Du möchtest schwanger werden? Letrozol hilft oft besser als Clomifen bei PCOS. Alles über Anwendung, Erfolgschancen und Kostenübernahme.
Alles Wichtige über Letrozol bei Kinderwunsch
- Letrozol wird "Off-Label" zur Stimulation der Eierstöcke eingesetzt.
- Es ist die Erstlinientherapie für Frauen mit PCOS, da es den Eisprung auslöst.
- Bei PCOS führt es zu einer höheren Lebendgeburtenrate als Clomifen.
- Die Therapie erfolgt einfach in Tablettenform über 5 Tage im frühen Zyklus.
- Die Grundversicherung bernimmt die Kosten für die Hormonbehandlung mit Letrozol für maximal 12 Zyklen.
Dieser Artikel dient ausschliesslich der Information und ersetzt keinesfalls eine professionelle reproduktionsmedizinische Beratung oder Behandlung. Letrozol ist ein verschreibungspflichtiges Medikament. Die Einnahme von Letrozol darf nur unter der strengen Aufsicht eines Facharztes erfolgen.
Warum wird Letrozol bei Kinderwunsch eingesetzt?
Letrozol gehört zur Gruppe der Aromatasehemmer und wurde ursprünglich zur Behandlung von Brustkrebs entwickelt. In der Kinderwunschmedizin kommt Letrozol jedoch „off label“ als Teil einer Hormontherapie zum Einsatz. Es kann die Reifung von Eizellen in den Eierstöcken anregen und so eine ovulatorische Stimulation unterstützen. Auf diese Weise hilft Letrozol Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch, die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
Was bedeutet "Off Label"?
Da Letrozol primär für eine andere Erkrankung (Brustkrebs) zugelassen wurde, bedeutet "off label" (oder zulassungsüberschreitende Anwendung), dass es für einen Anwendungsbereich eingesetzt wird, der nicht in der offiziellen Zulassung des Medikaments steht.
- Dieses Vorgehen ist in der Reproduktionsmedizin gängig, weil sich in klinischen Studien gezeigt hat, dass der Wirkstoff für diesen speziellen Zweck sicher und wirksam ist.
- Die "off label"-Anwendung erfolgt in einem Kinderwunschzentrum dennoch nach klaren, wissenschaftlich fundierten Leitlinien und nur nach umfassender Aufklärung und deiner schriftlichen Zustimmung.

So fördert Letrozol den Eisprungs
Im Gegensatz zum seit Langem etablierten Wirkstoff Clomifen (Clomiphencitrat), der jahrzehntelang als Standardtherapie galt, wirkt Letrozol auf eine subtilere Weise:
- Hemmung der Östrogenproduktion: Als Aromatasehemmer blockiert Letrozol das Enzym Aromatase, wodurch die Umwandlung von Androgenen in Östrogen vorübergehend reduziert wird.
- FSH-Freisetzung: Der Körper registriert den niedrigeren Östrogen-Spiegel als Signal für einen Mangel und reagiert, indem die Hirnanhangdrüse mehr FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) freisetzt.
- Follikelreifung: Das erhöhte FSH stimuliert das Wachstum der Follikel in den Eierstöcken und bereitet sie auf die Ovulation vor.
Da Letrozol das Östrogen nur kurzzeitig senkt und schneller aus dem Körper ausgeschieden wird als Clomifen, hat es oft weniger negative Auswirkungen auf das Endometrium (Gebärmutterschleimhaut) und den Zervixschleim.
Letrozol als Therapie der ersten Wahl, insbesondere beim PCO-Syndrom
Die Indikation für Letrozol ist meist die sogenannte Ovulationsinduktion bei Frauen, deren Eisprungs unregelmässig oder gar nicht stattfindet. Dies ist oft die häufige Ursache bei Patientinnen mit PCOS (Polyzystischem Ovarialsyndrom oder auch PCO-Syndrom).
Letrozol schlägt Clomifen bei PCOS
Aktuelle Studien belegen, warum Letrozol heute international als Erstlinientherapie empfohlen wird. Die weithin beachtete, randomisierte NICHD-Studie hat die Wirksamkeit von Letrozol im Vergleich zu Clomifen bei Frauen mit PCOS untersucht.
- Höhere Lebendgeburtenrate: Daten aus dieser grossen Studie belegen, dass Frauen mit PCOS unter Letrozol eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für eine Lebendgeburt aufwiesen (27.5% nach fünf Behandlungszyklen) als unter Clomifen (19.1%).
