Progesteron stabilisiert nicht nur den Monatszyklus, sondern trägt auch zu einer gesunden Schwangerschaft bei. Mehr über das Schwangerschaftshormon erfährst du in diesem Artikel.
Das Wichtigste zu Progesteron
- Progesteron wird hauptsächlich in den Eierstöcken im Corpus Luteum nach dem Eisprung produziert
- Es spielt eine wesentliche Rolle bei der Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung
- Der Progesteronspiegel ist nach dem Eisprung am höchsten
- Progesteron hemmt Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur und bereitet die Brustdrüsen auf die Stillzeit vor
- Progesteronmangel kann zu Zyklusstörungen, unerfülltem Kinderwunsch und erhöhtem Risiko für Fehlgeburten führen
Wichtig für den Erhalt der Schwangerschaft
Vielleicht hast du bereits von dem Hormon Progesteron gehört oder es selbst schon einmal eingenommen. Progesteron und Östrogen sind die beiden wichtigsten Sexualhormone, wenn es um das weibliche Fortpflanzungssystem geht. Progesteron, was auch aus Gelbkörperhormon bekannt ist, trägt zu einer Vielzahl von Prozessen in unserem Körper bei. Seine wichtigste Aufgabe in Hinblick auf einen Kinderwunsch ist der Erhalt der Schwangerschaft.
In diesem Artikel erfährst du alles über die Bildung von Progesteron, seine Wirkungsweise und wie man es zur Unterstützung einer Schwangerschaft einnehmen kann.
Was ist Progesteron?
Progesteron ist ein Steroidhormon, das in den Eierstöcken, genauer gesagt im Corpus Luteum, produziert wird. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle.
Der Beginn der Schwangerschaft ist eine sensible Phase, in der ein hoher Progesteronspiegel entscheidend für die erfolgreiche Einnistung und Entwicklung des Embryos ist. Progesteron bereitet die Gebärmutterschleimhaut vor und sorgt dafür, dass sich die befruchtete Eizelle bzw. der Embryo optimal einnisten kann. Ein Progesteronmangel kann zu Komplikationen führen und im schlimmsten Fall eine Fehlgeburt auslösen.
In seltenen Fällen können auch Erkrankungen wie das Androgenitale Syndrom (AGS) zu einem Ungleichgewicht der Progesteronproduktion führen, was wiederum Auswirkungen auf den Menstruationszyklus und die Fruchtbarkeit haben kann.
Mehr zum Progesteronmangel im Video mit Frauenarzt Dr. med. Konstantin Wagner:
Wie wird Progesteron gebildet?
Progesteron wird bei Frauen hauptsächlich in den Eierstöcken produziert. Auch Männern wird Progesteron gebildet, und zwar in den Hoden, allerdings in geringeren Mengen. Der Prozess der Progesteronproduktion ist eng mit dem weiblichen Zyklus und dem Fortpflanzungssystem verbunden und wird von verschiedenen hormonellen Signalen gesteuert.
- Follikelreifung: Der Menstruationszyklus beginnt mit der Reifung von Eibläschen (Follikel) in den Eierstöcken. Unter dem Einfluss von Follikel-stimulierendem Hormon (FSH) aus der Hypophyse beginnen einige Follikel zu reifen.
- Eisprung: Unter dem Einfluss eines weiteren Hormons, des luteinisierenden Hormons (LH) aus der Hypophyse, reift ein dominanter Follikel heran und platzt schliesslich. Dieser Prozess wird als Eisprung bezeichnet, bei dem eine reife Eizelle aus dem Follikel freigesetzt wird.
- Corpus Luteum Bildung: Nach dem Eisprung wird der Follikel zu einem temporären endokrinen Drüsenorgan, dem Corpus Luteum (Gelbkörper), umgewandelt. Das Corpus Luteum produziert und gibt Progesteron frei.
- Produktion von Progesteron: Das Corpus Luteum ist verantwortlich für die Produktion von Progesteron. Progesteron wird dann in den Blutkreislauf abgegeben und hat verschiedene Wirkungen im Körper, insbesondere auf die Gebärmutterschleimhaut, um sie auf eine potenzielle Schwangerschaft vorzubereiten. In der Frühschwangerschaft bildet das Corpus Luteum weiterhin Progesteron, bis die Plazenta diese Aufgabe übernimmt.
