Es gibt viele Mythen rund um Fruchtbarkeit und Schwangerschaft. Wir haben sie geprüft und verraten dir, was wirklich dran ist!

Schwangerschaften sind eine Zeit voller Veränderung und Aufregung – und leider auch voller Mythen. Kaum ist frau schwanger, kommen die gut gemeinten Ratschläge wie etwa „Du musst jetzt für zwei essen!“ oder „An der Form des Bauches sieht man, was es wird“. Aber stimmt das wirklich? In vielen Fällen stecken hinter solchen Ratschlägen gut gemeinte, aber völlig veraltete Annahmen.

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die zehn häufigsten Mythen rund um Schwangerschaft und Fruchtbarkeit und klären, was wirklich stimmt.

1. Die meisten Paare werden innerhalb eines Jahres schwanger

Wahr. Tatsächlich wird die Mehrheit der Paare innerhalb des ersten Jahres schwanger – etwa 80%. Weitere 10% können sich ihren Kinderwunsch im zweiten Jahr erfüllen. Unfruchtbarkeit betrifft dennoch viele Menschen: Laut der WHO ist jede sechste Person im fortpflanzungsfähigen Alter betroffen. In der Schweiz suchen jährlich rund 7'000 Paare eine Kinderwunschklinik auf.

Unfruchtbarkeit wird definiert als eine Einschränkung des männlichen oder weiblichen Fortpflanzungssystems, die dadurch gekennzeichnet ist, dass nach 12 Monaten des regelmässigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eintritt.

Bei Männern sind häufige Ursachen Probleme beim Samenerguss, eine geringe Spermienzahl oder Spermienanomalien. Bei Frauen spielen oft Erkrankungen der Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter oder hormonelle Störungen eine Rolle.

Unfruchtbarkeit weltweit
Weltweit ist jedes sechste Paar von Unfruchtbarkeit betroffen

2. Die Frau ist schuld, wenn es nicht klappt

Falsch. Bei dieser Aussage handelt es sich um ein Ammenmärchen. Denn wenn es mit der Schwangerschaft nicht klappen will, kann das ebenso gut beim Mann liegen. Ein Drittel der Fruchtbarkeitsstörungen sind auf den Mann zurückzuführen und ein Drittel auf die Frau. Beim anderen Drittel sind beide Partner oder ein unbekannter Faktor die Ursache von Unfruchtbarkeit. Damit sind die Männer mit den Frauen gleich auf und die Häufigkeit bei beiden bei je 50%.

Es ist daher bei ungewollter Kinderlosigkeit ratsam, dass sich beide Partner medizinisch untersuchen lassen, um der Ursache dafür nachzugehen und eventuelle Behandlungsschritte einzuleiten.

Mehr zum Thema Schwangerschaftsmythen erfährst du in folgendem Podcast:

3. Bei Männern tickt keine biologische Uhr

Falsch. Die Annahme, dass Männer keine biologische Uhr haben, hält sich hartnäckig. Denn während Frauen ab der Menopause keine Kinder mehr bekommen können, wird bei Männern oft angenommen, dass sie unabhängig von ihrem Alter immer in der Lage sind, gesunde Kinder zu zeugen.

Es stimmt zwar, dass Männer bis ins hohe Alter Kinder zeugen können, aber ihre Fruchtbarkeit nimmt ab den späten Dreissigern ebenfalls ab. Gründe dafür sind eine niedrigere Spermienkonzentration, -qualität und -beweglichkeit und vermehrte Fehlbildungen.

Die mit einer späten Vaterschaft verbundenen Risiken sind ebenfalls nur teilweise bekannt. Die Nachkommen von älteren Vätern weisen eine erhöhte Rate an genetischen Störungen, Krebserkrankungen, Autismus und anderen psychiatrischen Störungen auf. Derzeit gibt es jedoch kein Screening oder eine diagnostische Bewertung, um speziell auf Störungen zu testen, die auf späte Vaterschaft beruhen.

biologische Uhr Mann
Ab Ende 30 tickt auch bei Männern die biologische Uhr - wenn auch langsamer als bei Frauen.