- Geringeres Mehrlingsrisiko: Das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft (z.B. Zwillinge) war in der Letrozol-Gruppe signifikant niedriger (3.4%) als in der Clomifen-Gruppe (7.4%). Dies minimiert ein wichtiges Risiko im Vergleich zu älteren Therapien oder injizierbaren Gonadotropin-Präparaten (FSH und HMG).
Parameter (nach 5 Behandlungszyklen) | Letrozol-Gruppe | Clomifen-Gruppe |
---|---|---|
Kumulative Lebendgeburtenrate | 27.5% | 19.1% |
Mehrlingsschwangerschaft-Rate | 3.4% | 7.4% |
Einen ausfürhlichen Bericht über Letrozol und Clomifen im Rahmen der Stimulationstherapie findest du im Video mit Dr. Sarah Plack:
Anwendung im Behandlungszyklus und Kombinationstherapien
Die Einnahme von Letrozol
Die Therapie beginnt üblicherweise in der frühen Follikelphase, meist am Zyklustag 3 bis 5, und dauert 5 Tage. Da es in Tablettenform verabreicht wird, ist die Anwendung für Patientinnen sehr einfach.
Überwachung und Auslösen der Ovulation
Die Wirkung wird durch Ultraschallkontrollen im Kinderwunschzentrum überwacht. Sobald ein oder zwei dominante Follikel reif sind, wird der Eisprungs ausgelöst. Dies geschieht durch eine einmalige Injektion von hCG (humanes Choriongonadotropin).
Nach der Ovulation beginnt die zweite Zyklushälfte (Lutealphase). Häufig wird eine Lutealphasenunterstützung mit dem Hormon Progesteron empfohlen, um die Einnistung zu fördern und die Schwangerschaft zu stabilisieren.
Kombinationen bei assistierter Reproduktion
Letrozol wird häufig in Kombination mit minimal-invasiven Verfahren eingesetzt:
IUI (Intrauterine Insemination): Durch die kombinierte ovarielle Stimulation und die gezielte Insemination des aufbereiteten Spermas kurz nach der hCG-Injektion erhöhen sich die Schwangerschaftschancen.
IVF / ICSI: Auch bei der Vorbereitung auf eine IVF (In-vitro-Fertilisation) oder ICSI kann Letrozol zum Einsatz kommen, jedoch nicht im Standardprotokoll. Es wird gezielt in Protokollen der Reproduktionsmedizin zur milden Stimulation verwendet, um qualitativ hochwertige Eizellen zu gewinnen.
Besonders wichtig ist Letrozol beim Fertilitätserhalt von onkologischen Patientinnen. Da eine Standard-Stimulation den Östrogen-Spiegel gefährlich erhöhen würde, wird Letrozol hier eingesetzt, um als Aromatasehemmer die Östrogen-Produktion niedrig zu halten. Dies ermöglicht die Gewinnung von Eizellen auf sichere Weise, ohne das Risiko für hormonabhängige Tumore zu erhöhen.
Kosten und Verschreibung von Letrozol in der Schweiz
Die Kostenübernahme für Behandlungen des unerfüllten Kinderwunsches in der Schweiz wird durch die Obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) geregelt und ist an klare Vorgaben geknüpft.
- Wenn ein Arzt oder eine Ärztin Letrozol im Rahmen einer Hormonbehandlung zur Stimulation der Eierstöcke verschreibt, werden die Kosten für das Medikament und die dazugehörigen medizinischen Leistungen (Ultraschall, Hormonanalysen) in der Regel von der OKP übernommen.
- Im Gegensatz zu Letrozol ist der jahrzehntelange Standard Clomifen in der Schweiz nicht mehr erhältlich und muss aus dem Ausland (z. B. Deutschland) bezogen und selbst bezahlt werden, was die Stellung von Letrozol als bevorzugte Erstlinientherapie nochmals unterstreicht.
Die OKP übernimmt konservative Kinderwunsch-Behandlungen unter bestimmten Bedingungen:
- Diagnostik: Die Kosten für die Abklärung der Ursachen von Unfruchtbarkeit (Hormonanalysen, Spermiogramme, Ultraschall) werden in der Regel vollständig von der Grundversicherung übernommen.
