Die bakterielle Vaginose kommt bei unfruchtbaren Frauen häufiger vor als bei fruchtbaren. Auf diese Anzeichen solltest du dich achten.

Was ist bakterielle Vaginose, und stellt sie eine Ursache für Unfruchtbarkeit dar? In diesem Artikel fassen wir die Forschungsergebnisse zusammen, um dir zu helfen, den Zusammenhang zwischen dieser Erkrankung und Fruchtbarkeit zu verstehen.

Einführung

Viele Faktoren spielen bei der Fruchtbarkeit eine Rolle. Einer davon ist die genitale Mikrobiota, also die Gesamtheit der Mikroben, die im Genitaltrakt leben. Insbesondere das weibliche Genitalmikrobiom, auch Scheidenflora genannt, wird mit der Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht, und Störungen dieses Mikrobioms stehen in einigen Fällen mit Unfruchtbarkeit in Zusammenhang.

Die bakterielle Vaginose (BV) ist eine Scheideninfektion, die durch eine Störung des vaginalen Mikrobioms gekennzeichnet ist. In diesem Artikel erläutern wir, was BV ist, wie sie diagnostiziert und behandelt wird und wie sie sich auf die Fruchtbarkeit und den Kinderwunsch auswirken kann.

Definition

Die bakterielle Vaginose ist die am häufigsten auftretende Infektion des Genitaltrakts bei Frauen im gebärfähigen Alter. Obwohl die Prävalenz je nach Studie und geografischer Lage variiert, schätzt man, dass weltweit 1 von 4 Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter davon betroffen ist.

BV entsteht durch ein Ungleichgewicht der Vaginalflora mit zu wenig Laktobazillen, also Milchsäurebakterien, die normalerweise in einer gesunden Vagina vorherrschen. Das üblicherweise saure Milieu schützt den Intimbereich vor Krankheitserregern. Bei der BV kommt es ausserdem zu einer übermässigen Vermehrung sogenannter opportunistischer Bakterien wie Gardnerella vaginalis, die sich ansiedeln und schädliche Auswirkungen haben können, darunter auch die für BV charakteristischen Symptome (siehe weiter unten). Weiterhin besteht bei BV ein erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Infektionen wie HIV, Chlamydien, Tripper und humane Papillomviren (HPV), was vermutlich mit den Veränderungen des pH-Werts zusammenhängt, die mit der Erkrankung einhergehen.

Symptome

In etwa der Hälfte aller Fälle treten bei Frauen mit BV Symptome im Intimbereich auf, darunter:

  • Ein fauliger, "fischiger" Geruch
  • Juckreiz in der Vagina oder Vulva
  • Ungewöhnlicher Vaginalausfluss, der grau oder weiss sein kann und dünn oder wässrig ist
  • Brennen beim Wasserlassen

Die andere Hälfte der betroffenen Frauen haben keine Beschwerden. Da die Symptome einer Pilzinfektion respektive einem Scheidenpilz ähneln, kann es zu Fehldiagnosen kommen.

Der vaginale Ausfluss kann viele Bedeutungen je nach Farbe, Konsistenz und Geruch haben. In diesem Artikel erfährst du mehr.

Risikofaktoren

Trotz jahrelanger Forschung ist es nach wie vor schwierig, die Ursache von BV zu ermitteln. Forscher konnten jedoch einige Risikofaktoren identifizieren, die mit der BV in Verbindung stehen. Dazu gehören:

  • Erhöhte Anzahl an Sexualpartnern sowie bestimmte Sexualpraktiken, einschliesslich nicht-koitaler Sexualpraktiken
  • Mangelnde Genitalhygiene oder seltener Wechsel der Unterhose
  • Zu häufiges duschen oder waschen der Vagina. Es ist jedoch möglich, dass Vaginalspülungen nicht die Ursache von BV darstellen, sondern dass dies eine Reaktion auf die Symptome von BV darstellt.
  • Kürzliche Anwendung von Breitbandantibiotika, die die Vaginalflora beeinträchtigen und die Anzahl der Laktobazillen verringern können
  • Sexuell übertragbare Krankheiten (STDs)
  • Rauchen von Zigaretten
  • Verhütungsmethoden wie Einweg-Intrauterinpessaren
  • Stress

Es wurde zudem festgestellt, dass die Einnahme von oralen Verhütungsmitteln vor BV schützen kann.

