Vasektomie rückgängig machen – geht das?

Erfahre hier, ob die Vasektomie rückgängig gemacht werden kann und wie die Erfolgschancen einer Schwangerschaft nach Vasovasostomie stehen.

Key Facts:

• 10 % der Männer wollen ihre Vasektomie wieder rückgängig machen
• Je früher die Refertilisierungsoperation durchgeführt wird, desto höher ist die Chance, die Zeugungsfähigkeit wieder herzustellen
• 90 % der Männer erlangen ihre Fruchtbarkeit wieder zurück, wenn die Vasektomie weniger als 3 Jahre zurückliegt
• 2-3 Monate nach der Operation wird ein Spermiogramm zur Erfolgskontrolle durchgeführt
• Nach 3-18 Monaten ist die Fruchtbarkeit in der Regel wieder hergestellt

Einleitung

Du hattest eine Vasektomie und deine Familienplanung war eigentlich schon abgeschlossen? Wenn du einen erneuten Kinderwunsch hast und deine Vasektomie rückgängig machen möchtest, gibt es einige Optionen, aber keine 100%ige Garantie, dass deine Zeugungsfähigkeit wieder vollständig hergestellt werden kann.

Eine Vasektomie dient zur Sterilisation des Mannes (Unterbindung) und gilt als relativ sichere Verhütungsmethode. Dabei handelt es sich um einen medizinischen Eingriff, wobei ein Urologe die beiden Samenleiter durchtrennt und die Spermien somit nicht mehr aus dem Körper transportiert werden können. In der Schweiz werden jährlich rund 10’000 Vasektomien durchgeführt.

Das leitende Urologe und urologischer Chirurg Dr. med. Stephan Neubauer schätzt, dass 10 % der Männer ihre Sterilisation aufgrund eines erneuten Kinderwunsches rückgängig machen lassen wollen.

Kann man eine Vasektomie rückgängig machen?

Ja, eine Vasektomie kann rückgängig gemacht werden, wenn die Refertilisation relativ zeitnah durchgeführt wird. Jedoch gibt es keine Erfolgsgarantie. Der Erfolg des Eingriffs ist abhängig von der Art der Vasektomie, der Erfahrung des Operateurs und wie lange die ursprüngliche Vasektomie bereits zurückliegt.

Kurz: je länger die Vasektomie her ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Refertilisation erfolgreich ist.

Wie lange kann man eine Vasektomie rückgängigmachen?

Eine Vasketomie kann grundsätzlich zu jedem Zeitpunkt rückgängig gemacht werden, jedoch nicht immer mit Erfolg. Urologe Dr. med. Marc Armbruster meint dazu:

Je früher nach der Vasektomie die Refertilisierung vorgenommen wird, desto besser stehen die Erfolgschancen. Die Erfolgsrate liegt bis zu drei Jahre nach der Vasektomie noch bei etwa 90 %, sinkt jedoch nach 10 Jahren und mehr auf etwa 70 %.

Wie hoch sind die Chancen, nach einer Vasovasostomie wieder fruchtbar zu werden?

Laut einer Übersichtsstudie aus dem Jahr 2018 beträgt die Durchgängigkeitsrate, also die Rate, in der Spermien nach den Verfahren nachgewiesen werden nach einer Refertilisierung durchschnittlich 87 % und die Schwangerschaftsrate 49 %.

In diesem Video spricht Urologe Dr. Stephan Neubauer über die Erfolgsquote einer Refertilisierungsoperation:

In einer Studie mit 1’469 Männern, die sich einer mikrochirurgischen Refertilisierungsoperation unterzogen, wurde der Zusammenhang zwischen Zeitpunkt der Refertilisierung und Wiederherstellung der Fruchtbarkeit untersucht. Von 1’247 Männern konnten bei 86 % nach der ersten Refertilisierung Spermien im Ejakulat gefunden werden, und bei 52 % trat eine Schwangerschaft ein.

Die Erfolgsraten bezüglich der Wiederherstellung der Samenleiterdurchgängigkeit und Schwangerschaft variierten je nach Zeitraum, der zwischen Vasektomie und Refertilisierung lag.

Neben der Durchgängigkeit der Samenleiter spielen jedoch auch noch andere Faktoren eine Rolle, die den Erfolg auf eine Schwangerschaft beeinflussen können:

• Qualität der Spermien
• Alter von Mann und Partnerin
• unerkannte Unfruchtbarkeit des Mannes
• Häufigkeit und Timing des Geschlechtsverkehrs

Wie kann eine Vasektomie rückgängig gemacht werden?

Die mikrochirurgische Refertilisierung kann durch zwei verschiedene Verfahren erfolgen. Der gängigste Prozess ist die Vasovasostomie. Dabei werden die durchtrennten Enden der Samenleiter mit feinstem Faden wieder zusammengenäht. Manchmal sind die Samenleiter zu undurchlässig nach einer Vasektomie. In solchen Fällen kann eine Tubulovasostomie bzw. Vaso-Epididymostomie eingesetzt werden. Dabei wird das Ende des Samenleiters, das näher an der Bauchregion liegt, direkt an den Nebenhoden genäht.

Eine Tubulovasostomie ist das komplexere Verfahren, weshalb grundsätzlich eine Vasovasostomie geplant wird. Während des Eingriffs kann sich die ärztliche Fachperson ein besseres Bild zur Lage verschaffen und spontan entscheiden, ob eine Tubulovasostomie die bessere Variante ist, um die Fertilisation wiederherzustellen.

Mehr über das Rückgängigmachen der Vasketomie erfährst du von Urologen Dr. med. Oliver Gralla:

Wie läuft eine Refertilisation ab?