- Progesteronspiegel im Menstruationszyklus: Falls keine Befruchtung und Einnistung einer Eizelle stattfindet, bildet sich das Corpus Luteum zurück (luteale Regression), was zu einem Abfall des Progesteronspiegels führt. Aufgrund des niedrigen Progesteronspiegels wird dann die Menstruation ausgelöst.
Bei einer erfolgreichen Befruchtung wird das Corpus Luteum unterstützt und weiterhin Progesteron produziert, um die Schwangerschaft zu erhalten. In etwa der zehnten Schwangerschaftswoche übernehmen der Mutterkuchen (Plazenta) und andere Gewebe die Progesteronproduktion, um die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten.
Welche Wirkung hat Progesteron in unserem Körper?
Progesteron wirkt, indem es an spezifische Rezeptoren in verschiedenen Geweben im Körper, wie zum Beispiel Gehirn oder Gebärmutter, bindet. Diese Bindung führt zur Aktivierung von Signalwegen, die die verschiedenen Funktionen von Progesteron steuern. Zwar ist Progesteron als Schwangerschaftshormon bekannt, aber es trägt zudem noch zur Bildung der Spermien beim Mann (Spermatogenese) und zur Knochenbildung bei. Auch in der Nebennierenrinde werden geringe Progesteronmengen gebildet.
Im nächsten Abschnitt erfährst du, welche Funktion Progesteron bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft hat.
Welche Funktion hat Progesteron bei Kinderwunsch und während der Schwangerschaft?
Ein in angemessener Progesteronspiegel ist für die Einnistung einer befruchteten Eizelle und die Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft von entscheidender Bedeutung. Ein niedriger Progesteronspiegel kann zu Schwierigkeiten beim Schwangerwerden oder wiederholten Fehlgeburten führen. Die wichtigsten Funktionen von Progesteron bei Kinderwunsch und während der Schwangerschaft haben wir hier für dich zusammengefasst:
Kinderwunsch
- Regulierung des Menstruationszyklus: Progesteron ist auch für die Regulierung des Menstruationszyklus entscheidend. Ein angemessenes Progesteronniveau ist wichtig, um den Eisprung und die normale Menstruation zu unterstützen.
- Unterstützung der Gebärmutterschleimhaut: Progesteron hilft, die Gebärmutterschleimhaut aufzubauen und auf eine potenzielle Einnistung einer befruchteten Eizelle vorzubereiten.
Mehr zur Bedeutung von Progesteron bei Kinderwunsch erfährst du im Wunschbaby Podcast:
Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft bleiben die Progesteronwerte erhöht, um die Schwangerschaft zu unterstützen. Insbesondere übernimmt das Progesteron folgende Aufgaben:
- Progesteron hält sich Gebärmutterschleimhaut aufrecht und fördert deren Wachstum, um eine sichere Umgebung für die Einnistung der befruchteten Eizelle zu schaffen und die Entwicklung des Fötus zu unterstützen.
- Es hemmt die Kontraktion der Gebärmutter, um vorzeitige Wehen und somit Frühgeburten oder Fehlgeburten zu verhindern.
- Es bereitet die Brustdrüsen auf die Stillzeit vor, indem es Veränderungen in der Bruststruktur bewirkt.
- Es wirkt beruhigend und hat eine stimmungsaufhellende Wirkung.
- Es reguliert das Immunsystem.
Anwendung von Progesteron
Progesteron kann auf verschiedene Weisen eingenommen werden, je nachdem, wofür es verschrieben oder angewendet wird.
- Oral: Progesteron kann in Form von Tabletten oder Kapseln eingenommen werden. Diese Form der Einnahme ermöglicht eine einfache Dosierung und regelmässige Verabreichung. Es ist wichtig, die vom Arzt oder der Ärztin verschriebene Dosierung und Häufigkeit genau einzuhalten.
- Vaginal: Vaginales Progesteron kann in From von von Cremes, Gels, Zäpfchen oder Vaginaltabletten verabreicht werden. Diese werden in die Vagina eingeführt und können zur Behandlung von Menstruationsstörungen, zur Unterstützung bei der Einnistung oder Aufrechterhaltung der Schwangerschaft eingesetzt werden. In einer Studie wurde belegt, dass Vaginaltabletten nachweislich zu mehr Lebendgeburten bei einem Transfer mit kryrokonservierten Embryos im natürlichen Zyklus führten.
