Erfahre alles über den Ablauf eines Embryotransfers sowie den Risiken und Erfolgschancen bei einer IVF oder ICSI.
Key Facts
- Der Embryotransfer ist die Übertragung eines Embryos in die Gebärmutter der Frau im Rahmen einer künstlichen Befruchtung
- Der Transfer findet 2 bis 5 Tage nach der Eizellentnahme statt
- Die Erfolgsrate des Embryotransfers liegt je nach Alter der Frau zwischen 20 und 40 %
- Frauen unter 38 wird zu einem Transfer von einem Embryo geraten, um das Risiko von Mehrlingsschwangerschaften zu minimieren
- Der Embryotransfer ist in der Regel schmerzfrei und erfordert keine Narkose
Einleitung
Für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch kann die In-vitro-Fertilisation (IVF) ein Weg zum Wunschkind sein. Bei dieser Methode wird die Eizelle ausserhalb des Körpers befruchtet und der Embryo anschliessend in die Gebärmutter übertragen. Weltweit wurden bereits Millionen von Babys mithilfe von IVF geboren.
Für Paare mit Kinderwunsch, die sich einer IVF-Behandlung oder ICSI-Behandlung (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) unterziehen, ist der Embryotransfer der letzte Schritt vor dem Schwangerschaftstest.
In diesem Artikel erklären wir, wie der Embryotransfer genau abläuft, welche Möglichkeiten es gibt und was du dabei beachten solltest.
Was ist ein Embryotransfer?
Der Embryotransfer ist die Übertragung eines Embryos in die Gebärmutter der Frau. Hierfür werden die Eizellen mit Spermien befruchtet. Die befruchtete Eizelle wird in einem Brutschrank für einige Tage kultiviert, bevor sie dann am zweiten, dritten oder fünften Tag in den Uterus der Frau eingesetzt wird.
Der gesamte Vorgang findet unter Ultraschallkontrolle hat, so dass dein Reproduktionsmediziner die perfekte Position für den Katheter sehen kann, in dem sich der Embryo befindet.
Wie läuft der Embryotransfer ab?
- Vorbereitung: In der Regel findet der Embryotransfer 2 bis 5 Tage nach der Eizellentnahme statt. Vor dem Transfer wird die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung des Embryos vorbereitet. Dies geschieht in der Regel durch die Gabe von einem Gelbkörperhormon (Progesteron).
- Transfer: Der Embryotransfer selbst ist ein relativ unkomplizierter Eingriff, der meist ohne Narkose durchgeführt wird und einem PAP-Abstrich ähnelt. Der kurze Eingriff dauert oft weniger als 15 Minuten. Dabei führt der Reproduktionsmediziner ein Spekulum in die Vagina ein und führt dabei eine Ultraschalluntersuchung durch. Anschliessend führt der Arzt führt einen dünnen, flexiblen Katheter durch den Gebärmutterhals in die Gebärmutter ein. Der Embryo wird in den Katheter aufgezogen und vorsichtig in die Gebärmutterhöhle abgegeben. Danach wird der Katheter behutsam entfernt.
- Nach dem Transfer: Nach dem Embryotransfer kannst du nach einer kurzen Ruhezeit in der Regel nach Hause gehen. Du solltest dich in den folgenden Tagen körperlich noch etwas schonen, kannst aber deinem Alltag wie gewohnt nachgehen. Nach etwa zwei Wochen führen wir einen Schwangerschaftstest durch, um festzustellen, ob der Embryotransfer erfolgreich war.
Faktoren, die den Erfolg des Embryotransfers beeinflussen können
- Qualität des Embryos: Der Transfer von Embryonen guter Qualität geht mit einer höheren Einnistungs-, Schwangerschafts- und Lebendgeburtenrate einher und führt zu weniger Schwangerschaftsverlusten (Fehlgeburten) und pränatalen Komplikationen als der Transfer von Embryonen minderer Qualität. Neben der Qualität der Eizelle ist auch die Spermienqualität entscheidend. So ergab eine Studie, dass die Qualität der Embryonen sowie die Entwicklungsraten der Blastozysten bei einer verminderten Samenqualität deutlich geringer ausfielen.