Diagnose

Für die Diagnose von BV werden traditionell zwei Hauptmethoden verwendet. Bei einer dieser Methoden, den sogenannten Amsel-Kriterien, wird auf Folgendes geachtet:

  • Wässriger oder milchiger Ausfluss, der für BV charakteristisch ist
  • erhöhter vaginaler PH-Wert, der über dem Normalwert liegt
  • "Fischiger" Geruch, wenn eine Probe des Ausflusses mit einer 10-prozentigen Kaliumhydroxidlösung vermischt wird (bekannt als positiver "Whiff-Test") und
  • Ob eine durch einen vaginalen Abstrich gewonnene Probe bei der Untersuchung unter dem Mikroskop sogenannte "Schlüsselzellen" aufweist.

Im Gegensatz dazu beruht der Nugent-Score auf einem Labortest, der als Gram-Färbung bekannt ist. Der Nugent-Score gilt zwar als Goldstandard und wird häufig in der Forschung eingesetzt, ist aber jedoch ein komplexeres Verfahren, so dass die Amsel-Kriterien häufiger für Diagnosen im klinischen Bereich verwendet werden. Zunehmend werden auch neuartige molekulare Tests eingesetzt, z. B. solche, die auf der Polymerkettenreaktion (PCR) basieren.

Medizinische Behandlung

Die Behandlung der bakteriellen Vaginose ist aus mehreren Gründen wichtig. Zunächst einmal kann die BV mit lästigen Symptomen einhergehen. Ausserdem wird BV mit bestimmten Komplikationen bei Fruchtbarkeit und Schwangerschaft in Verbindung gebracht, wie z. B. einem sehr frühen Schwangerschaftsabbruch, einer Frühgeburt oder Fehlgeburt. Ausserdem erhöht BV nachweislich das Risiko, sich mit bestimmten Geschlechtskrankheiten wie HIV, Tripper, Chlamydien und Herpes anzustecken, und steht in Zusammenhang mit Beckenentzündungen. Diese Erkrankungen können ihre eigenen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit und die Fruchtbarkeit haben.

Die Behandlung von BV erfolgt in der Regel mit Antibiotika wie Metronidazol oder Clindamycin. Das Medikament wird entweder über den Mund eingenommen oder über ein Präparat (z. B. einer Creme, einem Gel oder Zäpfchen), das in die Scheide eingeführt wird. Diese Antibiotikabehandlung gilt auch während der Schwangerschaft als sicher.

Während die Behandlung in der Regel wirksam ist und die meisten Fälle von BV nach der Einnahme von Antibiotika abklingen, besteht das Problem darin, dass BV häufig wieder auftritt. Drei Monate nach einer wirksamen Behandlung von BV leiden bis zu 80 Prozent der Frauen erneut unter der Krankheit. Obwohl es noch keine Studien gibt, die dies belegen, könnte die nicht vollständige Einnahme der Antibiotikabehandlung ein Grund für das Wiederauftreten sein. Ein weiterer Faktor könnte ein "Biofilm" sein, den BV-assoziierte Bakterien bilden können und der die schädlichen Bakterien vor den Antibiotika schützt. Es wird auch vermutet, dass Sexualpartner beider Geschlechter in der Lage sein könnten, Personen, die wirksam behandelt wurden, erneut zu infizieren: Studien zeigen, dass das Mikrobiom des Penis und der männlichen Harnröhre Veränderungen aufweisen kann, die denen der BV entsprechen. Die Frage, ob auch die männlichen Partner von Frauen mit BV behandelt werden sollten, wird noch untersucht.

