Eizellenspende in der Schweiz: Wann wird sie legal?

Key Facts

  • Die Eizellspende ist in der Schweiz derzeit verboten, während die Samenspende erlaubt ist
  • In den meisten europäischen Ländern ist die Eizellspende erlaubt, in Deutschland jedoch ebenfalls verboten
  • Eine gesetzliche Grundlage zur Eizellspende ist in Arbeit, anonyme Spenden sollen ausgeschlossen sein
  • Die Kosten für eine IVF mit Eizellspende im Ausland liegen pro Zyklus  zwischen CHF 8’000 und 12’000 CHF
  • Alternativen zur Eizellspende sind Social Freezing, Leihmutterschaft (ebenfalls verboten) und Adoption

Einleitung

Die Eizellspende ermöglicht es Paaren und Singles mit Unfruchtbarkeit, ihren Kinderwunsch zu erfüllen und eine Familie zu gründen.

In der Schweiz ist die Eizellspende derzeit verboten, während die Samenspende seit 2001 unter bestimmten Bedingungen erlaubt ist. Diese Ungleichbehandlung führt zu einer anhaltenden Debatte über die Legalisierung der Eizellenspende. Befürworter argumentieren, dass sie Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch helfen und die gleichen Voraussetzungen für unfruchtbare Frauen schaffen. Gegner äussern jedoch Bedenken hinsichtlich möglicher ethischer und sozialer Auswirkungen.

Was ist eine Eizellspende?

Eine Eizellspende ist eine Fruchtbarkeitsbehandlung, bei der eine Frau (die Spenderin) eine ihrer Eizellen zur Verfügung stellt, damit eine andere Frau oder ein Paar (die Empfängerin bzw. das Empfängerpaar), die/das selbst keine eigenen Eizellen produzieren kann oder deren Eizellen nicht für eine Schwangerschaft geeignet sind, ein Kind bekommen kann.

Im Anschluss werden die Eizellen mit den Spermien des Wunschvaters oder durch Spendersamen befruchtet und nach etwa fünf Tage als Blastozyste in die Gebärmutter der Wunschmutter übertragen.

Künstliche Befruchtung: Eizellspenden im Ausland für Schweizer Paare
Jedes 30. Baby wird mithilfe künstlicher Befruchtung gezeugt. Im Gegensatz zur Samenspende ist eine Eizellspende in der Schweiz strafbar.

Rechtliche Lage der Eizellspende in der Schweiz

In der Schweiz ist die Eizellspende aktuell verboten.

Dieses Verbot ist im Bundesgesetz über die medizinisch unterstützte Fortpflanzung (Fortpflanzungsmedizingesetz, FMedG) verankert, das 2001 in Kraft getreten ist. Laut Artikel 4 des FMedG dürfen Eizellen einer Frau nur für ihren eigenen Gebrauch befruchtet werden, und die Spende von Eizellen ist explizit untersagt. Spenderin und Empfängerin würden sich damit gleichermassen strafbar machen.

Mehr über die aktuelle Situation in der Schweiz und die persönliche Geschichte eines Schweizer Paares erfährst du in diesem Podcast.

Argumente gegen die Eizellspende

  1. Instrumentalisierung der Frauen: Kritiker befürchten, dass die Legalisierung der Eizellspende zu einer Ausbeutung von Frauen führen könnte, die ihre Eizellen aufgrund finanzieller Anreize spenden könnten. Während in einigen Ländern wie Österreich Spenderinnen keine finanzielle Entschädigung erhalten, bekommen Eizellspenderinnen in Belgien etwa CHF 2’000.- für gespendete Eizellen.
  2. Recht des Kindes, seine Abstammung zu kennen: Ein weiteres Argument gegen die Eizellspende betrifft das Recht des Kindes auf eigene Abstammung. Ein Kind muss demnach die Möglichkeit haben, seine biologische Herkunft zu kennen. Die Anonymität der Spenderin könnte zu Identitätsproblemen und psychischen Belastungen für das Kind führen.
  3. Starke Belastung durch Hormone: Anders als bei der Samenspende müssen Frauen, die ihre Eizellen spenden, sich einer hormonellen Stimulation unterziehen, damit ausreichend Eizellen heranreifen. An diese Stimulationstherapie schliesst sich die Eizellentnahme an, die unter Kurznarkose durchgeführt wird. Sowohl die Narkose als auch die Hormone stellen eine körperliche Belastung für die Frau da. Obwohl Langzeitstudien noch begrenzt sind, deuten einige Untersuchungen auf mögliche gesundheitliche Risiken wie eine Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit, erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten (Eierstockkrebs) und psychische Belastungen hin.
  4. Fehlende Bindung zu dem Kind: Häufig wird angeführt, dass die Mutter keine tiefe Bindung zu ihrem Kind aufbauen kann, wenn sie nicht die genetische Mutter ist. Studien haben dies jedoch widerlegt. Auch Kinder, die aus einer Eizellspende gezeugt wurden, zeigten laut Studie eine ebenso gute Entwicklung und psychische Gesundheit wie Vergleichsgruppen.

