Erfahre hier, was eine Ejakulationsstörung ist, welche Ursachen es gibt und wie sie behandelt werden.

Key Facts

  • Ejakulationsstörungen können organischer oder psychischer Natur sein
  • Vorzeitiger Samenerguss betrifft etwa 20 bis 30 % der Männer
  • 1-4 % der Männer haben einen verzögerten Samenerguss
  • Bei einem fehlgeleiteten Samenerguss fliesst Sperma in die Blase anstatt in den Penis
  • Ejakulationsstörungen und Erektionsstörungen sind nicht dasselbe, können aber zusammen auftreten

Einleitung

Ejakulationsstörungen sind ein weitverbreitetes Problem, das sowohl durch organische als auch psychische Faktoren verursacht werden kann. Manche Störungen müssen nicht zwingend behandelt werden, andere führen zu einem unerfüllten Kinderwunsch oder haben einen negativen Einfluss auf das Sexualleben und erfordern deshalb eine Abklärung beim Arzt. In diesem Artikel erörtern wir die häufigsten Ejakulationsstörungen, ihre möglichen Ursachen sowie die Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist eine Ejakulationsstörung?

Störungen der Ejakulation gehören zu den am häufigsten auftretenden Sexualstörungen bei Männern. Dabei kann es sich um einen vorzeitigen, verzögerten oder ausbleibenden Samenerguss handeln, aber auch um einen fehlgeleiteten oder schmerzhaften Samenerguss.

Im Folgenden gehen wir auf folgende Ejakulationsstörungen ein:

  • Vorzeitiger Samenerguss
  • Verspäteter Samenerguss
  • Ausbleibender Samenerguss
  • Fehlgeleiteter Samenerguss
  • Weitere Probleme beim Samenerguss

Vorzeitiger Samenerguss

Beim vorzeitigen Samenerguss, auch Ejaculatio praecox genannt, kommt der Mann früher als gewollt zum Samenerguss. In der Literatur wird häufig eine Prävalenz von etwa 20-30% berichtet. Allerdings ist es schwierig zu definieren, was eine normale Länge ist. Die Amerikanische Vereinigung der Urologen definiert das Phänomen als “Ejakulation, die früher als gewünscht, entweder vor oder kurz nach der Penetration, stattfindet”. Manche betroffene Männer haben den Orgasmus und die Ejakulation vor der eigentlichen Penetration. In diesem Fall spricht man von einer Ejaculatio ante portas.

Es werden zwei Typen von vorzeitigen Samenergüssen unterschieden:

  • Die primäre Ejaculatio präcox: diese Form beschreibt vorzeitige Samenergüsse, die seit Beginn der sexuellen Aktivität des Betroffenen bestehen.
  • Die sekundäre Ejaculatio präcox: von der sekundären Form ist dann die Rede, wenn der Mann zuvor in der Lage war, seine Ejakulation hinauszuzögern, dies nun aber nicht mehr möglich ist.

Ursachen

Noch ist unklar, wie ein vorzeitiger Samenerguss genau zustande kommt. Während man lange Zeit davon ausgegangen ist, dass die vorzeitige Ejakulation vor allem psychische Ursachen hat, weiss man mittlerweile, dass auch körperliche Ursachen zugrunde liegen können. Eine weitere Annahme, die mit einer Metastudie widerlegt werden konnte, ist diejenige, dass beschnittene Männer eher zu vorzeitigen Orgasmen neigen.

vorzeitiger Samenerguss
Ein vorzeitiger Samenerguss ist die häufigste Ejakulationsstörung

Folgende psychische Faktoren können zu einer vorzeitigen Ejakulation beitragen:

  • Schlechtes Körperbild
  • Stressige Lebensphasen
  • Angst, Angespanntheit und Depression
  • Mangelndes Bewusstsein über die eigene Erregung
  • Sorgen über die vorzeitige Ejakulation
  • Sexueller Missbrauch

Zu den körperlichen Ursachen gehören:

  • Entzündungen im Bereich der Prostata, Harnröhre oder äusseren Genitalien
  • Erektile Dysfunktion
  • Hormonstörungen

Vorzeitige Samenergüsse können einen Betroffenen und seinen Sexualpartner:in belasten, wenn diese als störend empfunden werden. In diesem Fall, oder falls das Problem plötzlich auftritt, empfehlen wir eine Abklärung beim Urologen.

