Der gesamte Prozess des Social Freezings ist risikoarm und sicher. Dennoch können Nebenwirkungen während der Behandlung oder danach auftreten.
Key Facts
- Das Einfrieren von Eizellen gilt als sicher und risikoarm
- Häufige Nebenwirkungen der Stimulation sind Blähungen, Stimmungsschwankungen oder Beschwerden an der Injektionsstelle
- Nach der Eizellentnahme kann es zu leichten Blutungen und/oder Schmerzen kommen
- Die Überlebenschancen der Eizellen nach dem Auftauen betragen etwa 90 %
- Langzeitfolgen für Kinder, die aus eingefrorenen Eizellen entstanden sind, sind bisher nicht bekannt
Einleitung
Social Freezing gewinnt zunehmend an Bedeutung für Frauen, die ihren Kinderwunsch und die Familiengründung in die Zukunft verschieben möchten. Durch das Einfrieren der Eizellen können sie ihre Fruchtbarkeit zu bewahren und sich später den Traum vom eigenen Kind zu erfüllen.
Auch für Frauen, die sich aus medizinischen Gründen für die Konservierung ihrer Eizellen entscheiden, können so ihre Eizellreserve aufrechterhalten und ihre Eizellen vor den schädigenden Einflüssen einer Strahlen- oder Chemotherapie zu schützen und ihre Chancen auf eine Schwangerschaft zu einem späteren Zeitpunkt erhalten.
Doch gleichzeitig fragen sie sich, welche Risiken beim Social Egg Freezing auf sie zukommen könnten und ob das überhaupt Verfahren sicher ist. In diesem Artikel möchten wir daher ausführlich auf die möglichen Risiken im Rahmen des Social Freezing Prozesses eingehen und alle wichtigen Fragen run um dieses Thema klären.
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Wie sicher ist Social Freezing?
Das Einfrieren von Eizellen gilt als sicheres Verfahren und ist risikoarm. Die meisten Komplikationen sind ist ein schweres Überstimulationssyndrom, die in 0.1 bis 2 % der Zyklen auftreten. Das Risiko für andere akute Komplikationen wie Beckeninfektionen, innere Blutungen oder Eierstocktorsionen ist äusserst gering (< 0.5 %).
Allerdings treten bei vielen Frauen leichte Nebenwirkungen – wie Blähungen, Verstopfung, Schmierblutungen, Schmerzen und Übelkeit – auf, die durch die Medikamente und die Eizellentnahme verursacht werden.
Beim Social Freezing werden Eizellen zur späteren Familienplanung entnommen und in flüssigem Stickstoff gefroren. Somit wird der Alterungsprozess aufgehalten und die Eizellen behalten ihre Qualität.
Welche Risiken können beim Einfrieren meiner Eizellen auftreten?
Im Folgenden findest du eine Übersicht über die potenziellen Risiken, die mit der hormonellen Stimulation, der Eizellentnahme und dem Einfrieren und Auftauen der Eizellen verbunden sein können.
Risiken im Zusammenhang mit der Stimulationsbehandlung
- Ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS): Dies ist eine seltene, aber potenziell schwerwiegende Komplikation, die auftreten kann, wenn die Eierstöcke auf die Hormonbehandlung überreagieren. Symptome können Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen sein. In schweren Fällen kann es zu Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum und Atembeschwerden kommen.
- Nebenwirkungen der Injektionen: Die zu Beginn der Behandlung verabreichten Hormoninjektionen können Nebenwirkungen hervorrufen, die den Symptomen des prämenstruellen Syndroms (PMS) ähneln. Dazu gehören Blähungen, Stimmungsschwankungen, Krämpfe und Hitzewallungen. Zudem kann es an der Injektionstelle zu Rötungen, Juckreiz oder Hämatomen (blauen Flecken) kommen.
- Eierstöcke reagieren nicht ausreichend auf die Stimulation: In einigen Fällen (ca. 5% der Zyklen) sprechen die Eierstöcke nicht optimal auf die Stimulation an. Das bedeutet, dass sich nicht genügend Eizellen für eine Eizellentnahme entwickeln.