4. Wenn du dich entspannst, wirst du schneller schwanger

Teilweise wahr. Es stimmt, dass chronischer Stress einen negativen Einfluss auf den Hormonspiegel und damit auf den Zyklus und die Fruchtbarkeit haben kann. Stresshormone wie Cortisol können den Eisprung beeinträchtigen und die Chancen auf eine Schwangerschaft verringern. Ein entspannter Zustand kann daher durchaus förderlich für die Fruchtbarkeit sein, da er den Hormonhaushalt stabilisieren und den Zyklus regulieren kann.

Allerdings ist eine Schwangerschaft nicht nur eine Frage der mentalen Einstellung. Medizinische Ursachen wie hormonelle Störungen, strukturelle Probleme oder andere gesundheitliche Faktoren spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle beim Kinderwunsch. Eine entspannte Haltung allein garantiert also nicht zwangsläufig eine schnelle Schwangerschaft, kann aber unterstützend wirken.

Stress Schwangerschaft Entspannung Schwangerschaft
Entspannung führt nicht zwangsläufig zu einer schnelleren Schwangerschaft

5. Nach einer Fehlgeburt steigt das Risiko für eine weitere Fehlgeburt

Falsch. Es gibt den weit verbreiteten Mythos, dass das Risiko einer weiteren Fehlgeburt nach einer ersten Fehlgeburt erhöht ist. Doch dieser Mythos ist falsch. Tatsächlich haben die meisten Paare, die eine Fehlgeburt erlitten haben, weiterhin eine hohe Chance, eine gesunde Schwangerschaft zu erleben. Statistiken zeigen, dass etwa 85% der Frauen, die eine Fehlgeburt hatten, in einer späteren Schwangerschaft ein gesundes Kind zur Welt bringen.

Die Ursachen für Fehlgeburten sind vielfältig und reichen von genetischen Faktoren, die beim ersten Versuch eine Rolle spielen, bis hin zu gesundheitlichen Problemen wie Hormonstörungen oder strukturellen Problemen in der Gebärmutter. In den meisten Fällen ist eine Fehlgeburt ein einmaliger Vorfall, der keine langfristigen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hat.

Wichtig: Fehlgeburten sind häufiger, als man denkt und lassen sich in der Regel nicht vermeiden. Die Häufigkeit liegt bei Frauen zwischen 25 und 29 Jahren bei 15 % bis 27 % und steigt bei Frauen über 45 Jahren auf 75 %.

Fehlgeburt Risiko Fehlgeburt
Eine einzige Fehlgeburt steigert nicht das Risiko für eine weitere Fehlgeburt.

6. An der Bauchform kann man das Geschlecht des Babys erkennen

Falsch. Dieser weitverbreitete Mythos hält sich hartnäckig – angeblich bedeutet ein spitzer Bauch „Junge“ und ein runder Bauch „Mädchen“. Doch medizinisch ist das völliger Unsinn. Die Form und Grösse des Babybauchs hängen von ganz anderen Faktoren ab: zum Beispiel von der Körpergrösse und Statur der Mutter, ihrer Bauchmuskulatur, der Lage des Babys und davon, ob es die erste oder eine weitere Schwangerschaft ist.

Fazit: So spannend Bauchdeutungen auch sind – das Geschlecht des Babys lässt sich zuverlässig nur per Ultraschall oder Bluttest feststellen, nicht durch die Bauchform.

Babybauch Geschlecht
Runder Babybauch? Oder doch eher spitz? Sagt leider nichts über das Geschlecht aus.

7. Der Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs beeinflusst das Geschlecht des Babys

Falsch. Das Geschlecht des Kindes wird durch das Spermium bestimmt, das die Eizelle befruchtet. Ob dieses ein X- oder ein Y-Chromosom trägt, ist zufällig und nicht vom Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs abhängig.