- Anzahl der Embryonen: Die American Society of Reproductive Medicine empfiehlt bei Patientinnen unter 38, nur einen Embryo in guter Qualität zu transferieren. In manchen Fällen, z. B. wenn die Frau älter ist oder bereits mehrere IVF oder ICSI-Zyklen fehlgeschlagen ist, können mehrere Embryonen übertragen werden. Dies kann die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen, trägt aber gleichzeitig zu einem erhöhten Risiko für eine Mehrlingsschwangerschaft bei.
- Zustand der Gebärmutterschleimhaut: Die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) muss ausreichend aufgebaut und gut durchblutet sein, um die Einnistung des Embryos zu ermöglichen. Studien zufolge nehmen die klinischen Schwangerschafts- und Lebendgeburtenraten ab, wenn die Dicke des Endometriums bei frischen IVF-Zyklen unter 8 mm und bei Kryozyklen unter 7 mm liegt.
- Erfahrung des Arztes: Die Erfahrung des Embryologen und des Arztes, der den Embryotransfer durchführt, kann ebenfalls eine Rolle spielen, so in etwa wie der Embryo in den Katheter aufgenommen und in die Gebärmutter eingesetzt wird.
Arten von Embryotransfers
Je nach individuellen Voraussetzungen können nach der Befruchtung der Eizellen der Frau mit den Samenzellen des Partners oder Spendersamen verschiedene Arten des Embryotransfers durchgeführt werden. Diese können nach Zeitpunkt des Transfers und Anzahl der zu übertragenden Embryonen variieren.
Frischer Embryotransfer (ET)
Bei einem Frischtransfer werden die Embryonen werden 2 bis 6 Tage nach der Eizellentnahme vom Brutschrank direkt in die Gebärmutter übertragen.
- Embryotransfer an Tag 2-3: Die Embryonen befinden sich im frühen Teilungsstadium (4-8 Zellen). Manche Kliniken bevorzugen diesen frühen Transfer, um den Embryonen die Möglichkeit zu geben, sich in der natürlichen Umgebung der Gebärmutter weiterzuentwickeln.
- Embryotransfer an Tag 5-6 (Blastozystentransfer): Die Embryonen haben das Blastozystenstadium erreicht (ca. 60-120 Zellen). Blastozysten haben im Vergleich zu Embryonen an Tag 2-3 eine höhere Einnistungsrate.
Eine grosse Studie mit 5821 Paaren und Frauen ergab, dass die Lebendgeburtrate bei Frischtransferen im Blastozystenstadium zwischen 32 % und 41 % lag. Bei einem Transfer an Tag 2 oder 3 beträgt die Lebengeburtenrate nur 31 %.
Kryotransfer (Frozen Embryo Transfer, FET)
Bei einer medizinischen Indikation (z. B. eines Überstimulationssyndroms) oder überschüssigen Embryonen aus einer vorherigen Kinderwunschbehandlung können Embryonen vor einem Transfer eingefroren und zu einem späteren Zeitpunkt aufgetaut und transferiert werden. Dies ermöglicht ebenfalls die genetische Untersuchungen (Präimplantationsdiagnostik, PID) der Embryonen vor dem Transfer.
Transfer von einem Embryo (Single Embryo Transfer, SET)
Bei einem Single Embryo Transfer wird nur ein Embryo, idealerweise als Blastozyste, eingesetzt. Dies reduziert das Risiko von Mehrlingsschwangerschaften, die mit erhöhten gesundheitlichen Risiken für Mutter und Kinder verbunden sind.
Transfer von mehreren Embryonen (Multiple Embryo Transfer, MET)
In einigen Fällen kann dein Arzt empfehlen, mehr als ein Embryo einzusetzen, um deine Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Dies birgt aber auch ein höheres Risiko für Mehrlingsschwangerschaften. Die Anzahl der zu transferierenden Embryonen hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Alter der Frau und ihrer Vorgeschichte.