Mehr über das Einfrieren von Eizellen, die Erfolgschancen und was mit Eizellen passiert, die nicht verwendet werden, erfährst du in diesem Podcast:
Risiken im Zusammenhang mit der Entnahme der Eizellen
- Blutungen: Leichte Blutungen während oder nach der Eizellentnahme sind mit 1.4 bis 18 % relativ häufig. Bei der Follikelpunktion werden die Eierstöcke punktiert, um die Eizellen zu gewinnen. Dieser Eingriff verletzt unvermeidlich die feinen Blutgefässe an der Oberfläche der Eierstöcke, wodurch es zu einem minimalen Blutverlust kommt.
- Infektionen: Infektionen im Bauchraum sind mit 0.4 bis 1.3 % sehr selten. Patientinnen, die nach der Punktion eine Infektion entwickelten, litten zuvor häufig an Endometriose, Verwachsungen im Bauchraum oder einer Beckenentzündung (PID).
- Nebenwirkungen der Narkose: Die Narkose ist in der Regel sehr sicher, birgt aber wie jeder medizinische Eingriff auch gewisse Risiken. Art und Ausmass dieser Risiken sind individuell unterschiedlich und hängen von Ihrer persönlichen gesundheitlichen Situation und der Art der Narkose ab. Zu den möglichen, aber seltenen Komplikationen gehören allergische Reaktionen, Atemprobleme und Blutdruckschwankungen.
- Verletzungen umliegender Organe: In sehr seltenen Fällen können bei der Eizellentnahme Verletzungen von Blase, Darm oder Blutgefässen auftreten. Dazu äussert sich die Reproduktionsmedizinerin Dr. Jenna Rehmer wie folgt:
Das Risiko einer Verletzung der inneren Organe wie Darm, Blase, Gebärmutter, Gebärmutterhals oder ein Blutgefäss liegt unter 1 %.
- Keine Eizellgewinnung bei der Follikelpunktion: Die Anzahl der sichtbaren Follikel im Ultraschall entspricht leider nicht immer der Anzahl der gewinnbaren Eizellen. Es kann vorkommen, dass bei der Eizellentnahme weniger Eizellen als erwartet oder in seltenen Fällen (ca. 0.2 bis 7 % der Eizellentnahmen) gar keine Eizellen gewonnen werden können. Die Gründe hierfür sind vielfältig und nicht immer klar erkennbar.
Risiken im Zusammenhang mit dem Einfrieren und Auftauen der Eizellen
- Überleben der Eizellen: Nicht alle Eizellen überstehen den Einfrier- und Auftauprozess. Dank moderner Verfahren wie der Vitrifikation liegt die Überlebensrate jedoch bei über 90%.
- Einfluss auf die Eizellqualität: Es ist möglich, dass die Qualität der Eizellen durch den Einfrier- und Auftauprozess leicht beeinträchtigt wird. Dies kann die Erfolgschancen einer späteren Schwangerschaft geringfügig reduzieren. Frauen, die ihre Eizellen in jungen Jahren einfrieren lassen, haben eine bessere Chance auf eine Schwangerschaft als ältere Frauen.
Risiken bei der Befruchtung einer aufgetauten Eizelle
Keine Eizellen werden befruchtet: Wenn du bereit bist, deine eingefrorenen Eizellen zu verwenden, führen wir eine ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) durch. Bei dieser Methode wird – anders als bei der In-vitro-Fertilisation (IVF) – ein Spermium direkt in die Eizelle injiziert.
In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass trotz dieser Methode keine der Eizellen befruchtet wird. Dies kann verschiedene Ursachen haben, beispielsweise liegen manchmal Schwierigkeiten bei der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle vor. Unsere erfahrenen Embryologen untersuchen in einem solchen Fall die Eizellen und Spermien genau, um die Ursache zu ermitteln und die bestmögliche Vorgehensweise für dich zu finden.
Gibt es Langzeitfolgen bei der Kryokonservierung von Eizellen?
Die Langzeitfolgen der Kryokonservierung von Eizellen für die Kinder sind noch nicht vollständig erforscht. Aktuelle Studien deuten jedoch darauf hin, dass es keine erhöhten Risiken für Fehlbildungen oder Entwicklungsstörungen gibt.
Was kann ich gegen die Schmerzen nach der Eizellentnahme tun?
