In diesem Artikel erfährst du, welche Ursachen Erektionsstörungen haben und wie diese behandelt werden können.

Das Wichtigste zu Erektionsstörungen

  • Etwa einer von fünf Männern leidet an Erektionsstörungen
  • In der Schweiz berichten etwa 30 % der Männer zwischen 18 und 25 von Erketionsstörungen
  • Gründe können sowohl körperlich als auch psychisch sein
  • Oft können Erektionsstörungen durch einen gesunden Lebensstil verbessert werden
  • Wenn das nicht hilft können Medikamente oder mechanische Therapien zum Einsatz kommen

Was ist eine Erektionsstörung?

Eine Erektionsstörung wird auch als erektile Dysfunktion (oder “Impotenz”) bezeichnet. Darunter versteht man, das Unvermögen, eine Erektion zu bekommen oder zu halten, damit der Penis für den Geschlechtsverkehr ausreichend erigiert ist.

Diese sexuelle Funktionsstörung betrifft üblicherweise vor allem Männer über 40, kann aber auch jederzeit nach der Pubertät auftreten.

Erektionsstörungen sind gar nicht so selten

Eine Studie schätzt, dass einer von 5 Männern in den USA davon betroffen ist. Eine andere Umfrage aus den USA ergab, dass 52 % der Männer zwischen 40 und 70 zumindest zu einem gewissen Grad von Erektionsproblemen betroffen sind. Eine Studie aus der Schweiz ergab ausserdem, dass 30 % der Männer zwischen 18 und 25 an einer erektilen Dysfunktion leiden.

Leider lässt sich die Mehrheit der Männer mit einer Erektionsstörung nicht behandeln. Und das, obwohl Männer im Allgemeinen berichten, dass sich die Erkrankung negativ auf ihr Sexualleben, ihre Lebensqualität und Beziehung auswirkt. Erektionsstörungen können darüber hinaus zu psychischen Beeinträchtigungen wie Angstzuständen, Depression und geringem Selbstwertgefühl führen.

Ursachen für Erektionsstörungen

Körperliche Ursachen

Eine der Hauptursachen für Erektionsstörungen ist die Atherosklerose, bei der sich Plaque in den Arterien ansammelt und den Blutfluss zum Schwellkörper des Penis behindert.

Diese krankhafte Einlagerung von Plaque und Fetten wird medizinisch als Atherosklerose bezeichnet und ist auf genetische Faktoren und den Lebensstil zurückzuführen. Schätzungsweise ist die Atherosklerose bei einem Grossteil der Erektionsstörungen bei Männern über 50 verantwortlich. Andere Ursachen sind:

Anatomische Anomalien können ebenfalls zu Erektionsstörungen führen. Eine davon ist die Peyronie-Krankheit, die durch eine Krümmung oder Verformung des Penis im erigierten Zustand sowie durch Schmerzen und Plaquebildung im Penis gekennzeichnet ist. Sie kann sowohl durch Verletzungen des Penis als auch durch bestimmte Bindegewebs- oder Autoimmunerkrankungen entstehen. Eine weitere Ursache für eine erektile Dysfunktion ist der Priapismus, bei dem eine Erektion ungewollt lange aufrechterhalten wird, was zu einer Schädigung des Gewebes und der Blutgefäße im Penis führt.

Psychische Ursachen

Bei manchen Männern ist die erektile Dysfunktion hauptsächlich auf psychische Erkrankungen wie Stress im Beruf, Angstzustände, Depressionen und geringem Selbstwertgefühl zurückzuführen.

Bei jüngeren Männern sind psychologische Ursachen der Hauptgrund für Erektionsstörungen, welche als Folge von vorausgegangen Erfahrungen wie vorzeitiger Samenerguss, schmerzhaftem Sex (Dyspareunie) oder früherem sexuellen Missbrauch auftreten können. Beziehungskonflikte, Versagensängste und Leistungsdruck können zusätzliche psychologische Faktoren. Eine erektile Dysfunktion kann weiterhin zu Angstzuständen und Depressionen führen.

