Erfahre alles Wichtige über die Embryo Entwicklung von der befruchteten Eizelle bis zur Blastozyste, den Blastozystentransfer und die Berechnung des Geburtstermins.
Key Facts
- Das Fehlgeburtsrisiko sinkt deutlich mit Feststellung des Herzschlags (7.-8. SSW)
- Ein Blastozystentransfer kann zu einer besseren Schwangerschaftsrate führen
- Bereits mit der Befruchtung steht das Geschlecht deines Kindes fest
- Circa 14 Tage nach Follikelpunktion oder Eisprung kann ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden
- Die ersten Bewegungen sind meist im 2. Trimester spürbar
Einleitung
Du befindest dich gerade mitten in einer künstlichen Befruchtung oder bist vielleicht frisch schwanger und möchtest wissen, wie sich sich die Entwicklung des Embryos vollzieht? In diesem Artikel erklären wir dir die wichtigsten Schritte der Embryonalentwicklung im Labor und im Körper - von der Befruchtung der Eizelle, über die ersten Schwangerschaftssymptome bis hin zur Berechnung des Geburtstermins.
So entwickelt sich der Embryo
Tag 1: Befruchtung
Alles beginnt mit der Befruchtung der Eizelle, wobei die reife Eizelle (Oozyte) und eine Samenzelle (Spermatozoon) miteinander verschmelzen. Die Befruchtung kann an maximal 5 Tagen im Zyklus kurz vor oder am Tag des Eisprungs erfolgen (fruchtbare Tage).
Die befruchtete Eizelle wird Zygote genannt und enthält das gesamte genetische Material, das die Eigenschaften des zukünftigen Kindes bestimmt. Mit der Befruchtung steht bereits fest, welches Geschlecht das Ungeborene haben wird. Wenn das Spermium ein X-Chromosomen trägt, wird es ein Mädchen. Trägt es ein Y-Chromosomen, wird es ein Junge.
Das passiert im Labor: Bei einer In-vitro-Fertilisation (IVF) oder Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) findet die Befruchtung im Labor durch einen Embryologen statt. Zuvor findest meist eine hormonelle Stimulation der Eierstöcke statt, damit mehr Eizellen heranreifen. Die Eizellen werden dann durch einen kleinen Eingriff (Follikelpunktion) entnommen. Während bei einer IVF die Eizelle mit mehreren Spermien zusammengebracht wird, wird bei einer ICSI ein Spermium ausgewählt und in die Eizelle injiziert.
Das passiert im Körper: Bei einer natürlichen Empfängnis oder einer Insemination findet die Befruchtung im Eileiter statt. Eine reife Eizelle wird aus dem Eierstock freigesetzt und wandert in den Eileiter. Nach der Freisetzung ist sie 24 Stunden befruchtungsfähig. Im Eileiter wird sie von den Spermien, die über die Vagina und die Gebärmutter zu den Eileitern schwimmen, befruchtet. Nach dem Eindringen des ersten Spermiums werden spezielle Vesikel (Kortikale Granula) in der Eizelle freigesetzt. Dadurch verändert die Struktur der Zona pellucida (der äusseren Hülle der Eizelle) so, dass sie für andere Spermien undurchlässig wird. Einige Studien deuten darauf hin, dass die Eizelle auch aktiv überschüssige Spermien abstossen kann, die bereits in die Zona pellucida eingedrungen sind, aber noch nicht mit der Eizellmembran verschmolzen sind.
Tag 2-3: Zellteilung und Wanderung
Die Zygote teilt sich zunächst in zwei Zellen, dann in vier, acht etc. Die schnelle Teilung der Zygote wird als Furchung bezeichnet. Diese Bewegung wird durch Muskelkontraktionen des Eileiters und durch Flimmerhärchen (Zilien) auf den Zellen der Eileiterschleimhaut unterstützt. Am Ende der Furchung entsteht ein Zellhaufen (Morula) aus etwa 16-32 Zellen und ähnelt einer kleinen Maulbeere.
Das passiert im Labor: Bei einer IVF wird die befruchtete Eizelle in einem speziellen Nährmedium kultiviert und beobachtet. Dort entwickelt sie sich wie oben beschrieben und teilt sich. In einigen Fällen, z. B. wenn nur wenige Eizellen befruchtet werden, kann der Transfer bereits als Vierzeller oder Achtzeller am 2. oder 3. Tag nach der Befruchtung stattfinden.
