Erfahre alles über den Ablauf einer künstlichen Befruchtung, Dauer, Medikamente und Erfolgschancen einer IUI, IVF oder ICSI.

Key Facts:

  • Die Dauer der künstlichen Befruchtung beträgt im Schnitt 4-6 Wochen
  • Die Erfolgschancen liegen bei einer IVF bei ca. 32 %, bei einer IUI zwischen 10-20 %
  • Überschüssige Embryonen können eingefroren und für spätere Versuche verwendet werden
  • Nach 14 Tagen ist ausreichend hCG im Blut vorhanden, um eine Schwangerschaft nachzuweisen
  • Während eine IUI kaum Schmerzen verursacht, können die Schmerzen bei einer IVF oder ICSI stärker ausfallen

Einleitung

Die künstliche Befruchtung kann Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch helfen, die auf natürlichem Weg kein Kind bekommen können. Oft wird der Begriff "künstliche Befruchtung" gleichgesetzt mit einer In-vitro-Fertilisation (IVF). Jedoch gibt es verschiedene Methoden der künstlichen Befruchtung, die sich im Ablauf unterscheiden.

In diesem Artikel erhältst du einen detaillierten Überblick über den Ablauf einer IVF und anderen Kinderwunschbehandlungen, den Voraussetzungen und die Erfolgschancen der jeweiligen Methoden.

Mit einer Schwangerschaftsrate von bis zu 40 % pro Zyklus ist die IVF die Kinderwunschbehandlung mit der höchsten Erfolgschance. Lass dich von unseren erfahrenen Kinderwunschärzten kostenlos beraten, um mehr darüber zu erfahren (hier geht's zum Termin).

Wie ist der Ablauf einer künstlichen Befruchtung?

1) Fruchtbarkeitsanalyse: Vor allen Behandlungen sollte eine umfassende Fruchtbarkeitsanalyse durchgeführt werden, um zu bestimmen, welche Methode für dich geeignet sind und wie die Hormone genau dosiert werden. Nur wenn wir die genauen Ursachen für deinen unerfüllten Kinderwunsch kennen, können wir diese behandeln und die Behandlung genau auf deine Bedürfnisse anpassen. Deshalb führen wir standardmässig vor allen Behandlungen eine Fruchtbarkeitsanalyse durch. Diese wird in den meisten Fällen von der Krankenkasse erstattet.

Analyse einer Blutprobe im Labor

2) Stimulation der Eierstöcke: In einigen Fällen, wie bei einer Insemination oder einer IVF im natürlichen Zyklus (Natural IVF), kann auf die hormonelle Stimulation verzichtet werden. Bei einer regulären IVF sowie der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) kommen jedoch zur Stimulation der Eierstöcke bestimmte Hormone zum Einsatz.

Um die Eizellreifung anzuregen, wird bei der Frau eine Hormonbehandlung durchgeführt. Durch die hormonelle Stimulation vor einer Kinderwunschbehandlung reifen mehr Eizellen heran, die befruchtet werden können. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, einen gut entwickelten Embryo zu erhalten. Während dieser Phase finden regelmässige Ultraschalluntersuchungen und Bluttests statt, um das Follikelwachstum und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zu überwachen.

Frau gibt sich eine Spritze in den Bauch

3) Auslösen des Eisprungs: Der Eisprung findet entweder natürlich statt oder wird durch Hormone ausgelöst. Wenn die Follikel (Eibläschen) eine ausreichende Grösse (etwa 20 mm) erreicht haben, wird zur Auslösung des Eisprungs in den meisten Fällen humanes Choriongonadotropin (hCG) injiziert. Der Eisprung findet etwa 36 Stunden nach der Auslöserspritze statt.

4) Follikelpunktion (Eizellentnahme) - nur bei ICSI und IVF: Sobald die Eizellen reif sind, werden sie in einem kurzen Eingriff unter Vollnarkose mit einer feinen Nadel aus den Follikeln entnommen. Am Tag der Eizellentnahme solltest du dich schonen, viel trinken und proteinreich essen, um eine mögliche Überstimulation zu verhindern. Obwohl ein Überstimulationssyndrom selten ist, kann sie zu Komplikationen führen, so dass der Embryotransfer eventuell verschoben werden muss.