Die Refertilisation beim Mann, auch Vasovasostomie genannt, ist ein mikrochirurgischer Eingriff, der darauf abzielt, die Durchgängigkeit der Samenleiter wiederherzustellen, nachdem sie bei einer Vasektomie durchtrennt wurden.

1. Beratungsgespräch: Ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt klärt über die individuellen Erfolgsaussichten, Risiken und Alternativen auf. Eine gründliche körperliche Voruntersuchung und ein Spermiogramm können durchgeführt werden, um die Eignung für den Eingriff zu beurteilen.
2. Mikrochirurgische Operation: Die Operation wird in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt, um Schmerzen zu vermeiden und eine optimale Entspannung des Patienten zu gewährleisten. Über kleine Schnitte im Hodensack werden die Samenleiter freigelegt. Die durch die Vasektomie entstandenen Narbenenden der Samenleiter werden entfernt, um gesunde Gewebeenden freizulegen. Mit einem Operationsmikroskop und feinsten Instrumenten werden die durchtrennten Samenleiter präzise miteinander verbunden. Dabei werden feinste Nähte verwendet, um eine optimale Heilung und Durchgängigkeit zu gewährleisten. Die Schnitte im Hodensack werden mit selbstauflösenden Fäden verschlossen.
3. Nachsorge: In der Regel ist ein kurzer stationärer Aufenthalt erforderlich. Schmerzmittel können verschrieben werden, um postoperative Beschwerden zu lindern. Regelmässige Spermaanalysen werden durchgeführt, um den Erfolg der Operation zu überprüfen. Es kann mehrere Monate dauern, bis wieder ausreichend Spermien im Ejakulat vorhanden sind.

Welche Alternativen gibt es, wenn die Vasovasostomie nicht erfolgreich ist?

Wenn eine Vasovasostomie nicht erfolgreich ist oder nicht in Frage kommt, gibt es mehrere alternative Methoden, um den Kinderwunsch zu erfüllen:

1. MESA/TESE (Mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration/Testikuläre Spermienextraktion): Bei diesen Verfahren werden Spermien direkt aus dem Nebenhoden (MESA) oder dem Hodengewebe (TESE) entnommen. Die Eingriffe eignen sich, wenn keine Spermien im Ejakulat vorhanden sind, aber noch im Hoden produziert werden.
2. Künstliche Befruchtung: Werden nach einer MESA/TESE Spermien gefunden, kann eine künstliche Befruchtung durchgeführt werden. Aufgrund der geringen Menge, die bei einer MESA/TESE gewonnen wird, eignet sich hier nur eine ICSI (Intracytoplasmatische Spermieninjektion).
3. Spendersamen: Wenn keine eigenen Spermien vorhanden sind oder die Qualität unzureichend ist, kann Spendersamen verwendet werden. Spendersamen kann sowohl für eine Insemination als auch für eine IVF oder ICSI Behandlung eingesetzt werden.

Was sind mögliche Komplikationen einer Refertilisierung?

Eine Refertilisierung ist ein chirurgischer Eingriff, der wie jede Operation mit gewissen Risiken und möglichen Komplikationen verbunden ist. Dazu gehören:

• Spermagranulome (hartes und knotiges Gewebe um den Samenstrang)
• Wundinfektionen an den Stellen der Hautschnitte
• Blutergüsse (Hämatome) in den Tagen nach der Operation
• Leichte Schmerzen an der Behandlungsstelle in den Tagen nach der Operation
• Druckgefühle im Hoden in den Tagen nach der Operation

FAQ

Was kostet eine Refertilisation?

Die Kosten einer Vasovasostomie belaufen sich auf CHF 3’000.- bis 7’000.- und werden nicht von der Grundversicherung übernommen. Damit liegen die Kosten deutlich höher als bei einer Vasektomie, die um die CHF 1'000 kostet.

Wann bin ich nach der Vasovasostomie wieder fruchtbar?

In den meisten Fällen ist die Fruchtbarkeit innerhalb von 6 bis 12 Monaten nach der Operation wiederhergestellt. Bei einigen Männern kann es jedoch bis zu 18 Monate dauern.

Bereits wenige Wochen nach der Operation können erste Samenzellen in der Samenflüssigkeit nachgewiesen werden. Diese sind jedoch oft noch in geringer Anzahl und Qualität. Im Laufe der folgenden Monate nimmt die Spermienzahl und -qualität stetig zu.

Fazit

Eine Vasektomie kann in den meisten Fällen rückgängig gemacht werden, jedoch ohne Garantie auf Erfolg. Rund 10 % der Männer entscheiden sich aufgrund eines erneuten Kinderwunsches für eine Refertilisierungsoperation. Die Erfolgschancen sind am höchsten, wenn der Eingriff innerhalb von drei Jahren nach der Vasektomie durchgeführt wird; hier liegt die Erfolgsquote bei etwa 90 %. Mit zunehmender Zeit seit der Vasektomie sinkt die Erfolgsrate.

Die mikrochirurgische Refertilisierung, insbesondere die Vasovasostomie, ist das gängigste Verfahren, wobei die Samenleiter wieder zusammengenäht werden. Eine alternative, komplexere Methode ist die Tubulovasostomie. Nach der Operation wird die Fruchtbarkeit meist innerhalb von 6 bis 12 Monaten wiederhergestellt, kann aber in manchen Fällen bis zu 18 Monate dauern. Sollten diese Verfahren nicht erfolgreich sein, stehen alternative Methoden wie MESA/TESE und künstliche Befruchtung zur Verfügung. Wichtig ist eine ausführliche Beratung und individuelle Bewertung der Erfolgsaussichten durch einen erfahrenen Urologen.