Das passiert im Körper: Die Zygote verbleibt 3 bis 4 Tage im Eileiter, bis sie in Richtung Gebärmutter wandert. Am 4. bis 5. Tag erreicht die Morula die Gebärmutter und entwickelt sich zur Blastozyste.
Tag 4-6: Entwicklung zur Blastozyste
Innerhalb der Morula bildet sich ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum, die sogenannte Blastozystenhöhle. Die Zellen beginnen sich zu differenzieren und bilden zwei unterschiedliche Gruppen:
- die innere Zellmasse (Embryoblast): Diese Zellen werden später den Embryo bilden.
- Trophoblast: Die äussere Zellschicht, die sich zur Plazenta und anderen unterstützenden Strukturen entwickeln wird.
Das passiert im Labor: Bei einer künstlichen Befruchtung wird idealerweise eine Blastozyste an Tag 5 transferiert, die sich dann in die Gebärmutterschleimhaut einnistet (Implantation).
Das passiert im Körper: Etwa am fünften Tag nach der Befruchtung ist die Blastozyste vollständig ausgebildet. Sie besteht aus der inneren Zellmasse, dem Trophoblast und der Blastozystenhöhle. Zu diesem Zeitpunkt hat sie die Gebärmutter erreicht und ist bereit für die Einnistung.
Bessere Chancen durch Blastozystentransfer?
Ob ein Transfer an Tag 2 oder der Transfer einer Blastozyste für eine höhere Lebendgeburtenrate sorgt, ist aktuell umstritten. Eine Studie mit 32 randomisierten Untersuchungen von 5’821 Frauen ergab, dass ein Embryotransfer mit Blastozysten zu einer höheren Lebendgeburtenrate beitragen könnte.
Eine andere Studie dagegen ergab, dass die Verwendung von Blastozysten bei einer künstlichen Befruchtung nicht effektiver ist als die Verwendung von Embryonen am 2. oder 3. Tag. In dieser Studie gab es keinen signifikanten Unterschied bei den Implantations-, klinischen Schwangerschafts- oder Mehrlingsschwangerschaftsraten zwischen Blastozysten und Embryonen in früheren Stadien.
Tag 6-10: Einnistung und Entwicklung der Keimblätter
Ungefähr sechs Tage nach der Befruchtung nistet sich die Blastozyste in die Gebärmutterschleimhaut ein.
Die Blastozyste besteht aus einer dünnen Zellschicht, die an einer Stelle verdickt ist. Aus den inneren Zellen dieser Verdickung entwickelt sich der Embryo. Die äusseren Zellen dringen in die Gebärmutterwand ein und bilden die Plazenta. Diese übernimmt wichtige Aufgaben während der Schwangerschaft: Sie produziert Hormone wie das humane Choriongonadotropin (hCG), welches den Eisprung verhindert und die Eierstöcke zur Produktion von Östrogen und Progesteron anregt. Zudem versorgt die Plazenta den Fötus mit Sauerstoff und Nährstoffen und transportiert Abfallprodukte ab.
Einige Zellen der Plazenta bilden das Chorion, die äussere Schicht der Embryonalhüllen. Andere Zellen formen das Amnion, die innere Schicht, welche die Fruchtblase bildet. Mit der Entstehung der Fruchtblase etwa am zehnten bis zwölften Tag gilt die Blastozyste als Embryo. Die Fruchtblase füllt sich mit Fruchtwasser und umhüllt den Embryo, der darin frei schwebt. Am Ende der Schwangerschaft befinden sich 1’000 bis 2’000 ml Fruchtwasser in der Fruchtblase, um das Baby vor Austrocknung und Stössen zu schützen.
Der Embryo ist fest in der Gebärmutter verankert und beginnt, sich in verschiedene Zellschichten zu differenzieren, die Keimblätter genannt werden. Aus diesen Keimblättern entwickeln sich später alle Organe und Gewebe des Körpers. Mit der Einnistung beginnt sich die Plazenta (Mutterkuchen) zu bilden.
Tag 11-14: Bildung des Neuralrohrs
Eines der wichtigsten Ereignisse in dieser Phase ist die Bildung des Neuralrohrs, aus dem sich später Gehirn und Rückenmark entwickeln. Folat bzw. Folsäure spielt eine entscheidende Rolle bei diesem Prozess. Eine ausreichende Folsäurezufuhr vor und während der Schwangerschaft ist wichtig, um Neuralrohrdefekte wie Spina bifida (”offener Rücken”) zu verhindern. Um ein Folsäuredepot aufzubauen, sollte daher bereits bei Kinderwunsch mit der Einnahme eines Folsäurepräparats begonnen werden.