Teilweise werden Probiotika werden eingesetzt, um das Wiederauftreten von BV zu verhindern. Ähnlich wie die Antibiotika gegen BV können sie über den Mund oder intravaginal eingenommen werden. Eine Antibiotikabehandlung beseitigt zwar die für die BV charakteristischen, schädlichen Bakterien, jedoch verringert sie auch den Gehalt an Laktobazillen, also den Bakterien, die normalerweise das vaginale Mikrobiom dominieren und zu dessen Gesundheit beitragen. Probiotika, die Laktobazillen enthalten, können hingegen dazu beitragen, das normale Gleichgewicht der Vaginalflora wiederherzustellen. Sie können gleichzeitig mit Antibiotika oder nach Abschluss der Antibiotikabehandlung verabreicht werden. Studien zu Probiotika als Zusatzbehandlung sind vielversprechend, aber sie sind eher klein und unterscheiden sich in Bezug auf die Art des Probiotikums und den Zeitraum, in dem es eingesetzt wird.

Anpassung des Lebensstils

Mehrere Faktoren der Lebensführung können ebenfalls dazu beitragen, das Auftreten oder Wiederauftreten einer bakteriellen Vaginose zu verhindern. Dazu gehören der Verzicht auf Spülungen, die auch für Frauen ohne BV nicht empfohlen werden, und das regelmässige Wechseln der Unterhose, beziehungsweise das Tragen von atmungsaktiver Baumwollunterwäsche, um Feuchtigkeit und das Wachstum schädlicher Bakterien zu reduzieren. Auch der Verzicht auf das Rauchen kann das Risiko von BV verringern. Schliesslich wird auch die Verwendung von Kondomen empfohlen, um eine erneute Ansteckung durch einen Partner zu vermeiden.

Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit

Die bisher gesammelten wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass bakterielle Vaginose bei unfruchtbaren Frauen häufiger vorkommt als bei Frauen ohne Fruchtbarkeitsprobleme. BV wird insbesondere mit Eileiterunfruchtbarkeit in Verbindung gebracht, bei der Ei- und Samenzellen aufgrund einer Verstopfung der Eileiter nicht zusammenkommen können. Es gibt jedoch auch Hinweise darauf, dass BV mit idiopathischer Fruchtbarkeit, d. h. einer Fruchtbarkeit ohne bekannte Ursache, in Zusammenhang stehen kann. Eine Metaanalyse, in der die Ergebnisse von 12 Studien mit insgesamt 3’229 Patientinnen zusammengefasst wurden, ergab, dass Frauen, die unter Unfruchtbarkeit litten, insgesamt deutlich häufiger an BV litten als Frauen, die schwanger waren. Trotz dieses Ergebnisses wurde BV nicht mit einer geringeren Empfängnisrate in Verbindung gebracht, und es wurde auch kein Einfluss auf die Empfängnis durch In-vitro-Fertilisation (IVF) festgestellt.

In der oben genannten Meta-Analyse wurden auch die verfügbaren Erkenntnisse zu Schwangerschaftsverlusten im Zusammenhang mit BV zusammengefasst. Auf der Grundlage von fünf Studien wurde festgestellt, dass bei Frauen mit BV die Wahrscheinlichkeit eines "präklinischen" Schwangerschaftsverlusts (definiert als Verlust, der eintritt, bevor die Schwangerschaft entweder durch Ausbleiben der Periode oder durch eine Ultraschalluntersuchung festgestellt werden kann) deutlich höher ist als bei Frauen ohne BV. Dagegen wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen BV und Schwangerschaftsverlust im ersten Trimester festgestellt.

Schliesslich gibt es Hinweise darauf, dass die bakterielle Vaginose auch mit Frühgeburten (vor der 37. Schwangerschaftswoche) und niedrigem Geburtsgewicht zusammenhängt. Es ist nicht klar, ob eine Behandlung der BV mit Antibiotika dieses Risiko verringern kann.

Zu bedenken ist auch, dass BV mit bestimmten sexuell übertragbaren Erkrankungen und Beckenentzündungen in Verbindung gebracht wird, die ihrerseits oft schädliche Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben können. Möglicherweise kann BV auch die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen, wobei hierzu noch weitere wissenschaftliche Forschung erforderlich ist.

