Erfahre mehr über Kryokonservierung, um dir deine Fruchtbarkeit zu bewahren und deine Familienplanung flexibler zu gestalten.

Key Facts

  • Kryokonservierung bezeichnet das Einfrieren und Aufbewahren von Spermien, Eizellen, Embryonen und Geweben zur späteren Verwendung
  • Bei der Kryokonservierung unterscheidet man zwischen Slow Freezing und der Vitrifikation
  • Embryonen und Eizellen können 10 Jahre lang aufbewahrt werden, Spermien sogar unbegrenzt
  • Eine Kryokonservierung muss in der Regel selbst gezahlt werden
  • Kosten für eine Kryokonservierung aus medizinischen Gründen werden von der Krankenkasse erstattet

Einleitung

Die Kryokonservierung, das Einfrieren und Aufbewahren von Keimzellen und Gewebe bei extrem niedrigen Temperaturen, hat sich in der modernen Medizin, insbesondere in der Reproduktionsmedizin und Kinderwunschbehandlung, als unverzichtbare Technik etabliert. Sie bietet Paaren und Einzelpersonen die Möglichkeit, ihre Fruchtbarkeit zu bewahren und ihre Familienplanung flexibler zu gestalten.

Was ist Kryokonservierung?

Die Kryokonservierung ist ein Prozess, bei dem biologisches Material, wie Spermien, Eizellen oder Embryonen, in flüssigem Stickstoff bei einer Temperatur von -196 °C gelagert (kryokonserviert) wird. Dieses Material kann dann zu einem späteren Zeitpunkt für eine Kinderwunschbehandlung, z.B. eine künstliche Befruchtung, verwendet werden.

  • Einfrieren von Eizellen (Oozytenkryokonservierung): Frauen können ihre Eizellen einfrieren lassen, um ihre Fruchtbarkeit zu bewahren, wenn sie aus medizinischen Gründen (z. B. Krebsbehandlung) oder aus persönlichen Gründen (z. B. Karriereplanung) ihre Familienplanung aufschieben möchten.
  • Einfrieren von Spermien (Spermienkryokonservierung): Männer können ihre Samenzellen einfrieren lassen, wenn sie aus medizinischen Gründen (z. B. Krebsbehandlung, Vasektomie) oder aus sozialen Gründen (z. B. riskante Berufe) ihre Fruchtbarkeit bewahren möchten. Wenn durch Ejakulation keine Spermien gewonnen werden können, kann Hodengewebe nach einer TESE eingefroren werden.
  • Einfrieren von Embryonen (Embryokryokonservierung): Im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation (IVF) können überschüssige Embryonen eingefroren werden, um sie später für weitere Versuche zu verwenden, falls der erste Versuch nicht erfolgreich ist oder das Paar weitere Kinder wünscht. Bei einem IVF-Zyklus dürfen maximal 12 Embryonen erzeugt werden.
  • Einfrieren von Hodengewebe oder Eierstockgewebe: Diese Methode bietet eine Option für Kinder und Jugendliche vor Beginn der Pubertät, die sich einer Krebstherapie unterziehen müssen und deren Fruchtbarkeit dadurch gefährdet sein könnte. Bei Jungen wird Hodengewebe entnommen und eingefroren, bei Mädchen Eierstockgewebe. Nach Abschluss der Krebstherapie kann das Gewebe wieder transplantiert werden, um die natürliche Hormonproduktion und möglicherweise die Fruchtbarkeit wiederherzustellen. Bei Männern kann das Hodengewebe auch zur Gewinnung von Spermien für eine spätere künstliche Befruchtung verwendet werden.

Wie läuft eine Kryokonservierung ab?

1) Gewinnung des Materials

Je nachdem welches Material kryokonserviert wird, läuft die Gewinnung anders ab:

  • Eizellen: Durch hormonelle Stimulation und anschliessende Punktion der Eierstöcke (Eizellentnahme).
  • Spermien: Durch Ejakulation oder, in seltenen Fällen, durch operative Entnahme (TESE).
  • Embryonen: Im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation (IVF).
  • Eierstockgewebe: Durch laparoskopische Entnahme (Bauchspiegelung).
  • Andere Gewebe: Je nach Art des Gewebes durch Biopsie oder operative Entnahme.

2) Vorbereitung und Behandlung

Das gewonnene Material wird sorgfältig untersucht und aufbereitet. Es wird in eine spezielle Lösung mit Kryoprotektiva (Frostschutzmittel) gegeben, um die Zellen vor Schäden durch Eiskristallbildung während des Einfrierens zu schützen.