Tag 15-21: Entwicklung der Organanlagen
Der Embryo wächst weiter und bildet die Anlagen für Herz, Augen, Ohren, Gliedmassen und andere Organe. Nach Einnistung des Embryos in der Gebärmutter wird hCG produziert und kann im Blut und Urin nachgewiesen werden. Der hCG-Wert verdoppelt sich in der Frühschwangerschaft etwa alle zwei bis drei Tage.
Ungefähr zwei Wochen nach der Befruchtung bzw. 9 bis 14 Tage nach Transfer kannst du einen Schwangerschaftstest durchführen, um den hCG-Wert im Blut oder im Urin zu ermitteln.
Ein HCG-Wert im Blut von 5 mIU/ml oder höher gilt in der Regel als Hinweis auf eine Schwangerschaft. Im Urin ist ein Schwangerschaftstest ab einem HCG-Wert von etwa 25 mIU/ml positiv.
Woche 4-8: Organentwicklung und Wachstum
In diesen Wochen nehmen die inneren Organe Gestalt an und nehmen ihre Tätigkeit auf. Das Herz schlägt, die Gliedmassen wachsen, und das Gesicht deines Kindes wird erkennbar. Dieser Zeitraum ist auch der perfekte Zeitpunkt für die erste Ultraschalluntersuchung. Diese wird zu diesem Zeitpunkt noch vaginal durchgeführt. Am Ende der 6. oder 7. Schwangerschaftswoche (SSW) kann man im Ultraschall die Fruchthöhle, den Dottersack und den Embryo erkennen.
Sobald der Herzschlag im Ultraschall festgestellt werden kann, sinkt das Fehlgeburtsrisiko auf unter 3 %.
Am Ende der vierten Schwangerschaftswoche entwickelt sich auch die Nabelschnur. In den ersten Wochen ist die Nabelschnur noch sehr klein, etwa 15 Millimeter lang. Sie wächst jedoch mit dem Baby mit und erreicht zum Ende der Schwangerschaft eine Länge von etwa 50 bis 60 Zentimetern.
In der 5. bis 7. Schwangerschaftswoche entwickeln sich die Gonaden (Keimdrüsen), die später zu Eierstöcken oder Hoden werden. Zu diesem Zeitpunkt sind sie noch undifferenziert, das heisst, sie können sich in beide Richtungen entwickeln.
Ab der 8. Woche beginnen sich die inneren Geschlechtsorgane zu differenzieren. Ob sich männliche oder weibliche Organe entwickeln, hängt vom Vorhandensein oder Fehlen des Y-Chromosoms ab.
Die Entwicklung der äusseren Geschlechtsorgane beginnt etwa in der 9. Woche und ist bis zur 12. Woche abgeschlossen.
Woche 9-40: Wachstum und Reifung
Ab der 10. Schwangerschaftswoche wird der Embryo als Fötus bezeichnet. Die Entwicklung des Fötus schreitet immer weiter voran, seine Organe reifen, und er bereitet sich auf das Leben ausserhalb des Mutterleibs vor. Zur Geburt wird er etwa 50 cm gross sein und 3’500 Gramm wiegen.
Wusstest du, dass dein Baby im Mutterleib schon Schluckauf haben kann? Bereits in der 9. SSW macht dein Kind regelmässige Atemübungen und kann sich dabei am Fruchtwasser verschlucken. Schluckauf ist völlig normal und unbedenklich.
Häufig gestellte Fragen
Wie werden die Schwangerschaftswochen berechnet?
Tatsächlich beginnt die erste Schwangerschaftswoche bereits, wenn du noch nicht einmal schwanger bist, sondern zu deinem ersten Zyklustag. Wenn deine Periode ausbleibt und du einen Schwangerschaftstest machst, bist du womöglich schon in der 3. oder 4. Schwangerschaftswoche.
Wenn du in deinem Mutterpass und auf dem Ultraschallbild etwas wie 4+6 liest, bedeutet dies, du bist 4 Wochen und 6 Tage schwanger. Dann bist du in der 5. Schwangerschaftswoche. Einen Tag später (5+0) bist du bereits in der 6. SSW.
Wie wie viele Wochen ist man schwanger?