Es gibt zwar Theorien, die den Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs in Bezug auf den Eisprung ins Spiel bringen und behaupten, dass Spermien mit dem Y-Chromosom (die für männliche Nachkommen verantwortlich sind) schneller schwimmen und daher die Chancen auf einen Jungen bei Geschlechtsverkehr näher am Eisprung erhöhen könnten. Für ein Mädchen, so die Theorie, solle der Geschlechtsverkehr einige Tage vor dem Eisprung stattfinden, da Spermien mit dem X-Chromosom länger überleben. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Belege, die diese Behauptungen bestätigen. Das Geschlecht des Babys ist somit ein zufälliges Ereignis und nicht vom Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs oder anderen äußeren Faktoren beeinflusst.

Zeitpunkt Geschlechtverkehr Geschlecht
Das Geschlecht wird nicht durch den Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs bestimmt.

8. Schwangerschaftsübelkeit spricht für eine gesunde Schwangerschaft

Teilweise wahr. Morgenübelkeit – insbesondere in den ersten Wochen – tritt häufig bei gesunden Schwangerschaften auf und wird mit einem Anstieg des Schwangerschaftshormons hCG (humanes Choriongonadotropin) in Verbindung gebracht. Studien zeigen, dass Frauen mit Übelkeit seltener Fehlgeburten haben, was darauf hindeuten kann, dass Übelkeit ein Zeichen für eine intakte Schwangerschaft sein kann.

Aber: Nicht jede Frau mit einer gesunden Schwangerschaft hat Übelkeit, und das Ausbleiben von Übelkeit ist kein schlechtes Zeichen. Ebenso kann sehr starke Übelkeit (Hyperemesis gravidarum) behandlungsbedürftig sein und belastet die Betroffenen oft erheblich.

Manche Frauen leiden zudem unter Sodbrennen, Wassereinlagerungen oder anderen Begleiterscheinungen, die durch die hormonelle Umstellung ausgelöst werden.

Du möchtest noch mehr Schwangerschaftsmythen? Dann schau dir unbedingt das Video mit Dr. med. Johannes Wimmer an.

9. Schwangere essen für zwei

Falsch. Der Kalorienbedarf steigt während der Schwangerschaft zwar an, aber nicht um das Doppelte. Eine ausgewogene Ernährung mit etwa 200–300 zusätzlichen Kalorien pro Tag im zweiten und dritten Trimester ist in der Regel völlig ausreichend, um sowohl die werdende Mama als auch das ungeborene Kind optimal zu versorgen. Auch wenn Heisshungerattacken oder typische Schwangerschaftsgelüste – wie der berühmte Heisshunger auf saure Gurken – ganz normal sind, sollten schwangere Frauen trotzdem auf eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung achten. Besonders wichtig ist die ausreichende Zufuhr von Folsäure und anderen essenziellen Nährstoffen.

mehr essen in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft solltest du keineswegs für zwei essen.

10. Blutungen in der Schwangerschaft bedeuten immer eine Fehlgeburt

Falsch. Blutungen in der Schwangerschaft können verschiedene Ursachen haben und bedeuten nicht zwangsläufig eine Fehlgeburt. Zu Beginn der Schwangerschaft – insbesondere in den ersten Schwangerschaftswochen – kann eine leichte Blutung durch die erhöhte Durchblutung und das Wachstum der Gebärmutter entstehen, bei dem kleine Gefässe platzen. Eine Einnistungsblutung, die auftreten kann, wenn sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut festsetzt, ist ebenfalls eine häufige Ursache.

Im zweiten oder dritten Trimester können Blutungen auf Komplikationen wie eine Plazentastörung (z. B. Plazenta praevia oder vorzeitige Plazentaablösung) oder beginnende vorzeitige Wehen hinweisen. In jedem Fall ist es wichtig, bei Blutungen sofort einen Arzt oder eine Hebamme zu konsultieren, um die Ursache zu klären und gegebenenfalls rechtzeitig zu handeln. Eine sorgfältige Überwachung der Mutter und des Fötus ist in solchen Situationen entscheidend für einen positiven Verlauf der Schwangerschaft.