Mehr über die psychischen Ursachen von Erektionsstörungen erfährst du im Video mit Prof. Dr. Wülfing:

Risikofaktoren

Verschiedene Vorerkrankungen können das Risiko für Erektionsstörungen erhöhen. Dazu gehören:

  • Atherosklerose
  • Hoher Blutdruck
  • Hoher Cholesterinspiegel
  • Diabetes Typ 2

Daneben haben weitere Faktoren Einfluss auf die Erkrankung:

  • Übermässiger Alkoholkonsum
  • Rauchen
  • Übergewicht
  • Antidepressiva, insbesondere solche aus der Kategorie der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
  • Antihistaminika
  • Antihypertensiva (Medikamente gegen Bluthochdruck)
  • Diuretika
  • Drogen

Da viele der Risikofaktoren für erektile Dysfunktion in Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen, ist es vielleicht nicht überraschend, dass die Erkrankung in Verbindung mit koronarer Herzkrankheit und Schlaganfall auftritt.

Es wurde weiterhin festgestellt, dass Erektionsstörungen in der Regel mehrere Jahre vor einer Herzerkrankung auftritt und somit ein Zeitfenster für Diagnose und Intervention darstellen kann.

Diagnose

Die Diagnose von Erektionsstörungen wird in der Regel von Fachärzten für Urologie gestellt. Dazu gehören:

  • Ausführliche Anamnese, einschließlich frühere Operationen und aktuelle Medikation
  • Körperliche Untersuchung der Genitalien
  • Psychologische Untersuchung
  • Laboruntersuchungen (Blut- und Urinproben) zur Bestimmung des Hormonspiegels sowie zur Feststellung einer Herzerkrankung oder Diabetes mellitus
  • Ultraschalluntersuchung, um den Blutfluss in und um den Penis zu untersuchen

Behandlung von Erektionsstörungen

Bei der Festlegung einer Behandlungsstrategie für erektile Dysfunktion ist es wichtig zu wissen, wie sehr ein Mann durch die Krankheit beeinträchtigt wird. Männer mit einem geringeren sexuellen Verlangen haben möglicherweise eine geringere Motivation, sich behandeln zu lassen.

Für Paare mit Kinderwunsch, bei denen der Mann keine ausreichende Erektion bekommt, können Medikamente zur Behandlung der Erektionsstörung oder alternative Therapien eine Option sein. Darüber hinaus können sich Paare für die assistierte Reproduktion mit Spermienextraktionstechniken (IUI) entscheiden.

Die Korrektur eines ungesunden Lebensstils ist oft der erste Schritt, um die erektile Funktion wiederherzustellen.

Änderung des Lebensstils

Zu dieser Kategorie von Massnahmen gehören:

  • mit dem Rauchen aufhören
  • regelmässige Bewegung
  • Reduzierung der Blutfettwerte durch gesunde Ernährung
  • Gewichtsabnahme bei Übergewicht

Diese Änderungen des Lebensstils können sich positiv auf die sexuelle Gesundheit auswirken. Darüber hinaus kann ein Testosteronmangel ausgeglichen werden, was zur Behebung Potenzstörungen beitragen kann.

Medikamente

Eine Reihe von Medikamenten aus der Familie der PDE-5-Hemmer ist in Form von Tabletten erhältlich. Orale Medikamente helfen dabei, eine Erektion bei sexueller Erregung aufrechtzuerhalten, indem sie die Venen im Penis erweitern und so den Blutfluss erhöhen. Zu den spezifischen Medikamenten gehören:

  • Viagra® (Sildenafil)
  • Cialis® (Tadalafil)
  • Levitra® (Vardenafil)
  • Stendra® (Avanafil)

Diese Medikamente sind Potenzmittel und bekämpfen nicht die Ursache einer Erektionsstörung. Daher sollten sie nur bei Bedarf eingenommen werden. Sie wirken innerhalb von etwa einer Stunde nach der Einnahme. Allerdings wirken PDE-5-Hemmer nicht bei allen Männern mit einer Erektionsstörung. Vor allem bei schwereren Formen der Erkrankung müssen möglicherweise die Optionen in Betracht gezogen werden.