5) Spermiengewinnung: Zeitgleich gibt der Mann eine Samenprobe ab, die im Labor aufbereitet wird und bei der die Samenzellen gewonnen werden. Bei einer IUI werden mindestens 5 bis 10 Millionen bewegliche Spermien pro Milliliter benötigt. Bei einer IVF werden ungefähr 50.000 bis 100.000 Spermien benötigt. Wird eine ICSI durchgeführt, ist ein einziges Spermium ausreichend.

Befruchtung einer Eizelle im Labor

6) Befruchtung im Labor - nur bei ICSI und IVF: Die entnommenen Eizellen und Spermien werden im Labor zusammengebracht. Hier findet die eigentliche Befruchtung der Eizellen statt. In einigen Fällen, wie einer geringen Spermienqualität oder bei der Verwendung von zuvor kryokonservierten Eizellen, kommt nur eine ICSI in Frage, bei der ein einziges Spermium direkt in die Eizelle injiziert wird.

7) Kultivierung der Embryonen - nur bei ICSI und IVF: Die befruchteten Eizellen, nun Embryonen genannt, werden im Labor kultiviert und beobachtet. In dieser Phase teilen sich die Embryonen und entwickeln sich weiter.

8) Embryotransfer - nur bei ICSI und IVF: Wenn die Befruchtung erfolgreich war und sich der Embryo zeitgemäss entwickelt, wird er nach etwa 5 Tagen in die Gebärmutterhöhle der Frau eingesetzt. Dies geschieht in der Regel ohne Narkose und ist vergleichbar mit einer gynäkologischen Untersuchung.

9) Schwangerschaftstest: Nach dem Embryotransfer oder der Insemination folgt eine spannende Wartezeit von etwa zwei Wochen. In dieser Zeit verdoppelt sich bei einer Schwangerschaft der β-hCG-Spiegel alle 2 bis 3 Tage. Von einer Schwangerschaft spricht man ab einem hCG-Wert von 20 mIU/mL, der in der Regel 14 Tage nach dem Eisprung resp. Embryotransfer erreicht ist. Daher sollte erst nach der zweiwöchigen Wartezeit ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden, um festzustellen, ob die Einnistung erfolgreich war.

Paar wartet auf Couch

Wie lange dauert eine künstliche Befruchtung?

Wie lange eine künstliche Befruchtung im Einzelfall dauert, kann je nach Methode und individuellem Zyklus stark variieren. Während die gesamte Behandlungsdauer bei einer Insemination bei einem regelmässigen Zyklus ca. 4 Wochen beträgt, kann die Behandlungsdauer bei einer IVF oder ICSI etwas länger ausfallen.

Hier ein grober Überblick über die verschiedenen Phasen und ihre Dauer:

Vorbereitungsphase (variabel, 1-4 Wochen):

  • Pille: In einigen Fällen wird empfohlen, vor Beginn der Behandlung die Pille einzunehmen, um den Zyklus zu regulieren. Dies kann etwa 2-3 Wochen dauern.
  • Down-Regulierung: Bei IVF und ICSI wird oft eine Down-Regulierung durchgeführt, um den natürlichen Zyklus zu unterdrücken. Dies kann über etwa 2 Wochen erfolgen.

Stimulationsphase (ca. 10-14 Tage):

  • Hormongabe: Zur Stimulation der Eierstöcke werden Hormone (FSH und LH) injiziert. Diese Phase dauert in der Regel 10-14 Tage, wobei regelmässige Ultraschalluntersuchungen und Bluttests durchgeführt werden.

Auslösen des Eisprungs & Eizellentnahme (1-2 Tage):

  • Auslösen des Eisprungs: Wenn die Eibläschen reif sind, wird hCG injiziert, um den Eisprung auszulösen.
  • Eizellentnahme: Die Eizellen werden kurz vor dem Eisprung, etwa 32 Stunden nach der hCG-Gabe, entnommen.

Befruchtung & Embryokultur (2-5 Tage):

  • Befruchtung: Die Eizellen werden im Labor mit Spermien befruchtet (IVF) oder ein Spermium wird direkt injiziert (ICSI).
  • Embryokultur: Die Embryonen werden im Labor kultiviert und beobachtet. Die Zeitspanne hierfür liegt zwischen 2 und 5 Tagen.

Embryotransfer (1 Tag):

  • Transfer: Der Embryo wird in den meisten Fällen als Blastozyste (5 Tage nach Follikelpunktion) eingesetzt. Unter Umständen kann der Embryo auch schon früher eingesetzt werden.

Wartezeit (ca. 2 Wochen):

  • Schwangerschaftstest: Nach etwa 2 Wochen kann ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden.