Diagnose

Folgende Untersuchungen werden durchgeführt, um festzustellen, ob es sich bei dem vorzeitigen Samenerguss um eine organische Ursache handelt:

  • Biothesiometrie. Bei einer Biothesiometrie werden die Nerven am äusseren Genital sowie einer weiteren Körperstelle mit denselben Nerven gemessen. In diesem Beispiel kann das die Hand sein. Dadurch kann festgestellt werden, ob es individuelle Abweichungen zwischen den beiden Körperstellen gibt. Auch können internationale Werte zum Vergleich hinzugezogen werden.
  • Elektromyografie. Anhand einer Elektromyografie wird die Beckenbodenmuskulatur gemessen. Diese ist für verschiedene Sexualfunktionen zuständig, zum Beispiel, um ausreichend Druck im Penis zu erzeugen oder die Ejakulation auszulösen.
  • Doppler-Duplex-Sonografie. Um festzustellen, wie es um die Geschwindigkeit der Blutfluss steht, kann eine Doppler-Duplex-Sonografie durchgeführt werden. Sie misst die Richtung sowie Menge des Blutes, das in den Penis hinein- und wieder hinausfliesst.
  • Blutanalyse. Durch eine Blutentnahme kann die Menge an Hydroxyindolessigsäure gemessen werden, ein Abbauprodukt von Serotonin. Das Hormon Serotonin hat die Aufgabe, die Ejakulation hinauszuzögern. Entsprechend können vorzeitige Ejakulationen die Konsequenz eines geringen Serotoninspiegels sein.

Behandlung

Zur Behandlung der vorzeitigen Ejakulation stehen Betroffenen mehrere Optionen zur Verfügung. Wenn du wissen möchtest, was du selbst tun kannst, bevor du einen Arzt konsultierst, schaue dir gern das Video von Urologe Dr. med. Oliver Gralla an:

Selbsttherapie bei vorzeitiger Ejakulation

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer

Verfügt ein Mann über einen zu geringen Serotoninspiegel, kann auch der Orgasmus nicht lange hinausgezögert werden. Eine Behandlungsform von vorzeitigen Samenergüssen beinhaltet daher die medikamentöse Behandlung mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI). Dieses Antidepressivum sorgt dafür, dass das vorhandene Serotonin möglichst lange zwischen zwei Nervenzellen bleibt, und dort seine Wirkung entfalten kann, ehe es von der nächsten Nervenzelle absorbiert wird. Der Orgasmus wird dadurch verzögert.

Allerdings werden diese Medikamente in der Regel nicht von der Krankenkasse übernommen, da sie grundsätzlich für Depressionen verschrieben werden. Ausserdem besteht die Problematik bei dieser Behandlungsform darin, dass nur das Symptom bekämpft wird, nicht aber die Ursache. Hinzu kommen Nebenwirkungen der Medikamente wie Verdauungsprobleme, Übelkeit, Unruhe und Schlafstörungen, Kopfschmerzen und eingeschränkte Libido.

Die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer können starke und gefährliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben. Da Psychopharmaka verschreibungspflichtig sind, wird dich dein Arzt ohnehin auf Medikamente, die du aktuell einnimmst, ansprechen.

Cremes, Sprays, Kondome

Wer keine Serotonin-Tabletten einnehmen möchte, kann sich für Cremes oder Sprays mit Lokalanästhetikum entscheiden. Mit diesen Mitteln wird der Penis lokal betäubt und zögert so die Ejakulation hinaus. Hierbei gilt es zu beachten, dass die Creme ‘off-Label’ eingesetzt wird, das heisst, die Creme wurde nicht für die Verzögerung von Samenergüssen entwickelt, sondern wird dafür zweckentfremdet.

