Erfahre, wie du mit Trauer nach einer Fehlgeburt umgehen kannst, wann du wieder schwanger werden kannst und wie hoch das Fehlgeburtsrisiko ist.

Key Facts

  • Etwa 20 % aller Schwangerschaften enden in einer Fehlgeburt
  • Genetische Anomalien, Infektionen, hormonelle Störungen - die Ursachen sind vielfältig
  • Betroffene sollten die Trauer und alle damit verbundenen Gefühle zulassen
  • In vielen Fällen hilft es, über das Erlebte zu sprechen
  • Bei starker Trauer und psychischen Problemen sollte nicht davor gescheut werden, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen

Einleitung

Wenn du nach einer Fehlgeburt wieder schwanger werden möchtest, überlegst du vielleicht, wann der richtige Zeitpunkt für eine neue Schwangerschaft ist und wie du deine Gefühle am besten verarbeiten kannst.

Noch vor kurzem hast du den positiven Schwangerschaftstest in den Händen gehalten und deinen Freund:innen und Familie voller Vorfreude erzählt, dass du bald Nachwuchs erwartest. Vielleicht hast du dir schon Namen überlegt oder die erste Babykleidung gekauft. Doch plötzlich endet die Schwangerschaft viel zu früh.

Ein Schwangerschaftsverlust ist nach wie vor ein Tabuthema. Viele betroffene Frauen und Männer trauen sich oft nicht, darüber öffentlich zu sprechen. Tatsächlich sind Fehlgeburten gar nicht so selten und werden oft noch nicht einmal bemerkt. Doch viele Personen mit Kinderwunsch oder Paare, die sich gerade in einer Kinderwunschbehandlung befinden, testen womöglich schon sehr früh und wissen daher bereits in einem sehr frühen Stadium von der Schwangerschaft.

In diesem Artikel möchten wir dir erklären, wie du es schaffen kannst, deine Gefühle zu verarbeiten und nach dem Verlust deines Kindes wieder neuen Mut zu fassen und wann es ratsam sein kann, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.

Wann nach Fehlgeburt wieder schwanger werden
Nach einer Fehlgeburt kannst du in der Regel problemlos schwanger werden

Wann kann ich nach einer Fehlgeburt erneut schwanger werden?

Wenn du eine frühe Fehlgeburt ohne einen Eingriff wie einer Ausschabung hattest, kannst du normalerweise nach kurzer Zeit wieder versuchen, schwanger zu werden. Der Eisprung kann in manchen Fällen bereits 2 Wochen nach der Fehlgeburt stattfinden, so dass du unmittelbar schwanger werden kannst. Allerdings solltest auch hier Rücksprache mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt halten.

Wenn deine Schwangerschaft jedoch schon weiter fortgeschritten war, du eine Ausschabung oder eine Eileiterschwangerschaft hattest, solltest du bis zum nächsten Versuch noch einige Wochen oder Monate warten, damit sich dein Körper erholen und sich die Gebärmutterschleimhaut gut aufbauen kann. Wann der beste Zeitpunkt dafür ist, solltest du mit deinem Gynäkologen besprechen und individuell zusammen mit deinem Partner entscheiden.

Mehr Information erhältst du in diesem Video von Dr. med. Konstantin Wagner:

Wie hoch ist das Risiko für eine erneute Fehlgeburt?

Es gibt Studien, die belegen, dass eine Schwangerschaft innerhalb von 3 Monaten nach einer Fehlgeburt ein geringeres Risiko für eine weitere Fehlgeburt birgt, als wenn man länger wartet. Womöglich ist der Körper in diesem Zeitraum noch auf die vorherige Schwangerschaft eingestellt und kann so eine erneute Schwangerschaft besser annehmen.

Das Risiko für eine weitere Fehlgeburt ist nach der ersten Fehlgeburt nicht erhöht. Es beträgt ungefähr 20 %, was der regulären Fehlgeburtsrate entspricht.

Was sind die Ursachen für eine Fehlgeburt?

