Erfahre alles über mögliche Risiken und Nebenwirkungen einer IVF oder ICSI und wie du dein persönliches Risiko erfolgreich minimieren kannst.
Key Facts:
- Die Hormonstimulation kann Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Brustspannen oder Kopfschmerzen verursachen
- Ein ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS) kommt dagegen sehr selten vor
- Nach der Eizellentnahme kann es zu leichten Schmerzen oder Blutungen kommen
- Das Fehlgeburtsrisiko steigt mit dem Alter, insbesondere bei Frauen über 40.
- Das Fehlbildungsrisiko bei IVF-Kindern ist ähnlich wie bei natürlich gezeugten Kindern
Einleitung
Für Paare, die auf natürlichem Weg nicht schwanger werden, kann eine Kinderwunschbehandlung zum Erfolg führen. Die In-vitro-Fertilisation (IVF) bietet Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch die Chance auf eine Schwangerschaft, birgt jedoch auch Risiken, die bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden sollten.
Uns ist es bei Cada wichtig, dich umfassend und transparent zu informieren. Dieser Artikel soll dir einen ehrlichen Einblick in die möglichen Risiken einer IVF-Behandlung geben. Dabei geht es uns nicht darum, dir Angst zu machen, sondern dich auf die Herausforderungen vorzubereiten, die auf dich zukommen können. Wir möchten, dass du dich bei uns gut aufgehoben und sicher fühlst.
Durch regelmässige Kontrollen und eine engmaschige Betreuung minimieren wir die Risiken so weit wie möglich und können jederzeit individuell auf deine Bedürfnisse eingehen. Dieser Artikel beleuchtet die häufigsten medizinischen und emotionalen Risiken der IVF, unterstützt durch wissenschaftliche Erkenntnisse, und zeigt dir Möglichkeiten auf, diese Risiken zu minimieren.
Risiken der IVF
1. Nebenwirkungen der Hormone
Im Rahmen der künstlichen Befruchtung werden deine Eierstöcke stimuliert, damit mehrere Eizellen heranreifen und so deine Erfolgschancen auf eine Schwangerschaft gesteigert werden. Dies geschieht durch die Gabe von Hormonen, die jedoch auch zu Nebenwirkungen führen können. Diese sind in der Regel mild und verschwinden nach Absetzen der Hormone wieder.
Mögliche Beschwerden, die auftreten können, sind Bauchschmerzen, Übelkeit, Brustspannen, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen oder Schlafstörungen. In seltenen Fällen kann ein Überstimulationssyndrom auftreten. Dabei kommt es zu einer Überreaktion der Eierstöcke auf die Hormone, was zu Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum, Übelkeit, Erbrechen und Atemnot führen kann. In schweren Fällen kann ein Krankenhausaufenthalt erforderlich werden.
In diesem Video erklärt Prof. Dr. Georg Griesinger, ob eine Hormonbehandlung während einer IVF Risiken für die Frau birgt:
2. Ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS)
Eine Überstimulation kann nach der hormonellen Stimulation der Eierstöcke auftreten. Bei etwa 1% der Frauen entwickelt sich eine moderate bis schwere Form dieses Syndroms, die Symptome wie starke Unterleibsschmerzen, Übelkeit, Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum und Atemprobleme verursachen kann. Besonders Frauen mit einer hohen Eizellreserve (z. B. bei Polyzystischem Ovarialsyndrom) haben ein erhöhtes Risiko. Um das Risiko so weit wie möglich zu minimieren, setzen wir bei Cada auf individuell angepasste Stimulationsprotokolle und Medikamentendosen.
3. Komplikationen bei der Eizellentnahme und dem Embryotransfer
Eizellentnahme
Bei der Follikelpunktion werden die Eizellen mithilfe einer dünnen Nadel, die durch die Scheide eingeführt wird, aus den Eierstöcken entnommen. Dabei wird die Flüssigkeit aus den Eibläschen (Follikeln) abgesaugt, in der auch die Eizellen enthalten sind. Der Eingriff wird unter Ultraschallkontrolle durchgeführt. Mögliche Komplikationen sind:
- Blutungen
- Leichte Schmerzen
- Druckgefühl
In seltenen Fällen können Infektionen oder Verletzungen von Organen (Darm, Blase) oder Nerven auftreten.
Embryotransfer
Beim Embryotransfer wird der Embryo mit einem dünnen Katheter in die Gebärmutterhöhle eingesetzt. Auch hier sind Blutungen möglich. In äusserst seltenen Fällen kann es zu Verletzungen der Gebärmutter oder Infektionen kommen.
Der Embryotransfer ist in der Regel schmerzfrei. Leichte Krämpfe oder Schmierblutungen können danach auftreten.