Blutungen Schwangerschaft
Blutungen insbesondere in Verbindung mit Krämpfen sollten immer abgeklärt werden.

Fazit: Die meisten Schwangerschaftsmythen stimmen nicht

Wenn du darüber nachdenkst, ein Kind zu bekommen, ist es ganz natürlich, dass du dich gut informieren möchtest. Es hilft, mehr über Fruchtbarkeit zu wissen, um bewusstere Entscheidungen für deine Gesundheit zu treffen. Dabei ist es wichtig, sich nicht von Mythen oder unbewiesenen Behauptungen verunsichern zu lassen.

Es gibt viele Missverständnisse – zum Beispiel, dass der Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs das Geschlecht des Babys beeinflusst oder dass bestimmte Positionen die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen. Auch Gerüchte über Unfruchtbarkeit oder die langfristige Wirkung der Antibabypille stimmen oft nicht.

Vertraue auf seriöse, wissenschaftlich fundierte Informationen und ziehe bei Unsicherheiten ruhig einen Arzt oder eine Ärztin hinzu.

Du versuchst schon seit einiger Zeit schwanger zu werden, aber bisher ohne Erfolg? In unserer Kinderwunschklinik in Zürich unterstützen wir dich gerne dabei herauszufinden, woran das liegen kann, und zeigen dir eventuelle Behandlungsschritte auf.


Häufig gestellte Fragen zu Schwangerschaftsmythen

Haben werdende Mütter nach einer IVF oder ICSI häufiger Kaiserschnitte?

Ja, Frauen, die durch IVF oder ICSI schwanger werden, haben im Durchschnitt häufiger einen Kaiserschnitt als Frauen mit einer natürlichen Empfängnis. Das liegt unter anderem daran, dass diese Schwangerschaften oft als Risikoschwangerschaft eingestuft werden – etwa wegen des Alters der Mutter, Vorerkrankungen oder Mehrlingsschwangerschaften.

Ist Schwangerschaftsübelkeit ein Anzeichen für einen Jungen oder ein Mädchen?

Die Intensität der Schwangerschaftsübelkeit wird manchmal mit dem Geschlecht des ungeborenen Babys in Verbindung gebracht – besonders mit der Annahme, dass starke Übelkeit auf ein Mädchen hindeutet. Wissenschaftlich belegt ist das allerdings nicht eindeutig. Übelkeit entsteht hauptsächlich durch hormonelle Veränderungen, insbesondere durch den Anstieg des Hormons hCG, unabhängig vom Geschlecht des Kindes.

Warum ist Zahngesundheit wichtig für die Fruchtbarkeit?

Eine gute Zahngesundheit kann die Fruchtbarkeit positiv beeinflussen. Entzündungen im Mundraum, wie Parodontitis, stehen im Verdacht, den Hormonhaushalt zu beeinträchtigen und die Einnistung einer befruchteten Eizelle zu erschweren. Zudem können chronische Entzündungen im Körper das Risiko für Fehlgeburten erhöhen. Regelmässige Zahnarztbesuche und gute Mundhygiene sind daher auch im Kinderwunschkontext wichtig.

Wie verändern sich die Füsse in der Schwangerschaft?

In der Schwangerschaft lockert das Hormon Relaxin das Bindegewebe, auch in den Füssen. Dadurch können sich Fussgewölbe absenken, was zu einer Vergrösserung der Schuhgrösse führen kann – manchmal dauerhaft. Zusätzlich führen Wassereinlagerungen (Ödeme) und Gewichtszunahme oft zu geschwollenen oder schmerzenden Füssen. Bequeme Schuhe und regelmässige Bewegung helfen, Beschwerden zu lindern.