Erfahre alles über die TESE, deren Durchführung und Erfolgschancen für eine künstliche Befruchtung.
Key Facts
- TESE ist ein chirurgisches Verfahren zur Gewinnung von Spermien direkt aus den Hoden
- Kleine Gewebeproben werden aus den Hoden entnommen und auf Spermien untersucht
- Die durch TESE gewonnenen Spermien sind nur für die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) geeignet
- Sind Spermien vorhanden, beträgt die Erfolgsrate bei einer anschliessenden ICSI-Behandlung etwa 30 %
- Mikro-TESE und MESA sind Alternativen zur TESE
Einleitung
Wenn im Spermiogramm keine Spermien nachweisbar sind, kann eine TESE zum Einsatz kommen. Die testikuläre Spermienextraktion, kurz TESE, ist ein medizinisches Verfahren, das bei Männern angewendet wird, die aufgrund verschiedener Ursachen nur sehr wenige oder keine Samenzellen in ihrer Samenflüssigkeit haben (Azoospermie).
Dieser Artikel beleuchtet die wichtigen Aspekte rund um die TESE, vom Verfahren bis zu den Erfolgsraten und Kosten.
Was ist TESE?
TESE ist ein chirurgischer Eingriff, der durchgeführt wird, um Spermien durch eine Hodenbiopsie direkt aus den Hoden eines Mannes zu gewinnen. Dies geschieht in Fällen, in denen keine Spermien oder nur sehr wenige Spermien im Ejakulat nachweisbar sind, etwa aufgrund von Blockaden im Fortpflanzungstrakt oder Erkrankungen, wie dem Klinefelter-Syndrom.
Was passiert bei der TESE?
Bei der TESE werden durch einen chirurgischen Eingriff unter Vollnarkose kleine Gewebeproben (etwa so gross wie ein Stecknadelkopf) entnommen. Der Eingriff dauert ca. 30 Minuten und wird von einem Urologen durchgeführt. Das Hodengewebe wird dann mikroskopisch untersucht, um Spermien zu identifizieren und zu extrahieren.
Falls befruchtungsfähige Spermien im Hodengewebe nachgewiesen werden können, können diese kryokonserviert werden, um Proben für mehrere Versuche zur Verfügung zu haben.
Die gewonnenen Spermien können nur für eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) verwendet werden.
Mehr über den Ablauf einer TESE erfährst du im Podcast mit Dr. med. Matthias Trottmann:
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit bei einer TESE Spermien zu finden?
Bei Patienten mit nicht-obstruktiver Azoospermie (NOA) beträgt die Wahrscheinlichkeit bei einer TESE Spermien zu finden 17 bis 45 %. Bei einer Micro-TESE stehen die Chancen mit 43 bis 63 % deutlich besser.
Wie hoch ist die Erfolgsrate bei einer ICSI nach TESE?
Die Erfolgschancen einer ICSI nach TESE hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschliesslich der Ursache für die Abwesenheit von Spermien, dem Alter des Mannes und anderen individuellen Faktoren. Falls nach einer TESE gut geformte, bewegliche Spermien gefunden werden, beträgt die Erfolgsrate bei einer ICSI-Behandlung ca. 30 %.
Werden nach einer TESE keine Spermien gefunden, ist die Zeugung eines biologischen Kindes leider nicht möglich.
Wann wird eine testikuläre Spermienextraktion angewendet?
Eine TESE wird bei Männern angewendet, bei denen keine oder sehr wenige Spermien im Ejakulat gefunden werden können, aufgrund von angeborenen Anomalien, Verletzungen, Infektionen oder anderen Faktoren, die die Spermienproduktion oder -freisetzung beeinträchtigen können. Eine TESE wird angewendet bei:
- obstruktiver Azoospermie: Bei einer obstruktiven Azoospermie sind die Samenwege (wie Samenleiter, Nebenhoden oder Samenkanälchen) verschlossen oder verengt, wodurch keine Spermien nach aussen gelangen können.
- Kryptozoospermie: Bei einer Kryptozoospermie sind nur vereinzelt Spermien im Ejakulat nachweisbar. Die Spermienanzahl ist so gering, dass sie nicht für eine natürliche Befruchtung ausreicht.
- Klinefelter-Syndrom: Beim Klinefelter-Syndrom leiden über 95 % der betroffenen Männer an Azoospermie. Diese Erkrankung kann nicht geheilt werden und die Spermienanzahl bleibt in der Regel deutlich eingeschränkt.
- Hodenhochstand: Ein Hodenhochstand wird meist in der Kindheit diagnostiziert und behandelt. Unbehandelt führt er zu Unfruchtbarkeit.
- Sterilisation des Mannes: Männer, die nach einer Vasektomie (Unterbindung) einen erneuten Kinderwunsch haben, können von einer TESE profitieren. Auch wenn sich keine Spermien mehr im Ejakulat befinden, bleiben diese dennoch in den Hoden erhalten.
- Chemotherapie: Falls vor einer Chemotherapie keine Kryokonservierung des Spermas stattgefunden hat, können mithilfe einer TESE Spermien aus den Hoden entnommen werden.
Was sind mögliche Risiken und Nebenwirkungen einer TESE?
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff birgt auch TESE gewisse Risiken, darunter:
- Infektionen
- Blutungen (in seltenen Fällen kann es zu Nachblutungen kommen)
- Blutergüsse am Hodensack
- Schmerzen respektive leichtes Ziehen im Bereich des Eingriffs
TESE, Mikro-TESE und MESA - was ist der Unterschied?