Samenerguss hinauszögern mit Cremes
Bestimmte Cremes können den Samenerguss hinauszögern

Falls du eine solche Creme benutzen möchtest, solltest du sie mit grösster Vorsicht auftragen, denn andere Hautstellen können bei Kontakt ebenfalls betäubt werden. Ausserdem solltest du ein Kondom tragen, damit du die Creme nicht deiner Partnerin überträgst. Es gibt auch spezielle Kondome, die dieselbe Wirkung versprechen. Je nach Material des Kondoms kann aber der Wirkstoff den Schutz des Kondoms beeinträchtigen. Auch hier solltest du den Rat deines Arztes hinzuziehen.

Therapeutische Behandlung

Vor allem Männer, bei denen der Ursprung des Problems eher psychisch als organisch ist, können mithilfe einer Sexualtherapie Fortschritte erzielen respektive das Problem beheben. Manchmal liegt die Ursache von vorzeitigen Ejakulationen in der Sexualerziehung oder einem erlebten Trauma. In vielen Fällen können einfache, nicht medikamentöse Techniken helfen, um den Orgasmus hinauszuzögern. Oft genannt werden:

  • Die Stopp-Start-Technik: Bei dieser Methode wird der Geschlechtsverkehr kurz vor dem ‘point of no return’ unterbrochen und erst dann fortgesetzt, wenn die sexuelle Erregung des Mannes herabgefallen ist.
  • Die Squeeze-Technik: Hierbei wird der Orgasmus unterdrückt, indem der Geschlechtsverkehr unterbrochen und der Mann seinen Penis drückt. Konkret hält er seinen Zeigefinger an das Frenulum (das kleine Band, das Eichel und Penis verbindet) und den Daumen an die gegenüberliegende Seite der Eichel und drückt von beiden Seiten her. Bei dieser Methode ist Vorsicht geboten, denn durch einen zu festen Druck können Verletzungen entstehen.
  • Masturbation: Eine weitere Methode, um den Orgasmus hinauszuzögern, ist die Masturbation vor dem Geschlechtsverkehr. Viele Männer haben eine bessere Kontrolle während des Sex mit ihrem/r Partner/in, wenn sie bereits kurz davor einen Samenerguss hatten.

Es ist wichtig, das Problem mit einer Fachperson zu besprechen, um allfällige Risiken der Behandlungsmethoden möglichst gering zu halten respektive zu verhindern. Die Behandlungsart wird je nach Ursache zusammen mit der ärztlichen Fachperson ausgewählt.

Verzögerter Samenerguss

Die verzögerte Ejakulation, auch Ejaculatio retarda genannt, erfolgt ‘später als gewünscht’. Teilweise erreicht der Mann den Orgasmus noch während des Geschlechtsverkehrs, teilweise leiden Betroffene unter Orgasmusstörungen und benötigen manuelle Stimulation, damit sie den Höhepunkt erreichen. Etwa 1–4 Prozent der Männer sind davon betroffen.

Wie bei dem vorzeitigen Samenerguss gibt es auch beim verzögerten eine primäre und sekundäre Form. Die primäre Form beschreibt einen Zustand, den der Mann seit Beginn seines Sexuallebens hat, während sich die sekundäre Form erst später entwickelt und deshalb oft als störend empfunden wird.

Gemäss einer Studie, bei der 500 Paare aus fünf Ländern untersucht wurden, betrug der Median der intravaginalen Ejakulationszeit (IELT) 5.4 Minuten. Die IELT ist die Zeit zwischen der ersten Penetration und Ejakulation in der Vagina. Bei Männern mit verzögerten Ejakulationen dauert die intravaginale Ejakulationszeit ca. 20 Minuten. Es gilt dabei zu beachten, dass eine allgemeine Aussage über die Medianlänge schwierig ist, denn sie kann sich nicht nur von Mann zu Mann, sondern auch von Geschlechtsverkehr zu Geschlechtsverkehr unterscheiden.

verzögerter Samenerguss Behandlung
Ein verzögerter Samenerguss muss nicht immer behandelt werden

Ebenfalls spielt – wie beim vorzeitigen Orgasmus – das eigene Empfinden und dasjenige des Partners respektive der Partnerin eine wichtige Rolle. Wenn beide Partner mit der Dauer des Geschlechtsverkehrs zufrieden sind, gibt es nicht zwingend einen Handlungsbedarf. Davon ausgenommen ist die sekundäre Form eines verzögerten Samenergusses, weil diese auf eine Krankheit respektive Infektion hindeuten kann.