Eins solltest du von vorneherein wissen: du trägst keine Schuld an dem Verlust deines Kindes. Eine Fehlgeburt (Spontanabort) kann theoretisch zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft eintreten, auch wenn das Risiko in der Frühschwangerschaft am grössten ist. Ein erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt haben Frauen, die bereits zwei Fehlgeburten erlitten haben. Je nach Phase der Schwangerschaft können die Gründe unterschiedlich sein:

  • Frühe Fehlgeburt (Frühabort): Etwa 20 % der Schwangerschaften enden in einer Fehlgeburt. Dies wird häufig durch eine reguläre gynäkologische Untersuchung oder Ultraschalluntersuchung festgestellt. Gründe hierfür kann eine fehlerhafte Zellteilung sein oder einer Infektion der Mutter.
  • Späte Fehlgeburt (Spätabort): Wenn dein Kind nach der 12. Schwangerschaftswoche mit einem Geburtsgewicht unter 500 Gramm verstirbt, spricht man von einem Spätabort. Mögliche Gründe können eine Zervix- oder Plazentainsuffizienz sein.
  • Wiederholte Fehlgeburt (habitueller Abort): Wenn du bereits mehr als zwei Fehlgeburten erlebt hast, spricht man von einem habituellen Abort. Mögliche Ursachen können eine Gebärmutterfehlbildung oder eine Störung der Blutgerinnung sein.
  • Totgeburt (stille Geburt): Ab der 23. Schwangerschaftswoche und einem Geburtsgewicht von mindestens 400 Gramm gilt ein Kind medizinisch als lebensfähig. Eine Geburt nach diesem Zeitpunkt wird als Frühgeburt betrachtet, während das Versterben des Fötus im Mutterleib als Totgeburt bezeichnet wird.
Ursachen Fehlgeburt frühe Fehlgeburt späte Fehlgeburt
Mögliche Ursachen für eine Fehlgeburt

Jeder Verlust, egal in welcher Schwangerschaftswoche, ist ein einschneidendes und schmerzliches Erlebnis. Es kann in jedem Fall sinnvoll sein, dich von deinem Facharzt respektive deiner Fachärztin für Gynäkologie untersuchen zu lassen und eventuell psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Was kann der Verlust meines ungeborenen Kindes in mir auslösen und was ist normal?

Jeder Mensch geht individuell mit einem Schwangerschaftsverlust um. Dabei sind Trauer oder Angst vor einer weiteren Fehlgeburt bei einer erneuten Schwangerschaft völlig normal. Du solltest dir in jeden Fall die Zeit nehmen, die du brauchst, um den Verlust zu verarbeiten und körperlich und mental bereit für einen neuen Versuch sein. Während einige Paare bereits einige Zyklen später wieder versuchen, schwanger zu werden, stellt für andere der Verlust eine extreme psychische Belastung dar, die sie erst einmal verarbeiten müssen. Nicht nur Frauen, sondern auch Männer sind von diesem Verlust betroffen. Sie leiden oft nicht nur unter dem Verlust des Kindes, sondern auch unter dem Zustand ihrer Partnerinnen.

Angst, Trauer und Depressionen nach Fehlgeburt
Trauer und Angst nach einer Fehlgeburt sind völlig normal

Eine Fehlgeburt kann für viele Paare oder Einzelpersonen traumatisch sein und in Einzelfällen kann es zu einer posttraumatischen Belastungsstörung kommen. Damit wird eine zeitlich verzögerte Reaktion auf ein stark belastendes Ereignis wie eine Fehlgeburt oder eine Totgeburt bezeichnet. Einer Studie zufolge litten 29% der Frauen mit einer frühen Fehlgeburt einen Monat nach dem Verlust an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Auch andere psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angstzustände können auftreten und sollten unbedingt durch eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten abgeklärt und behandelt werden. Hierbei wird die gesamte Psychosomatik betrachtet, das heisst das ganzheitliche Zusammenspiel zwischen Körper, Seele und sozialen Faktoren.

Eine unzureichende Verarbeitung von traumatischen Ereignissen und unbehandelte psychische Störungen können sich negativ auf die Beziehung zu deinen nachfolgend geborenen Kindern auswirken. Um wieder mehr Freude am Leben zu haben und langfristige Schäden durch den traumatischen Verlust des Kindes zu vermeiden, ist eine angemessene Verarbeitung der Ereignisse, externe Unterstützung und die Selbstbeobachtung des eigenen emotionalen Zustands von entscheidender Bedeutung.

In diesem Podcast erfährst du, wie du mit einer Fehlgeburt umgehen kannst und wie du deinem Körper nach einer Fehlgeburt weiterhin vertrauen kannst.

Was kann ich tun, um den Verlust besser zu verarbeiten?