- Injektionen: In einigen Fällen können Progesteronpräparate auch in Form von Injektionen verabreicht werden. Dies wird normalerweise unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt und kann beispielsweise im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung oder zur Unterstützung der Schwangerschaft verwendet werden.
- Natürliches Progesteron: Neben synthetischem Progesteron gibt es auch natürliche Alternativen, die aus pflanzlichen Quellen wie der Yamswurzel gewonnen werden. Die Yamswurzel enthält Diosgenin, eine Vorstufe von Progesteron. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Umwandlung von Diosgenin zu Progesteron im Körper komplex ist und die Wirksamkeit von Yamswurzelprodukten wissenschaftlich noch nicht vollständig belegt ist. Vor der Verwendung von natürlichem Progesteron solltest du daher unbedingt deinen Gynäkologen oder deine Gynäkologin konsultieren.
Die Wahl der Verabreichungsform hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschliesslich des Zwecks der Behandlung, der medizinischen Indikation sowie individueller Präferenzen und Umstände der Patientin. Es ist wichtig, Progesteron gemäss den Anweisungen eines Arztes oder einer Ärztin einzunehmen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und potenzielle Risiken zu minimieren.
Vor der Einnahme von Progesteron sollte eine gründliche ärztliche Untersuchung und Beratung erfolgen, um die richtige Dosierung und Behandlungsmethode festzulegen, da die individuellen Bedürfnisse und Gesundheitszustände jeder Person berücksichtigt werden müssen.
Welche Nebenwirkungen hat die Einnahme von Progesteron?
Die Nebenwirkungen der Progesteron-Einnahme können vielfältig sein und unterscheiden sich, ja nachdem, ob sie oral, vaginal oder per Injektion verabreicht werden sowie der individuellen Reaktion des Körpers. Einige mögliche Nebenwirkungen sind:
- Müdigkeit
- Brustspannen und Brustschmerzen
- Kopfschmerzen
- Schwindelgefühl
- Übelkeit oder Verdauungsprobleme
- Stimmungsschwankungen
- Wassereinlagerungen
- Hautreaktionen an der Injektionsstelle (bei intramuskulärer Verabreichung)
- Zwischenblutungen oder Veränderungen im Menstruationszyklus
Neben synthetischem Progesteron (Gestagene) kann allerdings auch natürliches Progesteron zu Nebenwirkungen führen. So kann eine hohe Progesteronkonzentration das prämenstruelle Syndrom (PMS) begünstigen. In der zweiten Zyklushälfte treten dann häufiger PMS-Symptome auf.
Häufig gestellte Fragen zu Progesteron
Wie erkenne ich einen Progesteronmangel?
Wenn zu wenig Progesteron von den Eierstöcken produziert wird, spricht man auch von einer Gelbkörperschwäche. Diese kann sich unter anderen in Zyklusstörungen und einem unerfüllten Kinderwunsch äussern, da die Gebärmutterschleimhaut oft nicht hoch genug aufgebaut ist, damit sich das befruchtete Ei einnisten kann.
Üblicherweise liegt auch bei Endometriose ein Progesteronmangel und ein Östrogenüberschuss vor. Durch dieses Ungleichgewicht werden Schmerzen und Entzündungen der Endometrioseläsionen begünstigt.
Wie verändert sich die Progesteronkonzentration?
Die Progesteronkonzentration ändert sich im weiblichen Körper je nach Zyklusphase. Während der Follikelphase steigt die Progesteronkonzentration zunächst langsam an. Nach dem Eisprung, in der Lutealphase, steigt sie stark an und erreicht ihren Höhepunkt etwa in der Mitte der Lutealphase. Wenn keine Befruchtung stattfindet, sinkt der Progesteronwert, was den Beginn der Monatsblutung markiert.
In den Wechseljahren sinkt der Progesteronspiegel zusammen mit anderen Hormonen, was zu Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen führen kann. Um die Beschwerden zu lindern, kann eine Hormonersatztherapie durchgeführt werden, wobei der Hormonmangel durch synthetisches Progesteron ausgeglichen wird.