Ursachen

Zu möglichen Ursachen der Ejaculatio retarda zählen:

  • Rückenmarksverletzung
  • Keimdrüsenunterfunktion
  • Schilddrüsenerkrankung
  • Hypophysenunterfunktion
  • Stoffwechselerkrankung (z. B. Diabetes)
  • Nervenerkrankung (z. B. Multiple Sklerose)
  • eine Operation im Beckenbereich
  • Bestimmte Medikamente (z. B. Antipsychotika oder Antidepressiva)
  • Drogen- und Alkoholkonsum
  • Psychische Faktoren
  • Beziehungsprobleme und sexuelle Unzufriedenheit

Diagnose

Für eine Diagnose sollten sich Betroffene zuerst an ihren Urologen wenden. Dort wird ein Mann über seine Krankengeschichte abgefragt und es folgen unterschiedliche Untersuchungen. Auch kann eine Biothesiometrie (Messung der Nerven) angeordnet werden, um die Nerventätigkeit zu untersuchen.

Behandlung

Wenn eine Grunderkrankung vorliegt, kann das Problem des verzögerten Samenergusses behoben werden, indem die eigentliche Erkrankung behandelt wird.

Bei manchen Männern bleibt der Samenerguss während des Geschlechtsverkehrs aus, obwohl sie bei der Masturbation keine Probleme haben, den Höhepunkt zu erreichen. Das könnte darauf hindeuten, dass sich die Betroffenen durch die Masturbation an einen individuellen Druck, eine individuelle Dauer oder Geschwindigkeit gewöhnt haben und nur so den Orgasmus erreichen, aber grundsätzlich keine Erkrankung, Verletzung oder psychische Ursache vorliegt.

Falls die Ursache auf psychische Faktoren zurückzuführen ist, kann eine Verhaltenstherapie Abhilfe schaffen.

Ausbleibender Samenerguss

Bei einem ausbleibenden Samenerguss findet kein Samenerguss statt, trotzdem können Betroffene teilweise das Orgasmusgefühl verspüren. In der Fachwelt nennt man die Störung auch Ejaculatio deficiens. Wenn der Samenerguss ständig ausbleibt, spricht man von einer totalen Anejakulation. Es ist möglich, dass die Ejakulation nur unter bestimmten Umständen ausbleibt, was man als situative Anejakulation beschreibt. Hat der Betroffene auch einen ausbleibenden Orgasmus, spricht man von Anorgasmie.

Ursachen

Folgende körperliche Faktoren können die Ursache einer Ejaculatio deficiens sein:

  • eine Verletzung des Rückenmarks (z. B. durch Unfall verursachte Lähmung)
  • eine Operation im Beckenbereich (z. B. retroperitoneale Lymphknotendissektion)
  • Nervenerkrankung (z. B. Multiple Sklerose)
  • Stoffwechselerkrankung (z. B. Diabetes)
  • Tumorerkrankungen
  • Blockierte Samenleiter
  • Medikamente, die die Ejakulation beeinträchtigen (z. B. Antipsychotika, Alpha-1-Blocker oder Antidepressiva)

Zu den psychologischen Ursachen gehören:

  • Sexualerziehung (z. B. wenn die Eltern Sex als Sünde dargestellt haben)
  • Diskrepanzen zwischen sexueller Fantasie und Realität
  • eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körperbild
  • Beziehungsprobleme
  • Generelle sexuelle Unzufriedenheit

Diagnose

Die Diagnose erfolgt gleich wie bei der verzögerten Ejakulation, das heisst, deine Kranken- und Medikamentengeschichte werden abgefragt. Um körperliche Ursachen auszuschliessen, können auch eine transrektale Sonografie, Vasographie, Computertomografie oder Magnetresonanztomografie angeordnet werden.

Behandlung

In seltenen Fällen wird eine ausbleibende Ejakulation durch psychische Faktoren verursacht. Wenn das doch der Fall ist, kann eine Psycho- oder Sexualtherapie weiterhelfen. Andernfalls bedarf es der Behandlung der eigentlichen Grunderkrankung respektive einer Anpassung der Medikamente. Der ausbleibende Samenerguss ist je nach Schweregrad einer Lähmung respektive einer Verletzung der Nerven nicht behandelbar. Manche Betroffene können einen bestehenden Kinderwunsch möglicherweise mithilfe der assistierten Reproduktionstechnik (ART) erfüllen.