Argumente für die Eizellspende

  1. Samenspende erlaubt: Das Verbot der Eizellenspende steht in Kontrast zu anderen Formen der Reproduktionsmedizin, die in der Schweiz erlaubt sind, insbesondere der Samenspende. Männer dürfen Spermien spenden, um ungewollt kinderlosen Paaren zu helfen, was zu einer gewissen Diskussion über eine mögliche Ungleichbehandlung der Geschlechter geführt hat.
  2. Recht auf Erfüllung des eigenen Kinderwunschs: Die Schweizer Verfassung garantiert allen Personen mit Kinderwunsch das Recht, diesen zu erfüllen. Dieses Recht sollte nicht eingeschränkt werden, wenn medizinische Hilfe wie die Eizellspende benötigt wird. Daher sollten Paare und Singles das Recht haben, sowohl Samenspenden als auch Eizellenspenden in Anspruch zu nehmen, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen.
  3. Fortpflanzungstourismus stoppen: Das Verbot der Eizellspende zwingt Betroffene dazu, ins Ausland zu reisen, wo die medizinische Versorgung und die rechtlichen Rahmenbedingungen möglicherweise nicht den Schweizer Standards entsprechen. Dies kann zu gesundheitlichen Risiken für Spenderinnen und Empfängerinnen führen.
  4. Soziale Akzeptanz: Die Eizellspende wird in vielen Ländern praktiziert und zunehmend gesellschaftlich akzeptiert. Eine Legalisierung in der Schweiz würde dazu beitragen, das Thema zu enttabuisieren und die Akzeptanz weiter zu fördern.

Wann kommt die Eizellenspende in der Schweiz?

Bisher ist noch nicht klar, wann genau die Eizellenspende in der Schweiz legalisiert wird. Bis zur eigentlichen Legalisierung dürften wohl noch einige Jahre vergehen. Es ist lediglich bekannt, dass eine gesetzliche Grundlage zur Eizellspende in Arbeit ist.

Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur hat 2021 eine Motion zur Legalisierung der Eizellspende für Ehepaare eingereicht. Im März 2022 stimmte der Nationalrat dieser Motion zu. Auch der Ständerat stimmte kurz drauf für die Legalisierung der Eizellspende. Diese wurde jedoch vom Bundesrat mit dem Hinweis abgelehnt, dass das Fortpflanzungsmedizingesetz überarbeitet werden soll. Ein Gesetzgebungsauftrag für die geregelte Eizellspende in der Schweiz wurde bereits erteilt, wobei anonyme Spenden ausgeschlossen sind.

In der Schweiz und in Deutschland ist eine künstliche Befruchtung bisher nur mit den eigenen Eizellen möglich.

Warum können überschüssige Eizellen nicht gespendet werden?

Was passiert eigentlich mit eingefrorenen Keimzellen, wie etwa aus Social Freezing, die nicht mehr gebraucht oder die nach 10 Jahren vernichtet werden? Könnte man diese nicht Frauen oder Paaren mit Kinderwunsch spenden? Genau dieser Frage gehen 4 Wissenschaftlerinnen der Universität Zürich auf den Grund.

Hör unbedingt in diesen Podcast rein, wenn du mehr darüber erfahren möchtest:

Wann kann eine Eizellspende eine Option sein?