Welche Medikamente muss man bei einer künstlichen Befruchtung einnehmen?

Bei einer künstlichen Befruchtung werden verschiedene Medikamente eingesetzt, um den Ablauf zu unterstützen und die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft zu erhöhen. Die genaue Medikamentenkombination kann individuell variieren, abhängig von der spezifischen Situation und dem Behandlungsprotokoll. Hier sind die wichtigsten Medikamente, die häufig bei einer IVF oder ICSI verwendet werden:

  • Hormone zur Stimulation der Eierstöcke: Hierzu wird das follikelstimulierende Hormon (FSH), oft in Kombination mit dem luteinisierenden Hormon (LH) verabreicht. FSH regt das Wachstum der Eibläschen in den Eierstöcken an, in denen die Eizellen heranreifen. FSH wird in der Regel als Injektion unter die Haut (subkutan) verabreicht. LH unterstützt ebenfalls das Follikelwachstum und löst den Eisprung aus, bei dem die reife Eizelle aus dem Follikel freigesetzt wird.
  • Hormone zum Auslösen des Eisprungs: Humanes Choriongonadotropin (hCG) wird ungefähr 32 Stunden vor dem geplanten Eisprung injiziert, um die endgültige Reifung der Eizellen auszulösen und den Eisprung zu induzieren. Wichtig ist dabei, dass die Punktion kurz vor dem Eisprung stattfindet.
  • Medikamente zur Unterdrückung des vorzeitigen Eisprungs: Um den natürlichen Zyklus der Frau zu unterdrücken und einen vorzeitigen Eisprung zu verhindern, werden zudem Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)-Analoga oder -Antagonisten eingesetzt. GnRH-Analoga werden in der Regel als Nasenspray oder Injektion verabreicht, GnRH-Antagonisten als Injektion.
  • Medikamente zur Unterstützung der Einnistung: Progesteron bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung des Embryos vor und unterstützt die Schwangerschaft in den ersten Wochen. Es kann als Vaginalzäpfchen, Gel, Injektion oder oral eingenommen werden.

Wie hoch sind die Erfolgschancen einer künstlichen Befruchtung?

Die Erfolgsaussichten einer künstlichen Befruchtung sind abhängig von Methode, Alter und Ursache der Unfruchtbarkeit. Bei einer Insemination (IUI) liegt die Schwangerschaftsrate bei 10-20 % pro Zyklus, bei einer IVF bei ca. 32 % für Frauen unter 35 Jahren.

Mehr über die Erfolgschancen bei IUI und IVF nach Alter der Frau erfährst du in unserem Artikel “Fruchtbarkeit der Frau nach Alter und Tabelle”.

ICSI

Welche Methoden der künstlichen Befruchtung gibt es?

Bei der künstlichen Befruchtung gibt es verschiedene Behandlungsmethoden, die jeweils auf unterschiedliche Ursachen der Unfruchtbarkeit zugeschnitten sind. Während eine Insemination beispielsweise nur bei einer leicht eingeschränkten Fruchtbarkeit empfohlen wird, eignen sich eine IVF oder ICSI auch bei stärkeren Fruchtbarkeitsstörungen.

Hier eine kurze Übersicht über die verschiedenen Methoden:

Methode Was wird gemacht? Geeignet für
Intrauterine Insemination (IUI) Bei der IUI werden aufbereitete Spermien direkt in die Gebärmutter der Frau eingebracht. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Spermien eine Eizelle erreichen und befruchten. Paare mit leichter männlicher Unfruchtbarkeit, ungeklärter Unfruchtbarkeit oder Frauen mit Problemen beim Eisprung.
In-vitro-Fertilisation (IVF) Bei einer IVF-Behandlung werden Eizellen entnommen und von Biologen oder Embryologen mit Spermien befruchtet. Die entstandenen Embryonen werden einige Tage später in die Gebärmutter transferiert. Paare mit verschiedenen Fruchtbarkeitsstörungen, wie z.B. verschlossene oder geschädigte Eileiter, Endometriose, männliche Unfruchtbarkeit oder fortgeschrittenes Alter der Frau.
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) Eine ICSI-Behandlung ähnelt im Ablauf einer IVF, jedoch wird hier ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle injiziert. Paaren, bei denen die Spermienqualität stark eingeschränkt ist und die Spermien nicht selbstständig in die Eizelle eindringen können, oder wenn kryokonservierte Eizellen verwendet werden.