4. Mehrlingsschwangerschaften
Obwohl es mittlerweile gängige Praxis ist, nur ein oder (in seltenen Fällen) zwei Embryonen zu transferieren, bleibt das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft bestehen. Dies kann zum einen daran liegen, dass sich trotz Transfer eines Embryos (SET) dieser teilen kann und es zu einer Zwillingsschwangerschaft kommt. Zum anderen kann es auch beim Transfer von zwei Embryonen vorkommen, dass sich beide einnisten und sich zusätzlich einer der Embryonen teilt. Dies führt dann zu einer Drillingen.
Mehrlingsschwangerschaften sind mit erhöhten Risiken und Komplikationen verbunden, sowohl für die Mutter als auch für die Kinder. So kommt es bei Mehrlingen deutlich häufiger zu:
- Frühgeburten
- Niedrigem Geburtsgewicht
- Schwangerschaftsdiabetes
- Präeklampsie
- Gesundheitliche Probleme: Frühgeburtlichkeit birgt ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Probleme, wie z.B. Atemnotsyndrom, Hirnschäden und Entwicklungsverzögerungen.
Der Transfer von nur einem Embryo kann das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft signifikant reduzieren, ohne die Schwangerschaftsrate zu beeinträchtigen. In vielen Fällen ist der SET daher die empfohlene Vorgehensweise.
5. Eileiterschwangerschaft
In seltenen Fällen kann sich der Embryo ausserhalb der Gebärmutter, meist im Eileiter, einnisten. Das Risiko einer Eileiterschwangerschaft ist nach einer In-vitro-Fertilisation mit Embryotransfer erhöht. Studien zeigen, dass 2.1 bis 8.6 % der Schwangerschaften nach IVF ausserhalb der Gebärmutter, meist in den Eileitern, entstehen. Im Vergleich dazu liegt die Rate bei natürlichen Empfängnissen bei etwa 2 %. Eine frühzeitige Kontrolle durch Ultraschall ist entscheidend, um dieses Risiko zu erkennen und zu behandeln.
6. Fehlgeburten und genetische Risiken
Das Risiko einer Fehlgeburt hängt stark vom Alter der Frau und der Qualität der Embryonen ab. Frauen über 40 haben ein höheres Fehlgeburtsrisiko, auch bei IVF. So ergab eine Studie, dass ältere Frauen (≥40 Jahre) ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Fehlgeburt hatten (27 % im Vergleich zu 12.7 % bei jüngeren Frauen).
7. Keine Garantie auf Erfolg
Eine IVF oder ICSI-Behandlung stellen keine Garantie für eine Schwangerschaft dar. Die Erfolgsraten variieren je nach verschiedenen Faktoren, wie z.B. dem Alter der Frau, der Ursache der Unfruchtbarkeit, der Anzahl der Behandlungszyklen und der individuellen gesundheitlichen Situation.
Auch wenn die IVF-Technologie in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht hat, bleibt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft pro Behandlungszyklus begrenzt. Im Durchschnitt liegt die Erfolgsrate bei etwa 30-35% pro Zyklus. Dies bedeutet, dass mehrere Behandlungszyklen notwendig sein können, um eine Schwangerschaft zu erreichen.
Es ist daher wichtig, sich realistische Erwartungen zu setzen und sich darauf vorzubereiten, dass die IVF-Behandlung nicht immer erfolgreich verläuft. Eine psychologische Begleitung kann Paaren helfen, mit dieser Ungewissheit und den möglichen Enttäuschungen umzugehen.
8. Psychische Belastungen
Der Weg zur Schwangerschaft durch IVF ist oft mit hohen emotionalen Belastungen verbunden. Die ungewisse Erfolgsaussicht, die Hormonbehandlungen, die invasiven Eingriffe und die ständige Konfrontation mit dem unerfüllten Kinderwunsch können die Psyche stark beanspruchen.
Die Ungewissheit, ob die Behandlung erfolgreich sein wird, führt oft zu Stress und Angstzuständen. Jede Phase der IVF, von der Hormonstimulation bis zum Schwangerschaftstest, ist mit Hoffnungen und Ängsten verbunden.
Wiederholte erfolglose Behandlungszyklen können zu Enttäuschung, Frustration und Trauer führen, die in eine Depression münden können.
Ungewollte Kinderlosigkeit kann das Selbstwertgefühl und die eigene Identität beeinflussen.
Wie kann ich mögliche Risiken einer IVF minimieren?
1. Wähle ein Kinderwunschzentrum mit Erfahrung
Die Erfahrung und Expertise des medizinischen Teams spielen eine entscheidende Rolle für den Erfolg und die Sicherheit der Behandlung. Informiere dich über die Erfolgsraten, die Komplikationsraten und die Erfahrung des Zentrums mit verschiedenen Fruchtbarkeitsstörungen.
2. Sprich offen mit deinem Arzt
Das Erstgespräch in der Kinderwunschklinik ist die perfekte Gelegenheit, um deine individuellen Risikofaktoren und Bedenken mit deinem Arzt oder deiner Ärztin zu besprechen. Stelle sicher, dass du alle Informationen verstehst und alle deine Fragen beantwortet werden. Gemeinsam mit deinem Arzt kannst du die für dich geeignetste Behandlungsstrategie entwickeln.