Wenn ein Paar Schwierigkeiten hat, ein Kind zu bekommen, liegt die Ursache in vielen Fällen bei der Frau. Eine Eizellspende kann dann eine Möglichkeit sein, den Wunsch nach einem eigenen Kind zu erfüllen. Dies betrifft beispielsweise Frauen, die:

  • aufgrund medizinischer Behandlungen wie einer Chemotherapie unfruchtbar geworden sind,
  • frühzeitig in die Wechseljahre gekommen sind (vor dem 40. Lebensjahr),
  • sich nach der Menopause noch ein Kind wünschen,
  • an genetischen Erkrankungen (z.B. Turner-Syndrom oder Translokationen) leiden,
  • gynäkologische Auffälligkeiten aufweisen (z.B. ohne Eierstöcke auf die Welt gekommen),
  • schwere Endometriose haben,
  • mehrere erfolglose Versuche einer künstlichen Befruchtung mit eigenen Eizellen hinter sich haben oder
  • wiederholte Fehlgeburten erlebt haben.
Wechseljahre, Endometriose oder Fehlgeburten sind Gründe für eine Eizellenspende

Wie läuft eine Eizellenspende ab?

1) Auswahl der Spenderin

Die Auswahl der Eizellspenderin gestaltet sich unterschiedlich, je nachdem, ob die Spende anonym erfolgt oder nicht.

  • Anonyme Spende: In diesem Fall wählen die Wunsch-Eltern in der Regel eine Spenderin aus einer Datenbank aus. Die Klinik stellt sicher, dass grundlegende Merkmale wie äusserliche Ähnlichkeiten zur Wunschmutter und die gleiche Blutgruppe übereinstimmen ("Matching").
  • Nicht-anonyme Spende: Hier erhalten die Wunsch-Eltern von der Klinik ein detailliertes Spenderinnenprofil mit Informationen zu Aussehen, Persönlichkeit, Interessen und medizinischer Vorgeschichte.

Unabhängig von der Art der Spende werden alle Spenderinnen gründlich untersucht:

  • Genetische Untersuchungen: Um sicherzustellen, dass keine vererbbaren Erkrankungen auf das Kind übertragen werden können.
  • Infektionskrankheiten: Tests auf Infektionskrankheiten wie HIV und Hepatitis werden durchgeführt.
  • Psychologische Untersuchung: Um die psychische Gesundheit der Spenderin und ihre Motivation zur Spende zu überprüfen.

2) Vorbereitung der Spenderin

Zuerst werden die Zyklen der Spenderin und der Empfängerin synchronisiert. Dies erfolgt in der Regel mit einem hormonellen Verhütungsmittel. Danach beginnt die Spenderin mit der Hormonbehandlung, um die Reifung mehrerer Eizellen in ihren Eierstöcken zu stimulieren. Diese dauert in etwa 10-12 Tage.

3) Vorbereitung der Empfängerin

Die Empfängerin erhält eine Hormonbehandlung, um ihre Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vorzubereiten. Somit wird sichergestellt, dass die Gebärmutterschleimhaut bereit ist, den Embryo aufzunehmen.

4) Eizellentnahme

Die reifen Eizellen werden der Spenderin unter leichter Narkose in einem kurzen Eingriff entnommen.

5) Befruchtung

Die entnommenen Eizellen werden im Labor mit den Spermien des Partners oder eines Samenspenders mittels In-vitro-Fertilisation (IVF) befruchtet. Falls die Spermien von Partner der Empfängerin kommen, müssen diese zuvor eingefroren werden.

6) Embryotransfer

Ein oder mehrere der entstandenen Embryonen werden in die Gebärmutter der Empfängerin eingesetzt. Die restlichen Embryonen können eingefroren und für spätere Versuche verwendet werden.

7) Schwangerschaftstest

Etwa zwei Wochen nach dem Embryotransfer wird ein Schwangerschaftstest durchgeführt.

Welche Alternativen habe ich zur Eizellspende?

Wenn eine Eizellspende nicht möglich oder gewünscht ist, gibt es Alternativen wie Social Freezing (Einfrieren eigener Eizellen), Leihmutterschaft oder Adoption.

