Das Wichtigste zur Follikelgrösse:

  • Die Grösse der Follikel gibt Aufschluss über die Reife der Eizellen.
  • Reife Eizellen haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, befruchtet zu werden.
  • Die richtige Follikelgrösse ist daher entscheidend für den IVF-Erfolg.
  • Im Allgemeinen gelten Follikel mit einer Grösse von 16 bis 22 mm als optimal.
  • Der optimale Zeitpunkt für die Punktion wird durch Ultraschalluntersuchungen und Hormonmessungen bestimmt

Follkelgrösse ist entscheidend für eine Schwangerschaft

Die Follikelpunktion ist ein zentraler Schritt bei der In-vitro-Fertilisation (IVF). Sie bezeichnet den Moment, in dem die reifen Eizellen aus den Eierstöcken entnommen werden. Doch warum spielt die Grösse der Follikel eine so wichtige Rolle für den Erfolg der Behandlung?

In diesem Artikel erfährst du, warum die richtige Follikelgrösse entscheidend ist, welche Werte als ideal gelten und wie die Follikelpunktion genau abläuft.

Follikelgrösse IVF ICSI IUI
Wie wichtig ist die Follikelgrösse wirklich?

Was ist eine Follikelpunktion?

Die Follikelpunktion ist ein wichtiger und routinemässiger Eingriff zur Eizellgewinnung bei einer ICSI, IVF oder Social Freezing. Dabei werden die reifen Follikel mit einer sehr feinen Nadel vorsichtig punktiert, um die darin enthaltenen Eizellen zu entnehmen.

Der Eingriff erfolgt unter Ultraschallkontrolle durch die Vagina. Ziel ist es, möglichst viele reife Eizellen zu gewinnen, um die Chancen für eine erfolgreiche Befruchtung zu maximieren.

Welche Follikelgrösse ist ideal für die Punktion?

Obwohl zahlreiche Studien nahelegen, dass Follikel mit einem Durchmesser von 16 bis 22 mm die höchste Wahrscheinlichkeit für reife und befruchtungsfähige Eizellen aufweisen, ist das optimale Follikelwachstum ein komplexes Thema, das weiterhin Gegenstand der Forschung ist.

Es ist allgemein anerkannt, dass Follikel mit einem Durchmesser von weniger als 14 mm häufig unreife Eizellen enthalten, die eine geringere Befruchtungsfähigkeit aufweisen.

Jedoch zeigen neuere Forschungsergebnisse, dass auch Follikel ab einem Durchmesser von 13 mm, und auch kleinere Follikel (8-12mm), zu qualitativ hochwertigen Blastozysten führen und sich normal zu gesunden Kindern entwickeln können.

Dies unterstützt die Praxis, auch kleinere Follikel bei der Punktion zu berücksichtigen, um die Gesamtzahl der gewonnenen Blastozysten zu maximieren.

Follikel mit einem Durchmesser von mehr als 22 mm können überreife oder degenerierte Eizellen enthalten, was sich negativ auf die Schwangerschaftsrate auswirken kann.

Allerdings deuten weitere Studien darauf hin, dass die Blastozystenbildungsrate bei Follikeln mit einem Durchmesser von bis zu 27.5 mm optimal sein kann. Auch Follikel mit einem Durchmesser von 28 mm oder mehr zeigten in diesen Studien keine signifikant geringere Blastozystenbildung im Vergleich zu den 16-27.5mm.

Grösse Follikel Befruchtung
Eine Grösse von 16 bis 22 mm ist ideal, aber auch kleinere oder grössere Follikel haben eine Chance

Wie wird der ideale Zeitpunkt für die Punktion bestimmt?

Die Follikelgrösse ist ein entscheidender Indikator für die Reife der Eizellen im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung. Während der hormonellen Stimulation der Eierstöcke erfolgt eine engmaschige Überwachung des Follikelwachstums durch Ultraschalluntersuchungen und Hormonspiegelmessungen.

Der optimale Zeitpunkt für die Follikelpunktion, also die Entnahme der Eizellen, wird massgeblich durch die Grösse des dominanten Follikels bestimmt. Dieser sogenannte Leitfollikel ist der grösste Follikel und signalisiert den bevorstehenden Eisprung. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Follikel gleichmässig wachsen, weshalb dem Leitfollikel besondere Aufmerksamkeit zukommt.

Studien haben gezeigt, dass bei intrauteriner Insemination (IUI) mit hormoneller Stimulation Leitfollikel mit einem Durchmesser von 23 bis 28 mm die höchsten Schwangerschaftsraten aufweisen.