Je nach Art des Materials kann eine langsame (Slow Freezing) oder schnelle Abkühlung (Vitrifikation) angewendet werden.

3) Einfrieren

Das Material wird in spezielle Behälter (z.B. Kryoröhrchen oder Pailletten) gegeben und in flüssigem Stickstoff bei -196°C schockgefroren.

Der Einfrierprozess muss kontrolliert erfolgen, um die Bildung schädlicher Eiskristalle zu minimieren.

Während beim herkömmlichen langsamen Einfrieren (Slow Freezing) die Konzentration des Kryoprotektivums niedrig ist und die Abkühlungsgeschwindigkeit sehr langsam ist, um die Bildung von Eiskristallen zu vermeiden, handelt es sich bei der Vitrifikation um eine ultraschnelle Kühltechnik, die eine hohe Konzentration an Kryoprotektivum erfordert.

4) Lagerung

Das eingefrorene Material wird in speziellen Tanks mit flüssigem Stickstoff bei -196°C gelagert. Die Lagerung erfolgt unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und regelmässiger Überwachung der Temperatur.

Die Lagerdauer kann theoretisch unbegrenzt sein, insbesondere bei der Kryokonservierung aus medizinischen Gründen (Medical Freezing).

5) Auftauen (bei Bedarf)

Das Material wird sorgfältig und kontrolliert aufgetaut, um Schäden an den Zellen zu verhindern. Anschliessend werden die Kryoprotektiva entfernt. Abschliessend wird das aufgetaute Material gründlich untersucht, um sicherzustellen, dass es weiterhin lebensfähig ist und für eine erfolgreiche Behandlung verwendet werden kann.

Mehr zum Thema Kryokonservierung erfährst du auch im Podcast "Kryokonservierung - Zellen einfach einfrieren?".

Wann wird eine Kryokonservierung angewandt?

  • Erhaltung der Fruchtbarkeit bei medizinischen Behandlungen: Patienten, die sich einer keimzellschädigenden Therapie infolge einer Krebserkrankung (Chemotherapie, Strahlentherapie) oder anderen medizinischen Eingriffen unterziehen, die gegebenenfalls zu Unfruchtbarkeit führen können, können ihre unbefruchteten Eizellen, Spermien, Hodengewebe oder Eierstockgewebe vor der Behandlung einfrieren lassen.
  • Social Freezing: Frauen und Männer, die ihre Familienplanung aus sozialen Gründen (Karriere, Partnersuche) aufschieben möchten, können ihre Eizellen oder Spermien einfrieren lassen, um ihre Fruchtbarkeit zu bewahren.
  • Im Rahmen einer IVF-Behandlung: Überschüssige Embryonen, die bei einer In-vitro-Fertilisation (IVF) entstehen, können eingefroren werden, um sie später für weitere Versuche zu verwenden.
  • Spermienspende: Männer können ihre Spermien spenden und einfrieren lassen, um Paaren oder Einzelpersonen bei der Erfüllung ihres Kinderwunsches zu helfen.
  • Eizellenspende: Die Eizellenspende ist in Ländern wie der Schweiz oder Deutschland laut aktuellem Stand nicht erlaubt. In anderen Ländern, wie Österreich oder Frankreich, können Frauen ihre Eizellen spenden und einfrieren lassen, um Paaren oder Singles bei der Erfüllung ihres Kinderwunsches zu helfen.

Was sind die Vorteile von Kryokonservierung?

  • Erhaltung der Fruchtbarkeit: Die Kryokonservierung ermöglicht es Paaren und Singles, ihre Fruchtbarkeit zu bewahren, wenn sie aus medizinischen oder sozialen Gründen ihre Familienplanung aufschieben müssen.
  • Reduzierung des Risikos von Mehrlingsschwangerschaften: Durch das Einfrieren von Embryonen können Paare die Anzahl der Embryonen, die bei einem IVF-Zyklus übertragen werden, reduzieren, was das Risiko von Mehrlingsschwangerschaften verringert.
  • Verbesserte Erfolgschancen bei IVF: Durch die Kryokonservierung von Embryonen können Paare die Embryonen auswählen, die die besten Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft haben.

Was sind die Nachteile von Kryokonservierung?