Studien haben gezeigt, dass die Lebendgeburtenrate bei einer IVF mit einem einzigen Embryotransfer vergleichbar oder sogar höher ist als beim Transfer von mehreren Embryonen.
Obwohl das Einsetzen von mehreren Embryonen zu mehr Lebendgeburten führen kann, erhöht er auch das Risiko medizinischer Komplikationen sowohl für die Mutter als auch für die Babys, wie z. B. Frühgeburten und niedriges Geburtsgewicht.
Was ist der Unterschied zwischen einem frischen Transfer und einem Kryotransfer?
Grundsätzlich wird immer ein Frischtransfer durchgeführt, da das vorsorgliche Einfrieren von Embryonen in der Schweiz und vielen anderen Ländern verboten ist. Wenn jedoch im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung überschüssige Embryonen vorhanden sind oder das Risiko einer Überstimulation besteht, können Embryonen eingefroren und zu einem späteren Zeitpunkt verwendet werden.
Sowohl bei frischen als auch bei kryokonservierten Embryotransfers wird die Gebärmutterschleimhaut auf ihre Dicke und Qualität untersucht, um optimale Bedingungen für die Einnistung zu gewährleisten.
Während bei frischen Embryotransfers die Eierstöcke hormonell stimuliert werden, um die Eizellreifung anzuregen und einen vorzeitigen Eisprung zu verhindern, entfällt diese Hormonbehandlung beim Kryotransfer.
So bereitest du dich am besten auf den Embryotransfer vor
Der Embryotransfer findet zwei bis fünf Tage nach der Entnahme der frischen Eizellen statt, oder länger, wenn du gefrorene Embryonen aus einem vorangegangenen Behandlungszyklus verwendest. Um dich optimal auf den Transfer vorzubereiten, musst du nichts weiter tun.
Was dich erwartet:
- In der Regel findet der Embryotransfer ohne Sedierung statt. Du kannst also ganz normal essen und trinken.
- Eine volle Blase ist hilfreich. Mit einer vollen Blase wird dein Gebärmutterhals gestreckt, wodurch deine Gebärmutter im Ultraschall besser sichtbar gemacht werden kann.
- Progesteron für die Gebärmutterschleimhaut. Um die Einnistung zu unterstützen, wird dein Kinderwunschzentrum deinen Hormonspiegel überwachen und dir Medikamente wie Östrogen und Progesteron verschreiben, die die Gebärmutterschleimhaut optimal aufbauen.
Was du zusätzlich tun kannst:
- Achte auf eine gesunde Lebensweise. Ausreichend Flüssigkeit, eine ausgewogene Ernährung mit Antioxidantien, Ballaststoffen und Kohlenhydraten mit niedrigem glykämischen Index sowie Stressabbau tragen zu einer optimalen Gebärmutterumgebung bei.
Was ist nach dem Embryotransfer zu beachten?
Nach dem Transfer hast du etwa eine halbe Stunde Zeit, um liegen zu bleiben und dich zu entspannen. Du kannst aber auch bereits früher aufstehen, da es sich nicht um einen invasiven Eingriff handelt.
Nach dem Embryotransfer können leichte Krämpfe und Blutungen auftreten. Diese Art von Schmerzen oder leichte Schmierblutungen bedeuten jedoch nicht, dass etwas schief gelaufen ist.
Vermeide unmittelbar nach dem Embryotransfer anstrengende körperliche Aktivität, Sex oder Saunagänge.
Unsere Empfehlung für dich
Im Wunschbaby Podcast erfährst du im Interview mit Dr. Alena Pichler, wie der Embryotransfer Schritt für Schritt stattfindet und was du nach dem Transfer beachten solltest.
Häufig gestellte Fragen
Wie hoch sind die Erfolgsraten nach einem Embryotransfer?
Laut dem FIVNAT-Register in der Schweiz haben etwa 23 % der Transfers zu einer Schwangerschaft geführt. Das Deutsche IVF-Register spricht von einer Wahrscheinlichkeit von etwa 35 % pro Embryotransfer.
Wann kann ich nach dem Embryotransfer einen Schwangerschaftstest durchführen?