Jeder Mensch bewältigt traumatische Ereignisse auf unterschiedliche Weise. Die grosse Unsicherheit, ob du noch einmal schwanger werden kannst und die Schwangerschaft gut verlaufen wird, schwingt immer mit. Doch es gibt verschiedene Bewältigungsstrategien, die du ausprobieren kannst, um deinen Verlust zu verarbeiten:

  • Lass deine Gefühle zu: Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen, um deine Trauer zu verarbeiten. Es ist völlig normal, traurig, wütend, ängstlich oder enttäuscht zu sein. Lass deine Gefühle zu und nimm sie ernst. Jedoch solltest du dir niemals selbst die Schuld geben. Fehlgeburten treten oft aufgrund von genetischen Anomalien oder anderen medizinischen Gründen auf, die ausserhalb deiner Kontrolle liegen.
  • Sprich über die Fehlgeburt: Sprich mit deinem Partner oder deiner Partnerin, Familie oder engen Freund:innen über deine Gefühle. Manchmal hilft es, mit anderen über deine Trauer zu sprechen und Trost und Unterstützung zu erhalten. Ausserdem gibt es viele Selbsthilfegruppen und Online-Foren, in denen du dich mit Gleichgesinnten austauschen und ihr euch gegenseitig unterstützen könnt.
  • Nimm dir Zeit für dich: Nimm dir Zeit für dich und achte auf deine körperliche und mentale Gesundheit. Vielleicht kann dir ein neues Hobby dabei helfen, dich abzulenken und auf andere Gedanken zu kommen. Falls du im Moment gerade keinen Kontakt zu Schwangeren oder frischgebackene Eltern in deinem Umfeld haben möchtest, ist das völlig verständlich. Doch du solltest offen kommunizieren und ihnen klar und deutlich erklären, dass du gerade etwas Abstand brauchst. Sie werden sicher Verständnis haben und zu einem späteren Zeitpunkt wieder auf dich zukommen.
  • Gib deinem Kind einen festen Platz: Manchmal kann es tröstend sein, wenn du dein verlorenes Kind in deinen Alltag einbeziehst und ihm einen festen Platz in deinem Leben gibst. Du kannst zum Beispiel ein Ultraschallbild einrahmen, einen Baum pflanzen oder einen Brief an dein Kind schreiben. Auch eine kleine Erinnerungsbox kann dir dabei helfen, Abschied zu nehmen und es in Gedanken immer bei dir zu haben.
  • Hol dir professionelle Unterstützung: Wenn deine Trauer besonders schwer wiegt oder du Schwierigkeiten hast, deine Fehlgeburt zu verarbeiten, solltest du nicht davor scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Therapeutin oder ein Trauerberater können dir dabei helfen, deine Gefühle zu verarbeiten.
  • Schmiede Pläne für eure Zukunft: Es kann schnell passieren, dass negative Gedanken und Gefühle, die Kontrolle über dein Leben übernehmen. Doch solltest jetzt nach vorne blicken und dir überlegen, wie du deine Zukunft gestalten möchtet. Du kannst mit deinem Partner oder deiner Partnerin überlegen, wann für euch ein guter Zeitpunkt wäre, erneut schwanger zu werden, ob ihr euch schon bereit fühlt oder lieber noch warten möchtet.

Fazit

Nach einer Fehlgeburt wirst du Gefühle wie Angst, Wut, Verzweiflung und Schuld verspüren. Das alles ist in einer solchen Situation normal und wird früher oder später abnehmen. Wichtig ist, dass du diese Gefühle nicht ignorierst oder verharmlost. Es kann mehrere Monate dauern, bis der Schmerz und die Trauer abklingen. Wenn du jedoch das Gefühl hast, die Trauer nicht allein bewältigen zu können oder grosse Angst vor einer erneuten Schwangerschaft hast, solltest du psychologische Unterstützung in Betracht ziehen, um Depressionen oder Angststörungen vorzubeugen. Bei der Verarbeitung deiner Fehlgeburt sollte deine psychische Gesundheit im Vordergrund stehen. Daher solltest du nicht davor scheuen, Hilfe und Unterstützung in Anspruch nehmen.

Wir bei Cada helfen dir nicht nur in allen medizinischen Belangen durch ausführliche Analysen und modernste Diagnostik, sondern unterstützen dich auch emotional zum Beispiel bei der Bewältigung einer Fehlgeburt. Erfahre mehr in deinem kostenlosen Beratungstermin.