Mehr über die Behandlung von Erketionsstörungen erfährst du im Podcast mit Dr. med. Jann-Frederik Cremers:

Mechanische Therapien

Als Alternative zu den oben genannten oralen Medikamenten wurden mehrere alternative Therapien entwickelt, um die Erektion des Penis zu stimulieren.

Alprostadil oder Prostaglandin E1 (PGE1) ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, das die Entspannung der Muskeln in den Arterien fördert und so die Gefässerweiterung und den Blutfluss erhöht. Es kann als selbst zu verabreichende Injektion (auch Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie oder SKAT) in den Penis oder als Tablette, die mit Hilfe eines Applikators in die Harnröhre eingeführt werden kann, verabreicht werden. Eine Nebenwirkung von Alprostadil ist die Penisfibrose, bei der es zur Narbenbildung im Penis kommt und er an Elastizität verliert. In diesem Fall muss die Therapie abgebrochen werden.

Vakuumpumpe. Hierbei wird ein Glas- oder Plastikzylinder über den schlaffen Penis gestülpt. Mit der Pumpe wird Luft aus dem Zylinder gesaugt, wodurch der Blutfluss im Penis zunimmt und eine Erektion erreicht wird. Anschliessend wird ein Ring auf die Peniswurzel geschoben, um die Erektion aufrechtzuerhalten. Um Schäden an den Blutgefässen zu vermeiden, sollte der Ring nicht länger als 30 Minuten getragen werden. Da das Blut nicht aktiv zirkuliert, kann sich der Penis im erigierten Zustand kalt anfühlen.

Penisimplantate. Die letzte Möglichkeit der Behandlung sind Penisprothesen oder chirurgische Implantate. Es gibt sie in halbstarren Formen, die relativ einfach zu implantieren sind. Ihr Nachteil ist, dass der Penis aufgrund der Prothese immer erigiert erscheint. Eine weitere Möglichkeit sind aufblasbare Prothesen: Sie bestehen aus zwei Schläuchen, die in den Penis implantiert werden, und einer Pumpe im Hodensack. Sie bergen ein höheres Risiko eines mechanischen Versagens und einer Infektion. Implantate gelten als eine gute Option für Männer mit Peyronie-Krankheit, da sie dazu beitragen können, die Form und die Erektionsfähigkeit des Penis wiederherzustellen.

Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit

Wenn eine Potenzstörung den Geschlechtsverkehr erschwert, wirkt sich dies indirekt auch negativ auf die Fruchtbarkeit des Mannes und eine gewünschte Schwangerschaft aus.

Dennoch ist es keineswegs unmöglich, ein Kind zu bekommen. Zu beachten ist, dass Erektionsprobleme nicht automatisch eine niedrige Spermienzahl oder schlechte Spermienqualität bedeuten. Bestimmte Ursachen, wie z. B. ein niedriger Testosteronspiegel, können jedoch auch die Spermienproduktion beeinträchtigen.

Neben den oben genannten Behandlungsoptionen besteht auch noch die Möglichkeit einer Kinderwunschbehandlung:

Fazit zu Erektionsstörungen

Erektile Dysfunktion ist die Unfähigkeit, eine ausreichende Erektion zu erreichen oder aufrechtzuerhalten. Erektionsstörungen treten vermehrt mit zunehmendem Alter des Mannes auf. Die Beeinträchtigung der sexuellen Aktivität kann sich  negativ auf die Lebensqualität und die psychische Gesundheit auswirken und auch dem Kinderwunsch im Wege stehen. Zu den häufigsten Ursachen gehören eine gestörte Blutzufuhr durch Arterienverkalkung, Schäden durch Operationen, hormonelle Ungleichgewichte und andere medizinische Erkrankungen.

Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören Änderungen des Lebensstils, die Einnahme von Medikamenten und mechanische Therapien. Zusätzlich können Paare mit Potenzproblemen durch eine Kinderwunschbehandlung unterstützt werden.

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