Kinderwunsch besteht schon seit mehr als 6–12 Monaten
- Du hast unregelmässige Zyklen, auch wenn du normalgewichtig bist
- Du hast mehrmals versucht abzunehmen, aber ohne den gewünschten Erfolg
- Es besteht der Verdacht auf PCOS oder du hast bereits diese Diagnose
- Du bist älter als 35 Jahre und möchtest schwanger werden
Eine frühzeitige medizinische Abklärung kann dir helfen, mögliche Ursachen gezielt zu behandeln.
Fazit: Frühzeitig handeln lohnt sich
Gewicht ist nur einer von vielen Faktoren, die deine Fruchtbarkeit beeinflussen – doch ein Bereich, den du aktiv mitgestalten kannst. Schon kleine Schritte, wie 5–10 % Gewichtsveränderung in Richtung Normalbereich, können den Hormonhaushalt stabilisieren, den Zyklus regulieren und die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen.
Ob es ums Abnehmen, Zunehmen oder einfach um gesündere Gewohnheiten geht: Jede positive Veränderung zählt.
Je früher du dich beraten lässt, desto mehr Handlungsspielraum hast du – und umso besser kannst du deine Chancen auf eine gesunde Schwangerschaft und ein gesundes Baby unterstützen.
In unserer Kinderwunschklinik in Zürich begleiten wir dich mit einem erfahrenen, interdisziplinären Team – von der medizinischen Abklärung bis zur individuellen Ernährungs- und Lebensstilberatung. Vereinbare jetzt einen Termin, um gemeinsam den für dich passenden Weg zu finden.
Häufig gestellte Fragen zu Übergewicht und Kinderwunsch
Kann ich trotz Übergewicht schwanger werden?
Ja. Auch mit Übergewicht oder Adipositas ist eine Schwangerschaft möglich – sowohl auf natürlichem Weg als auch mit Unterstützung durch Kinderwunschbehandlungen. Allerdings sinken die Chancen etwas und es kann länger dauern, bis es klappt.
Wie viel Gewicht sollte ich abnehmen, um schwanger zu werden?
Bereits eine moderate Gewichtsabnahme von 5–10 % des Ausgangsgewichts kann die Fruchtbarkeit deutlich verbessern. Sie stabilisiert den Hormonhaushalt, fördert regelmässige Eisprünge und senkt das Risiko für Komplikationen in der Schwangerschaft.