Die meisten Kliniken empfehlen eine Wartezeit von zwei Wochen, da ein Schwangerschaftstest, der zu kurz nach dem Embryotransfer durchgeführt wird, häufig falsche Ergebnisse liefert. Dies liegt daran, dass das Hormon hCG (humanes Choriongonadotropin), das zur Messung der Schwangerschaft in einem Schwangerschaftstest verwendet wird, unterschiedlich hoch sein kann. In der Frühschwangerschaft wird zum Beispiel oft noch nicht viel natürliches hCG produziert, was zu einem beunruhigenden falsch-negativen Ergebnis führt.
Um ein genaues Ergebnis zu erhalten wird dein Kinderwunschzentrum zwei Wochen nach dem Transfer einen Termin mit dir vereinbaren, um einen Bluttest durchzuführen.
Wie viel kostet ein Embryotransfer?
Wird bei dir der Embryotransfer unmittelbar nach der Punktion durchgeführt, sind die Kosten bereits in deinem IVF- oder ICSI-Paket enthalten. Findet der Transfer im Kryozyklus statt, kostet dies bei Cada etwa CHF 2’100 inklusive Medikamente.
Wie lange dauert die Einnistung nach einem Embryotransfer?
Die Einnistung des Embryos in die Gebärmutterschleimhaut beginnt in der Regel etwa 6 bis 10 Tage nach dem Embryotransfer. Der Prozess kann aber auch etwas länger dauern.
Wie kann ich die Einnistung nach dem Transfer unterstützen?
Obwohl du den Einnistungsprozess nicht direkt beeinflussen kannst, gibt es einige Dinge, die du tun kannst, um deinem Körper die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen. Dazu gehört es, Stress zu vermeiden und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Du solltest ebenso streng auf Alkohol und Nikotin verzichten. Moderate Bewegung kann die Durchblutung verbessern und sich positiv auf deine Gebärmutterschleimhaut auswirken. In jedem Fall solltest du die von deinem Arzt verordneten Medikamente (z. B. Progesteron) einnehmen.
Was darf man nach dem Embryotransfer nicht machen?
In den ersten Tagen nach dem Embryotransfer solltest du auf Geschlechtsverkehr verzichten und das Heben schwerer Gegenstände vermeiden. Auch solltest du keine heissen Bäder oder Saunagänge nehmen, da Hitze die Einnistung beeinträchtigen kann. Vermeide ausserdem anstrengenden Sport und nimm keine Medikamente ein, ohne vorher mit deinem Arzt gesprochen zu haben.
Was sind die Anzeichen für einen positiven Embryotransfer?
Leider gibt es keine eindeutigen Anzeichen für eine erfolgreiche Einnistung. Einige Frauen berichten von leichten Blutungen (Einnistungsblutung), Unterleibsschmerzen oder Brustspannen, aber diese Symptome können auch andere Ursachen haben.
Wann kann ich einen Urintest nach Embryotransfer durchführen?
In der Regel wird empfohlen, frühestens 14 Tage nach dem Embryotransfer einen Schwangerschaftstest zu machen. Zu frühes Testen kann zu einem falsch negativen Ergebnis führen, der der hCG-Wert im Urin dem hCG-Wert im Blut etwas hinterherhängt.
Fazit
Der Embryotransfer ist ein entscheidender Schritt bei einer künstlicher Befruchtung wie IVF oder ICSI. Dabei wird der Embryo vorsichtig in die Gebärmutter übertragen. Die Erfolgsrate des Embryotransfers hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Qualität des Embryos, der Zustand der Gebärmutterschleimhaut und das Alter der Frau.
Um die Einnistung zu begünstigen, sollten Paare nach dem Transfer einige Punkte beachten, wie z.B. auf Geschlechtsverkehr und anstrengende Aktivitäten zu verzichten. Obwohl der Embryotransfer die Chance auf eine Schwangerschaft erhöht, ist es wichtig zu wissen, dass nicht jeder Transfer erfolgreich verläuft. Unfruchtbarkeit kann verschiedene Ursachen haben und erfordert oft mehrere Behandlungszyklen.