Wenn du mehr über die verschiedenen Methoden der künstlichen Befruchtung erfahren möchtest, solltest du auch unseren Artikel Künstliche Befruchtung: Alle Kinderwunschbehandlungen im Überblick lesen.

Wie viele Embryos kann ich einsetzen lassen?

Wenn der Embryotransfer an Tag 2 oder 3 nach der Follikelpunktion stattfindet, werden abhängig vom Alter der Frau ein bis zwei Embryonen übertragen. Findet ein Transfer an Tag 5 (Blastozystentransfer) statt, so wird nur ein Embryo (Blastozyste) eingesetzt, um eine Mehrlingsschwangerschaft zu verhindern.

Was passiert mit überschüssigen Eizellen oder Embryonen?

Bei einer künstlichen Befruchtung werden häufig mehr Eizellen befruchtet als benötigt. Die nicht verwendeten, aber befruchtungsfähigen Eizellen oder Embryonen können eingefroren (kryokonserviert) und für zukünftige Behandlungszyklen aufbewahrt werden.

Die Kryokonservierung von Eizellen oder Embryonen erfolgt bei extrem niedrigen Temperaturen, in der Regel bei -196°C. Diese Temperatur wird durch die Verwendung von flüssigem Stickstoff erreicht.

Bei dieser Temperatur werden alle biologischen Prozesse in den Zellen gestoppt, wodurch sie über einen langen Zeitraum in einem stabilen Zustand erhalten bleiben können.

Ist eine künstliche Befruchtung schmerzhaft?

Ob eine künstliche Befruchtung schmerzhaft ist, hängt von der jeweiligen Methode ab. Während bei einer Insemination (IUI) kaum Schmerzen auftreten, können die Schmerzen bei einer IVF oder ICSI nach der Eizellentnahme stärker ausfallen.

Schmerzen bei einer IUI

Die IUI ist in der Regel nicht schmerzhaft und ist mit einer gynäkologischen Untersuchung vergleichbar. Manche Frauen verspüren leichte Krämpfe während oder nach dem Eingriff, die sich ähnlich wie Menstruationsbeschwerden anfühlen können.

Schmerzen bei IVF und ICSI

Bei einer IVF oder ICSI treten dagegen häufiger leichte Schmerzen auf. Die Eizellen werden unter einer kurzen Narkose entnommen und ist daher schmerzfrei. Nach dem Eingriff können leichte Schmerzen und Krämpfe auftreten, die normalerweise gut mit Schmerzmitteln in den Griff bekommen werden können.

Der Transfer der Embryonen in die Gebärmutter ist in der Regel nicht schmerzhaft und ähnelt einer gynäkologischen Untersuchung.

Weitere Nebenwirkungen

Neben Schmerzen können bei einer künstlichen Befruchtung auch andere Nebenwirkungen auftreten, wie z.B. leichte Blutungen, Übelkeit, Blähungen oder Stimmungsschwankungen. In seltenen Fällen können auch schwerwiegendere Komplikationen auftreten, wie z.B. eine Überstimulation der Eierstöcke (OHSS) oder Infektionen.

Fazit

Die moderne Reproduktionsmedizin bietet Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch verschiedene Behandlungsmethoden, um sich ihren Traum vom eigenen Kind zu erfüllen. In spezialisierten Kinderwunschzentren werden verschiedene Methoden der künstlichen Befruchtung, wie die IUI, IVF oder ICSI, angeboten, die individuell auf die Bedürfnisse und Ursachen der Unfruchtbarkeit zugeschnitten werden.

Der Ablauf einer künstlichen Befruchtung ist ein komplexer Prozess, der stark variieren kann. In vielen Fällen, insbesondere bei einer IVF oder ICSI, spielen Medikamente und Hormone eine wichtige Rolle, um den Zyklus zu steuern und die Erfolgschancen zu erhöhen.

Die hohe Erfolgsquote, insbesondere bei jüngeren Frauen, zeigt, dass die künstliche Befruchtung eine effektive Option für viele Paare mit Kinderwunsch sein kann. Durch die Kryokonservierung überschüssiger Embryonen können zudem weitere Versuche unternommen werden, ohne den gesamten Prozess erneut durchlaufen zu müssen.

Falls du auch über eine künstliche Befruchtung nachdenkst, empfehlen wir dir einen umfassenden Fruchtbarkeitstest um herauszufinden, welche Methode am besten für dich geeignet ist. Vereinbare jetzt einen Termin für ein kostenfreies Beratungsgespräch.