Fehlgeleiteter Samenerguss

Ein fehlgeleiteter Samenerguss, auch retrograde Ejakulation genannt, beschreibt den Vorgang, wenn beim Orgasmus eines Mannes das Sperma rückwärts in die Blase statt aus dem Penis fliesst. Da es zu keinem Samenerguss kommt, denken viele Betroffene, es handle sich um eine Anejakulation. Einer Studie zufolge sollen circa 35 % der Männer mit Diabetes mellitus von einer retrograden Ejakulation betroffen sein.

Ejakulationsstörung unerfüllter Kinderwunsch
Ein ausbleibender oder fehlgeleiteter Samenerguss zu einem unerfüllten Kinderwunsch führen

Ursachen

Verursacht wird die retrograde Ejakulation, wenn sich die Nerven und Muskeln in der Blase nicht richtig schliessen.

Sie kann verursacht werden durch:

  • eine Operation im Beckenbereich
  • Medikamente zur Behandlung von Bluthochdruck
  • eine Prostatavergrösserung
  • eine Nervenschädigung

Diagnose

Betroffene Männer bemerken die Störung, wenn sie einen ‘trockenen’ Orgasmus haben respektive durch Trübheit des Urins (da das Sperma mit dem Urin herausgespült wird). Die Diagnose erfolgt jedoch erst bei einem Besuch beim Arzt. Dieser wird dich über deine Kranken- und Medikamentengeschichte abfragen und möglicherweise bitten, in einem Nebenraum zu masturbieren und anschliessend eine Urinprobe abzugeben.

Behandlung

Eine retrograde Ejakulation ist nicht gefährlich und muss nicht behandelt werden. Allerdings sind Betroffene bei ihrer Zeugungsfähigkeit eingeschränkt. In diesen Fällen kann die Störung durch eine Behandlung mit Medikamenten oder Elektrostimulation behoben werden. Unter Umständen ist auch die Hilfe der assistierten Reproduktionstechnik nötig.

Weitere Probleme rund um den Samenerguss

Der vorzeitige, verspätete, ausbleibende oder fehlgeleitete Samenerguss werden am häufigsten thematisiert, wenn man über Ejakulationsstörungen spricht. Es gibt aber noch zahlreiche weitere Besonderheiten rund um den Samenerguss, die die betroffenen Männer belasten können.

  • Blut im Samenerguss: Eine blutige Ejakulation kann im ersten Moment ein Schock sein. Oftmals handelt es sich dabei um eine Infektion der Harnröhre oder eine Konsequenz einer Operation im Beckenbereich und verschwindet von selbst. Man sollte Blut im Ejakulat aber immer ernst nehmen und beim Arzt abklären, was der Auslöser dafür ist. Es können auch ernstere Erkrankungen zugrunde liegen.
  • Schmerzhafte Ejakulation: Ein weitverbreitetes Problem, dessen Prävalenz von ca. 1 bis 10 % in der breiten Bevölkerung beträgt, ist der schmerzhafte Samenerguss. Bei Männern mit chronischen Entzündungen der Prostata (Prostatitis) oder chronischen Beckenschmerzen steigt die Häufigkeit des schmerzhaften Orgasmus auf 30 bis 75 %. Allerdings muss man beachten, dass eine Aussage über die Prävalenz schwierig ist, da es keine einheitliche Definition der Erkrankung gibt. Ausgelöst werden die Schmerzen durch eine Infektion, Medikamente wie Antidepressiva, Samenblasensteine oder eine Operation im Beckenbereich. Auch bei dieser Störung solltest du abklären lassen, wodurch die Schmerzen ausgelöst werden.
  • Zu wenig Samenflüssigkeit und Druck: Mit dem Alter nimmt die Spermamenge und Druckintensität während des Orgasmus oftmals ab. Bei der Samenflüssigkeit hängt dies oft mit den Hormonveränderungen zusammen, bei geringem Druck mit einer geschwächten Beckenbodenmuskulatur oder einer vergrösserten Prostata. Je nach Diagnose des Arztes können Beckenbodenübungen oder Medikamente angeordnet werden.
  • Urin im Ejakulat: Diese Störung nennt man auch Climacturia (Klimakturia). Dabei verlässt beim Orgasmus nicht nur Sperma den Körper des Betroffenen, sondern auch Urin. Die Klimakturia tritt häufig nach einer radikalen Prostatektomie auf, also wenn einem Mann die Prostata entfernt wurde.
  • Post-Orgasmic-Illness-Syndrome (POIS): Hierbei treten nach dem Orgasmus typische Krankheitssymptome wie Fieber oder Abgeschlagenheit auf. Auch können die Augen beginnen zu jucken, die Nasenschleimhäute anschwellen und die Atmung erschwert sein. Die POIS ist eine seltene Ejakulationsstörung.
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Häufig gestellte Fragen