TESE, Mikro-TESE und MESA sind drei verschiedene Techniken zur Spermiengewinnung bei Männern mit Unfruchtbarkeit aufgrund von Spermienmangel im Ejakulat. Obwohl alle drei Verfahren ähnliche Ziele haben, gibt es signifikante Unterschiede in ihrer Durchführung und Anwendung.
TESE (Testikuläre Spermienextraktion)
TESE ist eine chirurgische Methode, bei der Gewebeproben direkt aus den Hoden entnommen werden, um Spermien zu gewinnen. Diese Technik wird in der Regel angewendet, wenn keine Spermien im Ejakulat gefunden werden können, sei es aufgrund von Blockaden im Fortpflanzungstrakt, angeborenen Anomalien oder anderen Ursachen. Die entnommenen Gewebeproben werden mikroskopisch untersucht, um Spermien zu identifizieren und zu extrahieren, die dann für eine künstliche Befruchtung verwendet werden können.
Mikro-TESE (Mikrochirurgische Testikuläre Spermienextraktion)
Mikro-TESE ist eine weiterentwickelte Version von TESE, bei der ein hochauflösendes Mikroskop verwendet wird, um die Hoden feiner zu untersuchen. Im Gegensatz zur herkömmlichen TESE, bei der Gewebe grossflächig entnommen wird, ermöglicht die Mikro-TESE eine präzisere Identifizierung von Spermatogenese-Bereichen im Hoden, was die Erfolgsrate bei der Spermienextraktion erhöhen kann. Diese Technik wird oft bei Männern angewendet, bei denen TESE zuvor erfolglos war oder bei denen die Wahrscheinlichkeit, Spermien im Hoden zu finden, niedrig ist.
Eine Studie ergab, dass eine Mikro-TESE oft erfolgreicher ist als eine TESE. So kann bei einer Mikro-TESE die Chance auf Spermiengewinnung bei Männern mit nicht-obstruktiver Azoospermie bis zur 60 % betragen, während es bei der TESE zwischen 20 und 45 % sind.
MESA (Mikrochirurgische Epididymale Spermienaspiration)
Im Gegensatz zu TESE und Mikro-TESE, die Spermien aus den Hoden extrahieren, zielt MESA darauf ab, Spermien direkt aus dem Nebenhoden zu gewinnen. Bei dieser Technik wird eine kleine Menge Flüssigkeit aus dem Nebenhoden entnommen, die dann mikroskopisch untersucht wird, um Spermien zu lokalisieren und zu extrahieren. MESA wird häufig bei Patienten angewendet, bei denen aufgrund von Blockaden im Nebenhoden keine Spermien im Ejakulat vorhanden sind.
Einer Studie zufolge ist die Lebendgeburtenrate bei einer ICSI mit vorausgegangener MESA deutlich höher als bei einer TESE (39 % vs. 24 %).
Häufig gestellte Fragen
Wie schmerzhaft ist eine TESE?
Da eine TESE unter Vollnarkose stattfindet, ist der Eingriff an sich nicht schmerzhaft. Allerdings können danach Schmerzen, etwa beim Sitzen, auftreten. Dein Arzt oder deine Ärztin wird dir wahrscheinlich Schmerzmittel verschreiben, die du 1-2 Tage einnehmen sollst. Ein Kühlpack kann helfen, Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren.
Können die Spermien aus einer TESE auch für andere Kinderwunschbehandlungen verwendet werden?
Nein. Die durch eine TESE gewonnene Spermienanzahl wäre für eine Insemination (IUI) oder IVF-Behandlung nicht ausreichend, um eine Eizelle zu befruchten. Bei einer ICSI hingegen wird ein einzelnes, befruchtungsfähiges Spermium ausgewählt, das direkt in die Eizelle injiziert wird.
Wie viel kostet eine TESE?
Eine TESE kostet etwa CHF 1’500 - 2’500. Hinzu kommen noch die Kosten für die Kryokonservierung von Hodengewebe. Die Kosten für eine TESE werden im Normalfall nicht von der Grundversicherung übernommen.
Wird eine TESE von der Krankenkasse bezahlt?
Eine TESE wird in der Regel nicht von der Krankenkasse bezahlt. Allerdings gibt es eine Ausnahme: Wird die TESE aufgrund einer Krebserkrankung durchgeführt, wird die Kryokonservierung in Regel von der Krankenversicherung übernommen.
Fazit
Falls keine Spermien im Ejakulat nachgewiesen werden können, kann eine TESE durchgeführt werden, um Spermien aus dem Hodengewebe zu gewinnen. Darüber hinaus bestehen noch weitere Möglichkeiten wie die Mikro-TESE oder MESA. Die Wahl des geeigneten Verfahrens hängt von den individuellen Umständen des Patienten, der Ursache der Unfruchtbarkeit und der Empfehlung des behandelnden Arztes ab. Es ist wichtig, eine gründliche Beratung mit einem Facharzt für Reproduktionsmedizin zu suchen, um die bestmögliche Behandlung zu erhalten.
Wichtig ist, dass die TESE sich ausschliesslich für eine ICSI eignet. Werden im Rahmen der TESE gesunde und bewegliche Spermien gefunden, stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft genauso gut wie bei einer herkömmlichen ICSI.
Die Kosten für diesen Test werden von den meisten Krankenversicherungen erstattet. Sprich hierzu gerne mit unseren Reproduktionsmediziner:innen oder deiner Krankenkasse.