Im Allgemeinen gilt, dass ein Leitfollikel einen Durchmesser von 18 bis 24 mm erreichen sollte, um eine optimale Reife der Eizelle für die Befruchtung zu gewährleisten. Bei Erreichen dieser Grösse wird die endgültige Eizellreifung durch die Verabreichung von humanem Choriongonadotropin (hCG) oder eines Gonadotropin-Releasing-Hormon-Agonisten (GnRH-Agonisten) ausgelöst.

Die Follikelpunktion erfolgt in der Regel 32 bis 36 Stunden nach der Auslösung des Eisprungs.

Ultraschall Überwachung Follikelreifung
Im Ultraschall wird die Grösse der Follikel bestimmt

Individuelle Faktoren und die Variabilität der Follikelgrösse

Die optimale Follikelgrösse ist kein starrer Wert, der für jede Frau gleich ist. Vielmehr kann sie von Frau zu Frau variieren, abhängig von einer Reihe individueller Faktoren. Das Alter der Frau spielt eine wichtige Rolle, da die Eizellreserve und die Qualität der Eizellen mit zunehmendem Alter abnehmen.

Auch die individuelle Reaktion auf die hormonelle Stimulation ist entscheidend. Einige Frauen reagieren stärker auf die Stimulation als andere, was zu schnellerem Follikelwachstum führen kann.

Darüber hinaus können spezifische medizinische Bedingungen, wie beispielsweise das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), das Follikelwachstum beeinflussen. Daher ist eine individuelle Überwachung und Anpassung der Behandlung unerlässlich, um den optimalen Zeitpunkt für die Follikelpunktion zu bestimmen.

Die Rolle der Hormonwerte, insbesondere Östradiol

Hormonwerte spielen eine zentrale Rolle bei der Beurteilung der Follikelreife. Insbesondere der Östradiolspiegel gibt wichtige Aufschlüsse über das Wachstum und die Funktionalität der Follikel. Östradiol ist ein Östrogen, das von den Granulosazellen in den Follikeln produziert wird.

Mit dem Wachstum der Follikel steigt der Östradiolspiegel im Blut an. Daher dient die Messung des Östradiolspiegels als Indikator für die Anzahl und das Wachstum der reifen Follikel. Ein ansteigender Östradiolspiegel signalisiert, dass die Follikel gut auf die Stimulation ansprechen und reife Eizellen enthalten könnten.

Der Arzt überwacht den Östradiolspiegel in regelmässigen Abständen, um den optimalen Zeitpunkt für die Auslösung des Eisprungs und die Follikelpunktion zu bestimmen. Auch andere Hormonwerte, wie luteinisierendes Hormon (LH) und Progesteron, sind wichtig, um ein umfassendes Bild der Follikelreife und des optimalen Punktionszeitpunkts zu erhalten.

Stimulation Eizellqualität
Ziel der Stimulation ist es, möglichst viele Eizellen mit guter Qualität zu gewinnen

Ablauf der Follikelpunktion

  1. Hormonelle Stimulation der Eierstöcke: Die ovarielle Stimulation erfolgt durch Hormonbehandlung mit FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und anderen Präparaten zur Förderung des Follikelwachstums.
  2. Auslösung des Eisprungs: Sobald die Mehrzahl der Follikel die gewünschte Grösse erreicht hat, wird die Eizellreifung mit einer hCG-Injektion (humanes Choriongonadotropin) oder einem GnRH-Agonisten ausgelöst.
  3. Tag der Follikelpunktion: Etwa 32 bis 36 Stunden später erfolgt die Punktion in der Kinderwunschklinik unter Kurznarkose oder leichter Sedierung.
  4. Eizellentnahme: Mithilfe einer feinen Nadel werden die Follikelflüssigkeit und die darin enthaltenen, entnommenen Eizellen abgesaugt und im Labor auf ihre Reife geprüft. In der Regel wird am selben Tag auch eine Samenprobe für die Gewinnung der Spermien abgegeben.
  5. Befruchtung der Eizellen: Die gewonnenen Eizellen werden mit den Samenzellen aus einer Samenprobe zusammengebracht (IVF oder ICSI) und auf ihre Befruchtung hin überwacht.
  6. Embryotransfer: Nach wenigen Tagen werden die befruchteten Eizellen in die Gebärmutterhöhle eingesetzt, damit sie sich einnisten können.

Follikelanzahl und -qualität: Was ist wichtiger?

Eine hohe Anzahl an Follikeln ist wünschenswert, aber nicht der einzige Erfolgsfaktor. Entscheidend ist die Qualität der Eizellen, die mit zunehmendem Alter der Frau abnehmen kann.

Daher ist es essenziell, nicht nur auf die Anzahl, sondern auch auf die Reife und Beschaffenheit der Eizellen zu achten. Auch Faktoren wie Östradiol- und Progesteron-Werte beeinflussen die Qualität der Eizellen.