Kann Progesteron eine Fehlgeburt verhindern?
Progesteron spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Schwangerschaft, insbesondere in den frühen Stadien. Ein ausreichender Progesteronspiegel ist notwendig, um die Gebärmutterschleimhaut zu stabilisieren und eine Umgebung zu schaffen, die für die Entwicklung des Embryos geeignet ist.
Bei Frauen mit wiederholten Fehlgeburten oder bekanntem Progesteronmangel kann die Verabreichung von Progesteron das Risiko einer erneuten Fehlgeburt potenziell verringern. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Progesteron nicht alle Fehlgeburten verhindern kann, da viele Fehlgeburten auf genetische oder andere Faktoren zurückzuführen sind, die nicht durch Progesteron beeinflusst werden.
Wie lang darf ich in der Schwangerschaft Progesteron nehmen?
Die Dauer der Progesterontherapie in der Schwangerschaft hängt von der individuellen Situation ab. In vielen Fällen wird Progesteron bis zum Ende des ersten Trimesters oder bis zur 12. Schwangerschaftswoche verabreicht, da die Plazenta dann die Progesteronproduktion übernimmt.
In einigen Fällen, insbesondere bei Frauen mit wiederholten Fehlgeburten oder bestimmten Risikofaktoren, kann die Therapie länger fortgesetzt werden.
Was bringt Progesteron bei Kinderwunsch?
Progesteron ist entscheidend für den Kinderwunsch, da es die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vorbereitet. Ein ausreichender Progesteronspiegel ist notwendig, damit sich der Embryo in der Gebärmutter einnisten und entwickeln kann.
Bei Frauen mit einem Progesteronmangel kann die Einnahme von Progesteron die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen, indem es die Gebärmutterschleimhaut stabilisiert und eine optimale Umgebung für die Einnistung schafft.
Zudem kann Progesteron helfen, den Menstruationszyklus zu regulieren, was besonders wichtig für Frauen mit unregelmässigen Zyklen oder Eisprungproblemen ist.
Kann bioidentisches Progesteron bei Wechseljahresbeschwerden helfen?
Im Rahmen der Hormonersatztherapie in den Wechseljahren wird häufig bioidentisches Progesteron eingesetzt, da es dem körpereigenen Progesteron chemisch sehr ähnlich ist. Dies kann dazu beitragen, Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Schlafstörungen zu lindern, während gleichzeitig potenzielle Risiken minimiert werden. Wie bei jeder Hormontherapie sollte die Anwendung von bioidentischem Progesteron jedoch unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Progesteron wichtig für weiblichen Zyklus und Schwangerschaft
Progesteron ist ein vielseitiges Geschlechtshormon, das sich nicht nur den Menstruationszyklus reguliert, sondern auch eine Schwangerschaft aufrechterhält und den Körper auf die Geburt vorbereitet. Ausserdem wirkt Progesteron durch seine stimmungsaufhellende Wirkung positiv auf unser Gemüt und trägt zu einer gesunden Knochenentwicklung bei. Bei Männern reguliert es zudem die Spermabildung.
Wenn der Körper jedoch zu wenig Progesteron produziert, kann dies ernsthafte Konsequenzen haben, insbesondere im Hinblick auf deinen Kinderwunsch oder eine Schwangerschaft. Ein Progesteronmangel äussert sich in einem unregelmässigen Menstruationszyklus und kann bei Schwangeren zu einer Frühgeburt oder Fehlgeburt führen. Auch in den Wechseljahren kann zu einer Hormontherapie geraten werden.
Daher ist es in diesen Fällen, sowie bei einer Kinderwunschbehandlung (IVF oder ICSI) mit künstlichem Zyklus empfehlenswert, Progesteron zusätzlich zuzuführen. Progesteron in Form von Tabletten, Vaginalzäpfchen oder -cremes oder per Injektion unterstützt die Schwangerschaft nach einer IVF oder ICSI.
Dein Progesteronwert zusammen mit anderen wichtigen Hormonen und Blutwerten kann dir Aufschluss über deine Fruchtbarkeit geben. Mit einem Fruchtbarkeitstest kannst du beispielsweise testen, ob dein Progesteronwert im Normbereich liegt oder ob es eventuelle Hindernisse für eine Schwangerschaft geben könnte.