  • Kosten: Die Kryo-Konservierung und die damit verbundenen Verfahren (z. B. IVF) können teuer sein und sind möglicherweise nicht für jeden erschwinglich. Die jährlichen Lagerkosten für kryokonserviertes Material können sich im Laufe der Zeit summieren.
  • Medizinische Risiken: Obwohl selten, besteht das Risiko, dass Zellen oder Gewebe während des Einfrier- oder Auftauprozesses beschädigt werden. Es gibt keine Garantie, dass kryokonservierte Eizellen, Spermien oder Embryonen nach dem Auftauen lebensfähig sind oder zu einer erfolgreichen Schwangerschaft führen.
  • Ethische und soziale Bedenken: Die Kryokonservierung wirft ethische Fragen auf, insbesondere im Zusammenhang mit der Verwendung von Embryonen und der Möglichkeit, genetisches Material über lange Zeiträume zu lagern.

Wie teuer ist Kryokonservierung?

Die Kryokonservierung in der Schweiz kostet zwischen CHF 400.- bis 800.-. Die Aufbewahrungsgebühren fallen noch einmal jährliche Kosten in Höhe von ca. CHF 400 an. Wird die Kryokonservierung vor einer keimzellschädigenden Therapie durchgeführt, erfolgt die Kostenübernahme in der Regel von der Krankenkasse.

Du solltest allerdings beachten, dass bei diesen Kosten etwaige Medikamente, etwa zur hormonellen Stimulation, nicht inkludiert sind. Die Kosten für den gesamten Social Freezing Prozess können daher deutlich höher ausfallen.

Häufig gestellte Fragen

Wie lang dürfen Spermien, Eizellen oder Embryonen in der Schweiz eingefroren werden?

Die Lagerungsdauer von Spermien, Eizellen und Embryonen variiert in der Schweiz. Grundsätzlich gilt dabei Folgendes:

  • Unbefruchtete Eizellen: 10 Jahre
  • Spermien: Unbegrenzt, solange der Spender lebt und einwilligungsfähig ist.
  • Embryonen (befruchtete Eizellen): 10 Jahre

In bestimmten Fällen können Verlängerungen der Lagerungsdauer beantragt werden, z.B. bei medizinischen Gründen oder wenn das Paar nachweisen kann, dass es aus schwerwiegenden Gründen nicht in der Lage war, die eingelagerten Keimzellen oder Embryonen innerhalb der regulären Frist zu verwenden.

Wie hoch ist die Schwangerschaftsrate nach Kryokonservierung?

Die Schwangerschaftsrate nach Kryokonservierung von Eizellen ist in qualifizierten Kinderwunschzentren vergleichbar oder sogar teilweise höher als bei der Verwendung frischer Eizellen. Die Überlebensrate der Eizellen nach dem Auftauen liegt bei über 90 % und die Schwangerschaftsraten pro Embryotransfer liegen bei etwa 32-65%.

Welche Kinderwunschbehandlung kann der Kryokonservierung durchgeführt werden?

Wurden unbefruchtete Eizellen eingefroren, eignet sich nur eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI), da die Eizellhülle (Zona pellucida) durch die Kryokonservierung gehärtet sein kann. Eine herkömmliche In-vitro-Fertilisation (IVF), bei der die Spermien selbständig in die Eizelle eindringen müssen, hätte daher möglicherweise geringere Erfolgschancen. Bei der ICSI wird ein einzelnes Spermium direkt in die Eizelle injiziert, wodurch die gehärtete Zona pellucida umgangen wird.

Die Erfolgschancen einer ICSI nach Kryokonservierung von Eizellen sind generell gut und in vielen Fällen mit denen einer ICSI mit frischen Eizellen vergleichbar sind.

Fazit

Die Kryokonservierung ist eine Methode zum Einfrieren und Aufbewahren von biologischem Material wie Spermien, Eizellen oder Embryonen bei extrem niedrigen Temperaturen (-196 °C). Diese Technik ermöglicht es Paaren oder Singles mit Kinderwunsch, ihre Fruchtbarkeit zu bewahren und ihre Familienplanung flexibler zu gestalten.

Sie wird häufig vor medizinischen Behandlungen wie Chemotherapie oder Strahlentherapie eingesetzt, da diese die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können. Daneben gibt es viele weitere Gründe, die Familienplanung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.

Die Kryokonservierung bietet viele Vorteile, darunter die Erhaltung der Fruchtbarkeit, die Reduzierung des Risikos von Mehrlingsschwangerschaften und verbesserte Erfolgschancen bei einer IVF. Es gibt jedoch auch Nachteile, wie die Kosten und mögliche medizinische Risiken.

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