Social Freezing ermöglicht Frauen, ihre Fruchtbarkeit für die Zukunft zu sichern, wenn dies die Qualität ihrer Eizellen zulässt. Hier sollten die Eizellen allerdings vor dem 35. Lebensjahr eingefroren werden, damit die Chancen auf eine Schwangerschaft gesteigert werden.

Die Leihmutterschaft mit gespendeten Eizellen ist ebenfalls eine Option, jedoch in Europa aktuell nur in Griechenland und der Ukraine erlaubt.

Auch eine Adoption ist eine Möglichkeit, wobei ein nicht leibliches Kind in die Familie aufgenommen wird. Diese Möglichkeit besteht auch für Singles.

Unsere Empfehlung für dich

So wie es einigen Paaren in der Schweiz geht, so geht es auch vielen Paaren in Deutschland. In der folgenden Dokumentation erfährst du alles über die Eizellspende und vor welchen Herausforderungen Paare stehen, die für die Erfüllung ihres Kinderwunschs ins Ausland gehen müssen:

Häufig gestellte Fragen

Wo ist die Eizellspende in Europa derzeit erlaubt?

Es wird davon ausgegangen, dass jährlich 500 Schweizerinnen ins Ausland gehen, um mit Hilfe einer Eizellspende schwanger zu werden. Besonders beliebt sind hier Spanien und Tschechien, wo die anonyme Spende erlaubt ist. In anderen Ländern wie England oder Finnland wird die nicht-anonyme Spende durchgeführt.

Ähnlich wie in der Schweiz ist auch in Deutschland die Eizellenspende verboten.

In den meisten europäischen Ländern ist die Eizellspende (zumindest für heterosexuelle Paare) jedoch erlaubt.

Quelle: Eizellspende EU

Wie ist die Erfolgsquote bei einer Eizellspende?

Jede Phase der Eizellspende bringt ihre eigenen Erfolgsaussichten mit sich:

  • Befruchtung und Embryonalentwicklung: Eine Meta-Analyse untersuchte die Erfolgsraten von IVF mit Eizellspende und fand eine Befruchtungsrate von etwa 80 %. Die Rate der Embryonen, die sich zu einem Blastozystenstadium entwickelten, lag bei etwa 40 %.
  • Einnistung: Die Implantationsrate pro Embryotransfer nach Eizellspende beträgt etwa 30 % und ist damit ähnlich wie bei einer IVF oder ICSI.
  • Klinische Schwangerschaft: Die klinische Schwangerschaftsrate variiert je nach Alter. Bei Frauen unter 40 beträgt sie circa 42 % und bei Frauen über 40 etwa 22 %.

Wie lange dauert die Eizellspende?

Von der Auswahl der Spenderin bis zum Embryotransfer vergehen in der Regel 4-6 Wochen.

Wie viel kostet eine Eizellspende?

Eine IVF mit Eizellenspende kostet je nach Land und Kinderwunschklinik zwischen CHF 8’000.- bis 12’000.- inklusive Medikamenten. Wenn weitere Zyklen benötigt werden, werden CHF 4’000.- bis CHF 6’000.- mit den entstandenen Embryonen fällig.

Fazit

Die Debatte über die Eizellspende in der Schweiz ist komplex und emotional aufgeladen. Während Befürworter die reproduktive Freiheit und das Recht auf Erfüllung des Kinderwunsches betonen, äussern Gegner Bedenken hinsichtlich möglicher ethischer und sozialer Folgen.

Die anstehende Revision des Fortpflanzungsmedizingesetzes wird zeigen, wie die Schweiz mit dieser Herausforderung umgeht und ob sie einen Weg findet, die Eizellspende auf eine Weise zu regeln, die sowohl den Bedürfnissen von Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch als auch den ethischen Bedenken Rechnung trägt.

Die aktuelle Situation in vielen anderen europäischen Ländern zeigt, dass eine regulierte Eizellspende möglich ist und Paaren helfen kann, ihren Traum vom Wunschkind zu erfüllen.

Auch wenn die Eizellspende derzeit in der Schweiz nicht erlaubt ist, beraten wir dich bei Cada zu all deinen Optionen und besprechen mit dir in einem kostenfreien Beratungsgespräch deine individuellen Erfolgschancen.