In Anbetracht der oben genannten Hinweise darauf, dass die bakterielle Vaginose die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann, fragen sich Frauen mit Unfruchtbarkeit vielleicht, ob sie sich auf BV testen lassen sollten, auch wenn sie keine Symptome haben. Ebenso könnten schwangere Frauen besorgt sein, wenn sie über den Zusammenhang mit Frühgeburten lesen. In den aktuellen Leitlinien wird jedoch empfohlen, dass nur Frauen mit BV-Symptomen getestet werden sollten. Bei Bedenken zu diesem Thema solltest Du jedoch mit Deinem behandelnden Gynäkologen oder Deiner Fruchtbarkeitsspezialistin sprechen.

Häufig gestellte Fragen

Wenn ich bakterielle Vaginose habe, geht sie dann von selbst wieder weg?

In einigen Fällen verschwindet die BV von selbst. Häufig werden den Betroffenen jedoch orale oder intravaginale Antibiotika verschrieben, um die bakterielle Scheideninfektion zu beseitigen.

Wie kann ich das Rückfall-Risiko verhindern?

Wenn man dir ein Antibiotikum gegen Scheidenentzündungen verschreibt, solltest du die Medikamente an allen Tagen und in der vorgegebenen Dosierung einnehmen, auch wenn die Symptome schon vor Abschluss der Behandlung abklingen.

Du kannst auch bestimmte Änderungen in deiner Lebensweise in Betracht ziehen, z. B. das Tragen von atmungsaktiver Baumwollunterwäsche, das Waschen des Genitalbereichs mit milder, parfümfreier Seife und die Verwendung von Kondomen.

Schliesslich kannst du deinen Frauenarzt fragen, ob du Probiotika einnehmen solltest, um ein erneutes Auftreten der BV zu verhindern.

Ist die bakterielle Vaginose eine sexuell übertragbare Infektion (STI)? Kann ich sie von meinem Partner bekommen?

Es ist wichtig zu wissen, dass BV keine sexuell übertragbare Infektion ist: Die Hauptansteckungsquelle ist nicht der Partner. Forscher haben jedoch festgestellt, dass die Mikroorganismen, die an BV beteiligt sind, von männlichen Partnern übertragen werden können und dass Frauen auch nach einer Behandlung wieder von diesen Partnern infiziert werden können.

Sollte mein Partner behandelt werden, wenn ich eine bakterielle Vaginose habe?

Die Antwort auf diese Frage ist noch nicht eindeutig geklärt, da es in der Vergangenheit hierzu unterschiedliche Erkenntnisse gab und noch weitere Forschung zu diesem Thema erforderlich ist. Derzeit gibt es keine Leitlinien für die Behandlung der Partner von Frauen mit BV.

Fazit

Die bakterielle Vaginose (BV) ist eine häufige Infektion der Scheide bei Frauen im gebärfähigen Alter. Frauen mit BV können Symptome wie ungewöhnlichen Ausfluss, Geruch oder Juckreiz haben, aber auch symptomlos sein. Normalerweise werden nur Frauen mit Symptomen getestet und behandelt. Die Behandlung von BV, die üblicherweise auf Antibiotika basiert, ist in der Regel recht wirksam, aber eine Herausforderung besteht darin, dass die Krankheit wieder auftreten kann. Eine Änderung des Lebensstils und Probiotika können hilfreich sein, um dieses Wiederauftreten zu verhindern. Untersuchungen zeigen, dass unter Unfruchtbarkeit leidende Frauen häufiger an BV erkrankt sind und dass ein präklinischer Schwangerschaftsverlust sowie eine Frühgeburt bei Frauen mit BV wahrscheinlicher sind. Die BV scheint jedoch die Wahrscheinlichkeit auf Befruchtung nicht zu beeinträchtigen. Verschiedene Aspekte der bakteriellen Vaginose und ihrer Behandlung werden noch erforscht, z. B. die Frage, ob auch die männlichen Partner von Frauen mit BV behandelt werden sollten.

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