- Hormonelle Stimulation: Die Kosten für Hormonbehandlungen zur Auslösung eines Eisprungs (ovarielle Stimulation), zu denen Letrozol zählt, werden für maximal 12 Zyklen (oder ein Behandlungsjahr) übernommen.
- Altersgrenze: Die Kostenübernahme gilt normalerweise nur, wenn die Frau das 40. Altersjahr noch nicht vollendet hat. Bei älteren Patientinnen wird oft eine Einzelfallprüfung durch den Vertrauensarzt der Krankenkasse verlangt.
- Intrauterine Insemination (IUI): Auch die Kosten für drei Zyklen einer IUI (Übertragung des aufbereiteten Samens in die Gebärmutter) werden von der OKP gedeckt.
Mögliche Nebenwirkungen
Wie bei jedem Medikament können auch bei der Einnahme von Letrozol Nebenwirkungen auftreten. Diese sind meist mild und klingen schnell ab. Zu den häufigsten gehören:
- Hitzewallungen
- Müdigkeit oder Schwindel
- Kopfschmerzen
Sprich jedoch bitte immer mit deinem Arzt oder deiner Ärztin über alle Bedenken oder ungewöhnlichen Symptome.
Fazit: Die sichere Erstlinientherapie bei Kinderwunsch
Letrozol hat sich als wirksame, gut verträgliche und einfach anzuwendende Option zur ovariellen Stimulation bei unerfülltem Kinderwunsch etabliert, insbesondere für Frauen mit PCOS. Es bietet gute Schwangerschaftschancen bei gleichzeitig geringerem Risiko für Mehrlingsgeburten im Vergleich zu älteren oder invasiveren Methoden. Die strikte Begleitung durch deine Kinderwunschzentrum stellt sicher, dass deine Behandlung sicher und optimal auf deine individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist.
Häufig gestellte Fragen zu Letrozol bei Kinderwunsch
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit mit Letrozol schwanger zu werden?
Die Schwangerschaftsrate ist stark von der zugrunde liegenden Ursache der Unfruchtbarkeit, insbesondere dem PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom), und dem Alter der Frau abhängig.
- PCOS-Patientinnen: Bei Frauen mit PCOS ist Letrozol besonders erfolgreich. Eine grosse Studie zeigte, dass die kumulative Lebendgeburtenrate nach maximal fünf Behandlungszyklen bei 27.5 % lag. Das bedeutet, dass über ein Behandlungsfenster von fünf Zyklen hinweg mehr als ein Viertel der Frauen ein Kind zur Welt brachte.
- Pro Zyklus: Die Wahrscheinlichkeit, in einem einzelnen Letrozol-Zyklus schwanger zu werden, liegt typischerweise zwischen 5 % und 15 %, was dem natürlichen Schwangerschaftsrisiko eines gesunden Paares ähnelt.
Wie viele Zyklen Letrozol brauche ich, bis ich schwanger bin?
Die meisten Schwangerschaften treten innerhalb der ersten drei bis sechs Behandlungszyklen auf, wenn die Therapie anschlägt:
Tritt nach drei bis sechs Zyklen mit nachgewiesenem Eisprung keine Schwangerschaft ein, wird in der Regel eine Reevaluation (z. B. weitere Diagnostik oder ein Wechsel zur IUI/IVF) durch das Kinderwunschzentrum empfohlen.
Hat man mit Letrozol immer einen Eisprung?
Nein, nicht zwingend, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch und dosisabhängig.
- Bei Frauen mit PCOS wird mit Letrozol in etwa 60 % bis 70 % der Behandlungszyklen ein Eisprung ausgelöst. Diese Rate ist höher als beim älteren Wirkstoff Clomifen.
- Spricht eine Patientin nicht auf die Anfangsdosis an, wird die Dosis im folgenden Zyklus schrittweise erhöht. Ziel der Behandlung ist es, eine Dosis zu finden, die zuverlässig einen Eisprung auslöst (Ovulationsinduktion).
Wie erfolgreich ist Letrozol bei Unfruchtbarkeit?
Letrozol ist bei der häufigsten Form der Unfruchtbarkeit, nämlich der anovulatorischen Infertilität (ausbleibender Eisprung), die oft durch PCOS verursacht wird, sehr erfolgreich und gilt als Therapie der ersten Wahl.
Der Erfolg wird oft im direkten Vergleich zu Clomifen gemessen: Letrozol führt bei PCOS zu signifikant höheren Lebendgeburtenraten und einem geringeren Risiko für Mehrlingsschwangerschaften.