Eine Schwangerschaft dauert in der Regel 40 Wochen (38 Wochen ab der Befruchtung). Wird ein Baby vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren, spricht man von einer Frühgeburt. In den letzten 3 Schwangerschaftswochen reifen die Lungen deines Babys aus und es legt noch einmal ordentlich an Gewicht zu.
Wie berechne ich den Geburtstermin?
Der voraussichtliche Entbindungstermin (ET) wird in der Regel nach der sogenannten Naegele-Regel berechnet. Diese basiert auf dem ersten Tag der letzten Menstruationsblutung (LMP) und geht von einer durchschnittlichen Zykluslänge von 28 Tagen aus. Die Naegele-Regel ist nur eine Schätzung. Nur etwa 4% der Babys werden tatsächlich am errechneten Termin geboren.
Berechnung nach der Naegele-Regel:
- Notiere den ersten Tag deiner letzten Menstruation (LMP)
- Zähle zum LMP 7 Tage hinzu.
- Ziehe vom Ergebnis 3 Monate ab
- Addiere zum Ergebnis 1 Jahr
Beispiel:
Wenn der erste Tag deiner letzten Periode der 10. Januar 2024 war, wäre der errechnete Geburtstermin der 17. Oktober 2024.
Wie viele Ultraschalluntersuchungen werden in der Schwangerschaft durchgeführt?
In der Schweiz werden im Rahmen der regulären Schwangerschaftsvorsorge zwei Ultraschalluntersuchungen von der Grundversicherung der Krankenkasse übernommen:
- Erstes Trimester (11. bis 14. Schwangerschaftswoche): Feststellung der Schwangerschaft, Bestimmung des Schwangerschaftsalters und Erkennung von Mehrlingsschwangerschaften.
- Zweites Trimester (19. bis 22. Schwangerschaftswoche): Beurteilung der fetalen Anatomie und Erkennung von Fehlbildungen.
Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen können bei medizinischer Notwendigkeit durchgeführt und von der Grundversicherung übernommen werden, beispielsweise bei:
- Verdacht auf Fehlbildungen
- Risikoschwangerschaften
- Blutungen oder Schmerzen
- Überprüfung des Wachstums des Fötus
Welche Rolle spielt Progesteron in der Schwangerschaft?
In den ersten Wochen der Schwangerschaft produziert der Gelbkörper das Hormon Progesteron. Später übernimmt die Plazenta die Produktion von Progesteron.
Progesteron wird auch als “Schwangerschaftshormon” bezeichnet und spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Schwangerschaft, indem es die Gebärmuttermuskulatur entspannt und Kontraktionen verhindert, die zu einer Fehlgeburt oder Frühgeburt führen könnten. Es bereitet auch die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung des Embryos vor und unterstützt das Wachstum der Milchdrüsen.
Die Progesteronproduktion beginnt bereits kurz nach dem Eisprung und steigt während der Schwangerschaft kontinuierlich an. Gegen Ende der Schwangerschaft nimmt der Progesteronspiegel wieder ab, was zusammen mit anderen hormonellen Veränderungen den Beginn der Wehen auslöst.
Wann spüre ich die ersten Bewegungen?
Die ersten Bewegungen des Fötus kannst du in der Regel im zweiten Schwangerschaftsdrittel zwischen der 16. und 25. Schwangerschaftswoche wahrnehmen. Erstgebärende spüren diese Bewegungen oft später als Frauen, die bereits Kinder haben. Ausserdem ist auch die Lage der Plazenta entscheidend, wie früh du zum ersten Mal die Bewegungen deines Babys spürst.
Fazit
Die Entwicklung eines Embryos ist ein komplexer Prozess, der von der Befruchtung bis zur Geburt etwa 40 Wochen dauert. In den ersten Tagen nach der Befruchtung teilt sich die Eizelle kontinuierlich und wandert vom Eileiter in die Gebärmutter, wo sie sich einnistet. Dabei entwickelt sie sich von einer Zygote über eine Morula zu einer Blastozyste. Nach der Einnistung bilden sich die Keimblätter, aus denen später alle Organe und Gewebe entstehen. In den folgenden Wochen entwickeln sich die Organanlagen und das Herz beginnt zu schlagen. Ab der 10. Schwangerschaftswoche wird der Embryo als Fötus bezeichnet und wächst weiter, während seine Organe reifen.
Die Schwangerschaftswochen werden ab dem ersten Tag der letzten Menstruation berechnet. Während der Schwangerschaft werden in der Regel zwei Ultraschalluntersuchungen durchgeführt, um die Entwicklung des Fötus zu überwachen.