3. Achte auf einen gesunden Lebensstil
Eine gesunde Ernährung, regelmässige Bewegung, ausreichend Schlaf und der Verzicht auf Nikotin und Alkohol können die Chancen auf eine erfolgreiche IVF-Behandlung erhöhen und das Risiko für Komplikationen verringern.
4. Minimiere das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft
Besprich mit deinem Arzt die Möglichkeit eines Single Embryo Transfers (SET). Der SET reduziert das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft deutlich, ohne die Schwangerschaftschancen wesentlich zu beeinträchtigen.
Bei Cada transferieren wir immer nur einen Embryo, um das Risiko für spätere Komplikationen so gering wie möglich zu halten.
5. Nimm deine Hormone nach Plan
Beachte die Anweisungen deines Arztes zur Einnahme der Hormone genau. Melde dich bei starken Nebenwirkungen oder Anzeichen eines OHSS sofort bei deinem Arzt.
6. Informiere dich über alternative Behandlungsmöglichkeiten
IVF ist nicht die einzige Option bei unerfülltem Kinderwunsch. Besprich mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, ob andere Methoden wie z.B. Insemination oder eine Hormonbehandlung ebenfalls für dich in Frage kommen würde, bevor du eine IVF in Betracht ziehst.
Häufig gestellte Fragen
Ist das Fehlbildungsrisiko bei einer IVF erhöht?
Aktuelle Studien zeigen, dass das Risiko für Fehlbildungen bei Kindern, die durch In-vitro-Fertilisation (IVF) gezeugt wurden, nicht signifikant höher ist als bei natürlich gezeugten Kindern. Dies gilt sowohl für die konventionelle IVF, bei der Eizelle und Spermien in einer Petrischale zusammengebracht werden, als auch für die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI), bei der eine einzelne Samenzelle direkt in die Eizelle injiziert wird.
Eine Studie untersuchte die Rate an Fehlbildungen bei Einlingen und Zwillingen nach IVF und ICSI. Die Ergebnisse zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Methoden:
Einlinge: 0.46% Fehlbildungen nach konventioneller IVF vs. 0.42% nach ICSI
Zwillinge: 0.66% Fehlbildungen nach konventioneller IVF vs. 0.80% nach ICSI
Zum Vergleich: Die Rate an Fehlbildungen bei natürlich gezeugten Kindern liegt bei etwa 0.5 - 0.7%.
Es gibt vereinzelte Studien, die auf ein leicht erhöhtes Risiko für bestimmte Fehlbildungen, wie z.B. Herzfehler, nach IVF hinweisen. Diese Ergebnisse müssen jedoch durch weitere Forschung bestätigt werden.
Interessanterweise kann das Risiko für Fehlbildungen bei Frauen über 40 Jahren nach einer IVF-Behandlung sogar geringer sein als bei einer Spontanschwangerschaft. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass bei IVF häufig eine genetische Untersuchung der Embryonen durchgeführt wird, bevor sie in die Gebärmutter eingesetzt werden.
Können IVF Hormone Krebs verursachen?
In letzter Zeit wurden mehrere Studien veröffentlicht, die den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Fertilitätsmedikamenten und dem Krebsrisiko untersucht haben. Diese Studien weisen jedoch einige Schwächen in der Durchführung auf, z.B. die Schwierigkeit, seltene Krebsarten zu untersuchen, die oft erst Jahre nach der Einnahme von Fruchtbarkeitsmedikamenten auftreten.
Kein erhöhtes Risiko für häufige Krebsarten
Obwohl Unfruchtbarkeit selbst das Risiko für bestimmte Krebsarten wie Brust-, Gebärmutter- und Eierstockkrebs erhöhen kann, zeigen die meisten Studien, dass die Einnahme von IVF Medikamenten dieses Risiko nicht weiter steigert.
Möglicherweise erhöhtes Risiko für Borderline-Eierstockkrebs
Einige Studien deuten auf ein möglicherweise erhöhtes Risiko für Borderline-Eierstockkrebs (eine Form von Eierstockkrebs mit niedrigem Malignitätsgrad) hin. Dieses erhöhte Risiko ist jedoch gering und ein eindeutiger Zusammenhang mit der Einnahme von Fertilitätsmedikamenten konnte nicht nachgewiesen werden.
Fazit
Die IVF bietet vielen Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch eine grosse Chance, ein Kind zu bekommen. Dennoch birgt die Behandlung gewisse medizinische und emotionale Risiken, die nicht ausser Acht gelassen werden sollten. Durch eine sorgfältige ärztliche Begleitung, individuell abgestimmte Stimulationsprotokolle und transparente Kommunikation lassen sich viele Risiken minimieren. Eine gesunde Lebensweise und psychische Unterstützung können zusätzlich helfen, die Belastungen zu reduzieren.