Sind Ejakulationsstörung und Erektionsstörung das Gleiche?

Nein, eine Erektionsstörung, oder erektile Dysfunktion, ist nicht das Gleiche wie eine Ejakulationsstörungen. Bei der erektilen Dysfunktion kann die betroffene Person den Penis nicht ausreichend lange oder intensiv aufrechterhalten. Oftmals leiden ältere Männer unter diesem Problem und berichten zusätzlich über eine abnehmende Intensität der Samenergüsse und Orgasmen sowie über eine geringere Spermamenge. Eine erektile Dysfunktion kann, aber muss nicht, zu einer Ejakulationsstörung führen (z. B. zum vorzeitigen Samenerguss).

Wie oft sollten Männer ejakulieren?

2-3 Mal pro Woche, wenn man den Empfehlungen einer amerikanischen Studie folgt. In einer Langzeitstudie wollten Forschende den Zusammenhang zwischen Ejakulation und dem Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, klären. 18 Jahre nach Beginn der Studie wurden die Ergebnisse ausgewertet. Die Männer, die häufig ejakuliert hatten (an mehr als 21 Tagen im Monat) hatten ein um 20 % reduziertes Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken.

Fazit

Ejakulationsstörungen zählen neben Erektionsstörungen zu den häufigsten sexuellen Funktionsstörungen bei Männern.

Am häufigsten treten vorzeitige Samenergüsse auf. Lange Zeit ging man davon aus, dass vorzeitige Orgasmen psychisch bedingt sind. Heute weiss man, dass auch organische Ursachen vorliegen können. Betroffene sollten deshalb eine ärztliche Untersuchung durchführen lassen und nie ohne Abklärungen einer Fachperson Cremes, Sprays oder spezielle Kondome zur Betäubung des Penis verwenden, da dies unerwünschte Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Die verzögerte, ausbleibende oder fehlgeleitete Ejakulation kann man verwechseln, da die Störungen ähnlich in Erscheinung treten. Auch hier sind Betroffene am besten beraten, wenn sie einen Termin bei ihrem Arzt vereinbaren. Oft entstehen solche Ejakulationsstörungen durch bestimmte Medikamente, Erkrankungen oder Verletzungen durch Operationen. Doch auch psychische Ursachen wie Depressionen, religiöse Faktoren oder Diskrepanzen zwischen sexuellen Fantasien und Realität können die Störungen verursachen. In solchen Fällen hilft eine Sexualtherapie weiter.

Hat ein Paar einen unerfüllten Kinderwunsch, können die Ejakulationsstörungen den Leidensdruck in einer Beziehung zusätzlich belasten. Es ist wichtig, dass sich Betroffene nicht für ihr Leiden schämen und das Hilfegesuch nicht hinauszögern. Es gibt viele Männer, die den Arztbesuch aus Scham gar nicht erst wagen. Diese Sorge ist angesichts der hohen Prävalenz von Ejakulationsstörungen unbegründet. Falls auch du dich beim Gedanken, zum Arzt zu gehen, unwohl fühlst, kannst du deine/n Hausarzt/ärztin bitten, dich direkt an einen Arzt der Urologie oder Andrologie zu überschreiben—das sind Fachärzte, die sich täglich mit der männlichen Sexualfunktion beschäftigen.

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