Qualität Quantität Eizellen Follikel
Nicht nur die Anzahl, sondern auch die Qualität der Eizellen spielen eine grosse Rolle

Weitere Aspekte der IVF-Punktion

  • In seltenen Fällen kann es zu Komplikationen wie einer Überstimulation der Eierstöcke (OHSS) kommen.
  • Nicht alle gewonnenen Eizellen sind für die Befruchtung geeignet.
  • Überschüssige, befruchtete Eizellen können durch Kryokonservierung für zukünftige Behandlungen (Frozen Embryo Transfer) aufbewahrt werden.
  • Nach der Punktion beginnt die Gelbkörperphase, die mit Progesteron unterstützt werden kann, um die Einnistung zu fördern.

Häufig gestellte Fragen zur Follikelgrösse

Können Eizellen nach der Entnahme noch nachreifen?

Ja, Eizellen können nach der Entnahme unter bestimmten Bedingungen noch nachreifen. Dieser Prozess wird als In-vitro-Maturation (IVM) bezeichnet. Dabei werden unreife Eizellen im Labor weiterkultiviert, um ihre Reifung abzuschliessen, bevor sie befruchtet werden.

Allerdings ist die Erfolgsrate von IVM im Vergleich zur Reifung im Körper niedriger, weshalb diese Methode nur in bestimmten Fällen angewendet wird – beispielsweise bei Frauen mit einem hohen Risiko für OHSS oder wenn bei der Punktion viele unreife Eizellen entnommen wurden.

Können Eizellen auch im natürlichen Zyklus gewonnen werden?

Ja, Eizellen können auch im natürlichen Zyklus gewonnen werden, ohne dass eine hormonelle Stimulation erfolgt. Dieser Ansatz wird als Natural Cycle IVF bezeichnet.

Im natürlichen Zyklus wird lediglich der natürliche Eisprung beobachtet, und es wird nur die einzelne Eizelle entnommen, die in diesem Zyklus von selbst herangereift ist. Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie weniger belastend für den Körper ist, da keine zusätzlichen Hormone zur Stimulation der Eierstöcke eingesetzt werden. Auch das Risiko einer Überstimulation entfällt.

Allerdings gibt es auch einige Einschränkungen:

  • Es wird in der Regel nur eine Eizelle entnommen, was die Erfolgschancen im Vergleich zur klassischen IVF mit hormoneller Stimulation, bei der mehrere Eizellen gewonnen werden, verringern kann.
  • Die Erfolgsaussichten sind oft geringer, da der natürliche Zyklus in Bezug auf die Anzahl der verfügbaren Eizellen begrenzt ist.
  • Wichtig ist, dass die Frau einen regelmässigen Menstruationszyklus haben muss, da der Zeitpunkt des Eisprungs genau überwacht werden muss, um die Eizellentnahme optimal zu timen.
Eine IVF im natürlichen Zyklus kann für Frauen geeignet sein, die keine hohe Eizellreserve mehr haben oder bei denen die hormonelle Stimulation nicht erwünscht oder nicht erfolgreich war.

Follikelgrösse ist nicht alles

Für Paare mit Kinderwunsch ist es wichtig zu verstehen, dass die Follikelgrösse zwar ein relevanter, aber nicht der einzige Faktor für eine erfolgreiche Schwangerschaft ist. Selbst Follikel mit optimaler Grösse können unter Umständen keine Eizelle enthalten. Daher sollte man sich nicht zu sehr auf dieses einzelne Kriterium fokussieren.

Im Rahmen einer IVF-Behandlung wird angestrebt, Follikel mit einer Grösse von 16 bis 22 mm zu erreichen, da diese in der Regel reife und befruchtungsfähige Eizellen enthalten.

Die präzise Bestimmung des optimalen Zeitpunkts für die Follikelpunktion ist jedoch von entscheidender Bedeutung. Um diesen Zeitpunkt zu ermitteln, ist eine engmaschige Überwachung durch Ultraschalluntersuchungen und Hormonwertanalysen erforderlich. Zudem ist eine individuelle Anpassung der hormonellen Stimulation essenziell.

Letztendlich ist es ratsam, dich von deinem behandelnden Arzt oder deiner Ärztin im Kinderwunschzentrum beraten zu lassen. Sie können deine individuelle Situation optimal einschätzen und dir dabei helfen, die besten Chancen für eine erfolgreiche Schwangerschaft zu realisieren.

In unserer Kinderwunschklinik in Zürich erhältst du eine personalisierte Behandlung mit einem individuellen Behandlungsplan, der deine Voraussetzungen und Bedürfnisse berücksichtigt.