Diese Symptome nach der Punktion lassen sich in der Regel mit Ruhe, Schmerzmitteln und ausreichender Flüssigkeitszufuhr in den Griff bekommen. Bei Krämpfen oder Schmerzen können eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen Linderung verschaffen. Bei Blutungen solltest du anstelle von Tampons Binden verwenden, um das Risiko einer Infektion zu mindern.
Die meisten Frauen können bereits am nächsten Tag wieder ihren normalen Aktivitäten nachgehen. Es ist jedoch ratsam, sich zu schonen und sich für den Rest des Tages zu Hause auszuruhen, wobei vorsichtshalber ein weiterer Erwachsener anwesend sein sollte.
Bei welchen Beschwerden nach der Eizellentnahme sollte ich einen Arzt aufsuchen?
Bei folgenden Beschwerden nach der Eizellentnahme solltest du dich sofort an deinen Arzt wenden:
- Fieber über 38 °C
- Starke Unterleibsschmerzen oder Schwellungen
- Starke Übelkeit oder Erbrechen
- Starke vaginale Blutungen
- Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder schmerzhaftes Wasserlassen
- Ohnmacht oder Schwindelgefühl
Häufig gestellte Fragen
Wie können die eingefrorenen Eizellen verwendet werden?
Wenn du bereit bist, deine eingefrorenen Eizellen zu verwenden, werden diese zunächst aufgetaut. Anschließend erfolgt die künstliche Befruchtung im Labor mittels ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion). Dabei wird ein einzelnes Spermium direkt in eine Eizelle injiziert.
Die befruchteten Eizellen (Embryonen) werden für einige Tage im Labor kultiviert und beobachtet. In der Regel wird ein Embryo am fünften Tag nach der Eizellentnahme (Blastozyste) in deine Gebärmutter übertragen. Die nicht verwendeten Embryonen können erneut eingefroren und für spätere Behandlungszyklen aufbewahrt werden.
Bis zu welchem Alter sollte ich meine eingefrorenen Eizellen nutzen?
Es gibt keine feste Altersgrenze für die Nutzung von eingefrorenen Eizellen. Allerdings nimmt die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Schwangerschaft mit höherem Alter ab, unabhängig davon, ob frische oder eingefrorene Eizellen verwendet werden.
Als Faustregel gilt, dass die Eizellen möglichst vor dem 45. Lebensjahr genutzt werden sollten, um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu maximieren. Letztendlich ist die Entscheidung aber individuell und sollte in Absprache mit deinem Arzt getroffen werden.
Habe ich ein höheres Risiko für eine Fehlgeburt, wenn ich gefrorene Eizellen verwende?
Das Risiko einer Fehlgeburt ist bei der Verwendung von gefrorenen Eizellen vergleichbar mit dem Risiko bei einer IVF-Behandlung mit frischen Eizellen. Es hängt in erster Linie vom Alter der Frau zum Zeitpunkt der Eizellentnahme ab.
Studien haben gezeigt, dass die Kryokonservierung selbst keinen signifikanten Einfluss auf das Fehlgeburtsrisiko hat.
Wie kann ich den Erfolg von Social Freezing beeinflussen?
Der Erfolg des Einfrierens von Eizellen lässt sich anhand einer ersten Bewertung der Eierstockreserve bestimmen. Dies erfolgt durch einen Bluttest auf das Anti-Müller-Hormon (AMH) und eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke und der Gebärmutter. Der AMH-Test gibt Auskunft über die Anzahl der verbleibenden Eizellen, jedoch nicht über deren Qualität.
Fazit
Social Freezing bietet Frauen die Möglichkeit, ihren Kinderwunsch zeitlich flexibel zu gestalten. Wie bei jedem medizinischen Eingriff sind auch beim Social Freezing gewisse Risiken zu berücksichtigen, die aber im Allgemeinen als gering einstufbar sind.
Mögliche Nebenwirkungen der hormonellen Stimulation sind meist mild und gut zu behandeln. Die Eizellentnahme ist ein minimal-invasiver Eingriff mit seltenen Komplikationen. Dank moderner Einfriermethoden ist die Überlebensrate der Eizellen hoch. Langzeitstudien geben bisher keine Hinweise auf erhöhte Risiken für Kinder, die aus eingefrorenen Eizellen entstanden sind.
Allerdings solltest du wissen, dass Social Freezing dir keine Garantie auf eine spätere Schwangerschaft bietet, deine Chancen jedoch erheblich erhöhen können.